Andreas Götz – Die Nachtigall singt nicht mehr

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  • Klappentext/Verlagstext
    Im Sommer 1955 arbeitet der Journalist Karl Wieners an einer Reportage über Emigranten in München. Seine Nichte Magda ist als Fotografin dabei und freundet sich mit der jungen Agota aus Litauen an, die Karl merkwürdig vorkommt, ohne dass er sagen könnte, weshalb. Und sie ist nicht die Einzige, die Karl und Magda Rätsel aufgibt. Zur gleichen Zeit versucht der Privatdetektiv Ludwig Gruber den angeblichen Selbstmord eines Jugendlichen aufzuklären. Doch womit er es wirklich zu tun hat, ahnt er erst, als sich Verbindungen zu Karls und Magdas Recherche ergeben. Noch bevor sie alle die genauen Zusammenhänge begreifen, geht in einem Schwabinger Postamt eine Paketbombe hoch und tötet zwei Menschen ...


    Der Autor
    Ursprünglich wollte Andreas Götz einen Kriminalroman schreiben, der in der Nazi-Zeit spielt. Doch bei der Recherche wurde ihm schnell klar, dass sich die 1950er Jahre viel besser eignen. Ein gesellschaftliches Klima von Schuld, Verdrängung und Selbstbetrug, wie es in dieser Zeit herrschte, bringt alle Voraussetzungen mit, die ein fesselnder Roman braucht. Der Handlungsort München hat sich nicht zuletzt deshalb aufgedrängt, weil Andreas Götz ganz in der Nähe als freier Autor lebt und arbeitet und daher Land und Leute gut kennt.


    Die Reihe

    ... ist als Trilogie geplant.


    Was im ersten Band geschah

    Inhalt
    Fünf Jahre nach Karl Wieners Recherchen zu einem großangelegten Fall von Raubkunst hofft er noch immer auf eine feste Stelle als Journalist beim Magazin seines Freundes Georg. Seine Nichte Magda ist mit dem dubiosen Blohm eine Vernunftehe eingegangen und sichert damit sich und ihrem Sohn Peter den Lebensunterhalt. Doch mit der Eheschließung als Zweckgemeinschaft allein ist die Sache für Magda längst nicht ausgestanden. Der Immobilienkönig Blohm ahnt, dass seine Frau noch immer Karl Wieners liebt und lässt sie nicht aus den Augen. Der Ex-Polizist Ludwig Gruber schlägt sich inzwischen als Privatdetektiv durch mit der Observierung der Rosenkriege seiner Klienten. Als Rudi, der Junge mit viel zu großen Schuhen, Gruber engagiert, um den angeblichen Selbstmord seine älteren Bruders aufzuklären, gerät der Ex-Kriminaler mitten in den Agenten-Krieg, den sich ausländische Geheimdienste auf deutschem Boden im „Kalten Krieg“ lieferten. Tomáš Čierny soll offenbar von den eigenen Leuten beseitigt werden, und Gruber muss sich mit der Furcht vor dem Kommunismus in den 50ern und den Aktivitäten von slowakischen Exilpolitikern und Sudetendeutschen befassen. Ein unbekannter Toter aus dem Eisbach beschäftigt derweil Grubers Ex-Kollegen Zöllner. Grubers Begegnung mit Rudis Familie konfrontiert ihn mit der Faszination des Jungen durch eine Jugendbande und Problemen Jugendlicher, die jahrelang zum Familienunterhalt arbeiteten und plötzlich einem “fremden“ Kriegsheimkehrer gegenüberstehen, der die Rolle des Familienoberhaupts beansprucht.


    Fazit
    Der erste Band der Reihe lieferte ein ungewöhnliches Bild der Nachkriegszeit, weil darin Männer den Ton angaben, obwohl man durch den „Männermangel“ (die hohe Zahl an Kriegstoten) jene Zeit eher als weiblich geprägt sehen könnte. Jugendliche waren ohne Vater aufgewachsen und vielen Frauen war damals bewusst, dass sie ihr Leben weiterhin ohne Partner oder „Ernährer“ organisieren mussten. Auch im zweiten Band spielen Männer entscheidende Rollen, im Privatleben z. B. als gebrochene Witwer und verwaiste Väter, die sich längst noch nicht auf eine neue Beziehung einlassen können. Der Spionagefall wirkt verworren, seine Lösung nicht unbedingt nachvollziehbar. Er kann jedoch eine Vorstellung vermitteln, wie stark der Ost-West-Konflikt die Menschen damals prägte. Überzeugender finde ich auf der Beziehungsebene die Entwicklung der Figuren seit dem ersten Band. Gerade Magda und Karl können 5 Jahre nach ihrem ersten Fall das Bild vervollständigen, das ich mir in der unmittelbaren Nachkriegszeit von ihnen machte.


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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Dieses Buch ist der zweite Band einer Trilogie. Leider habe ich den ersten Band nicht gelesen und daher fehlten mir wichtige Zusammenhänge zu den handelnden Personen. Dies ist eine Serie die man der Reihe nach lesen sollte.

    München 1950, alle schauen nur noch nach vorn. Der Krieg ist aus, die Trümmer werden aufgeräumt und es wird neu gebaut. Nur nicht zurück schauen. Nicht auf das was man getan oder auch nicht getan ha.t Die Kriegsheimkehrer sind traumatisiert und müssen sich trotzdem wieder als Familienväter integrieren. Eine gespannte Atmosphäre in der Stadt in der Emigranten gleich als Spione des Ostens angesehen werden. Über dieses Thema will Karl Wiener zusammen mit seiner Nichte Magda eine Reportage schreiben, gleichzeitig ermittelt der Privatdetektiv Ludwig Gruber zu einem Jugendlichen der angeblich Selbstmord begangen haben soll. Doch irgendwie gehören die Reportage und der Fall zusammen.

    Durch meine mangelnden Kenntnisse war das Personalkarussell für mich ziemlich verworren. Wer mit wem verheiratet und gleichzeitig wer mit wem liiert ist da gab es einiges zu sortieren. Auch hatten alle mehr oder weniger undurchsichtige Beweggründe für ihr Handeln. Die Hauptfiguren waren sehr vom Krieg geprägt, dadurch wurde ihr Handeln und Denken zwar nachvollziehbar aber trotzdem nicht immer gut zu heißen.

    Es ist auch weniger ein Krimi als eine Geschichte über das Zeitgeschehen, spannend und mit dem Wissen was die Menschen alles verdrängt haben auch ein deprimierendes Buch. Denn der Grundsatz was interessiert mich gestern und jeder ist sich selbst der Nächste wirkt nicht sehr positiv.

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