Re-read: Segen, Fluch oder einfach eine zweite Chance?

  • Die Frage steht ja eigentlich schon im Titel: wie haltet ihr es mit re-reads? Ja? Nein? Überflüssig? Sinnvoll? ?(


    In der Schule galt ich immer schon als Sonderling, weil ich Bücher nicht nur freiwillig, sondern auch mehrfach las. Ich fand es schon immer schön, erneut abzutauchen und neue Dinge zu entdecken; ich hab da irgendwie auch nie dran gezweifelt. Bis ich dieses Buch nach einem Umzug in der Hand hielt und hin und her gerissen war: einerseits wollte ich es nochmal lesen, weil ich es gut fand, andererseits war der Protagonist Azoth/Kylar so sehr mit meinem Freund verknüpft, den ich beim ersten Lesen hatte, dass es abschreckte. Da hab ich angefangen über das nochmalige Lesen nachzudenken und es bewusster zu tun.

    Besagtes Buch habe ich dann vor zwei Jahren oder so doch erneut gelesen (bzw. die ganze Trilogie). "Trauma" überwunden, Buch für noch besser befunden als damals, die Welt ist wieder in Ordnung.



    Und bei euch so? :study:

  • Ich liebe Rereads und mache jeden Monat mindestens einen, eher mehr. Das ist für mich wie Einkuscheln in eine warme Decke oder ein Treffen mit guten alten Freund*innen. Man weiß schon, was einen erwartet, und kann das dann ganz entspannt genießen - zumal man ja eher gute als schlechte Bücher rereaden würde. Ich halte mich für eine halbwegs aufmerksame Leserin, finde aber auch, dass es bei Rereads in vielen Büchern noch Neues zu entdecken gibt, und die Details habe ich nach einer Weise ohnehin vergessen.

    Außerdem wüsste ich nicht, wozu ich mir die Schätzchen sonst ins Regal stellen sollte. :lol:

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Dietrich Krusche (Hg.) - Haiku (Reread)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • Ich Buch, das ich seit dem Kauf immer und immer wieder lese und dabei Neues entdecke, ist die Kushiel-Trilogie. (Wäre mal wieder an der Zeit.) Man entwickelt sich selbst ja auch weiter, der Blickwinkel verändert sich...

  • Oh, Kushiel ist toll!


    Ich bin inzwischen bei Band 8 angelangt (es gibt ja insgesamt 3 aufeinander aufbauende Trilogien).


    Re-Reads mag ich auch gerne. Zwar reicht die Zeit leider hinten und vorne nicht, alle tollen noch unbekannten Bücher zu lesen UND alle großartigen alten Bekannten noch mal zur Hand zu nehmen, aber ab und zu greife ich auch mehrmals zu einem Buch, wenn es mich besonders beeindruckt hat oder einfach, wie etwa die "Anne auf Green Gables"-Reihe, sich anfühlt wie alte Freunde zu besuchen.


    Und ja, manche Bücher sagen einem in verschiedenen Lebensphasen auch ganz unterschiedliche Dinge :)

  • "Rabenzauber" ist ein Buch, dass mir die persönliche Weiterentwicklung hingegen ein wenig madig gemacht hat. Damals, mit 16 oder 17, fand ich es gut. Düstere Stimmung, Charaktere die man so vorher noch nicht gesehen hatte, ein besonderes Magiesystem etc.

    Ich habe es letztes Jahr zum bereits dritten Mal gelesen und war tatsächlich vor allem von den Charakteren eher genervt als angetan. Den einen Charakter, den ich noch mochte, fand ich damals eher merkwürdig/doof. So können sich die Dinge ändern und jetzt seh ich das Buch im Regal eher mit einem wehmütigen Seufzen an...

  • Es gibt bei mir auch Bücher, die ich lieber nicht noch mal lese ... vor allem solche, die ich als Jugendliche und junge Erwachsene toll fand. Die behalte ich lieber in guter Erinnerung, als mir diese mit meinem heutigen kritischeren Auge zu verderben.

  • Ich habe auch grundsätzlich nichts gegen einen schönen Reread. Fühlt sich immer toll an, wie nach Hause kommen. Ich mag das, wenn man das Gefühl, welches man beim ersten Lesen hatte, nochmal erleben kann :)Letztes Jahr hatte ich einige Rereads und demnächst möchte ich nochmal das ein oder andere erneut lesen. Ich freue mich schon sehr darauf :love:

  • Es gibt bei mir auch Bücher, die ich lieber nicht noch mal lese ... vor allem solche, die ich als Jugendliche und junge Erwachsene toll fand. Die behalte ich lieber in guter Erinnerung, als mir diese mit meinem heutigen kritischeren Auge zu verderben.

    Oh ja, "Nauraka" ist so ein Exemplar. Jugendbücher waren generell nie so meins, aber das hier habe ich geliebt und relativ früh gemerkt/beschlossen, es mir nicht durch einen re-read zu versauen. Bei jedem Umzug hatte ich es in der Hand, hab das Cover bewundert und gedacht, war schön und so soll es bleiben.

  • Es gibt wenige Bücher, die ich mehrfach gelesen habe. Das liegt aber im Wesentlichen daran, dass ich immer unendlichen Lesevorrat noch nicht gelesener Bücher habe. Bevor ich zum Re-read greife, lese ich daher lieber ein noch nicht gelesenes Buch. Da gibt es auch noch so viele Perlen zu entdecken. :study:

    :study: Dennis Jürgensen - Taubenschlag

    :musik: Michael Kobr - Sonne über Gudhjem

    Ein Buch, das man liebt, darf man nicht leihen, sondern muss es besitzen. (Friedrich Nietzsche)


    :study: Gelesen 2024: 25 Bücher /

    :musik: 10 Hörbücher


    :study: Gelesen 2023: 103 Bücher /

    :musik: 33 Hörbücher

  • Es gibt bei mir auch Bücher, die ich lieber nicht noch mal lese ... vor allem solche, die ich als Jugendliche und junge Erwachsene toll fand. Die behalte ich lieber in guter Erinnerung, als mir diese mit meinem heutigen kritischeren Auge zu verderben.

    Genau das ist mir schon öfter passiert. Bücher welche ich vor drölfzig Jahren ganz toll fand, können mich heute überhaupt nicht mehr fesseln. Und ich frage mich, was gefiel mir denn damals so gut daran ?(


    Generell mag ich re-reads aber auch gern und nehme mir auch immer vor, dieses oder jenes Buch nochmal zu lesen aber meistens kommt dann doch wieder etwas "Neues" dazwischen :lol:

  • Ich lese gerade eine Reihe erneut, die mir in der Jugend total gefallen hat, ich bin gespannt, ob ich sie immer noch so mag. Auch meine Lieblingsbücher lese ich immer wieder gern.

    Gerade bei Lieblingsbüchern ist das für mich wie ein Wiedersehen mit alten, sehr lieben Freunden. :love:

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Es gibt wenige Bücher, die ich mehrfach gelesen habe. Ich denke oft daran, Lieblingsreihen wie Kings Dark Tower oder Otherland von Tad Williams noch einmal zu lesen. Aber meistens bleibt es beim Vorhaben, da ich dann doch lieber etwas Neues vom SUB lese. Ich schaffe knapp drei Bücher im Monat, da fehlt es mir einfach an Lesezeit. Allerdings gibt es auch nicht allzu viele Bücher, die mich wirklich reizen würden. Bei Krimis oder Thriller sehe ich den Sinn dahinter z.B. überhaupt nicht. Harry Potter lese ich gerade ein weiteres Mal in den illustrierten Ausgaben. Und weil es mir so gut gefallen hat, habe ich Dickens' Weihnachtsgeschichte in der Adventszeit letztes Jahr nochmal gelesen. Mal sehen, vielleicht wird daraus ja eine kleine Tradition. Das ist aber auch nur ein kleines Geschichtlein, das man locker in 1-2 Tagen durchbringt.

  • Mehrfachlesen?

    Ich muss mir das immer gut überlegen.Wenn ich mir sicher bin, wie jetzt gerade bei Wassermusik von T.C.Boyle, der Faden hält, die Qualität auch, kann ein Mehrfachlesen sehr gut werden. Die Buddenbrooks habe ich in verschiedenen Phasen des Lebens immer wieder gelesen und immer neu darin gelebt.

    Aber es gab auch herbe Enttäuschung, wie bei Hesse, da musst du durch.

    Lassen werde ich es aber nie, das weiss ich.

  • Vielleicht zeigen sich die wirklich richtig guten Bücher ja gerade dadurch, dass man sie in jedem Lebensalter mit Gewinn und Genuss lesen kann :)

    Und weil es mir so gut gefallen hat, habe ich Dickens' Weihnachtsgeschichte in der Adventszeit letztes Jahr nochmal gelesen. Mal sehen, vielleicht wird daraus ja eine kleine Tradition. Das ist aber auch nur ein kleines Geschichtlein, das man locker in 1-2 Tagen durchbringt.

    Die habe ich auch schon mehrfach vor Weihnachten gelesen, ebenso "Drei Männer im Schnee".

  • Vielleicht zeigen sich die wirklich richtig guten Bücher ja gerade dadurch, dass man sie in jedem Lebensalter mit Gewinn und Genuss lesen kann :)

    Und weil es mir so gut gefallen hat, habe ich Dickens' Weihnachtsgeschichte in der Adventszeit letztes Jahr nochmal gelesen. Mal sehen, vielleicht wird daraus ja eine kleine Tradition. Das ist aber auch nur ein kleines Geschichtlein, das man locker in 1-2 Tagen durchbringt.

    Die habe ich auch schon mehrfach vor Weihnachten gelesen, ebenso "Drei Männer im Schnee".

    Grosse Klasse, mit den beiden Büchern hast Du die Frage eigentlich schon beantwortet.

    Die werde ich wiederlesen, bis es nicht mehr geht. :wink:

  • Ich mache eigentlich selten Rereads, vor allem, weil ich mich doch recht intensiv mit Neuerscheinungen befasse und es in dem Bereich dann schon immer so vieles gibt, was ich unbedingt lesen möchte.


    Ausnahmen mache ich bei:

    - absoluten Lieblingsbüchern/-geschichten

    - Bücher aus meiner Kindheit / Jugend, die ich nochmal erleben möchte (kann natürlich auch schiefgehen)

    - Büchern, die zu meiner Wohlfühllektüre gehören, bei denen ich meinen Kopf nicht so anstrengen muss (Agatha Christie zum Beispiel)


    Mein Mann liest zum Beispiel einmal im Jahr im Winter "Der Historiker" von Elizabeth Kostova - das wäre eher nichts für mich.

  • Ich lese seit einer Weile immer mal wieder Bücher, die ich in meiner Schulzeit oder an der Uni gelesen habe, aber eben mit deutlichem zeitlichen Abstand.

    Die meisten Bücher lese ich aber tatsächlich nur einmal.

    I will take with me the emptiness of my hands. What you do not have you find everywhere. (W. S. Merwin)


  • Ich habe das schon mal in einem anderen Thread geschrieben. Seit seinem Erscheinen 2011 habe ich dieses Buch jedes Jahr einmal gelesen. Immer wenn der Titel in einem Gespräch auftaucht, sei es in realer Umgebung oder im TV, überkommt mich eine Sehnsucht, das Buch wieder zu lesen. Und der Gewinn wird nicht geringer.

    Man kann das auch krank nennen, wie manche Lesekreis-Freunde es tun !

    signed/eigenmelody

    Dear Life,

    When I said "Can my day get any worse?" it was a rhetorical question, not a challenge.

    -Anonymous

  • Es gibt die Lieblingsbücher, die sich mehr oder weniger von selbst lesen. Man klappt sie einfach auf und es passiert, man ist drin, man ist daheim. Dann gibt es sehr gute Bücher die ich eher kein zweites Mal lesen werde, weil sie vielleicht emotional nicht so leicht verdaulich sind. Wenn ich überlegen muss ob ich ein Buch nochmal lesen will wird es wohl eher nicht passieren.

  • Ich habe mir vor einiger Zeit zur Angewohnheit gemacht, von den Neuerwerbungen nur noch die zu behalten, die ich irgendwann noch ein weiteres Mal lesen möchte. Tatsächlich kommt es bei mir gar nicht so selten vor, dass ich Bücher noch einmal lese. Die Nebel von Avalon habe ich zum Beispiel schon fünfmal gelesen und die Outlander-Reihe auch schon dreimal. Oft sind es auch Reihen, die ich mir noch ein weiteres Mal vorknüpfe. Manchmal habe ich eben Lust auf etwas Bekanntes. Und habe ich erst einmal angefangen, finde ich doch immer wieder Kleinigkeiten, die zuvor bei mir untergegangen sind.

    Interessanterweise habe ich sogar Lust, meine eigenen Bücher mehrfach zu lesen, und das, obwohl ich sie bereits vor der Veröffentlichung wieder und wieder gelesen habe und die Handlung genau kenne. Trotzdem fehlt es mir darin nie an Spannung. Schon verrückt :lol:

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein