Mary MacLane - Ich erwarte die Ankunft des Teufels / I Await the Devil's Coming

  • Autorin (Quelle: Reclam): Mary MacLane (1881–1929) kam in Winnipeg, Kanada, zur Welt, zog mit ihrer Familie aber bald in die Bergarbeiterstadt Butte in Montana, USA. Mit ihrem ersten Buch wurde sie schlagartig berühmt, weitere autobiographische Texte folgten. Sie schrieb den Stummfilm "Men Who Have Made Love to Me" (1918), in dem sie selbst die Hauptrolle spielte. MacLane, deren bohemehafter Lebensstil und Bisexualität immer wieder für Skandale sorgten, starb im Alter von 48 Jahren in Chicago.


    Klappentext (Quelle: Reclam): Die 19-jährige Mary MacLane wünscht sich Napoleon oder am besten gleich den Teufel als Liebhaber. Sie träumt von einer Revolution, während sie mit ihren Mitmenschen im provinziellen Montana genauso wenig anfangen kann wie mit ihren häuslichen Pflichten und der kargen Landschaft. Mary fühlt sich einsam auf der Suche nach sich selbst und dem guten Leben – und feiert trotzdem kraftvoll das eigene Ich. MacLane war völlig unbekannt, als sie 1902 ihr erstes, im Tagebuchstil verfasstes Buch veröffentlichte. Es wurde zum Skandal und seine Autorin zum Star. Reporter aus den Metropolen pilgerten in ihre Heimatstadt, Cocktails und Sportmannschaften wurden nach ihr benannt. Ihr Name wurde zum Inbegriff für rebellische junge Frauen. Auch über 100 Jahre später fasziniert es ungemein, wie virtuos und selbstverständlich Mary MacLane sämtliche Konventionen über den Haufen wirft, wie sie zwischen Größenwahn und Todessehnsucht, Resignation und Euphorie tänzelt. Zum ersten Mal in deutscher Übersetzung.


    Mary MacLane schrieb ihr erstes Buch mit 19 Jahren. Es sollte "I Await the Devil's Coming" heißen, doch ihr Verlag Herbert S. Stone & Co. änderte den Titel zum Erscheinen im Jahr 1902 in "The Story of Mary MacLane". Es wurde ein skandalträchtiger Verkaufserfolg, der bei konservativen Kritikern auf Unverständnis stieß, aber eine Vielzahl junger Frauen der Zeit beeinflusste. Seit seiner Wiederentdeckung in den 1990ern und spätestens seit der Neuausgabe 2013 gilt das im Tagebuchstil verfasste Buch als eine Art feministisches Manifest. Die deutsche Übersetzung besorgte die Schriftstellerin Ann Cotten, sie erschien im März 2020 als gebundene Ausgabe beim Verlag Philipp Reclam jun. Stuttgart mit einem Nachwort der Übersetzerin und einem Essay der Journalistin Juliane Liebert. Diese Ausgabe umfasst 206 Seiten.


    In ihrem „Tagebuch“ redet Mary MacLane wirklich nur von sich und ihrer Genialität. Tatsächlich wirkt ihr Stil auf mich wie eine Mischung aus Donald Trump und Gertrude Stein: Eine anstrengende Egomanie, die man gemeinhin eher bei Männern erwartet (und nicht bei einer 19-Jährigen aus dem ländlichen Mittelwesten der USA vom Anfang des 20. Jahrhunderts), die mit einer ungewöhnlich starken Betonung und Wiederholung dargeboten wird, auf dass sich das Buch tatsächlich dem Leser unvergesslich einschreibt. Inhaltlich in seinen philosophischen und gesellschaftlichen Exkursen vielleicht etwas dürftig, aber als „Statement“ sehr bemerkenswert: Wie Mary MacLane Konventionen und gute Sitten ignoriert, um sich auf eine originelle Weise hübsch geltungssüchtig zu einer Kunstfigur der Gegenkultur zu stilisieren. Eine auf albern-anstrengende Weise freidrehende Wort-Perfomerin des Doing Gender: autobiografischer Ausdruck weiblicher Selbstermächtigung. Es nervt auch, aber das muss so sein! :wink:

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "God's Country" (41/223)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 55 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Martinson "Schwärmer und Schnaken" (15.04.)

  • Die Neuauflage unter dem ursprünglich angedachten Originaltitel "I Await the Devil's Coming" - mit Anmerkungen versehen.

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

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  • Eine ältere englische Ausgabe unter dem geänderten Titel der US-Erstausgabe, erschienen 1997 bei Charles Kerr, herausgegeben von Penelope Rosemont.

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