Benjamin von Stuckrad-Barre und Martin Suter - Alle sind so ernst geworden

  • Kurzmeinung

    serjena
    Schlechte Idee das Hörbuch von zwei Frauen vorlesen zu lassen, wirkt einfach nur lächerlich - schade um die Geschichten
  • Klappentext:


    Martin Suter und Benjamin von Stuckrad-Barre unterhalten sich über: Badehosen, Glitzer, Äähm, Hochzeiten, LSD, Teufel, Gott, Madonna, Arbeit, Ibiza, Kochen, Rechnungen, Siri, Fotos, Mundharmonika, Geldscheine, Verliebtheit, Wiedersehen.



    Mein Leseeindruck:


    Das Buch trägt 16 Gespräche zusammen, die als podcast abzuhören waren, nun aber in Buchform vorgelegt wurden, zum stolzen Preis von € 22,--. Nicht alle Gespräche eigenen sich zur 1:1-Verschriftlichung; so mag es im podcast vielleicht recht witzig sein, die beiden das Wanderlied „Im Frühtau zu Berge wir ziehn fallera“ zweistimmig singen zu hören, aber verschriftlicht liest man eben nur den Text und hört erst recht nicht die zweite Stimme von Martin Suter.


    Martin Suter ist in diesen Gesprächen generell eher die zweite Stimme. Benjamin Stuckrad-Barre führt. Er eröffnet die Gespräche, er lenkt sie, ist ausgesprochen unruhig, er unterbricht ständig mit seinen durchaus originellen und witzigen Einfällen, ironisiert sich selber, streut Autobiografisches ein – und hier hatte ich manchmal den Eindruck, er kokettiert mit seiner Drogenvergangenheit. Martin Suter dagegen hält sich eher zurück, duldet die Unterbrechungen freundlich, reagiert eher langsam (und bedient damit bewusst? das Klischee des langsamen Schweizers), ist nüchtern und drängt sich niemals vor. Daher kam mir das Verhältnis zwischen den beiden ungleichen Freunden vor wie das Verhältnis eines älteren gütigen Onkels zu seinem überdrehten Sturm-und-Drang-Neffen. Auch wenn der schon 45 Jahre alt ist.


    Welche Themen stehen an?

    „Konzeptionsloses Gelabere“ nennt Suter die Gespräche. So wirkt das Buch allerdings nicht. Es sind keine weltbewegenden, sondern eher alltägliche Themen, die ausgewählt wurden, und das ist auch der Reiz dieser Gespräche. Das Buch beginnt mit dem Kennenlernen der beiden am Pool eines Grandhotels in Heiligendamm, beide in recht farbenfrohen Badehosen: das wirkt komisch. Nicht alle Kapitel finde ich gelungen, z. B. finde ich eine Unterhaltung mit Siri etwas schülerhaft und nicht sehr originell.


    Sehr gut gefallen hat mir das Kapitel über die Funktion des „Ähmm“ in Gesprächen:


    Zitat

    Stuckrad-Barre. Atmet da der Text, oder schwankt da der Sinn? Wozu „ähmm“? Man sucht?

    Suter: Man überlegt. Und mein Verdacht ist: man will diese Denkpause verstopfen, damit niemand reinspringt.

    […]

    Stuckrad-Barre: Man stimmt schon mal so ein Präsprachgeräusch an, obschon der Gedanke noch gar nicht formuliert ist, ja noch nicht mal gedacht. Es ist das Verfertigen eines Gedankens beim Lallen.

    Suter: Genau, es ist eine Ablenkung oder ein Ausdribbeln des Gegenübers, das ja auch was sagen möchte.

    Fazit: amüsant.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Diese leicht spätpubertäre Intellektualität kann amüsant sein,da gebe ich Dir völlig Recht, aber auf die Dauer auch anstrengend und bemüht.Absolut einverstanden! :wink:

  • die Dauer auch anstrengend und bemüht.

    Das hält sich hier eigentlich in Grenzen, verglichen mit anderen Büchern. Ich denke da spontan an dieses Buch, von zwei ausgesprochen renommierten Journalisten - das war echt "anstrengend und bemüht". Da sind diese kleinen Gespräche hier etwas leichtfüßiger.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Das Buch trägt 16 Gespräche zusammen, die als podcast abzuhören waren, nun aber in Buchform vorgelegt wurden, zum stolzen Preis von € 22,--. Nicht alle Gespräche eigenen sich zur 1:1-Verschriftlichung; so mag es im podcast vielleicht recht witzig sein, die beiden das Wanderlied „Im Frühtau zu Berge wir ziehn fallera“ zweistimmig singen zu hören, aber verschriftlicht liest man eben nur den Text und hört erst recht nicht die zweite Stimme von Martin Suter.

    Einige Gespräche habe ich gehört, einige originell, nicht alle aber sie waren gefällig. Allerdings in der Schweiz kostet das Buch sogar 30CHF (27,77€) was ein richtig stolzer Preis ist für diesen doch recht schmalen Band. Elke Heidenreich lobt übrigens das Buch sehr, kann man in einem Podcast sich anhören.

    Jedoch meine Onleihe hat es und somit kann ich es ab morgen lesen und mir ein Bild machen.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Elke Heidenreich lobt übrigens das Buch sehr, kann man in einem Podcast sich anhören.

    Da ist sie nicht die einzige, wie ich inzwischen gelesen habe.

    Mir hat das Lesen durchaus Vergnügen gemacht, und das wünsche ich Dir auch!


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Zwei Personen des öffentlichen Lebens treffen sich eher zufällig, stellen fest, dass sie sich sympathisch finden und beginnen eine Unterhaltung. Sie fangen bei neonfarbenen Badehosen an und springen dann von Thema zu Thema. Sie sind ernst, humorvoll und manchmal albern. Sie spielen sich die verbalen Bälle zu wie auf dem Tennisplatz. Und wie bei einem Tennisspiel gibt es bessere und schlechtere Sätze.


    Unterhaltungen unbemerkt zu belauschen hat etwas für sich. Hier lausche ich nicht unbemerkt, bin aber nicht direkt bei der Unterhaltung dabei. Die Gesprächspartner sind sich dessen bewusst, dass sie belauscht werden, und so wirkt ihre Unterhaltung stellenweise etwas bemüht. Dieser Eindruck wäre wahrscheinlich nicht so stark gewesen, wenn ich das Buch kapitelweise gelesen hätte. Am Stück wirkten die beiden Herren manchmal ein bisschen zu sehr auf den Eindruck fokussiert, den sie hinterlassen werden.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

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