James M. Cain - Im Dunkel jener Nacht / Galatea

  • Autor (Quelle: Wikipedia): Der am 1. Juli 1892 in Annapolis, Maryland, als Sohn eines Lehrers und einer Opernsängerin in eine irisch-katholische Familie hineingeborene James Mallahan Cain war ein amerikanischer Journalist und Schriftsteller, insbesondere von Kriminalromanen. Er gilt als einer der Schöpfer des Roman noir.
    Seine Romane, stets aus der Sicht des kriminellen Täters erzählt, glänzen mit einer naturalistischen Milieuschilderung und überzeugenden psychologischen Studien triebbestimmter, unmoralischer Charaktere, die in sich eine gewisse Logik besitzen. Ihre spannende, oft kriminalistische Handlung besitzt eine starke Wirkung auf die Tough-Guy-Schule moderner Romane und Filme. Cain schrieb bis zu seinem Tod. Dennoch reichten die meisten Erzählungen, die er nach den 1940er-Jahren verfasste, nicht an seine frühen Erfolge heran. Obwohl er Alkoholiker war, erreichte er immerhin ein Alter von 85 Jahren, da er am 27. Oktober 1977 in University Park, Maryland, verstarb.


    Klappentext (Quelle: Goldmann Verlag): Alles beginnt mit einem irrwitzigen Unfall. Der 26-jährige, vorbestrafte Duke, der beim ausbeuterischen Mr. Val als Landarbeiter angestellt ist, soll auf dessen Grundstück Bäume pflanzen. Als Holly Val, die rundliche Ehefrau des Tyrannen, zu Duke hinausgeht, um ihn zum Mittagessen ins Haus zu bitten, passiert das Unsägliche: Mitsamt ihren Fettpolstern fällt Holly in ein Pflanzloch. Duke holt sie wieder heraus und hilft ihr, die Spuren des Malheurs zu verwischen. Die beiden sind sich gleich sympathisch, und im Laufe der Zeit entwickelt sich zwischen ihnen eine zärtliche Freundschaft. Als Duke merkt, wie sehr Holly unter ihrem Übergewicht leidet, erfindet er für sie eine wohlschmeckende Diät, mit deren Hilfe Holly bald eine schlanke und attraktive Frau wird. Längst ist es um die beiden geschehen, und es bleibt nur eine Person, die ihrer Liebe im Wege steht: Hollys Ehemann .


    Der Roman erschien im Original unter dem englischen Titel „Galatea“ im Jahr 1954 bei Alfred A. Knopf in New York. Die deutsche Übersetzung besorgte Annelie Christian. Sie erschien unter dem nichtssagenden Titel „Im Dunkel jener Nacht“ im Jahr 1972 im Bastei-Lübbe-Verlag in Bergisch Gladbach als Bastei-Taschenbuch Nr. 47 und später auch als Goldmann-Taschenbuch im Jahr 1999. Die französische Übersetzung von Simone Lechevrel erschien 1954 unter dem Titel "Galatée" bei Presses de la Cité in Paris und u.a. 1983 bei Union générale d'éditions in Paris.


    Mit einem windigen Trick versichert sich ein tyrannischer Restaurantbesitzer der Dienste eines Ex-Knackis als Farmarbeiter (er saß genau einen Tag im Gefängnis). Früher war Duke Webster, unser Ich-Erzähler, ein erfolgloser Boxer (erfolglos, da er nur zuschlagen kann, wenn er wirklich wütend ist!), dessen wahre Profession es war, andere Boxer mit ausgeklügelten Diätprogrammen auf das ideale Kampfgewicht zu bringen. Diese Fertigkeiten wendet er auf die wirklich fette, unglückliche, junge Ehefrau seines Bosses an. Ihrem Mann, der sie gerne mästete und sie so in unmündiger Abhängigkeit hielt, gefällt das gar nicht. Tatsächlich verlieben sich Duke und Holly in einander, was auf einen tödlichen Showdown mit dem gehörnten Ehemann hinausläuft.
    Lange Zeit im Grunde eher eine Liebesgeschichte, wenn auch von der eher perversen Seite aufgezogen: Die Männer erziehen sich die Frau so, wie sie sie „gebrauchen“ können. Das macht aus der Figur Holly Valenty eines der ungewöhnlichsten „Objekte der Begierde“ der Literaturgeschichte: Gestalt gewordener Ausdruck des „männlichen Blickes“, der sich die Weiblichkeit zu Sexobjekten formt.

    Zusätzlich wird die Kriminalgeschichte mit einem interessanten Hauch regionalen Aberglaubens aus dem südlichen Maryland aufgeladen (wo die Geschichte spielt), nach dem immer dort, wo Unrecht geschieht, der Geist von John Wilkes Booth, des Lincoln-Attentäters, mit klirrenden Sporen erscheint, was „Galatea“ (Galateia ist übrigens der Name einer antiken Nymphe, die mit dem Zyklopen Polyphem in unglücklicher Liebschaft verbunden war) noch einen starken Schlag Southern Gothic in puncto Übersinnlichkeit und Schicksalhaftigkeit verpasst. Das Urteil des Schicksals steht über der menschlichen Gerichtsbarkeit. O:-)


    Ein sehr unterhaltsamer, sich wild ausbeulender, fast grotesker Kriminalroman (von der Anlage Cains bekanntestem Roman "The Postman Always Rings Twice" gar nicht so unähnlich) über die seltsamen Wege, wie sich Sehnsucht im Körperlichen niederschlägt, quasi die Wiedergeburt der Idee der Liebe in einer besseren Form, und über das Abschütteln alter von außen eingeredeter Zwänge, das schließlich fast auf übersinnliche Weise mit Hoffnung und Ruhe belohnt wird. Ein bemerkenswert seltsamer, ziemlich gelungener, schön pulpig drauflosbolzener Roman aus der gemeinhin weniger geschätzten mittleren Phase von Cains Schaffen. :thumleft:

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "God's Country" (126/223)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 55 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Martinson "Schwärmer und Schnaken" (15.04.)

  • Die amerikanische Originalausgabe ("Galatea") als Taschenbuch bei Mysterious Press, 2014.

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  • Die französische Übersetzung von Simone Lechevrel, hier in der französischen Erstausgabe von 1954.

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