Enno Stahl - Diese Seelen

Der Autor (Q: Wikipedia und Verbrecher Verlag): Der am 24. Juni 1962 in Rheinhausen geborene Enno Stahl ist ein deutscher Schriftsteller, Journalist, Herausgeber und Organisator. Studium der Germanistik, Philosophie und Italianistik (1997 Dr. phil.), lebte von 1983 bis 2008 in Köln, jetzt in Neuss. Er veröffentlichte Prosa, Lyrik, Essays, Glossen und Kritiken in Zeitungen und Rundfunk sowie in Zeitschriften und Anthologien. Zahlreiche Stipendien und Preise. Stahl war Mitherausgeber der Literaturzeitschrift ZeilenSprung (1985–1991), aus der 1988 der KRASH Verlag hervorging (seit 2004: KRASH Neue Edition). Er organisierte diverse Performance-Shows und Live-Literatur-Reihen und war Mitglied der Kunstpiraten (1990–1994), der Rheinischen Fundamentalisten (1995–1999) sowie Mitbegründer der Autorenvereinigung Rheinische Brigade. Von 2005 bis 2011 war er Mitorganisator der Lesebühne am Brüsseler Platz, 2011 bis 2014 leitete er u.a. mit Swantje Lichtenstein und Jens Prüss den Literaturclub Düsseldorf (LCD). Seit 2017 ist Stahl Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Regelmäßig nimmt er auch in Tagesmedien Stellung, so in der jungen Welt und in der taz.
Herausgeber von u.a. „Popliteraturgeschichte(n)“ (2007) und „Karl Otten Lesebuch“ (2007). 2019 erschien sein Buch „Die Sprache der Neuen Rechten: Populistische Rhetorik und Strategien“ im Alfred Kröner Verlag.
2004 erschien sein Roman „2PAC AMARU HECTOR“. Im Verbrecher Verlag erschienen außerdem die Romane „Diese Seelen“ (2008), „Winkler, Werber“ (2012), „Spätkirmes“ (2017) und „Sanierungsgebiete“ (2019) sowie der kritische Essayband „Diskurspogo. Über Literatur und Gesellschaft“ (2013).
Mit Ingar Solty gab er den Band „Richtige Literatur im Falschen? Schriftsteller – Kapitalismus – Kritik“ heraus. Dieser Band geht auf eine Tagungsreihe zurück, die seit mehreren Jahren in verschiedenen Städten in Deutschland und Österreich stattfindet und von Solty und Stahl kuratiert wird.

Klappentext (Q: Verbrecher Verlag): Diese Seelen erzählt Geschichten aus der neoliberalen Wirklichkeit. Der realitätsferne Soziologe Robert rutscht in die Arbeitslosigkeit. Seine Ex-Freundin, die TV-Journalistin Tess, scheitert an ihrer Skrupellosigkeit. Jürgen, ein Junge aus dem Kölner Kleinbürgertum, träumt von der großen Karriere als Tänzer in der Show von Tess, versagt aber auf ganzer Linie. Seine Schwester Mika, Arbeitsvermittlerin, sucht ordentliche Verhältnisse und stürzt in die Katastrophe ...

Der Erstauflage des Romans erschien 2008 als Hardcover im Verbrecher Verlag, Berlin (265 Seiten). Weitere Auflagen gab es nicht. Der Roman besteht aus den vier Abschnitten „I. Robert oder Das weiße Rauschen“, „II. Tess oder Das rote Licht“, „III. Jürgen oder Die Köln-Rolle“ und „IV. Mika oder Das Maß der Dinge“.

Vier längere Erzählungen verweben sich zu einem Roman über Leben, Karriere und Scheitern in der neoliberalen deutschen Gesellschaft, in dem die Hauptfigur des einen Abschnitts als Nebenfigur in einem oder mehreren anderen Abschnitten auftaucht. Der Leser muss jeweils die Position der meist nicht besonders sympathischen, selbstsüchtigen Figuren einnehmen, was manchmal eine Herausforderung an die Empathie darstellt. Was alle vier Figuren verbindet, ist, dass sie, während sie versuchen, beruflich aufzusteigen, moralisch (und teilweise auch sozial) abrutschen bzw. daran scheitern, dass sie sich von den Meinungen anderer abhängig machen. Der erste Teil mit dem arroganten Soziologen gefiel mir noch so mittelprächtig, doch der zweite Teil mit der zynischen TV-Moderatorin gleich viel mehr. Da die beiden letzten Abschnitte aber richtig gut waren und der Roman zu einem runden Abschluss kam, sage ich: Im Zweifel für den unbekannten Schriftsteller und erhöhe die Bewertung auf vier Sterne. Ich bin ja immer ein wenig auf der Suche nach einem deutschen Houellebec – und Enno Stahl geht schon in die Richtung.