John Fante - 1933 war ein schlimmes Jahr / 1933 was a Bad Year

  • Kurzmeinung

    Mojoh
    Amerika der 30er Jahre, Harte Realität vs. Jugendträume, tolle Milieustudie auf den Punkt, wunderbar formuliert
  • Der Autor (Q: Blumenbar und Wikipedia): John Fante, geboren am 8. April 1909 in Denver als Sohn italienischer Einwanderer, zog als Mittzwanziger nach L.A. In einer Stadt, die aus Filmträumen bestand, war er mehr als fehl am Platz, und so entstand sein unnachahmlicher Stil aus innerer Zerrissenheit, Großmut und erlösenden Rachegelüsten. Sein erster Roman „Warte auf den Frühling, Bandini“ wurde 1938 veröffentlicht, im Jahr darauf folgte „Warten auf Wunder“. 1978 erblindete Fante aufgrund einer seit 1959 bestehenden Zuckerkrankheit. Bereits 1976 mussten ihm beide Beine amputiert werden. Den letzten Roman „Dreams from Bunker Hill“ diktierte er 1982 seiner Ehefrau Joyce. Als er 1983 im Sterben lag, war Charles Bukowski einer der regelmäßigen Besucher an seinem Krankenbett. Er schilderte seine Eindrücke in dem Gedicht „Tod eines Vorbilds“. Fante starb am 8. Mai 1983 in Woodland Hills an einer Folge seiner Diabetes-Erkrankung. Posthum verlieh man ihm den PEN Award für sein Lebenswerk.


    Klappentext (Q: Blumenbar): Ein Kultautor und sein vergessener Roman werden wiederentdeckt. Erstmals kann die Geschichte des Dominic Molise in angemessener Übersetzung gelesen werden, durch Alex Capus in den richtigen Sound gebracht. Es ist die Geschichte eines persönlichen und eines Klassenkampfes in der Zeit der großen Wirtschaftskrise: Ein bewegender und komischer Roman über die Jugend und ihre Auflösung im Erwachsenenleben.

    „John Fantes Romane gehören zum Besten, was die amerikanische Literatur je hervorgebracht hat.“ (Charles Bukowski)
    „Solche literarischen Figuren gibt es so selten, ich werde die nicht mehr vergessen.“ (Maxim Biller, Das literarische Quartett)
    „John Fante ist einer der ganz großen West-Coast-Autoren – italienische Leidenschaft gepaart mit californischer Coolness.“ (Alex Capus)


    Amerikanische, englische, italienische, niederländische und deutsche Ausgaben:

    • Die amerikanische Originalausgabe erschien posthum 1985 unter dem Titel „1933 Was a Bad Year“ bei Black Sparrow Press in Santa Barbara (127 Seiten). Diverse Neuauflagen folgten. 2001 erschien der Roman auch bei Canongate in Edinburgh (112 Seiten), und ab 2002 bei Ecco, einem HarperCollins-Imprint aus New York.
    • Eine italienische Übersetzung besorgte Alessandra Osti. Sie erschien als „1933, un anno terribile“ 1997 bei Mondadori in Mailand, 2001 bei Fazi in Rom und 2008 bei Einaudi in Turin.
    • Eine niederländische Übersetzung besorgte Dirk-Jan Arensman. Sie erschien 2000 als "1933 was een slecht jaar" bei Thomas Rap in Amsterdam.
    • Die deutsche Übersetzung aus dem Amerikanischen besorgte Alex Capus. Sie erschien 2016 in erster Auflage als „1933 war ein schlimmes Jahr“ bei Blumenbar im Berliner Aufbau Verlag mit einem sechsseitigen Nachwort des Übersetzers (141 Seiten). 2017 folgte eine Taschenbuchausgabe im Aufbau Taschenbuch Verlag.


    Meine Einschätzung:

    John Fante ist einer der Lieblingsautoren Bukowskis (bei denen er nicht umgehend eingeschlafen ist). Dies ist eine schmale, posthum veröffentlichte Coming-of-age-Geschichte des 17-jährigen Dominic Molise, die vielleicht sogar etwas länger hätte sein können. Ein rauflustiger Gernegroß, der in der Welt einen Gegner sieht, der alles dafür tut, einen fertig zu machen. Alles schön beiläufig erzählt. Wunderbar, wie auf jedes Scheitern noch eine Schippe Scheitern draufgepackt wird. :loool: Träume werden zurechtgestutzt. Nicht besonders komisch, sondern im Grunde traurig, auch wenn es leichtfüßig daherkommt. Baseball, Armut und eine Drei-Generationen-Familie in Colorado. Hier wird nicht wie sonst üblich ein glorioses Loblied auf die Lebbarkeit eigener Träume gesungen. Die Armut nimmt jeden Antrieb und jede Möglichkeit. Ich vermute allerdings, dass die Alex-Capus-Übersetzung zu glatt und hochsprachlich ist, obwohl es natürlich auch der spezielle Soziolekt einer von Armut bedrohten unteren Mittelschicht aus Einwanderern und Handwerkern sein kann, die die gehobene Sprechweise der Schicht, in die sie aufsteigen möchten, von der sie akzeptiert werden möchte, zu imitieren trachtet. Nicht ganz unwahrscheinlich! :-k So oder so ist der Roman ein lakonisch-trotziger Genuss. 8)

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Manner "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" (24/151)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 56 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Kuhl "Helenes Familie" (23.04.)

  • Die amerikanische Originalausgabe erschien posthum 1985 unter dem Titel „1933 Was a Bad Year“ bei Black Sparrow Press in Santa Barbara (127 Seiten). Angehängt ist eine TB-Neuauflage aus dem Jahr 2001 bei Canongate in Edinburgh (112 Seiten)

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Manner "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" (24/151)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 56 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Kuhl "Helenes Familie" (23.04.)

  • Eine italienische Übersetzung besorgte Alessandra Osti. Sie erschien als „1933, un anno terribile“ zuletzt 2008 bei Einaudi in Turin.

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Manner "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" (24/151)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 56 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Kuhl "Helenes Familie" (23.04.)

  • Jean van der Vlugt :

    Hattest Du die Rezension noch „auf Halde“ oder sie jetzt anhand von Notizen o.ä. nachträglich erstellt?

    Es ist ja manchmal so, dass man sich an das ein oder andere Buch erinnert und bedauert, keinen Leseeindruck hinterlassen zu haben.


    Hier war ich gerade verwundert, dass es noch gar keine Rezi gab :shock:.

  • Jean van der Vlugt :

    Hattest Du die Rezension noch „auf Halde“ oder sie jetzt anhand von Notizen o.ä. nachträglich erstellt?

    Es ist ja manchmal so, dass man sich an das ein oder andere Buch erinnert und bedauert, keinen Leseeindruck hinterlassen zu haben.

    Nein, die waren noch nicht fertig, aber ich hatte Notizen mit Eindrücken bzw. ganze Absätze fertig, die ich seinerzeit allerdings für nicht ausreichend genug für eine Erstrezension hielt. Nur zwei, drei Sätze, dann auch noch mit Wiederholungen aus der Inhaltsbeschreibung, fand ich zu dürftig und beliebig.

    Aber einerseits wird hier im BT immer wieder der Ruf laut, Leseeindrücke doch bitte in Rezensions-Threads einfließen zu lassen, andererseits ist vielleicht auch mein eigener Anspruch gesunken. :-, Na, jedenfalls fand ich es schade, dass manche tollen Bücher hier im BT überhaupt nicht oder nur am Rande stattfinden. Wenn der Blick in meine Monatsnotzien auf Texte mit mehr als fünf, sechs Zeilen fällt, habe ich sie in den letzten zwei Wochen, wo ich Zeit und Lust für sowas hatte, in Rezensionen umgeschrieben und mit Infos bestückt.

    Ohne meine Notizen hätte ich tatsächlich nichts mehr dazu schreiben können. Hier mal eine besonders eindrückliche Stelle, dort eine gelungene Stimmung, oder ob es mir gefallen hat. Mehr nicht. Ein Gedächtnis wie ein Sieb! :geek:

    Aber bald sind meine Notizen der letzten sechs Jahre aufgebraucht! O:-)

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Manner "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" (24/151)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 56 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Kuhl "Helenes Familie" (23.04.)

  • Na, jedenfalls fand ich es schade, dass manche tollen Bücher hier im BT überhaupt nicht oder nur am Rande stattfinden. Wenn der Blick in meine Monatsnotzien auf Texte mit mehr als fünf, sechs Zeilen fällt, habe ich sie in den letzten zwei Wochen, wo ich Zeit und Lust für sowas hatte, in Rezensionen umgeschrieben und mit Infos bestückt.

    Und ich freu mich sehr darüber, dass Du dir diese Arbeit gemacht hast. Danke :friends:

    Ich finde es spannend, was Du so immer alles ausgräbst und hier vorstellst. Und auch wenn es oft scheinen mag als ob niemand das zur Kenntnis nimmt - das täuscht. Ich glaube, sehr viele lesen fasziniert deine Rezensionen und so manches wandert auf Wunschlisten und im besten Fall auch in die Leserhände.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier