Verlagstext:
Heute fährt Elsa zum ersten Mal in ihrem Leben in einem LKW – das klingt nach Abenteuer. Aber Elsa fühlt sich gar nicht wohl. Als die Tür geöffnet wird, rennt sie deshalb einfach davon. Sie rennt und rennt so schnell sie kann bis in den Wald. Hier gefällt es Elsa. Sie beschließt, eine Waldkuh zu werden. Doch das ist gar nicht so einfach, wie sie sich das vorgestellt hat…
Quelle: amazon.de
Meine Meinung:
"Elsa büxt aus" ist ein zauberhaft illustriertes Buch zu einem ganz schwierigen Thema: Tiertransporte, gerettete Tiere, generell die Frage, wie wir es halten mit "Nutz"-Tieren. Auch wenn das Buch hauptsächlich im Wald und später auf dem Gnadenhof spielt und die dortigen Begegnungen der Kuh Elsa schildert, ist ja doch die Grundvoraussetzung ihrer Situation die vorangegangene Flucht vorm Schlachthof. Wenn man nicht vegan oder vegetarisch lebt, muss man sich natürlich Gedanken darüber machen, wie das Fleisch auf den Teller kommt - und diese Gedanken an die grausamen Tatsachen der Tiertransporte und des Schlachthofprozederes können ganz schön schmerzen. Hier sollen relativ kleine Kinder mit der Thematik in Berührung gebracht werden und ich frage mich, ob das nicht zu früh ist oder ob mit dem Buch nicht vielmehr die Eltern zum Vegetarismus erzogen werden sollen. Die im Buch angesprochene Altersgruppe halte ich für zu jung, um vor die Entscheidung gestellt zu werden, gar kein Fleisch mehr zu essen (denn auch die Tiere vom benachbarten Biohof müssen ja irgendwo geschlachtet werden) oder alternativ bei jeder Portion Gulasch ein schlechtes Gewissen zu haben. Da in der Familie in der Regel die Eltern entscheiden, was eingekauft und gekocht wird, kann ich auch nur schlussfolgern, dass dieses Buch sich eigentlich an die Eltern richtet und in der letzten Konsequenz auf eine Ernährungsumstellung hin zu Vegetarismus abzielt. Das ist bei Erwachsenen oder auch schon älteren Jugendlichen kein Problem, aber bei Kindern der in diesem Buch vordergründig angesprochenen Altersgruppe 4-6 Jahre empfinde ich das als zu früh. Und wenn eigentlich die vorlesenden Eltern erreicht werden sollen, empfinde ich es als suggestiv.
Dennoch ist es gut, dass das Buch die Fragen aufwirft, warum man die Kuh auf den Gnadenhof krault, anschließend daheim aber ein Schnitzel isst von einem Schwein, das den Absprung von der Schlachthoframpe leider nicht geschafft hat; warum wir das eine Tier in engste Ställe sperren, schnellstmöglich mästen und dann essen, aber das andere Tier liebevoll verhätscheln, mit ihm spielen und ihm Gourmetfutter kaufen. Ich persönlich finde das Alter 10-12 Jahre oder älter für diese Fragestellungen sinnvoller, denn dann kann mit der Reflexion über diese Themen auch eine selbstbestimmtere und besser informierte Ernährungsumstellung des Kindes einhergehen als bei der hier angesprochenen Altersgruppe der Kindergartenkinder, die auf die Ernährungsvorgaben ihrer Eltern angewiesen sind.