1954. Nachdem Greta Bergström gemeinsam mit ihrer Großmutter Annie vor dem 2.Weltkrieg nach Schweden geflüchtet sind, kehrt sie wieder nach Deutschland zurück, um ihre verschollene Mutter Linn zu suchen. Als erfahrene und einfühlsame Kosmetikerin lernt sie schnell die Friseurin Marieke und die modebewusste Trixie kennen. Zusammen gründen sie einen mobilen Schönheitssalon, womit sie sich ihren Lebensunterhalt mühsam verdienen, um ihren Schicksalen zu entfliehen und den Frauen ihrer Zeit wieder zu etwas Freude zu verhelfen.
Zunächst zum Erscheinungsbild des Buches. Das Cover gefällt mir sehr gut. Auch wenn es keine Situation aus der Geschichte darstellt, merkt man sofort, in welcher Zeit wir uns befinden. Außerdem ist das Hardcover wirklich sehr hochwertig gebunden und mit einem angenehmen Schutzumschlag und einem Lesebändchen versehen.
Nun aber zur Handlung. Die Autorin erzählt mit viel Einfühlsamkeit von einer Freundschaft dreier emanzipierter Frauen, die den Herausforderungen ihrer Zeit trotzen und trotz jeglicher Hindernisse eine Lösung für jedes Problem finden. Die Protagonisten waren allesamt sympathisch, allerdings hatten sie alle ein paar Schwächen, sodass mir keine von ihnen besonders imponierte.
Die Atmosphäre zur Zeit des Wiederaufbaus, die Idee des Schönheitssalons und Gretas Suche nach ihrer verschwundenen Mutter haben mich besonders gefesselt. Durch die einfache bildhafte Sprache konnte ich mir den hergerichteten LKW in dem grauen, mürrischen Hamburg sehr gut vorstellen. Generell wurde die Stimmung der Bevölkerung meiner Meinung nach sehr gut getroffen und die vereinzelten Einblicke in die verschiedenen Schicksale fand ich sehr bewegend. Was mir jedoch besonders am Herzen lag, war der Fokus auf den Ort Hadamar, an dem viele Menschen zwischen 1939 und 1945 ums Leben kamen.
Gern hätte ich noch mehr über die Tätigkeiten der Friseure und Kosmetiker der 50er Jahre erfahren. Da ich selbst den Friseurberuf gelernt habe, gab es hier und da ein paar Kleinigkeiten, die mir nicht so ganz gefallen haben oder zu kurz kamen. Zum einen wurde zu der Zeit die Heißwelle immer beliebter. Das wäre meines Erachtens erwähnenswert gewesen, doch vor allem auch eine interessante Herausforderung für die Umsetzung auf der Ladefläche des LKW. So muss sich Marieke wohl nur auf die Tätigkeiten Schneiden, Färben und Legen fokussiert haben. Außerdem bezweifle ich, dass die Kosmetiker damals nur mit eigens zusammen gerührten Hausmitteln und Kräuterkuren gearbeitet haben (die Kosmetikindustrie florierte und die bewährte Nivea-Creme gab es auch schon ein paar Jahre), was mich als Kundin ein wenig an der Professionalität hätte zweifeln lassen. An dieser Stelle hätte ich mir also mehr Recherche der Autorin gewünscht.
Was Gretas Suche nach Linn angeht, schloss sich am Ende, nach vielem Hin und Her, der Kreis und die Handlung wurde für mich in sich etwas schlüssiger, wenn auch leider nicht ganz befriedigend.
Insgesamt würde ich dem Buch 3 von 5 Sternen geben. Das Buch hatte aufgrund des Themas viel Potenzial, allerdings bekam ich häufig den Eindruck, dass die Autorin zu viel von ihren Charakteren abverlangte. Ich hätte hier und da lieber etwas weggelassen und einiges dafür umso tiefgründiger dargestellt. Außerdem wirkten die ganzen glücklichen Zufälle sehr konstruiert und vermittelten eine falsche Darstellung des Lebens. Natürlich hatten alle Personen ein trauriges Schicksal, aber dass letztlich jeder sein Happy End bekommt, ist mir einfach zu geziert, auch wenn ich es jedem von ihnen gönne.