Merle Kröger & Thomas Wörtche - Die Experten

  • Das Cover von Merle Krögers Buch "Die Experten" finde ich sehr passend. Es vereint die wichtigsten Elemente, um die es in ihrem Buch geht. Es beginnt 1961. Dreh- und Angelpunkt ist die Familie Hellberg. Friedrich ist Ingenieur, Ingrid Hausfrau und krank, Sohn Kai und die Töchter Rita und Petra (genannt Pünktchen). Kai hat sich entschieden, bei seiner Oma in Hamburg zu bleiben, Rita ist eine Rebellin, die regelmäßig von den Schulen fliegt und Pünktchen das brave Nesthäkchen. Friedrich nimmt eine Stelle als Ingenieur in Ägypten an und lässt Rita, nachdem sie wieder mal von einem Internat geflogen war, nachkommen. Die Mutter fühlt sich nicht wohl und ist mit vielem überfordert. Doch Rita fängt an zu arbeiten und erlebt viel Neues und sie verliebt sich in Hani, einen ägyptischen Ingenieur. Rita glaubt, dass in dem Werk, in dem sie arbeitet, Mondraketen getestet werden. Doch die Situation ist politisch brisant. In Ägypten arbeiten viele Nazis und die Spannungen mit Israel nehmen zu. Als es zu einer Reihen von Anschlägen kommt, wird Hani schwer verletzt und fällt ins Koma. Familie Hellberg geht zurück nach Deutschland.


    Dieses Buch bietet eine Riesenfülle an Informationen. Neben den Erlebnissen der Familie Hellberg und deren Freunden und Arbeitskollegen werden immer wieder Aktenausschnitte und Zeitungsmeldungen abgedruckt. Manchmal muss man überlegen, wer wer war. Als Lese muss man sich sehr konzentrieren, sonst verliert man den Faden. Ansonsten ist es ein sehr interessantes Buch mit historischem Bezug, da es sich auf die Jahre 1961 bis 1970 bezieht.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Die Experten“ zu „Merle Kröger & Thomas Wörtche - Die Experten“ geändert.
  • Spione amNil


    Als Thriller bezeichnet der Verlag "Die Experten" von Merle Kröger, die Autorin selbst spricht in ihrem Nachwort von einem "dokumentarischen Roman, was auf jeden Fall zutreffend ist. Denn in die Anfang der 60-er Jahre spielende Handlung sind zahlreiche dokumentarische Hintergründe eingearbeitet. Da es sich hierbei allerdings nicht um Fußnoten oder sonstige Anmerkungen handelt, wird der Erzählfluss immer wieder unterbrochen - und das dämpft das Lesevergnügen doch ganz erheblich, vor allem, da es bei einem Thriller immer auch um Spannungsaufbau geht. So gerät der Lesefluss doch eher zäh.

    Hauptfigur ist Rita Hellberg, die heranwachsende Tochter eines Flugzeugingenieurs, der in der jungen Bundesrepublik keine Chance für die Forschungsarbeit sieht, die er gerne betreiben will. Er folgt dem Ruf der ägyptischen Regierung, die deutsche Experten für ihr Luftfahrt- und Raketenprogramm anwirbt. Rita, die gerade wegen unerlaubten Männerbesuchs aus dem Internat geflogen ist, muss zunächst widerwillig nach Kairo übersiedeln, wo die Eltern mit der jüngeren Schwester schon wohnen. Ihr älterer Bruder Kai hingegen, der sich vor allem für Musik interessiert und zur aufbegehrenden Generation gehört, die Fragen nach der Verantwortung der Elterngeneration während des Nationalsozialismus stellt, bleibt in Hamburg zurück.

    Rita hat zwar keinen Schulabschluss, landet aber als Sekretärin im Team deutscher Raketenforscher. Sie fühlt sich schnell wohl am Nil und in der ganz anderen Welt, vor allem als sie den jungen Ägypter Hani kennenlernt und sich in ihn verliebt. Doch die deutschen Experten sind nicht unumstritten: In Deutschland wird zunehmend befürchtet, sie könnten Geheimnisse verraten, der Zugang zu ihren alten Arbeitgebern ist plötzlich versperrt. Und auch politisch gibt es Bedenken in einer Zeit, als es zu vorsichtigen diplomatischen Annäherungen an Israel kommt: Könnte das Raketenprogramm nicht der Raumfahrt dienen, sondern einem Atomprogramm, das die Sicherheit Israels bedroht? Mossad, BND und ägyptischer Geheimdienst belauern sich und die Experten gleichermaßen, es gibt Drohungen und Anschläge. Zudem gibt es mehrere Altnazis, sogar gesuchte Kriegsverbrecher.

    Hier wäre nun in der Tat reichlich Thriller-Stoff, doch die Autorin erzählt zugleich eine Familiengeschichte - hier Rita, die als junge Frau ihren eigenen Weg sucht, dort ihre frömmelnde und unter einem Putzfimmel leidende Mutter, die eine Belastung für die Familie ist, da die Beziehung des Vaters zu einer jungen Frau in Ritas Alter. Auch diest trägt dazu bei, dass der Spannungsbogen eiert. Zudem bleibt Hauptfigur Rita trotz all der Buchseiten, die ihr gewidmet sind, merkwürdig blutarm und oberflächlich - sie macht eine Entwicklung durch, aber so richtig glaubwürdig und nachvollziehbar ist das alles nicht beschrieben.

    Eine hübsche Idee ist, dass die Ereignisse mit Hilfe von drei Fotoalben der verschiedenen Jahre erzählt werden. Rita ist eine begeisterte Fotografin, und jedes Kapitel beginnt mit einem Bild, das gleichsam symbolisch für ihre Erlebnisse und Erfahrungen steht. Doch leider mindert das nicht die Erfahrung, dass der Text langatmig gerät, trotz oder gerade wegen der offensichtlich aufwändigen Rechercheleistung.