Christiane Wittenburg - Elsa büxt aus

  • Verlagstext:


    Heute fährt Elsa zum ersten Mal in ihrem Leben in einem LKW – das klingt nach Abenteuer. Aber Elsa fühlt sich gar nicht wohl. Als die Tür geöffnet wird, rennt sie deshalb einfach davon. Sie rennt und rennt so schnell sie kann bis in den Wald. Hier gefällt es Elsa. Sie beschließt, eine Waldkuh zu werden. Doch das ist gar nicht so einfach, wie sie sich das vorgestellt hat…

    Quelle: amazon.de


    Meine Meinung:


    "Elsa büxt aus" ist ein zauberhaft illustriertes Buch zu einem ganz schwierigen Thema: Tiertransporte, gerettete Tiere, generell die Frage, wie wir es halten mit "Nutz"-Tieren. Auch wenn das Buch hauptsächlich im Wald und später auf dem Gnadenhof spielt und die dortigen Begegnungen der Kuh Elsa schildert, ist ja doch die Grundvoraussetzung ihrer Situation die vorangegangene Flucht vorm Schlachthof. Wenn man nicht vegan oder vegetarisch lebt, muss man sich natürlich Gedanken darüber machen, wie das Fleisch auf den Teller kommt - und diese Gedanken an die grausamen Tatsachen der Tiertransporte und des Schlachthofprozederes können ganz schön schmerzen. Hier sollen relativ kleine Kinder mit der Thematik in Berührung gebracht werden und ich frage mich, ob das nicht zu früh ist oder ob mit dem Buch nicht vielmehr die Eltern zum Vegetarismus erzogen werden sollen. Die im Buch angesprochene Altersgruppe halte ich für zu jung, um vor die Entscheidung gestellt zu werden, gar kein Fleisch mehr zu essen (denn auch die Tiere vom benachbarten Biohof müssen ja irgendwo geschlachtet werden) oder alternativ bei jeder Portion Gulasch ein schlechtes Gewissen zu haben. Da in der Familie in der Regel die Eltern entscheiden, was eingekauft und gekocht wird, kann ich auch nur schlussfolgern, dass dieses Buch sich eigentlich an die Eltern richtet und in der letzten Konsequenz auf eine Ernährungsumstellung hin zu Vegetarismus abzielt. Das ist bei Erwachsenen oder auch schon älteren Jugendlichen kein Problem, aber bei Kindern der in diesem Buch vordergründig angesprochenen Altersgruppe 4-6 Jahre empfinde ich das als zu früh. Und wenn eigentlich die vorlesenden Eltern erreicht werden sollen, empfinde ich es als suggestiv.


    Dennoch ist es gut, dass das Buch die Fragen aufwirft, warum man die Kuh auf den Gnadenhof krault, anschließend daheim aber ein Schnitzel isst von einem Schwein, das den Absprung von der Schlachthoframpe leider nicht geschafft hat; warum wir das eine Tier in engste Ställe sperren, schnellstmöglich mästen und dann essen, aber das andere Tier liebevoll verhätscheln, mit ihm spielen und ihm Gourmetfutter kaufen. Ich persönlich finde das Alter 10-12 Jahre oder älter für diese Fragestellungen sinnvoller, denn dann kann mit der Reflexion über diese Themen auch eine selbstbestimmtere und besser informierte Ernährungsumstellung des Kindes einhergehen als bei der hier angesprochenen Altersgruppe der Kindergartenkinder, die auf die Ernährungsvorgaben ihrer Eltern angewiesen sind.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

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  • Huhu, über die 3 Verlinkungen kann man die Bücher scheinbar auch garnicht mehr bekommen....


    Darf ich dir eine Frage zu dem Buch stellen? Kanns ja leider nicht selber angucken wenn ich es nicht bekomme. :lol:

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • über die 3 Verlinkungen

    Meinst du damit die oben angezeigten Buchhandlungen? Ich habe das Buch von NetGalley bekommen.


    Und ja, frag ruhig! :D

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  • Deine Besprechung ist detailliert, klar und absolut nachvollziehbar. Ich möchte meine Nichtenliebchen (8+9) gerne damit bekannt machen, aber Deiner Einschätzung nach werde ich wohl mit dem Thema noch etwas warten. Vielen Dank, bin auf solche Tipps immer angewiesen.

  • Deine Besprechung ist detailliert, klar und absolut nachvollziehbar. Ich möchte meine Nichtenliebchen (8+9) gerne damit bekannt machen, aber Deiner Einschätzung nach werde ich wohl mit dem Thema noch etwas warten. Vielen Dank, bin auf solche Tipps immer angewiesen.

    Ich finde halt, mit dem Thema Tierwohl kann man sich kaum ernsthaft befassen, ohne dann auch Konsequenzen in der persönlichen Lebensweise zu ziehen. Wenn die Eltern das nicht wollen, hat ein Kind in der Zielaltersgruppe des Buches schlechte Karten, das zu ändern, dafür aber beim Essen Schuldgefühle. Größere Kinder haben da einen anderen Stand, Jugendliche erst recht - da kenne ich einige, die ihre Ernährung anders gestalten als der Rest der Familie und das auch eigenständig hinbekommen.

    Vielleicht ergibt es Sinn, dieses Buch zu lesen, wenn man sowieso schon vegetarisch lebt und diese Einstellung auch den Kindern einpflanzen möchte.

    An sich aber finde ich die Thematik sehr wichtig und werde nach der Lektüre des Buches nun nach passenden Büchern für größere Kinder / Jugendliche suchen. Oder es lassen - denn eigentlich mag ich es, wenn solche Themen einfach "nebenbei" in einem Buch untergebracht werden. Zum Beispiel ist der beste Freund vom kleinen Drachen Kokosnuss, der Fressdrache Oskar, Vegetarier. Die Kokosnussbücher könnten für deine Nichtenliebchen altersmäßig gerade noch interessant sein. Da kann ich z.B. diesen Band empfehlen, in dem es (abgesehen von der Frage, ob man pc noch "Indianer" sagen darf) um vegetarischen Büffeleintopf und moderne Rollenmodelle für Mädchen geht:

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  • Danke, ist notiert. Die Frage ist umso schwieriger, wenn man nicht selbst zu den Eltern gehört, also dieses Thema von aussen hereinbringt. Das hatte ich spontan so noch gar nicht überblickt, gebe Dir aber da völlig Recht. Der kleine Drache Kokosnuss ist da sicher weniger " brisant". :winken:

  • Meinst du damit die oben angezeigten Buchhandlungen? Ich habe das Buch von NetGalley bekommen.

    Genau.

    Und ja, frag ruhig! :D

    Also eigentlich hast du die Frage jetzt schon beantwortet. :lol: Ich denke, man kann sich halt ja mit dem Thema auseinander setzen und was daraus ziehen.

    Deine Gedanken in welchem Alter das sinnvoll ist find ich aber logisch. Nur könnte es ja auch gut sein, wenn auch Kinder wissen, wo das Fleisch das sie essen her kommen.

    Allerdings muss ich auch dazu sagen, das ich in dem Thema zu wenig drin bin da ich keine Kinder habe und auch in meiner Familie noch keine Kinder sind (also Nichten oder Neffen)....

    Aber daher dachte ich ich frage mal. :)

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • Also eigentlich hast du die Frage jetzt schon beantwortet. :lol:

    Dann ist es ja gut. :lol:


    Nur könnte es ja auch gut sein, wenn auch Kinder wissen, wo das Fleisch das sie essen her kommen.

    Absolut. Nur finde ich die Schlachthof-Thematik einfach noch nicht passend für das angegebene Alter - falls man nicht als Familie vegetarisch lebt. Aber selbst dann ist es für Kinder in dem Alter aus meiner Sicht zu gruselig. Später sollte man auf jeden Fall darüber reden!


    Das alles wird in dem Buch auch nicht wirklich ausgeführt, sondern am Anfang nur mit der Flucht der Kuh angerissen. Man muss das nicht zwangsläufig vertiefen, aber dem Kind tut sich dann eine logische Lücke auf: Warum hatte die Kuh auf dem LKW so ein schlechtes Gefühl? Warum war es gut für sie, dass sie geflohen ist? - Man hat da als Elternteil also schon einen gewissen Spielraum, was man dem Kind erzählt und was nicht, aber wenn man ehrlich zum Kind sein möchte, wird die Geschichte an dieser Stelle extrem gruselig.


    Ich persönlich finde es in dem Alter wichtiger, über artgerechte Tierhaltung zu sprechen und zu schauen, dass im Sinne des Tierwohls möglichst wenig Fleisch auf den Tisch kommt, möglichst bio und/oder vom Bauernhof in der Region, wo man gucken kann, wie die Tiere leben. (Wir sind regelmäßig auf einem konventionellen Bauernhof im Urlaub, wo der Bauer einfach keine Lust auf die komplizierte Bio-Zertifizierung, aber trotzdem die glücklichsten Kühe weit und breit auf der Weide stehen hat.) Damit können die Kinder etwas anfangen und verstehen dann auch, warum es sinnvoll ist, den Fleischkonsum zu begrenzen.

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  • Von einer, die auszog, um ihren Platz zu finden

    Bisher war Elsas Leben unbeschwert: grasen auf der Weide und im Stall ein Dach über dem Kopf. Nun aber gibt es was Neues, denn sie steht in einem LKW und wird irgendwohin kutschiert. Aber irgendwie kann Elsa dieses Abenteuer nicht genießen, weil sie im Hinterkopf immer die warnende Stimme ihrer Mutter hört. So packt Elsa die sich ihr bietende erste Gelegenheit beim Schopf und türmt beim Türöffnen aus dem LKW, so schnell sie nur kann, davon in Richtung Wald, wo sie erst einmal Luft holt. Da es ihr im Wald so gut gefällt, ist ihr Entschluss schnell gefasst, eine Waldkuh zu werden. Aber da gibt es so einige Hindernisse, die sie nicht bedacht hat…


    Christiane Wittenburg hat mit „Elsa büxt aus“ ein Kinderbüchlein vorgelegt, dass bei kleinen Lesern mit einer unterhaltsamen Geschichte und gelungenen Illustrationen ein Leuchten in den Augen hervorruft, während sie Elsa bei ihrem Abenteuer folgen. Deren Waldausflug nebst Begegnungen unter anderem mit Fuchs, Eichhörnchen, Hirsch und Wildschwein sorgt für Spannung und beim Vorlesen für allerlei Fragen und Gespräche bei den kleinen Lesern und Zuhörern.


    Ein schönes Buch für kleine Leser, an dem aber auch Erwachsene beim gemeinsamen Vorlesen ihre Freude haben. Empfehlenswert!


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten