Susanne Goga - Das Geheimnis der Themse

  • Kurzmeinung

    Hirilvorgul
    Unterhaltsame, spannende Geschichte um Geheimbünde, alte Kulte und die Themse.
  • Kurzbeschreibung:
    London 1894. Zwei Jahre nach der Hochzeit liegt ein Schatten über dem Glück von Charlotte und Tom Ashdown. Durch ihre Kinderlosigkeit steht vieles unausgesprochen zwischen ihnen. Ein spannendes Buchprojekt über die magischen Orte Londons bringt die beiden einander unverhofft wieder näher. Doch ohne es zu ahnen, geraten Charlotte und Tom nach einem Leichenfund an der Themse in tödliche Gefahr … (Quelle: Verlagswebsite)


    Autor:
    Susanne Goga wurde 1967 in Mönchengladbach geboren und lebt dort bis heute. Die renommierte Literaturübersetzerin und Autorin reist gern – mit Vorliebe auch in die Vergangenheit. Das spiegelt sich in ihren überaus erfolgreichen historischen Romanen wider. Für die Kriminalreihe um Leo Wechsler taucht sie ein ins Berlin der 1920er-Jahre, für den Diana Verlag begibt sie sich immer wieder auf die geschichtsträchtigen Spuren der englischen Gesellschaft. So spielt der Spiegel-Bestseller »Der verbotene Fluss« im viktorianischen Zeitalter, und hier schließt auch Susanne Gogas neuer Roman »Das Geheimnis der Themse« an. (Quelle: Verlagswebsite)


    Allgemeines:
    - Erschienen als Taschenbuch und eBook im Diana Verlag im Februar 2021
    - 448 Seiten in 58 Kapiteln, Prolog und Epilog
    - Im Nachwort, das auch ein recht umfangreiches Literaturverzeichnis enthält, weist die Autorin auf Wahrheit und Fiktion hin.
    - „Das Geheimnis der Themse“ ist der zweite Roman um das Paar Charlotte und Tom, ob weitere geplant sind, ist mir nicht bekannt.
    - Handlungsort und -zeit: London am Ende des 19. Jahrhunderts


    Meine Meinung:
    Susanne Goga serviert dem Leser eine unterhaltsame Mischung aus Geheimbünden und Kulten, ägyptischer Mythologie, gesellschaftlichem Leben im London ausgangs des 19. Jahrhunderts und natürlich Leben am Fluss. Natürlich wird auch der beim Thema Mystik unvermeidliche John Dee erwähnt, aber der spielt nur eine untergeordnete Rolle.
    Charlotte und Tom sind ein interessantes Paar, aufgeschlossen, gebildet, neugierig und ihrer Zeit voraus in der Sicht auf die Rolle der Frau. Allerdings ist ihre Ehe vom Makel der Kinderlosigkeit überschattet. Die Gründe hierfür klären sich zwar auf, aber die Art, wie die beiden damit umgehen, war ein wenig nervig und das einzige, das mich in der unterhaltsamen Geschichte gestört hat. Da sind die beiden so emanzipiert und gehen sehr offen und liebevoll miteinander um, aber da versagt die Konversation auf der ganzen Linie? Zum Glück nimmt dieser Teil der Handlung aber nicht zu viel Raum ein und tritt auch immer wieder in den Hintergrund, so dass man ihn zeitweise auch mal vergessen kann.
    Wie die beiden den Geheimnissen um ein totes junges Mädchen, das am Themseufer gefunden wurde, auf die Spur kommen und den Hinweisen nachgehen, hat mir gut gefallen und ist in meinen Augen auch einigermaßen realistisch. Die Charaktere sind bunt gemischt und auch wenn die Auflösung keine allzu große Überraschung birgt, hat die Autorin doch einige Wendungen eingebaut, die so nicht zu erwarten waren. Mir hätten ein paar Zeilen mehr über die Geheimbünde und den Isis-Kult gut gefallen, aber das ist Geschmackssache.
    Ich finde es schade, dass ich mich in London nicht so gut auskenne, wie z.B. in Edinburgh, wo ich beim Lesen sofort die passenden Orte vor Augen habe. So musste ich sie mir eben selbst vorstellen. Aber einige Orte habe ich mir notiert, die ich (be)suchen werde, wenn ich mal wieder an die Themse komme.
    Für London-Fans sicher ein Lesevergnügen und auch die Geschichte an sich sorgt für gute Unterhaltung. Ich kann das Buch guten Gewissens empfehlen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: von mir.


    Fazit:
    Unterhaltsame, spannende Geschichte um Geheimbünde, alte Kulte und die Themse.


    Noch eine Anmerkung: da ich das Buch freundlicherweise vom Diana-Verlag vorab als Rezensionsexemplar erhalten habe, hoffe ich, dass die teilweise fehlenden Absätze im eBook bis zur Veröffentlichung noch ergänzt werden. Die haben das Lesen schon hin und wieder erschwert, wenn der Sprung in der Handlung sich nicht gleich erschlossen hat, weil eine optische Trennung der Absätze fehlte.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts leben Charlotte und Tom Ashdown in London. Seit der Hochzeit hat Charlotte aufgehört zu arbeiten, um sich um ihre eigene Familie zu kümmern, doch bisher sind die beiden kinderlos geblieben. Als Tom ein interessantes Buchprojekt über magische Orte in London angeboten wird, freuen sich beide auf die Recherchearbeiten und Charlotte ist glücklich wieder eine Aufgabe zu haben. Doch aus den magischen Geschichten werden schnell kriminelle Geschichten mit Leichen und die beiden verstricken sich immer tiefer in diese Geschehnisse.


    Von Susanne Goga kenne ich bereits „Das Haus in der Nebelgasse“ und der historische Ausflug ins frühere London hat mir damals sehr gefallen. Daher habe ich mich gefreut, dass sie mich mit ihrem neuen Roman wieder dorthin entführen wollte. Die Geschichte driftet thematisch mit der Zeit in eine bestimmte Richtung, die ich nicht erzählen werde, um nicht zu spoilern. Ich hatte damit jedoch nicht gerechnet und dachte eher, dass es mehr Richtung Kriminalfall gehen würde. Dem war nicht so, auch wenn es tatsächlich eine Leiche unter ungeklärten Todesfällen gibt. Die „andere Richtung“ war auch interessant, aber konnte mich nicht ganz so begeistern, wie damals das Rätselraten bei „Das Haus in der Nebengasse“.


    Fazit: Der Roman hat mich gut unterhalten, auch wenn wir „Das Haus in der Nebelgasse“ aufgrund der Lebenssituation der Charaktere und der Thematik besser gefallen hat. Trotzdem macht der Ausflug ins frühere London Spaß und viele Einzelheiten ergeben am Ende ein Ganzes.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Charlotte und Tom Ashdown sind seit zwei Jahren verheiratet und gerade in ein neues Haus gezogen. Abgesehen von einer lästigen neugierigen Nachbarin könnte alles wunderbar sein, doch Tom leidet darunter, dass sich noch kein Nachwuchs eingestellt hat, und es kommt deshalb immer wieder zu Reibungen zwischen den beiden, weil es ihnen schwerfällt, offen darüber zu sprechen.


    Etwas Ablenkung von diesem Reizthema kommt dann in Gestalt eines Buchprojekts, für das Tom von einem alten Bekannten engagiert wird, einem Atlas okkulter Orte in London. Dafür kann sich auch Charlotte begeistern, deren Vorstellung von einem erfüllten Leben nicht ist, wie eine brave viktorianische Ehefrau die Nachbarinnen zum Tee zu bewirten und gepflegt über Nichtigkeiten zu plaudern. Doch noch bevor es richtig losgeht mit den Recherchen für das Buch, wird an der Themse die Leiche einer jungen Frau gefunden - und je mehr Tom und Charlotte über den rätselhaften Fall erfahren, umso stärker zeichnet sich ab, dass der Tod von Julia Danby offenbar mit einem geheimen Kult und seltsamen Symbolen im Zusammenhang steht.


    Auch um Julias Mutter zu helfen, will Charlotte unbedingt herausfinden, warum Julia auf diese Weise gestorben ist, und gerät schließlich bei ihren Nachforschungen selbst in Gefahr.


    Mit dem Nachfolgeband zu "Der verbotene Fluss" hat Susanne Goga wieder einen so unterhaltsamen wie spannenden Roman vor der immer wieder reizvollen Kulisse des spätviktorianischen London vorgelegt, der mir sogar noch besser gefallen hat als der erste Teil, weil ich diesmal keinen blassen Schimmer hatte, wie sich die Dinge entwickeln würden.


    Charlotte und Tom sind für ihre Zeit sicher ein eher untypisches Ehepaar, pfeifen auch mal auf die eine oder andere Konvention und pflegen einen sehr liebe- und humorvollen Umgang miteinander. Dass die Ehe bislang kinderlos geblieben ist, treibt insbesondere Tom aber ziemlich um und führt zu einigen Spannungen zwischen den beiden, wohl auch, weil man damals praktisch nicht über solche Themen gesprochen hat und sich auch die biologisch-medizinischen Kenntnisse der Fachleute noch sehr in Grenzen hielten.


    Schon früh deutet sich an, dass einer mysteriösen Sekte, die die Themse als Göttin verehrt, eine wichtige Rolle im Buch zukommt, doch bis sich die genauen Zusammenhänge enthüllen, müssen Charlotte, Tom und ihr kleiner Helfer, der zwölfjährige Strandsammler Alfie, der Julias Leiche gefunden hat, so einiges herausfinden und durchmachen. Dabei (und auch bei Toms Recherchen für sein Buch) kommt viel Interessantes über Sekten, Okkultismus, Magie, geheimnisumwitterte Orte in London und ebensolche Persönlichkeiten zu Tage. Ich habe mir fleißig alles Mögliche notiert, worüber ich gerne noch mehr erfahren möchte, also wird das Buch auch noch ein Weilchen nachhallen.


    Gut recherchiert, fesselnd geschrieben, dass die Seiten nur so dahinfliegen bis zum atemberaubenden Showdown, und angenehm realistisch und kitschfrei an Stellen, die bei anderen Autor*innen vielleicht sehr schmalztriefend ausgefallen wären.


    Ich hoffe sehr, dass wir Tom und Charlotte nicht zum letzten Mal getroffen haben!

  • Die Gründe hierfür klären sich zwar auf, aber die Art, wie die beiden damit umgehen, war ein wenig nervig und das einzige, das mich in der unterhaltsamen Geschichte gestört hat. Da sind die beiden so emanzipiert und gehen sehr offen und liebevoll miteinander um, aber da versagt die Konversation auf der ganzen Linie?

    Das Thema nimmt schon relativ viel Raum ein und das Herumgeeiere der beiden ist aus heutiger Sicht wirklich ein bisschen nervig, aber ich halte das tatsächlich für die damalige Zeit für realistischer als offene Gespräche. Über Sexualität und Kinderkriegen hat man seinerzeit ja praktisch gar nicht gesprochen und auch wenig über die biologischen Hintergründe gewusst, geschweige denn geredet. Da sind die beiden wohl doch Kinder ihrer Zeit.

  • Die Gründe hierfür klären sich zwar auf, aber die Art, wie die beiden damit umgehen, war ein wenig nervig und das einzige, das mich in der unterhaltsamen Geschichte gestört hat. Da sind die beiden so emanzipiert und gehen sehr offen und liebevoll miteinander um, aber da versagt die Konversation auf der ganzen Linie?

    Das Thema nimmt schon relativ viel Raum ein und das Herumgeeiere der beiden ist aus heutiger Sicht wirklich ein bisschen nervig, aber ich halte das tatsächlich für die damalige Zeit für realistischer als offene Gespräche. Über Sexualität und Kinderkriegen hat man seinerzeit ja praktisch gar nicht gesprochen und auch wenig über die biologischen Hintergründe gewusst, geschweige denn geredet. Da sind die beiden wohl doch Kinder ihrer Zeit.

    Ja, da gebe ich dir Recht. Es passt nur eben nicht so ganz zu dem Bild, das sie sonst abgeben. Aber wie gesagt: insgesamt hat es das Lesevergnügen nicht nachhaltig gestört.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Das stimmt schon, gerade weil sie ansonsten in ihren Ansichten und ihrem Verhalten ziemlich fortschrittlich wirken.


    Ich hatte zwischenzeitlich mal "befürchtet", dass sie


  • Erst vor kurzem haben ich den Vorgängerband „Der verbotene Fluss“ gelesen, der schon 2014 erschienen ist.


    Inzwischen sind Tom Ashdown und Charlotte verheiratet, aber auch nach zwei Jahren hat sich noch kein Nachwuchs angekündigt. Es gelingt den beiden nicht, über dieses Thema zu sprechen, obwohl sie in Gesellschaft entsprechenden Bemerkungen ausgesetzt sind.


    Toms ehemaliger Mentor Tristan Jellicoe macht ihm das Angebot, ein Buch über magische Orte in London zu schreiben. Nach Rücksprache mit Charlotte sagt Tom zu. Da auch Charlotte zu den Recherchen für dieses Buch beitragen soll, kommen sie sich wieder näher. Doch dann findet der junge Standsucher Alfie die Leiche einer jungen Frau in der Themse und Tom erfährt im Pub davon, als er über John Dee recherchiert. Charlotte und Tom ahnen nicht, dass sie sich mit ihren Nachforschungen in große Gefahr bringen.


    Von Anfang an hat mich diese Geschichte gepackt. Ich mag London und war schon einige Male dort. London ist ein Ort voller Historie und alles ist sehr atmosphärisch beschrieben. Manche der Orte hatte ich daher gleich vor Augen. Vor allem dreht sich alles um die Themse, die schon immer ein magischer Ort war, was viele Funde belegt haben.


    Charlotte und Tom gehen Dingen gerne auf den Grund. In „Der verbotene Fluss“ hat sie das zusammengeführt und nun können sie wieder Nachforschungen anstellen. Beide gehen unterschiedliche Wege, die aber immer wieder aufeinandertreffen. Alfie ist ein cleverer Junge, der es nicht leicht im Leben hat. Tom mag ihm und möchte ihm Chancen eröffnen und überfährt Charlotte damit ein wenig. Aber Alfie weiß genau, was er will. Marguerite Danby will wissen, warum ihre Tochter sterben musste und so begegnet ihr Charlotte im Britischen Museum. Die Nachforschungen bringen Hinweise auf das alte Ägypten hervor und eine Spur führt zu den „Töchtern der Isis“. Doch niemand scheint etwas darüber zu wissen. Das soll wohl auch so bleiben, denn es gibt immer wieder Drohungen gegen ganz unterschiedliche Personen.


    Die Geschichte nimmt immer neue Wendungen und am Ende wird es dann dramatisch.


    Im 19. Jahrhundert gab es in England eine Reihe von Geheimbünden und magische Rituale und Séancen waren sehr beliebt. Je mehr technische Entwicklungen es gab, umso mehr wollten die Menschen hinter die Dinge schauen. Im Nachwort liefert die Autorin Susanne Goga noch eine Menge Hintergrundinformationen.


    Es ist eine interessante und faszinierende Geschichte. Mir hat dieser Ausflug ins magische London sehr gut gefallen.

  • "Alles Denken, das in die Tiefe geht, endet in ethischer Mystik." (Albert Schweitzer)

    1894 London. Seit zwei Jahren ist die ehemalige Gouvernante Charlotte nun mit dem Journalisten Tom Ashdown verheiratet, doch mit der eigenen Familienplanung will es partout nicht klappen. Die Kinderlosigkeit macht dem Ehepaar zu schaffen, so dass für beide das Tom vom Verleger Sir Tristan Jellicoe angetragene neue Buchprojekt über die mystischen Orte Londons genau rechtzeitig kommt, um sich abzulenken und eng zusammenzuarbeiten. Währenddessen findet der Waisenjunge Alfie bei der Strandsuche am Ufer der Themse die Leiche von Laura Danby, doch die Polizei hat kein großes Interesse an dem Fall, den sie als Unglück einstufen. Toms Neugier, der bei seinen Buchnachforschungen Alfie begegnet und von dem Leichenfund hört, wird geweckt und spornt ihn zu weiteren Recherchen an, die ihn auf okkulte Geheimgesellschaften und magische Zirkel stoßen lassen. Charlotte dagegen macht bei ihrer Suche nach der Herkunft einer alten Silbermünze die Bekanntschaft von Mrs. Danby, der Mutter der Toten. Weder Charlotte noch Tom glauben an Zufall und beginnen neben dem Buchprojekt auch damit, dem Tod von Laura Danby auf den Grund zu gehen. Dabei gerät Charlotte bald in große Gefahr…


    Susanne Goga hat mit „Das Geheimnis der Themse“ den Nachfolgeband ihres historischen Buches „Der verbotene Fluss“ vorgelegt, in dem sie das Ehepaar Ashdown diesmal einen sehr mysteriösen Fall lösen lässt, der den Leser gleichzeitig an die verborgenen magischen Orte des alten Londons führt. Der flüssige, fesselnde und bildhafte Erzählstil lässt den Leser sich schnell im neuen Ashdown-Domizil einziehen, wo er nicht nur die unterschwelligen Spannungen zwischen den Eheleuten hautnah miterlebt, sondern sich auch an den Nachforschungen für Toms neues Buchprojekt und bei der Aufklärung des Todes von Laura Danby beteiligen darf. Während der Leser sich von der Autorin zu den mystischen und okkulten Stätten Londons führen lässt, baut sie nebenbei mit ihrer gut durchdachten und verwinkelten Handlung immer mehr Spannung auf, so dass man automatisch in alle Richtungen denkt und miträtselt, weshalb Laura Danby wohl sterben musste und wer dafür verantwortlich ist. Geschickt eingewebte Wendungen bieten zusätzliche Überraschungsmomente und erhöhen den Spannungslevel zusätzlich. Durch die bildhafte Sprache wandelt der Leser durch ein unbekanntes, manchmal unheimliches London und bekommt zusätzlich einen neuen Blick über die Bedeutung der Themse.


    Die Charaktere sind liebevoll und lebendig in Szene gesetzt, besitzen realistische menschliche Eigenheiten und geben dem Leser die Möglichkeit, nicht nur ihre Gedanken- und Gefühlswelt zu studieren, sondern auch mit ihnen auf Forschungstour zu gehen. Charlotte ist eine eigensinnige, aber auch starke und mutige Frau, für die Hilfsbereitschaft kein Fremdwort ist. Außerdem liebt sie es, den Dingen auf den Grund zu gehen, was sie mit ihrer angeborenen Spürnase manchmal in Schwierigkeiten bringt. Tom behandelt seine Frau liebevoll und gleichberechtigt, was zur damaligen Zeit recht ungewöhnlich war. Er liest in ihr wie in einem offenen Buch und die beiden ergänzen sich in ihren Interessen. Der 12-jährige Alfie ist ein aufgeweckter lieber Kerl, der von einem Leben auf See träumt. Mrs. Clovis ist eine neugierige Nervensäge, die selbst ein Geheimnis hat. Iris Jellicoe ist eine Frau, die mit allen Wassern gewaschen ist. Mrs. Danby eine trauernde Mutter, die alle Hebel in Bewegung setzt, den Tod ihrer Tochter zu verstehen und zu verarbeiten.


    „Das Geheimnis der Themse“ ist ein packender historischer Kriminalroman, der nicht nur mit einem komplizierten Fall punktet, sondern auch mit allerhand Mystik und Okkultismus die Stadt London in ein neues Licht rückt. Verdiente Leseempfehlung für diese spannende und unterhaltsame Lektüre!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Schöne Fortsetzung


    Tom Ashdown bekommt einen Auftrag über ein überaus spannendes Buchprojekt. Er soll die Geschichte Londons mit dem Fokus auf Magie schildern. Für ihn bedeutet es viel Arbeit, aber auch Zeit, um wieder mit seiner Frau Charlotte gemeinsam daran zu arbeiten. Seit zwei Jahren sind sie eigentlich glücklich verheiratet, wäre da nur nicht der Wunsch nach Kindern. Charlotte wird einfach nicht schwanger, dieser Umstand steht wie eine unsichtbare Wand zwischen ihnen und wirft Fragen auf. Das neue Projekt könnte sie beide wieder näher bringen, aber schnell wird es gefährlicher als gedacht, den ein mysteriöser Leichenfund kreuzt ihrer Untersuchungen.


    2014 erschien der Roman „Der verbotene Fluss“. Charlotte war aus Deutschland nach England ausgewandert und wollte hier ihr Glück finden. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass es zu diesem Buch eine Fortsetzung geben würde, aber genau diese hat Susanne Goga nun geschrieben und liegt mit „Das Geheimnis der Themse“ vor. Allerdings kann man die beiden Bücher gut unabhängig voneinander lesen. Sie sind schon in sich abgeschlossen, obwohl ich es genossen habe, davon zu lesen, wie diese zwei ihr Leben nun gemeinsam meistern.


    Überschattet wird ihr Glück davon, dass sich kein Kind einstellen will. Ich fand dieses Thema wirklich gut eingebettet in die Handlung, die ja eigentlich von etwas ganz anderem erzählen sollte. Gerade die Thematik der Kinderlosigkeit im 19. Jahrhundert hat ja vor allem die Frauen betroffen. Mir hat gut gefallen, wie die Autorin dieses schwierige Thema umgesetzt hat.

    Tom soll nicht einfach nur ein Buch über London schreiben, sondern über die übersinnlichen Ereignisse und Menschen. Natürlich führt dies dazu, dass es eben auch mal unheimlich wird und die zwei auf etwas stoßen, was sie so nicht erwartet haben. Charlotte und Tom geraten nämlich mal wieder in Schwierigkeiten. Vor allem die Neugier von Charlotte trägt mit dazu bei, dass ihr Leben unerwartete Wendungen nimmt. Als Leser hatte ich es da natürlich etwas einfacher. Es war dann doch ziemlich schnell klar, auf was für Probleme die beiden kommen würden. Aber trotzdem hat mich die Fortsetzung genauso gut unterhalten wie schon der erste Teil. Das historische London mit der Themse war fesselnd zu lesen.


    Susanne Goga versteht es mit ihrem Erzählstil mich zu fesseln. Einmal begonnen, konnte ich das Buch auch nicht mehr aus der Hand legen und habe es ziemlich schnell beendet.


    Fazit:

    „Das Geheimnis der Themse“ ist schöne Unterhaltung im historischen London des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Mit viel Liebe zum Detail hat diese Autorin ihre Geschichte erzählt. Spannung erzeugt mit ein wenig Mystik und einer Toten und gleichzeitig ein Thema einfließen lassen, welches in dieser Epoche gerade für Frauen nicht so einfach zu handhaben war. Die Kinderlosigkeit in eine Ehe geht doch immer zulasten der Frauen. Ich fand es klasse, wie die Autorin es verstanden hat, dieses Thema hier mit einfließen zu lassen, ohne dabei den eigentlichen Fokus der Auflösung des Kriminalfalls aus den Augen zu verlieren.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

  • Ich lese die Romane von Susanne Goga, besonders die Krimis aus der Leo Wechsler-Reihe, sehr gern, aber dieses Buch hat mich nicht zufriedengestellt.

    Das liegt zum Teil an mir, da ich mit Mystik und Okkultismus nicht viel anfangen kann und mich auch nicht sehr für Ägyptische Mythologie interessiere. Selbst bei Menschen mit dem entsprechenden Interesse kann ich allerdings überhaupt nicht nachvollziehen, dass intelligente erwachsene Frauen in einem " aufgeklärten" Industriestaat, wie England es Ende des 19. Jahrhunderts bereits war, an den Isis-Kult glauben und sich dann in ihrem Wahn auch noch zu schweren Verbrechen hinreißen lassen.

    Das Thema der ungewollten Kinderlosigkeit und die fehlenden Therapiemöglichkeiten zu dieser Zeit finde ich dagegen recht interessant, allerdings erschien mir die Schilderung hierzu eher unglaubwürdig. Tom und Charlotte führen eine für die viktorianische Ära äußerst ungewöhnliche Ehe - sehr partnerschaftlich auf Augenhöhe, Charlotte ist als zuvor Berufstätige eine emanzipierte Frau. Da wirkt es auf mich wenig realistisch, dass die Eheleute nicht offener über dieses Thema sprechen. In einer konventionelleren Ehe hätte ich das durchaus glaubwürdig gefunden.

    Die Schilderungen diverser Örtlichkeiten in London hat mir gefallen, da ich mich in dieser Stadt gut auskenne, dennoch hätte die Erzählung stellenweise gerafft werden können. Bei mir kam zumindest keine große Spannung auf - der Vorgängerband hat mir besser gefallen.

    Ich vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: .

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Selbst bei Menschen mit dem entsprechenden Interesse kann ich allerdings überhaupt nicht nachvollziehen, dass intelligente erwachsene Frauen in einem " aufgeklärten" Industriestaat, wie England es Ende des 19. Jahrhunderts bereits war, an den Isis-Kult glauben und sich dann in ihrem Wahn auch noch zu schweren Verbrechen hinreißen lassen.

    Das fand ich gar nicht so unglaubwürdig, angesichts des Okkultismus-Hypes, der seinerzeit grassierte. Ich habe schon das eine oder andere über das Thema gelesen und mit den Ohren geschlackert, an was für einen unfassbaren Quatsch da zum Teil geglaubt wurde. Vielleicht war das sogar so eine Art Gegenbewegung zum technischen Fortschritt?