Sara Pennypacker – Hier im echten Leben / Here in the Real World

  • Klappentext/Verlagstext
    Der einsame Junge Ware trifft Jolene, das Mädchen, das niemand haben will. Eine alte Kirchenruine wird ihnen beiden ein Zuhause. Als dieses bedroht wird, muss Ware sich entscheiden: Entweder er bleibt in seiner Traumwelt – oder er wagt es gemeinsam mit Jolene für das einzustehen, an das er im Leben glaubt. Sara Pennypacker (Autorin von »Mein Freund Pax«) schildert, wie zwei Kinder, die sich verloren fühlen, über sich hinauswachsen – und erkennen, dass sie mit ihrem Einsatz die Welt zu einem besseren Ort machen können.


    Die Autorin
    Sara Pennypacker wurde 1951 in Massachusetts, USA, geboren, wo sie auch heute noch lebt. Sie gehört zu den bekanntesten Kinderbuchautorinnen Nordamerikas, und ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet.


    Inhalt
    Bei seiner Großmutter „Big-Deal“ in ihrer Seniorenresidenz in Florida verbringt der 11-jährige Ware die Sommerferien. Für ihn gibt es nichts Schöneres, als sich morgens früh ungestört im Pool treiben zu lassen. Als Wares Großmutter stürzt und operiert werden muss, bricht jedoch die Planung für seine Ferien zusammen. Seine Eltern wollen den Sommer über Doppelschichten arbeiten, um die letzte Rate zum geplanten Hauskauf zusammenzubekommen. Wares Mutter, stets besorgt um ihren eigenbrötlerischen Sohn, meldet ihn für die gesamten Ferien in einem Tages-Sommercamp an. Endlich wird er „sinnvolle Interaktion mit anderen Kindern“ erleben. Ware hasste das städtische Sommerlager schon als 6-Jähriger. Er möchte lieber ungestört über das Leben im Mittelalter nachdenken und hält organisierte Freizeit für Zeitverschwendung. Seine Eltern signalisieren ihm in der Camp-Frage mal wieder, dass sie lieber ein geselligeres Kind hätten. Zum Glück weist Onkel Cy seine Schwester darauf hin, dass Ware ihm nicht nur äußerlich verblüffend ähnelt, sondern auch in seiner Persönlichkeit. „Ich wüsste nicht, was es an dir zu verbessern gäbe“, meint Cy, kann Ware jedoch noch nicht überzeugen.


    Als Ware sich aus dem Camp-Trubel in die Krone eines Baumes flüchtet, entdeckt er von dort oben auf dem Nachbargrundstück die Ruine einer Kirche. Das hochinteressante Revier beansprucht die gleichaltrige Jolene für sich, die dort Papaya-Pflanzen zieht. Den Teil mit den Kirchentrümmern tritt sie Ware großzügig ab, der ungeahnte Schätze findet: ein Taufbecken, die Kirchenglocke, alte Fotos und Bastelmaterial. Bisher hatte Ritter Ware sich für den einzigen Geschichtsexperten gehalten, er muss jedoch anerkennen, dass Jolene ein wandelndes Lexikon zum Thema Gärtnern zu sein scheint. Ware lässt sich nun frech morgens von seiner Mutter vor dem Camp absetzen, um seine Tage beim Projekt Kirchenruine zu verbringen. Die Zumutung organisierter Ferien hat er elegant abwenden können, muss jedoch noch viel lernen, was die Kommunikation mit anderen betrifft. Als Dritte im Bunde taucht die etwas ältere Ashley auf, die die Gewerbefläche neben der Kirche als Gefahr für durchziehende Kanada-Gänse erkennt. Sie hat früher einmal verletzte Gänse beobachtet, die Asphalt für Wasserflächen hielten und sich bei der Landung verletzten. Ware entwickelt zwar eine geniale Idee, um durchreisende Kanada-Gänse zu schützen; zugleich auch ihr eigenes Projekt auf dem Grundstück zu retten, übersteigt die Fähigkeiten der Kinder jedoch zunächst.


    Fazit

    Ein phantasievolles Kind wie Ware hätte die städtische Ferienbetreuung im Camp als pädagogischen Berater und Ideenbrüter beschäftigen sollen, dachte ich hier mehr als einmal. Aber Ware ist gerade einmal 11 ¾, wie er betont. Die Helden dieses Ferienabenteuers zu Weltverbesserern zu erklären, wäre zu hoch gegriffen. Wares Persönlichkeit und sein ungewöhnliches Projekt können jedoch Verständnis schaffen für zurückhaltende Menschen und ihr Recht darauf, ohne von anderen übergestülpte Lebensträume nach eigenem Plan zu leben. Ware hat von Salome, dem Barbesitzer Walter und seiner Oma viel gelernt in diesem Sommer – in seinem eigenen Tempo.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Das klingt richtig schön ...


    ... sagt eine, die organisierte Kinderfreizeitbeschäftigungen auch noch nie gemocht hat :lol:

  • Das klingt richtig schön ...


    ... sagt eine, die organisierte Kinderfreizeitbeschäftigungen auch noch nie gemocht hat :lol:

    Paddeln und in der Wildnis Zelten hat schon seine Reize - wenn man zwischendurch im Baum sitzen und mit der Seele baumeln kann ... :)

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • normal sein wird überbewertet

    Als Ware erfährt, dass er einen ganzen Sommer im städtischen Sommercamp verbringen soll, weil seine Eltern Doppelschichten arbeiten wollen, um sich den Traum vom eigenen Haus erfüllen wollen, bricht für ihn eine Welt zusammen. Er hasst dieses Camp, es ist laut, voll und er als Einzelgänger hat schon in den Jahren zuvor keine Kontakte knüpfen können. Doch dann entdeckt er auf dem Grundstück neben dem Camp eine Kirchenruine und in ihm beginnt ein Plan zu reifen. Er hat gerade ein besonders Interesse an Burgen und Rittern und so will er aus der Ruine eine Burg erschaffen, nur hat er nicht mit Jolene gerechnet, die einen ganz anderen Plan verfolgt. Sie pflanzt Papayapflanzen, die sie selbst sieht. Und dann kommt auch noch Ashley, die auch einen ganz besonderen Plan hat. Nachdem sich Ware und Jolene angefreundet haben verfolgen sie zunächst den Plan einen ziemlich großen Burggraben für die Kraniche zu bauen, damit diese sich nicht verletzen wenn sie landen. Es beginnt ein Sommer in dem nicht nur die beiden schwer arbeiten sondern sich auch immer kennen lernen und sich nicht körperlich weiterentwickeln sondern auch geistig reifen.



    Die Autorin schafft es den Leser mit einen ganz besonderen Schreibstil, den Leser für die Sorgen und Nöte von Kindern zu sensibilisieren, die ein alles andere als normales und stabiles Elternhaus haben. Einen besonderen Fokus legt sie dabei scheinbar auf Wares „Inselbegabung“.



    Besonders schön fand ich an diesem Roman, dass hier zwei Kinder im Mittelpunkt stehen, die es nicht einfach haben. Auch wenn es anfangs so wirkt als wäre Ware überbehütet von einer Mutter, die alles minutengenau mit Listen für ihn plant, ihn dann aber abschiebt und sich nicht mehr wirklich um ihn kümmert. Die Eltern verfolgen ohne Rücksicht auf Verluste ihren eigenen Plan vom Glück. Sehen nicht was für einen tollen einzigartigen Jungen sie haben und wünschen sie dann auch noch einen ganz normalen. Ihnen fällt dabei nicht mal auf, wie sie ihren Jungen damit den Boden unter den Füßen wegziehen, sondern ihn damit auch von sich wegstoßen. Und Jolenes Leben ist zwar das ganze Gegenteil von Wares aber auch sie hat mit einen Totallausfall von Erziehungsberechtigten zu kämpfen, die Mutter abgehauen und die Tante frönt dem Alkohol. Dass dieses Zusammentreffen der beiden Figuren dann in ein „Naturschutzprojekt“ mündet, das auch noch illegal ist, aber eine Wirkung hat, finde ich richtig klasse.



    Der Autorin ist es richtig gut gelungen, die Entwicklung der beiden Hauptfiguren aufzuzeigen. Sie zeigt nicht nur was unbedarft gesagte Worte für Schaden anrichten können sondern auch wie Kinder über sich hinauswachsen können. Sie sich den Eltern stellen und ihnen die Stirn bieten. Ware und Jolene sind mir am Ende des Buches so ans Herz gewachsen, dass ich richtig traurig war sie nicht noch ein kleines Stück weiter begleiten zu können.



    Fazit: „Hier im echten Leben“ passieren doch kleine Wunder, die das Leben aller beeinflussen. Ein wirklich herzerwärmendes Buch für die Individualität und Herzlichkeit. Ich bin begeistert von diesem Buch. Besonders sensible Kinder/Jugendliche werden dieses Buch lesen. Denn es geht nicht nur die persönliche Entwicklung, sondern auch um soziales Miteinander, Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Alles Themen, mit denen sich die Jugend gerade sehr auseinander setzt.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: