Erich Kästner - Über das Verbrennen von Büchern

  • Autor: Erich Kästner
    Titel: Über das Verbrennen von Büchern
    Seiten: 56 Seiten
    Verlag: Atrium
    ISBN: 9783855353897


    Der Autor:
    Erich Kästner (1899 - 1974) war ein deutscher Schriftsteller, der unter anderem dank der Kinderbücher "Das doppelte Lottchen", "Das fliegende Klassenzimmer" und "Emil und die Detektive" weltberühmt wurde. Obwohl nach der Machtübernahme der Nazis in Deutschland seine Bücher verbrannt wurden und er ein Publikationsverbot erhielt, emigrierte er nicht, sondern blieb in Deutschland um als Chronist die Ereignisse vor Ort zu beschreiben.


    Inhalt und Meinung:
    Dieser kurze Sammelband enthält vier Texte von Erich Kästner:


    Kann man Bücher verbrennen?, vom 09. Mai 1947
    Erich Kästner schildert hier, wie er mit einem Freund am 10. Mai 1933 die Bücherverbrennung am Berliner Opernplatz erlebte: Lastwagen vollbeladen mit Büchern fahren zum Scheiterhaufen, Studenten – eigentlich geistige Elite – stimmen den Pöbelparolen Goebbels zu, und der Agitator selbst schreit die Namen von Autoren durch die Luft. Erst als Kästner von Umstehenden erkannt wird, verlässt er sicherheitshalber den Platz, überzeugt, dass Bücher und Ideen solche Aktionen überstehen, ein Volk auf solche Art allerdings vernichtet wird.


    Über das Verbrennen von Büchern, vom 10. Mai 1953/58
    Kästner macht in seiner Rede darauf aufmerksam, dass Bücher seit jeher verbrannt wurden. Die Geschichte ist voll von solch traurigen Events, und die betroffenen Werke und deren Verfasser sind heute großteils weltbekannte Klassiker. Er zitiert aus Heinrich Heines «Almansor»: «Dort, wo man die Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen», und zeigt dann auch auf, wie die weitere Unterdrückung von Juden, Gewerkschaften , etc erfolgte – ohne nennenswerte Gegenwehr, als es noch Gelegenheit dazu gab. Wehret den Anfängen!


    Lesestoff, Zündstoff, Brennstoff, vom 06. Oktober 1965
    In Düsseldorf kam es 1965 wieder zu einer Bücherverbrennung, bei der Werke Kästners den Flammen zum Opfer fielen. «Spontan», also mit vierwöchiger Voranmeldung und amtlicher Erlaubnis, hatte eine Gruppe junger Christen «Schundliteratur» den Flammen übergeben. An Goebbels hätten sie dabei gar nicht gedacht, eher an Paulus und der Verbrennung heidnischer Zauberbücher. Kästner berichtet von seinen Versuchen u.a. den Oberbürgermeister mit der Symbolik zu konfrontieren, aber die Ämter hatten keine andere Sorge als den Funkenflug unter Kontrolle zu halten. Kästner mahnt einmal mehr, dass sich Geschichte wiederholt…


    Briefe in die Röhrchenstrasse, vom 05. August 1946
    Ein Verlagsdirektor bat 1933 in einem Rundschreiben an bekannte Schriftsteller um Kommentierung zum frechen, im Ausland verbreiteten Gerücht, dass es mit der Meinungsfreiheit in Deutschland vorbei sei und Künstler, wenn auch nur bildlich gesprochen, einen Maulkorb tragen müssten. Die überraschend zahlreichen, devoten Antwortschreiben von Schriftstellern, die das Neue Deutschland hochjubeln, den freien Geist loben und Schwung und Elan verspüren, sind dann mit Gänsehaut zu lesen. Passend dazu berichtet Kästner weiter von einer Sitzung des Schriftstellerverbandes 1933 und wie treue Parteischergen die Agenda beherrschten.

    Die Textsammlung schließt mit einer Chronik über den zeitlichen Ablauf 1929 – 1965 mit Schwerpunkt «Bücherverbrennung» ab, sowie einer Liste mit Schriftstellern, deren Werke 1933 verbrannt wurden.


    Ein allzeit empfehlenswertes, informatives Büchlein, mit aufrüttelnden Texten und einem Thema, das stets aktuell bleibt. Obwohl die Ereignisse allgemein bekannt sind (oder sein sollten), so ist doch der Aufruf Erich Kästners als direkt Betroffener wichtig und mahnend.