Marc Elsberg - Der Fall des Präsidenten

  • Kurzmeinung

    maiglöckchen
    Ein guter Elsberg. Ein hervorragender Ellsberg, wenn man in der Mitte des Buches sich kurz fassen hätte können
  • Kurzmeinung

    BarbSie
    Spannender solider Krimi im Polit-Milieu, teils unrealistisch, übertrieben
  • Gekonnt baut Marc Elsberg die Spannung von der ersten Seite an auf, Gänsehaut eingeschlossen.


    Macht, Moral und Medien: In diesem Spannungsfeld handelt der neue Roman "Der Fall des Präsidenten" von Marc Elsberg. Ein ehemaliger US-Präsident wird vom Internationalen Strafgerichtshof (ICC) wegen Menschenrechtsverletzungen bei Militäroperationen angeklagt. Die Initialen dieses amerikanischen Ex-Präsidenten: D.T. Nicht zufällig. Der Roman ist angelehnt an das Handeln der letzten drei US-Präsidenten, George W. Bush, Barack Obama und Donald Trump.

    Die USA anerkennen die Zuständigkeit des ICC für US-Bürger nicht an, arbeiten aber mit dem Gerichtshof zum Teil zusammen, wenn es um andere Fälle geht. Eigene Bürger aber würden sie gemäß dem American Service-Members’ Protection Act (ASPA) notfalls mit Gewalt befreien, sollte der ICC so weit gehen, US-Bürger verhaften zu lassen.


    Überraschend für die US-Amerikanische Administration, beginnend beim aktuellen US-Präsidenten, die sich alle für sakrosankt halten wird der Ex-Präsidenten D.T. in der griechischen Metropole Athen verhaftet. Mitten drin die junge unerfahrene Juristin Dana Marin, vom ICC nach Athen geschickt um die Verhaftung zu verfolgen und die Überstellung nach Den Haag zu bewerkstelligen. Die Amerikaner wollen das unter allen Umständen verhindern und „schießen aus allen legalen und illegalen Rohren.“

    Man muss sich schnell von einem Realitätscheck verabschieden, sonst landet man in der Glaubwürdigkeitsfalle. Es ist ein Roman und kein Tatsachenbericht. Teile lesen sich wie die Abenteuer von Huckleberry Finn und Tom Sawyer, hier mit den modernen Spielern, Dana&Alex. Doch sollte die ICC-Mitarbeiterin Dana Marin nicht auf eine Abenteurerin reduziert werden, sondern als eine Unerschrockene, in ihrer Ideologie Gefestigte, die sich von untergriffigen und widrigsten Anfeindungen nicht von ihrer Anklagearbeit abbringen lässt. Ihr Gegenspieler Derek, ‚Presidents first man‘, nicht ganz so unsympathisch dargestellt, dass man ihn unbedingt hassen müsste.


    Dana Marin (ICC – International Criminal Court):

    „Wenn es uns gelingt, Turner zur Verantwortung zu ziehen, mit unseren beschränkten Möglichkeiten, unserer Unterbesetzung, unseren lächerlichen Budgets, der fehlenden politischen Unterstützung selbst von Unterzeichnerstaaten, wenn uns das gelingt, dann schreiben wir die Gesetze unseres Zusammenlebens neu. Dann bekommen eine Menge Menschen da draußen vielleicht eine Chance auf ein friedlicheres Leben. Darum geht es.“ (Seite 587)

    Derek:

    „Mutig, patriotisch und amerikanisch zu sein bedeutet, andere Menschen zu achten und zu respektieren. Auch und gerade dann, wenn sie schwächer sind. Das ist es doch, was Amerika jahrzehntelang getan hat.“ (S. 596)


    Mir haben „Blackout“ und „Helix“ besser gefallen, aber das mag an der emotionalen Belastung liegen, wenn man bei D.T einen bestimmten Ex-Präsident im Hinterkopf hat.


    Mit seinem Roman Blackout landete Marc Elsberg 2012 einen Weltbestseller. Es geht darin um die Folgen eines flächendeckenden Stromausfalls. Das Buch wurde inzwischen in mehr als 20 Sprachen übersetzt, allein im deutschsprachigen Raum wurden über 1,8 Millionen Exemplare verkauft. Auch in den folgenden Thrillern – Zero, Helix, Gier – thematisierte der 1967 in Wien geborene Autor existenzielle Probleme der Menschheit, die sich aus dem technologischen Fortschritt ergeben, etwa Genmanipulation und Designerbabys, der gläserne Mensch oder wachsende Ungleichheit.

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  • Ugandischer Rebellenchef zu 25 Jahren Haft verurteilt

    06.05.2021

    Dominic Ongwen wurden Vergewaltigung, Mord und Rekrutierung von Kindersoldaten vorgeworfen.

    Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag hat den Ex-Kommandanten der ugandischen LRA-Miliz, Dominic Ongwen, zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Die Richter verhängten am Donnerstag 25 Jahre Gefängnis wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen den ehemaligen Kindersoldaten. Ongwen war von dem Gericht im Februar in 61 von 70 Punkten schuldig gesprochen worden.


    Unter anderem werden Ongwen Mord, Vergewaltigung, sexuelle Versklavung und Rekrutierung von Kindersoldaten vorgeworfen. Die christlich-fundamentalistische „Widerstandsarmee des Herrn“ (LRA) wurde vor drei Jahrzehnten von dem selbsternannten Propheten Joseph Kony in Uganda gegründet. Nach Angaben der UNO tötete die LRA mehr

    als 100.000 Menschen und entführte 60.000 Kinder. Die Gewaltwelle erstreckte sich bis in den Sudan, die Demokratische Republik Kongo und in die Zentralafrikanische Republik. LRA-Chef Kony gilt bis heute als flüchtig.

  • Marc Elsberg - Der Fall des Präsidenten

    (Blanvalet Verlag)


    - komplexer und niveauvoller Polit-Thriller mit Längen -


    Bei der Einreise nach Griechenland wird der ehemalige US-Präsident Douglas Turner, der eine nicht von der Hand zu weisende Ähnlichkeit zu Donald Trump aufweist, samt seiner Entourage am Athener Flughafen von der griechischen Polizei überwältigt. Turner wird im Auftrag des Internationalen Strafgerichtshof ICC (International Criminal Court) wegen ihm angelasteten Kriegsverbrechen verhaftet. Das lassen sich die Amerikaner natürlich nicht bieten und so erteilt der amtierende US-Präsident Arthur Jones, der sich zudem gerade im Wahlkampf befindet, seinen Männern die Order, Ex-Präsident Douglas Turner unverzüglich aus seiner misslichen Lage zu befreien. Die USA erkennen den Internationalen Strafgerichtshof als Gerichtsbarkeit für seine Bürger, seine Institutionen und seine Offiziellen nämlich noch immer nicht oder besser gesagt nicht mehr an. Ein Tauziehen und Säbelrasseln um diplomatische Beziehungen beginnt, bei dem die USA nicht nur diplomatische, sondern auch wirtschaftliche und politische Sanktionen gegen Griechenland, die EU, sowie der internationalen Gerichtsbarkeit verhängen. Gleichzeitig setzt Juristin Dana Marin, Vertreterin des ICC, vor dem griechischen Gericht alles daran, die Überstellung des Präsidenten nach Den Haag zu erreichen.


    Der 1967 in Wien geborene und dort heute noch lebende Autor Marc Elsberg verfasst komplexe, zeitgenössische und niveauvolle Thriller wie kaum ein Zweiter. Sein aktueller, juristisch geprägter Polit-Thriller "Der Fall des Präsidenten" okkupiert in der gebundenen Ausgabe somit auch über 600 relativ klein gedruckte Seiten. Man kommt kaum umhin, Elsberg mit dem internationalen Bestsellerautor John Grisham oder Frank Schätzings "Savoir-vivre" Erzählprosa zu vergleichen. Klasse recherchiert, spannend verfasst, subtil ausgeschmückt und intelligent aufgebaut, spielt sein fünfter Roman unter dem Pseudonym Marc Elsberg, in Athen zur Post-Corona-Zeit. Als Leser sollte man sich allerdings auf langwierige, spekulative Mutmaßungen einstellen, denn der erzählerische Stil des österreichischen Schriftstellers, wie auch seine Fähigkeit Bilder in Worte zu fassen, weist deutliche Längen auf. Die Spannung zieht sich daher wellenartig durch des Autors Gedankenkonstrukt. Elsberg springt munter durch die Gezeiten, bringt die unterschiedlichsten Kulissen, sowie unzählige Protagonisten ins Spiel, die es dem Leser nicht gerade einfach machen, den Überblick zu behalten. Unkonzentriertes lesen ist hier also fehl am Platz. Immer wieder streut der Wiener Autor behände Lokalkolorit oder kurze Beschreibungen der Szenerien ein, die das Gesamtbild seines fesselnden, aber auch recht faktenbasierten Thrillers nach und nach verfestigen und ihm allmählich Kontur verleihen. Lediglich die Beschreibung seines üppigen Personals hätte meines Erachtens sogar noch einen Tacken kontrastreicher ausfallen dürfen.


    Während des Prozesses vor dem griechischen Gerichtshof, welcher über die Rechtmäßigkeit der Verhaftung des ehemaligen US-Präsidenten entscheiden soll, bricht sich das weltweite (Medien-)Interesse und auch das der Geheimdienste allmählich Bahn. Offensichtlich wurden pikante Details über Douglas Turner an das ICC weitergegeben. Die griechischen Behörden, die Vertreterin des Internationalen Strafgerichtshofs Dana Marin, sowie ihr griechischer Rechtsbeistand Vassilios Zanakis geraten, nicht zuletzt aufgrund des enormen öffentlichen Interesses an dem Fall, mehr und mehr unter Druck. Der amtierende US-Präsident Arthur Jones stößt zuerst nur Drohungen gegen Griechenland aus, doch während die USA nun ernsthaft Pläne schmieden, den ehemaligen Präsidenten Douglas Turner wenn nötig mit Gewalt zu befreien, zählen auch Dana und Vassilios alsbald zu den gefährdeteren Spezies dieser Welt. Als die perfide zurecht gelegte Strategie der Amis vor dem griechischen Gericht nicht so recht aufgehen will, überschlagen sich die Ereignisse und "Der Fall des Präsidenten" endet in einem actionreichen Showdown.


    (Janko)


    https://marcelsberg.com/

    https://www.facebook.com/MarcElsberg/


    Brutalität/Gewalt: 41/100

    Spannung: 79/100

    Action: 69/100

    Unterhaltung: 78/100

    Anspruch: 50/100

    Humor: 02/100

    Sex/Obszönität: 01/100


    LACK OF LIES - Wertung: 77/100


    "Der Fall des Präsidenten" beim Blanvalet Verlag: https://www.penguinrandomhouse…erg/Blanvalet/e583796.rhd


    MARC ELSBERG - Der Fall des Präsidenten

    Thriller

    Blanvalet Verlag

    ISBN: 978-3-7645-1047-3

    Hardcover

    608 Seiten

    Originaltitel: Der Fall des Präsidenten

    € 24,00 [D] inkl. MwSt.

    € 24,70 [A] | CHF 33,90 * (* empf. VK-Preis)

    Erscheinungstermin: 01.03.2021


    Leseprobe: https://www.penguinrandomhouse…seprobe_9783764510473.pdf

  • Aus einem zeitgeschichtlich relevanten Thema einen Spannungs-Roman zu machen, ist erstmal eine tolle Idee. Genau das passiert zur Zeit am laufenden (Regal-)Meter beim Mega-Thema Klima/Nachhaltigkeit.

    Im aktuellen Buch von ELSBERG geht es um einen anderen, sehr kontrovers diskutierten Fragenkomplex: Welche persönliche Schuld laden Oberbefehlshaber auf sich, wenn es unter ihrem Befehl bei Kampfeinsätzen zu Kriegsverbrechen kommt? Unter welchen Bedingungen kann bzw. soll der Internationale Gerichtshof in Den Haag solche Vergehen behandeln können?


    Um die Sache noch ein bisschen verstrickter zu machen, hat sich der Autor folgende konkrete Ausgangslage ausgesponnen: Obwohl die USA die Zuständigkeit dieses Gerichtes für seine Bürger nicht akzeptiert, hat sich eine engagierte Gruppe von Mitarbeitern das Ziel gesetzt, den Ex-Präsidenten anzuklagen. Um seiner habhaft zu werden, nutzen sie die Kooperationsbereitschaft einer griechischen Ministerin und erreichen eine vorläufige Festnahme.

    Der Roman stellt die sich daraus ergebenden Verwicklungen im Stile eines Gerichts-Thrillers dar – wobei der Hauptteil des Geschehens außerhalb des (griechischen) Gerichtssaals stattfindet.

    Wie man sich unschwer vorstellen kann, unternehmen die USA alles Erdenkliche, um die Freilassung ihres Ex-Regierungschef zu erreichen. So entsteht eine klassische zwei Fronten-Konstellation, in der David (insbesondere eine engagierte Anwältin und ihr Mini-Team) gegen Goliath (den gesamten amerikanischen Staatsapparat) kämpft.

    (Dass es noch eine dritte Front gibt, lasse ich mal beiseite).


    Was so oft in solchen Plots passiert, geschieht auch bei ELSBERG: Wo es am Beginn noch um einen differenzierten Einblick in die Feinheiten des Völkerrechts und um die (sehr emotionalisierte) Darstellung der Folgen z.B. des Drohnenkriegs für die Zivilbevölkerung geht, findet später eine immer abstruserer Schlagabtausch zwischen „gut“ und „böse“ statt. Der Wettlauf gegen die Zeit kulminiert letztlich (Überraschung!) in einem klischeehaften Showdown, in dem einem die zahlreichen Drohnen nur so um die Ohren sausen.


    Wer einfach spannende Unterhaltung sucht und die dafür üblicherweise eingesetzte Action-Elemente nicht scheut, der macht mit diesem ELSBERG-Werk sicher nichts falsch. Nebenher gibt es doch eine recht gründliche Aufklärung über die Grundlagen und Mechanismen der internationalen Gerichtsbarkeit im Bereich Kriegsverbrechen.

    Wenn man nach dem themenorientierten Einstieg jedoch etwas anders erwartet als die die üblichen Zutaten aus dem Spannungssortiment, dann enttäuscht dieser Roman letztlich doch.

    Fairerweise muss man allerdings sagen: Es steht „Thriller“ drauf – und man bekommt einen Thriller.