Horror Vacui - Dichter am Abgund Band 1
Nach langer Abwesenheit möchte ich mit einer Rezension ins Forum zurückfinden und ich hoffe, dass ich einige Leser dazu inspirieren
kann, diesen außergewöhnlichen Künstler näher kennenzulernen. Es ist schon sehr lange her, dass ein Buch (in diesem Fall 2
Bücher) mich so bewegt haben, wie es hier der Fall war. Aber bevor ich mit der Tür ins Haus falle, möchte ich erst einmal ein paar
Worte zum Autor verlieren.
Alexander Frank Spreng (oder kurz Asp
Asp ist Mastermind und Frontmann der Rockband "Asp". Diese Band ist innerhalb der schwarzen Szene ein Begriff und zeichnet
sich durch düstere Rockmusik aus. Er selber bezeichnet seine Musik als Gothic Novel Rock. Charakteristisch für seine Musik sind
träumerische, fantasiereiche Songtexte mit denen er seit 1999 zahlreiche Erfolge verzeichnen durfte. Seit 2020 arbeitet er an
seinem Folk-Projekt namens "Herumor"...ja der Name dürfte Tolkien-Fans bekannt vorkommen
Rezension
Bereits vor 10 Jahren veröffentlichte Asp schon einmal ein Buch namens "Horror Vacui", in dem er Liedtexte und Lyrik
von 1999-2007 mit Kommentaren veröffentlichte. Hier handelt es sich demzufolge um eine Neuauflage, die das gesamte Schaffen mit
Songtexten, Lyrik inklusive dem Folk-Projekt "Herumor" umfasst. Wer hier jetzt ein schnödes Liedtext-Buch mit
Gedichten erwartet...der liegt falsch. Asp nimmt uns mit auf eine Reise durch sein gesamtes Schaffen, mit Songtexten, Gedichten und Anekdoten bzw Erläuterungen zu dem ein oder anderen Songtext. Versteckt sind auch auf die 2 Bände verteilt 20 Easter-Eggs (kleine Links zu Bilder oder der ein oder anderen Audio-Datei). Das besondere an seinen Werken ist ganz einfach die Tatsache, dass seine Cds komplexen Handlungssträngen folgt. Und in Band 1 geht es um den "Schwarzen Schmetterling-Zyklus" und
um das Zwischenalbum "Zaubererbruder".
Der schwarze Schmetterling...kommt mit auf die Reise in das Land Weltunter , dessen zentraler Handlungsort der dunkle Turm ( ein labyrinthartiger, dunkler Ort). Dieser Zyklus umfasst insgesamt 5 Alben. Ich möchte jetzt nicht hier jedes einzelne erörtern, das würde den Rahmen nur sprengen. Ich würde das ganze eher mit einem guten Schauer-Roman vergleichen und die Alben sind jeweils ein
Kapitel. Der Protagonist hat mit mehreren Stimmen zu kämpfen. Ich würde sagen, dass es die dunkle und die helle Seite von ihm sind die im Zwiespalt stehen und auch miteinander verknüpft sind. Asp überlässt hier die Interpretation eher dem Hörer, denn die exakte
Interpretation gibt es hier nicht. Er nimmt uns mit zur Entstehungsgeschichte der Alben und welche Hürden sie überwinden mussten, welche Schwierigkeiten es gab usw. Auch nimmt er uns emotional mit , besonders der Song Demon Love kristallisiert sich besonders heraus...damit Ihr einen Einblick bekommt , ein kleines Zitat " Es gibt nur eines was dich tiefer berühren würde als eine Welt, in der du mit unerfüllter, unerwiderter Liebe leben musst: eine Welt nämlich, in der du ohne Liebe existieren würdest"
Tiefgründig, ehrlich und emotional. genau das macht ihn aus. Allerdings geht es nicht nur melancholisch zu...mit Songs wie
"Werben" und "Finger weg! Finger!" bringt er seinen Unmut zur Werbung auf eine mehr oder weniger subtile Art zum Ausdruck. "Ich will brennen" gleicht einem Befreiungsschlag...zumindest für mich...man befindet sich in einer ausweglosen Situation aus der man ausbrechen möchte...einfach brennen. Bei der Anekdote zu "Ich bin ein wahrer Satan" saß ich als Leser diabolisch lachend und zugleich Kopf schüttelnd in meinem stillen Kämmerlein . Denn dies war der Beweis dafür, dass unsere Gesellschaft nur das versteht , was sie verstehen will. Ein Song in dem einer "Ich bin ein wahrer Satan, komm und fass mich an!"singt? Das kann nur ein Satanist sein...Wenn man sich die mühe macht und genau liest oder hinhört, dann wird man feststellen, dass sich hier Kritik an der Gesellschaft, Politik und Medien verbirgt. Dies soll nur ein kurzer Auszug sein, man könnte noch einiges mehr schreiben, aber wie eben erwähnt...es würde den Rahmen einfach sprengen.
Zaubererbruder...Dieses Album entstand 2008 und feierte 2018 sein 10. Jubiläum. Für mich stellt sie eine Hommage an den von Asp verehrten Otfried Preußler dar. Wer kennt sie nicht, die Geschichte vom Zaubererlehrling Krabat, der in der schwarzen Mühle die schwarzeKunst erlernt? Asp orientiert sich genau an dieser Geschichte und an der sorbischen Sage, interpretiert das auf seine eigene Art . "Ohne Otfried Preußler hätte es das Album und all die Lieder, die in den Fan - Herzen einen wichtigen Platz einnehmen,trotz allem nie gegeben. Auch Otfried preußler hat Krabat nicht erfunden, aber durch ihn habe ich zu Krabat gefunden!"
Das Kapitel beginnt er mit der "Schlagzeile" Ich habe die Kantorka umgebracht. Wieso und warum erläutere ich jetzt nicht...man möchte ja die Neugier wecken buechertreff.de/attachment/44054/
Auch was Asps Krabat alles erlebt und wie er den teuflischen Müller letztendlich bezwingt , werde ich für mich behalten. Schließlich
möchte ich durch Spoiler die Rezension nicht unnötig in die Länge ziehen. Es mag nur so viel verraten sein, dass diese Geschichte ein
Happy und ein Unhappy End erlebt Das andere Ende oder Unhappy End wird von Asp persönlich so beschrieben
„ Dies ist das Gothic-Novel-Rock-Ende der Story, der schlimme Schluss, der Das-Monster-ist-doch-nicht-tot-Moment im Horrorfilm, wenn man -als geübter Zuschauer bereits ahnend, dass die Ruhe nach dem Sturm trügt- noch einen angenehmen Schauder zum Abschied geschenkt bekommt.“
Krabat scheint zu phantasieren, alles scheint ihm unwirklich. Er träumt immer noch von der Mühle, allerdings gleicht sie ihm eines alles verschlingenden Monsters. Es gibt einen neuen Meister, 12 neue Jungen und die Mühle malt wieder.
Zusammenfassend bekommt das Buch natürlich 5 Sterne von mir. Ohne Frage. Gerade in seinem relativ langem Vorwort erfährt der Leser viel von ihm und von seiner Arbeit als Musiker usw.
Warum gehört nun dieses Buch hierher? Ganz einfach. Herr Spreng ist belesen, ein begeisterter Anhänger von Tolkien, Pratchett,
Otfried Preußler und Kai Meyer. Zumindest weiß er gute Literatur zu schätzen und nutzt zum Entspannen einen „guten Schmöker“ „Der Geist geht joggen, hält sich fit und die Seele geht auf Reise.“