Zoe Brisby - Reise mit zwei Unbekannten / L'Habit ne Fait pas le Moineau

  • Ein charmanter Roadtrip

    „Sie hinterließ ihm die Erinnerungen an diese zwei Tage. Das war nicht viel, aber er konnte sich ihrer bedienen, wie man sich eines Schmuckkästchens bedient.“ (Zitat Seite 360)


    Inhalt

    Alex ist fünfundzwanzig Jahre alt, unsicher, schüchtern und unglücklich verliebt. Er muss raus aus dem Alltag und beschließt, durch Frankreich nach Brüssel zu fahren. Aus finanziellen Gründen sucht er über eine Mitfahrzentrale eine weitere Person. Als er in seinem alten Renault Twingo Max „Hobbies: Technik, Whisky, Tour de France“ abholt, rechnet er mit einem jungen Mann. Doch es erwartet ihn Maxine, violette Haare, exzentrisch und über neunzig Jahre alt. Sie hat erste Anzeichen für Alzheimer an sich entdeckt und und will in Brüssel ihr Leben selbstbestimmt geordnet beenden. Doch zuvor will sie diese Reise richtig genießen, Spaß haben und plötzlich können beide wieder lachen.


    Thema und Genre

    Dieser Roman ist ein charmantes Roadmovie. Es geht um Verständnis zwischen den Generationen, Lebenserfahrung, Mut und vor allem um die Freude am Leben mit allen Höhen und Tiefen.


    Charaktere

    Das denkt Maxine über Alex: „Was diesem jungen Mann fehlte, war Vertrauen. Zunächst einmal Selbstvertrauen, aber darüber hinaus auch Vertrauen zu anderen, Vertrauen in das Leben, Vertrauen in die Zukunft.“ (Zitat Seite 38)

    Das denkt Alex über Maxine: „Einerseits sah sie aus wie eine freundliche und harmlose alte Dame, andererseits bekam sie offenbar alles was sie wollte, und brachte ihr Gegenüber mühelos dazu, das Gegenteil von dem zu tun, was er eigentlich vorgehabt hätte.“ (Zitat Seite 39)


    Handlung und Schreibstil

    Die Handlung umfasst nur wenige Tage. Sie beginnt mit den beiden Einträgen in das Formular der Mitfahrzentrale und schildert chronologisch den Verlauf der Reise von Alex und Maxine. Details aus dem Leben der beiden erfahren wir durch die Episoden, die sie einander erzählen. In den einzelnen Kapiteln steht jeweils Alex oder Maxine im Mittelpunkt der personalen Erzählform, was Abwechslung und Vielfalt in den Text bringt. Es sind witzige und skurrile Situationen, die sie auf dieser Reise erleben, manche abenteuerlich und oft überraschend. Spannung erhält die Geschichte durch die Frage, ob und wie diese gemeinsame Reise die beiden Hauptfiguren verändern wird. Für mich wäre die Handlung damit perfekt gewesen, doch die Autorin bringt ein weiteres Detail als Spannungsmoment in die Handlung, die dadurch etwas ins Unglaubhafte, Konstruierte abgleitet.


    Fazit

    Liebenswerte Charaktere, Humor und Lebensfreude ergeben einen unterhaltsamen Roadmovie-Roman.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Zoe Brisby - Reise mit zwei Unbekannten“ zu „Zoe Brisby - Reise mit zwei Unbekannten / L'Habit ne Fait pas le Moineau“ geändert.
  • Sie haben zufällig dasselbe Ziel: Brüssel. Als sich die rund 95-jährige Maxine über ein Mitfahrerportal im Internet meldet, ahnt sie nicht, welche ungewöhnliche Fahrt sie erwarten wird. Eigentlich möchte die exzentrische Witwe nur zu einer Klinik gebracht werden, um Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Doch der 25-jährige Student Alex, zu dem die ehemalige Grundschullehrerin in den Twingo steigt, hält gar nichts von diesen Plänen. Auch er hat es nicht leicht im Leben. Zu allem Überfluss wird das ungleiche Paar unterwegs verfolgt und muss fliehen. Ob die beiden die belgische Hauptstadt da noch erreichen werden?


    „Reise mit zwei Unbekannten“ ist ein Roman von Zoe Brisby.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 63 kurzen Kapiteln. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus einer auktorialen Perspektive, die sich meist auf Alex und Maxine fokussiert. Die Handlung umfasst nur etwas mehr als zwei Tage.


    Der Schreibstil ist anschaulich und dank vieler Dialoge sehr lebhaft. Gut gefallen hat mir insbesondere der Wortwitz, der an etlichen Stellen zum Tragen kommt. Er verliert sich auch nicht in der deutschen Übersetzung.


    Mit Alex und Maxine stehen zwei sehr gegensätzliche Charaktere im Vordergrund. Mit ihrer frechen und sehr rüstigen Art war mir Maxine auf Anhieb sympathisch. Alex wirkt zunächst ziemlich wehleidig und übellaunig. Aber auch ihn habe ich im Verlauf der Handlung ins Herz geschlossen. Die Protagonisten sind ein wenig überzeichnet. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich jedoch gut nachvollziehen. Weitere Personen spielen eine stark untergeordnete Rolle.


    Themen wie Alzheimer, Sterbehilfe und Depressionen bringen ernstere Töne in den Roman. Sie machen die Geschichte bewegend und sorgen für nachdenkliche Momente. Heitere und lustige Episoden überwiegen allerdings. Zwar nutzen sich manche Gags durch inhaltliche Wiederholungen ein wenig ab. Dennoch musste ich beim Lesen immer wieder lachen und schmunzeln.


    Die Handlung des Roadtrips ist turbulent und abwechslungsreich. Mehrere Verwicklungen und Zwischenfälle machen die Reise zu einem unterhaltsamen Lesevergnügen. Dabei konnte ich darüber hinwegsehen, dass einige Ereignisse recht konstruiert erscheinen und manches ein wenig dick aufgetragen wurde. Die Botschaft der Geschichte, die recht plakativ vermittelt wird, ist positiv und lebensbejahend.


    Ein schöner Pluspunkt ist die abgedruckte Playlist am Ende des Romans.


    Das Cover ist modern und ansprechend gestaltet. Der deutsche Titel ist nicht unpassend, sagt mir aber nicht so zu wie die französischsprachige Variante („L'habit ne fait pas le moineau“).


    Mein Fazit:

    „Reise mit zwei Unbekannten“ von Zoe Brisby ist ein amüsanter und charmanter Roman mit kleineren Schwächen. Wer es mit der Realitätsnähe nicht allzu genau nimmt, wird gut unterhalten.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Unterhaltsamer Roadtrip

    Der junge Alex hat Liebeskummer und beschließt einen Auslug nach Brüssel zu machen. Kurzerhand meldet er sich bei einem Mitfahrportal an. Maxine möchte ihr Ableben selbst bestimmen und büxt aus dem Seniorenheim aus. So treffen die alte, jung gebliebene, Dame, mit ihren unendlichen Weisheiten, die besser wirken als jeder Psychiater und der junge, altmodische, depressive Junge aufeinander.

    Die Fragen des Mitfahrportals sind jedoch genauso ein Spießrutenlauf wie die Angaben auf einer Datingseite. Zu altbacken? Nicht cool? Genau diese Probleme hat Maxime nicht mehr. Im Gegenteil mit ihrem hohen Alter will sie die Leute in ihrer Umgebung zum guten Kehren. Der Chauffeur soll zum Juristen werden und das junge Mädchen zum Supermodel. Mit dieser Ansicht aufs Leben schreckt sie auch nicht vor dem vermeintlichen "Junkie" Alex zurück. Sie will ihr Leben selbst beenden und er versucht einen Ausweg aus seiner Depression zu finden.

    "Mit dem Lachen ist es wie mit der Liebe: Beide müssen uns überrumpeln oder beschleichen, wenn sie rechter Art sein sollen!"

    Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Das Buch hat viele witzige Szenen und Gespräche, diese werden jedoch an einigen Stellen inhaltlich immer wieder wiederholt. Die ernsten Themen die hier behandelt wurden sind zahlreich: Depression, Alzheimer, Sterbehilfe, Altersheime, Schwierigkeiten des Alters. Meiner Meinung nach auch zu zahlreich, um diese entsprechend zu behandeln, bringt die Leser dazu über das ein oder andere Thema nachzudenken. Es treffen jung und alt, depressiv und lebenserfahren aufeinander und das alles in einer Zeitspanne von knapp zwei Tagen. In diesen zwei Tagen passiert vieles, einige Szenen sind auch etwas zu viel des Guten und wirken etwas überspitzt dargestellt. Dennoch ist der Weg den die beiden beschreiten schön mit anzusehen und hat auch immer wieder für ein schmunzeln gesorgt.

    Alles in allem eine ganz nette Geschichte, mit einigen humorvollen Szenen, vielen Wiederholungen, die jedoch nicht langfristig im Gedächtnis bleibt.

  • Die 90-jährige Maxine ist des Lebens überdrüssig. Daher ist sie aus dem Seniorenheim ausgebüxt und will nun selbst bestimmen, wie und wann sie aus dem Leben tritt. Den 25-jährige Alex hat Liebeskummer ergriffen und er leidet unter einer Depression. Über die Mitfahrzentrale sucht einen Mitfahrer für eine Fahrt nach Brüssel. Das Schicksal erlaubt sich einen Jux und bringt die beiden so unterschiedlichen Personen zusammen. Doch die Polizei ist Maxine schon auf den Fersen, da man von einer Entführung ausgeht.


    Es fällt mir schwer, diese Geschichte zu beurteilen. Auf der einen Seite werden ernsthafte Themen wie Alzheimer und Depression behandelt, auf der anderen Seite ist vieles stark überspitzt, fast schon klamaukhaft dargestellt. Das ist eigentlich so gar nicht meine Sache. Natürlich war einiges wirklich witzig, aber mir wurde es dann etwas zu viel.


    Maxine hat ein selbstbestimmtes Leben geführt. Manches in ihrem Leben ist gut gelaufen, anderes vielleicht nicht so. Ihr Mann ist an Alzheimer gestorben und nun erkennt sie einige Anzeichen auch bei sich selbst. Noch ist sie fit genug, um eine Entscheidung für sich zu treffen. Sie will Sterbehilfe in Brüssel annehmen. Alex ist jung, wirkt aber mit seiner Art recht alt. Er ist weinerlich und lässt sich vollkommen in seine Depression fallen. Doch da kommt er bei seiner Mitreisenden an die Richtige. Sie lässt ihre Lebensweisheiten auf ihn los. Die Beiden sind sich sympathisch und werden immer offener.


    Gemeinsam erleben sie ungewöhnliche, manchmal absurde Dinge und führen kuriose Dialoge. Dass das alles in relativ kurzer Zeit geschieht, ist für mich ziemlich unrealistisch. Realistisch fand ich allerdings, wie die Sensationsmedien das Ereignis ausgeschlachtet haben.


    Für mich war es so ein Buch „kann man lesen, muss man aber nicht“.

  • Inhalt:

    Die 90-jährige energische Maxine ist aus dem Seniorenheim ausgebüxt, um ihr Ableben selbstbestimmt zu regeln. Der schüchterne Student Alex hat Liebeskummer und braucht frischen Wind. Das Schicksal führt sie über ein Mitfahrportal zusammen. In einem uralten Twingo brechen sie zu einer Fahrt durch Frankreich nach Brüssel auf. Als Maxine von der Polizei gesucht wird, beginnt ein atemloses Abenteuer - mit Blick auf die grandiose Vielfalt des Lebens.


    Rezi: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Unterhaltsam, aber zu viel des Unwahrscheinlichen passiert


    Maxine und Alex erleben auf ihrer Reise, die nur zwei Tage dauert, so viel unwahrscheinliches, dass es die Geschichte unrund wirken lässt. Zu konstruiert, zu gewollt.


    Eigentlich würde mir die Idee dahinter ja sehr gut gefallen, doch dieses zu viel bezieht sich nicht nur auf die Ereignisse, sonder auch auf den Charakter der beiden Protagonisten. Alex ist doch sehr depressiv gezeichnet, auch wenn es das durchaus gibt, nur würde er dann wahrscheinlich keine alte Dame mit auf seine Fahrt nehmen. Maxine ist überdreht, voll mit Energie und Lebenslust und gerade sie macht sich auf um ihr Ableben zu beschließen? Das passt nicht ganz zusammen.


    „Reise mit zwei Unbekannten“ liest sich einfach, wenn auch nicht immer flüssig. Schwierig hat es für mich gemacht, dass ständig von einem Absatz zum nächsten aus der Sicht von Alex zu Maxines und umgekehrt gewechselt wird.


    Zoe Brisby wollte in meinen Augen zu viele eher unmögliche Möglichkeiten in ihrem Buch verarbeiten. Entstanden ist ein Roman, der zwar unterhält und trotzdem nicht authentisch wirkt.

    2024 - bis Ende März :study: : 22

    2023 - 100 gelesene Bücher :applause:

    2022 - 84 gelesene Bücher

    2021 - 88 gelesene Bücher

    2020 - 64 gelesene Bücher

    2019 - 65 gelesene Bücher

    2018 - 61 gelesene Bücher