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Goldie Goldbloom - Eine ganze Welt / On Division

  • Kurzmeinung

    Bellis-Perennis
    Eintauchen in die fremde Welt der orthodoxen Juden
  • Kurzmeinung

    Tessa
    Eine völlig fremde Welt für mich,aber Geschichte und Schreibstil haben mich so überzeugt und mitgerissen. Es wirkt nach
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  • Inhalt lt. Amazon

    Eine Frau am Wendepunkt. Ein Geheimnis, das sie von allen trennt, die ihr wichtig sind. Und die Möglichkeit, mit viel Verständnis füreinander Brücken zu schlagen.
    Surie Eckstein erfüllt ihr Leben als Oberhaupt einer Großfamilie. Sie erwartet gerade ihr erstes Urenkelkind, als eine Katastrophe eintritt – oder ist es ein Gottesgeschenk? Mit 57 Jahren ist sie noch einmal schwanger - mit Zwillingen! Plötzlich fühlt sich Surie, in der chassidischen Gemeinde von Brooklyn hochangesehen und ständig von Menschen umgeben, völlig allein. Nicht einmal Yidel, der nicht nur ihre große Liebe, sondern auch ihr bester Freund ist, wagt sie sich anzuvertrauen, so groß ist ihre Scham. Denn was sollen bloß die Leute denken? Zum ersten Mal stellt Surie die starren Regeln infrage, die ihr ganzes Leben geprägt haben.


    Autorin

    Goldie Goldbloom, geboren 1964 in Perth, Australien, wurde für ihren ersten Roman The Paperbark Shoe mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Ihr zweiter Roman Eine ganze Welt war in den USA ein großer Erfolg und erscheint in zahlreichen Sprachen. Goldbloom lebt als Chassidin in Chicago und hat acht Kinder.


    Meine Meinung

    Das Buch spielt in Williamsburg in New York in einer chassidischen Gemeinde (ultraorthodoxe Juden). Zum Glück habe ich vorher Unorthodox gelesen. So waren mir die Sitten und Gebräuche nicht ganz so fremd. Trotzdem habe ich anfangs mit dem Buch gefremdelt. Auch die vielen jüdischen Begriffe trugen nicht gerade zum Verständnis bei, obwohl es am Ende des Buches ein ausführliches Glossar gab. Nur ist die Nutzung bei einen ebook etwas unbequem.

    Beeindruckt hat mir die Beschreibung von Surie. Wie sie von der Ehefrau des Rabbis, der ihr guter Ruf über alles geht, zu einer Frau entwickelt, die anfängt, ihre Gemeinschaft zu hinterfragen. Auch die Hebamme Val gefiel mir gut, wie sie langsam Verständnis für die chassidischen Frauen aufbringt.

    Die Thematik ist interessant. Die moderne Welt trifft auf verkrustete religiöse Strukturen und wie gehen die Menschen damit um. Nur ist der Schreibstil etwas sperrig. Das Buch liest sich nicht einfach so weg.

    Sub: 5486:twisted: (Start 2023: 5484)

    gelesen 2023: 13

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten

    gelesen 2020: 92 / 2 abgebrochen / 42592 Seiten

    gelesen 2019: 90 / 1 abgebrochen / 36631 Seiten


    :montag: Nele Neuhaus - Böser Wolf

    :montag: Mo Hayder - Die Sekte

    :study:


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Goldie Goldbloom - Eine ganze Welt“ zu „Goldie Goldbloom - Eine ganze Welt / On Division“ geändert.
  • Interessanter Einblick in das Leben orthodoxer Juden - Eine Frau am Wendepunkt


    Autorin Goldie Goldbloom lässt uns mit diesem Roman in eine fremde Welt eintauchen: in die Lebenswelt der orthodoxen Juden.


    Surie Eckstein, geachtete Ehefrau eines Rabbis in Brooklyn, zehnfache Mutter, Großmutter von 32 Enkeln und angehende Urgroßmutter, erfährt mit 57 Jahren, dass sie mit Zwillingen schwanger ist. Ein Schock für die Frau, die eine Brustkrebserkrankung überstanden hat. Obwohl sie eine gute und liebevolle Beziehung zu ihrem Mann Ydel hat, verheimlicht sie die Schwangerschaft.


    Val, die Hebamme, wird ihr zur großen Stütze und ermuntert Surie als Dolmetscherin auf der gynäkologischen Station des Krankenhauses zu arbeiten. Wieso also Dolmetscherin? Die strenggläubigen Frauen sprechen nur jiddisch, manche ein paar Brocken englisch. Sie dürfen nur eingeschränkt ihre Wohnungen verlassen und bewegen sich ausschließlich in ihren eigenen orthodoxen Kreisen.


    Durch die Arbeit im Krankenhaus öffnet sich für Surie eine neue Welt, die sie einerseits fasziniert und die ihr andererseits auch Angst macht.


    Meine Meinung:


    Goldie Goldbloom entführt ihre Leser in eine bizarre Welt der Ver- und Gebote.

    Chassidische Juden müssen extra strenge Regeln befolgen bzw. fragen wegen jeder Kleinigkeit den Rabbi, ob erlaubt oder nicht erlaubt.


    Den Mädchen wird häufig eine weiterführende Schulbildung verwehrt. Sie sollen sich um die Familie kümmern, mehr braucht es nicht. Doch auch die Jungs haben es nicht leicht, wie das Beispiel von Suries Sohn Lipa zeigt. Er ist schwul, hat AIDS und wird aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Selbst nach seinem Tod darf sein Name nicht mehr genannt werden. Er gilt als Schande für die Familie, die auf ihre Reputation bedacht ist. Surie erfährt lediglich durch ihre alte, blinde Schwiegermutter so etwas wie Anteilnahme.


    Der Schreibstil ist eindringlich, sorgt manchmal für Staunen, Kopfschütteln und Wut. Wut deshalb, weil ich Fanatismus und Orthodoxie in jeder Form ablehne. Ich beschäftige mich schon länger mit den unterschiedlichen Richtungen innerhalb des Judentums. Frauen werden häufig nur als Gebärmaschinen gesehen. Je mehr Kinder, desto besser. Das stärkt das Ansehen der Männer. Wenn man die vielen Vorschriften für das Eheleben kennt, wundert es nicht, dass fast jeder Beischlaf zu einer Schwangerschaft führt und zehn, zwölf Kinder eher die Regel als die Ausnahme sind.


    Ich lebe in Wien und bin in der Leopoldstadt, jenem Bezirk mit den meisten jüdischen Einwohnern, aufgewachsen. Regelmäßig begegne ich jüdischen Familien. Den Frauen, die mit kaum 20 Jahren schon vier, fünf Kinder geboren haben, die aufgrund der strengen Kleiderordnung und den Perücken sofort als orthodoxe Juden identifizierbar sind und ihren Männern, die entweder doppelt oder dreifach so alt sind wie die Frauen selbst, oder ähnlich jung sind. Auch leicht zu erkennen an ihren Kniebundhosen, den weißen Strümpfen, den Schläfenlocken und dem mit Biberpelz besetzten großen Hut.


    Mich hat das Buch sehr berührt, zumal ich am Vortrag eine Doku über jüdische Frauen in Israel gesehen habe, die sich scheiden lassen wollten und denen ihre Männer dieselbe aus unterschiedlichen Gründen verweigern.


    Deborah Feldmanns Buch „Unorthodox“ wartet noch darauf gelesen zu werden, was ich nun angehen werde.


    Fazit:


    Ein interessanter Einblick in eine unbekannte Welt. Gerne gebe ich diesem Roman 5 Sterne.

  • Bellis-Perennis: interessant, was Du aus Wien erzählst. Ich wusste gar nicht, dass es dort noch so eine lebendige orthodoxe Gemeinde gibt.

    Ja, es gibt wieder eine lebendige jüdische Gemeinde in Wien, doch kann sie das Niveau von vor 1938 nicht mehr erreichen. Hier sind alle Strömungen vertreten von säkular bis ultraorthodox.


    Siehe dazu auch das Buch von Alexia Weiss "Jude ist kein Schimpfwort", das die Vielfalt des jüdischen Lebens in Wien zeigt.

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