Wolf Serno - Liebe in dunkler Zeit

  • Unruhige politische Zeiten in Hamburg

    1934-1945 Hamburg. Die Villa in der Elbstraße ist noch immer das Zuhause von Dr. Viktoria zur Haiden, wenn auch ihr Elternhaus inzwischen ziemlich abgewohnt ist. Aufgrund einer Erkrankung musste sie ihre Anstellung im Eppendorfer Krankenhaus niederlegen, was ihr sehr zu schaffen macht, da sie zusätzlich noch um ihren Mann trauert. Da kommt der Besuch ihres Bruders Benno gerade recht, der in New York als Maler lebt und seine Tochter Florence mitbringt, die ebenfalls ausgebildete Ärztin ist. Gemeinsam mit Viktoria wollen sie der alten Villa zu neuem Glanz verhelfen und engagieren mit dem jüdischen Architekten Aron einen Fachmann. Florence hat schon bald ihr Herz an den jungen Mann verloren. Doch auch in Hamburg weht bereits der hasserfüllte braune Parolenwind der Nazis durch die Straßen und vernebelt die Köpfe der Menschen…


    Wolf Serno hat mit „Liebe in dunkler Zeit“ den Folgeband über die Villa in der „Große Elbstraße 7“ vorgelegt. Der flüssige und bildhafte Erzählstil führt den Leser auch diesmal in das historische Hamburg, wo ihm Einlass in das Leben der Arztfamilie zur Haiden gewährt wird. Viktoria hat in den letzten Jahren als praktizierende Ärztin gearbeitet, ist jedoch nun erkrankt und zudem in Trauer. Nach langem Auslandsaufenthalt stattet ihr Bruder Benno in Begleitung seiner inzwischen erwachsenen Tochter Florence seiner Heimatstadt einen Besuch ab und zieht bei Viktoria in die Familienvilla ein. Doch Hamburg hat sich verändert, die judenfeindliche Politik der immer mehr an Einfluss gewinnenden Nazis wabert durch die Straßen und findet immer mehr Anhänger. Viktoria, Benno und Florence allerdings pflegen lieber Kontakt zu manch skurrilem Einwohner, der den Nazis aufgrund seiner Andersartigkeit und seiner Ansichten ein Dorn im Auge ist. Die bildhaften Beschreibungen erlauben dem Leser eine Zeitreise in die Vergangenheit, um sich in der St. Pauli-Kneipe „Tor zur Hölle“ unters Volk zu mischen und diesem bei ihrem Treiben zuzuschauen sowie ihre Ansichten aufzusaugen. Der Autor verbindet gekonnt wahre Ereignisse mit seiner fiktiven Erzählung und stellt die politische sowie gesellschaftliche Lage Hamburgs gut dar.


    Die Charaktere sind glaubhaft skizziert und mit menschlichen Ecken und Kanten ausgestattet. Auf den Leser wirken sie lebendig und authentisch, so dass er sich gern unter sie mischt, um die Ereignisse hautnah mitzuerleben. Viktoria ist eine offene und selbstbewusste Frau, die immer Stärke und Mut bewiesen hat. Doch ihre Erkrankung zwingt sie, sich zurückzunehmen. Auch der Verlust ihres Ehemannes hängt ihr nach und lässt sie manchmal verzweifelt und kraftlos wirken. Benno hat seinen Wunsch, Maler zu werden, verwirklicht. War er früher noch ein Träumer, so wirkt er nun rundum zufrieden, optimistisch und ist zudem ein stolzer, liebevoller Vater. Florence hat gerade erst ihr Studium zur Ärztin beendet und findet in Aron ihre erste große Liebe. Kneipenwirt Willi Höller bietet als Brummbär vielen Kitzbewohnern einen sicheren und vor allem urigen Hafen, wo das Miteinander oberstes Gebot ist und gepflegt wird. Aron ist ein talentierter Architekt, der allerdings aufgrund seines religiösen Hintergrunds bald ins Visier der Nazis geraten könnte.


    „Liebe in dunkler Zeit“ überzeugt neben einem guten recherchierten historischen Hintergrund vor allem mit einer Familiengeschichte, die in politisch brisanten und unruhigen Zeiten zusammensteht. Für die farbenprächtige und unterhaltsame Geschichte gibt es eine verdiente Leseempfehlung!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Hamburg in unruhigen Zeiten


    Gemeinsam mit ihrem Vater Benno reist Florence von New York nach Hamburg. Sie wollen Bennos Schwester Vicki zur Haiden besuchen. Doch schnell stellt sich heraus, die inzwischen alte Dame kommt allein in der großen Villa nicht mehr zurecht. Florence beschließt, bei ihr zu bleiben. Gemeinsam wollen sie zunächst die Villa renovieren. Aber woher in diesen Jahren die Handwerker nehmen? Dank eines Freundes finden sie den Architekten Aron. Er übernimmt den Auftrag und unter seinen fähigen Händen wird die Villa wieder zu einem Schmuckstück. Allerdings ist Aron Jude und so ergeben sich schnell Probleme, aber das ist nicht das einzige Problem. Denn auch wenn Florence eine selbstbewusste Frau und Ärztin ist, in Aron sieht sie schnell mehr als nur den Architekten. Ob ihre Liebe eine Chance hat in diesen Jahren kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, wird die Zukunft zeigen.


    In den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts beschließt Florence in Hamburg zu bleiben, wegen ihrer Tante und wegen der Hoffnung auf eine glückliche Zukunft. Dieser zweite Teil der Reihe „Große Elbstraße 7“ setzt genau zu diesem Zeitpunkt ein. Es sind etliche Jahre vergangen, seit Benno die Heimat verlassen hat. Er und Vicki haben ihr Leben eigentlich gelebt. Sie sind in die Jahre gekommen und überlassen nun den jüngeren Protagonisten das Feld. Auch wenn „Liebe in dunkler Zeit“ eine Fortsetzung ist, kann man sie problemlos ohne Vorkenntnisse lesen. Nicht nur, dass es kleine Rückblenden gibt, auch ist die Handlung nicht direkt mit dem Vorgänger verknüpft. Natürlich findet der Leser sich an bekannten Schauplätzen wieder und ist mit dabei, wie sich Charaktere aus dem ersten Band weiterentwickelt haben, aber der Hauptaugenmerk liegt schon bei Florence und ihrer Arbeit als Augenärztin.


    Der Aspekt der Medizin hat mir gut gefallen. Es war interessant zu lesen, was schon alles möglich war und wie sich die Arbeit für Florence gestaltet hat. Allerdings fand ich die gesamte Handlung eher so mittelmäßig. Es fehlten mir echte Höhen und Tiefen, die Spannung erzeugt hätten. Gerade der erste Teil dieser Geschichte war recht langatmig, ohne wirklich viel Handlung zu haben. Erst in dem zweiten Teil, der davon erzählt, wie die Menschen in den Kriegsjahren in Hamburg gelebt haben, wurde es etwas besser. Die Bombennächte und das Leben immer in Angst vor der Entdeckung der SS war dann spannend erzählt. Schade, dass ausgerechnet nur die Kriegsjahre für Spannung gesorgt haben.


    Wolf Serno hat alles mit einfließen lassen, was es an Schicksalen geben kann. Er erzählt von Verfolgungen und Rettung und Unterdrückung. Die Angst der Menschen ist deutlich spürbar. Eigentlich war alles da, was es für eine gute Geschichte gebraucht hätte, aber mich hat der Autor mit dieser Handlung nicht wirklich erreicht. Ich fand es nur mäßig unterhaltsam. Es gab Szenen, da habe ich mich gefragt, warum? Weil so eine Szene immer dazu gehört oder weil sie Spannung erzeugen sollte? Sie haben bei mir leider keine Spannung erzeugt und ich fand sie unnötig.


    Gelungen ist dem Autor sicher die Beschreibung dieser Zeit. Die Ängste, die die Menschen ausgestanden haben, der Kampf um das tägliche Überleben und die Angst vor Entdeckung. Auch das Thema der Verfolgung und der Versuch von Menschen, andere zu retten, war gelungen mit der fiktiven Handlung verwoben. All das hat mir auch gefallen, aber insgesamt gesehen konnte mich dieser Teil nicht überzeugen.


    Fazit:

    Schöner historischer Schmöker, der mich aber leider nicht überzeugen konnte. Mir war er zu gleichbleibenden, was die Höhen und Tiefen der einzelnen Schicksale betraf. Der historische Hintergrund hingegen klang authentisch und hat Hamburg in den 30er und 40er-Jahren auferstehen lassen.


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