Eddie Yaku - Der glücklichste Mensch der Welt / The Happiest Man on Earth

  • Autor: Eddie Yaku

    Titel: Der glücklichste Mensch der Welt

    Seiten: 207

    Verlag: Droemer Knaur

    ISBN: 978-3-426-21499-2

    Übersetzung: Ulrike Strerath-Bolz


    Autor:

    Eddie Yaku wurde 1920 in Leipzig als Abraham Salomon Jakubowicz geboren und machte eine Ausbildung zum Feinmechaniker, bevor er 1938 von den Nazis in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert wurde. Nach Flucht und Versteck in den Niederlanden und Belgien wurden er und seine Familie nach Auschwitz deportiert, seine Familie ermordet. 1950 wanderte er nach Australien aus, wo er seit dem lebte. Er gründete zusammen mit anderen Überlebenden das Sidney Jewish Museum.


    Inhalt:

    "Mein lieber neuer Freund, meine liebe neue Freundin,


    ich lebe jetzt schon ein Jahrhundert lang und weiß, was es heißt, dem Bösen ins Antlitz zu blicken. Ich habe die größten Übel der Menschheit gesehen, das Grauen der Todeslager, den Versuch der Nazis, mein Leben und mein ganzes Volk auszulöschen. Doch heute betrachte ich mich als den glücklichsten Menschen der Welt. In all meinen Jahren habe ich gelernt: Das Leben kann schön sein, wenn wir es schön machen. Ich will dir meine Geschichte erzählen."


    Eddie Jaku

    (Klappentext)


    Rezension:

    Was macht es mit einem Menschen, wenn man ihn mehrmals durch die Hölle auf Erden schickt? Wenn dieser nicht weiß, ob er vor Schmerz, Hunger, Kälte, Grausamkeit und abgrundtiefer Gewalt den nächsten Tagen, den nächsten Abend erleben wird? Der Holocaust-Überlebende Eddie Yaku erzählt es uns.


    Eddie Yaku wurde 1920 als Abraham Salomon Jakubowicz in Leipzig geboren und begann erst im hohen Alter seine bewegende geschichte zu erzählen. Hundert Jahre nach seiner Geburt hat er sie zu Papier gebracht und nun liegt sie in übersetzter Form vor, in dem Land, welches ihn einst jedwedes Recht zum Leben absprach.


    Doch Jaku hegt keinen Groll, sondern blickt positiv auf das Leben. Bemerkenswert bei all dem, was er durchmachen und erleiden musste. Er erzählt von der Machtergreifung der Nazis in Deutschland ebenso, vom Verstecktwerden und Verstecktsein, von Lüge und Verrat, dem Ausgeliefertsein in der Hölle auf Erden, aber auch vom kleinen Glück, welches half, den Willen zum Überleben zu bewahren.


    Zitat

    Wenn du heute die Gelegenheit dazu hast, bitte, geh nach Hause und sag deiner Mutter, wie sehr du sie liebst. Tu es für deine Mutter. Und tu es für deinen neuen Freund Eddie, der es seiner Mutter nicht mehr sagen kann.


    Holocaust-Biografien gibt es inzwischen viele zu lesen. Wichtige Zeitzeugen-Berichte sind dies, die, so sie noch nicht geschrieben sind, festgehalten werden müssen. In ein paar Jahren schon, sind die Erzählenden nicht mehr, doch wird man diese Dokumente in Zukunft benötigen, um zu erinnern und nicht zu vergessen.


    Eddie Yakus Bericht ist dabei eines der positiveren, die man sich erlesen kann. So viel Einfühlsamkeit, auch Fragen erwartet man kaum beim Lesen. Unterteilt ist die Biografie in Maximen, die ihm im jeweiligen Lebensabschnitt geholfen haben, sich zu orientieren und zu überleben.


    Alleine dies ist schon sehr besonders, zudem die direkte Ansprache. Fast wirkt es so, als säße man dem Autoren gegenüber und würde einem Vortrag über dessen Leben lauschen. Alles wird plastisch, die kleinen und großen Momente des Grauens, aber auch des Glücks. Es ist die Biografie eines besonderen Menschen, der sich nie besonders nahm, ein Dokument, welches mahnt, ohne mahnend zu wirken.


    Ein beeindruckender Mensch. Auch dessen Geschichte sollte nicht vergessen werden.

    Den Anfang macht dieser Bericht.

  • Ich lese eigentlich keine Biographien – auch uneigentlich nicht. Bisher hat mich zumindest keine wirklich angesprochen und neugierig gemacht. „Der glücklichste Mensch der Welt“ stellt die erste Ausnahme dar. Eddie Jaku ist über hundert Jahre alt, ein Holocaust-Überlebender und erzählt, warum er -trotz all‘ der Grausamkeit, die er erfahren hat- der glücklichste Mensch der Welt ist.



    Eddie Jaku ist Deutscher – und Jude. 1920, bei seiner Geburt, spielt das noch keine Rolle, doch wie wir alle wissen, sollte sich das in den nächsten zwei Jahrzehnten ändern. Er erzählt sein Leben. Es wird nichts beschönigt und Jaku verzichtet komplett darauf seine Geschichte dramatischer zu erzählen. Er ist nicht nüchtern in seiner Erzählung, aber er hat es nicht nötig sein Leben spannender zu gestalten. Eddie Jaku berichtet über sein komplettes Leben, wobei der Hauptteil des Romans sich mit seinem Leben während des Nationalsozialismus und der Kriegszeit beschäftigt.



    Jaku hat alles erlebt: Verrat, Folter, Hunger, Flucht, Ausschwitz, … und zum Glück hat er dieses auch überlebt. Aber ihm sind auch immer wieder Hilfsbereitschaft, Güte, Freundschaft und Mut begegnet. Es ist erstaunlich, dass er während der grausamen Zeit im KZ nie die Hoffnung verloren hat und auch rückblickend immer noch das Gute im Menschen sehen kann. Nach dem Krieg fiel er in ein Loch, aber als sein Sohn geboren wurde, entschied er sich der glücklichste Mensch der Welt zu werden und jeden Tag zu lächeln, denn nur so macht das Überleben des Grauens einen Sinn.



    Fazit: Es ist interessant das Leben von Eddie Jaku zu erfahren und ihm zuzuhören, während er von Glück und Leid berichtet, aber auch immer von Hoffnung und man kann ein paar Dinge fürs eigene Leben mitnehmen: Freundlichkeit ist wichtig, genauso wie sich selbst treu zu bleiben. Manchmal muss man von Tag zu Tag denken, um zu überleben, seine Freunde stets wertschätzen und nie die Hoffnung verlieren. Eddie Jaku, ein bemerkenswerter Mann und ein interessantes Leben.


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