John Grisham - Der Regenmacher / The Rainmaker

  • Inhalt

    Rudy Baylor, ein Jurastudent im letzten Semester, gewinnt seine ersten "Mandanten", ein Ehepaar, dessen Sohn an Leukämie erkrankt ist. Die Krankenversicherung weigert sich, für die wahrscheinlich lebensrettende Therapie zu zahlen. Rudy erkennt bald, daß er es mit einem riesigen Versicherungsskandal zu tun hat. Er nimmt den Kampf gegen eines der mächtigsten, korruptesten und skrupellosesten Unternehmen Amerikas auf...

    (Quelle: Amazon.de)


    Bewertung

    Das Thema ist interessant, ein sympathischer junger Anwalt kämpft gegen eine übermächtige Versicherungsgesellschaft. Er hat noch nicht einmal das Anwaltsexamen bestanden, als dieser Fall ihm zufällt. Er nimmt sich seiner an, wobei ihm auf der gegnerischen Seite eine ganze Armee von erfahrenen Anwälten gegenüber steht.

    Erschreckend zu sehen, wie Krankenversicherungen in den USA arbeiten, wobei der Mensch auf der Strecke bleibt und nur das Geld zählt.

    Das ist der eine Erzählstrang.

    Der andere, der parallel läuft, ist die Begegnung von Rudy Baylor mit der von ihrem Ehemann mißhandelten Kelly. Die beiden begegnen sich zum ersten Mal in der Krankenhauscafeteria. Sie mit gebrochenem Knöchel nach der letzten Attacke ihres Mannes, er beim Lernen fürs Examen und weil er von seinem Chef dazu verdonnert worden ist, sich im Krankenhaus nach potenziellen Klienten umzuschauen. Guck dir die Leute an, die nach einem Unfall oder ähnlichem aufgenommen worden sind und biete deine Dienste an. Rudy graut vor solchen Praktiken, er geht es eher halbherzig an.

    Zwischen ihm und Kelly entsteht eine Freundschaft.

    Den Fall gegen die Versicherungsgesellschaft fand ich zwar gut, aber zum Teil auch langatmig. Es ist halt Versicherungsgedöns, nicht gerade das spannendste Thema. Und das Ganze ist auch von vornherein etwas zu positiv für Rudy gestaltet. Er, der blutige Anfänger, hat ständig Glück und der Staranwalt, gegen den er antritt, hat nur Pech. Dadurch büßt die Geschichte an Spannung ein und ist etwas unglaubwürdig. Dazu kommt der ganze Prozessablauf, das Auswählen der Zeugen und der Jury, die Verhöre über finanzielle Mittel, Handbücher und Bilanzen...man sollte sich schon für die Juristerei interessieren, damit man nicht einschläft.

    Dazu ist das Buch im Präsens und aus der Sicht des Ich-Erzählers geschrieben.

    Wenn ich jemandem einen Grisham empfehlen sollte, würde ich nicht unbedingt zu diesem Buch greifen, sonst ist derjenige gleich bedient.

    Es gibt wesentlich spannendere Fälle, wie z.B. "Die Firma" oder "Die Kammer".

    Trotzdem hat es meiner Meinung nach noch zu :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: gereicht. Rudy ist ein sympathischer Typ, mit dem man mitfühlt. Die "bad guys" beziehen Prügel. Krankenversicherungen sind geldgierige Haie, die unwissenden Kunden Policen anschmieren, dann aber nicht zahlen wollen. Und die astronomischen Summen, die in den USA in Gerichten gefordert werden, ziehen Anwälte an, die ein Stück vom Kuchen haben wollen und wie Geier um Unfallopfer herum kreisen.

    Anyone who stops learning is old, whether at twenty or eighty. Anyone who keeps learning stays young. The greatest thing in life is to keep your mind young.

    - Henry Ford-

  • Ich kannte bisher nur die ersten vier Teile - als Buch und die entsprechenden Verfilmungen. Die Filme habe ich damals sogar öfter gesehen. Ich liebe das Setting Gerichtssaal und wundere mich eigentlich, dass ich zig Jahre nichts in der Art gelesen habe.

    Doch die letzten Monate bin ich öfter über Grisham gestolpert, sodass ich mir viele Bücher nachgekauft habe. Und "Der Regenmacher" war jetzt das erste von ihm, dass ich nach zig Jahren verschlungen habe. Das Ende habe ich sogar noch in der Nacht unter der Woche gelesen, was ich in der Regel gar nicht mehr mache.


    Und ich war richtig begeistert, obwohl ich all die Punkte, die Du, Isabella1978 , angeschnitten hast, gut nachvollziehen kann. Und auch wenn ich davon ausging, dass Rudy seinen ersten großen Fall gewinnen wird, und ich mich so wahnsinnig auf die Szenen vor Gericht gefreut habe (den Richter fand ich einfach super), war mir das alles egal.

    Ich mag ja naiv rüberkommen, aber das ist so eine Geschichte, von der ich mir so sehr wünschte, dass sie auch im richtigen Leben vorkommt.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)

  • Und auch wenn ich davon ausging, dass Rudy seinen ersten großen Fall gewinnen wird, und ich mich so wahnsinnig auf die Szenen vor Gericht gefreut habe (den Richter fand ich einfach super), war mir das alles egal.

    :D

    Zufällig kam der Film gestern bei uns im Fernsehen, da konnte ich gut vergleichen, weil ich das Buch erst vorgestern beendet hatte.

    Im Film ist der Richter viel weniger auf Rudy's Seite und der Anwalt der Verteidigung kann viel mehr Punkte machen.

    Im Buch kriegt er ständig auf die Nase. :D

    Anyone who stops learning is old, whether at twenty or eighty. Anyone who keeps learning stays young. The greatest thing in life is to keep your mind young.

    - Henry Ford-

  • Grisham fasziniert mich immer wieder.

    Weil man den Büchern ihr Alter teilweise anmerkt, ich ich ihm das Zwischenmenschliche oftmals nicht abkaufe, oder er sich in Nebensträngen ergeht, welche die Geschichte eigentlich nicht braucht.

    Trotzdem schafft er es mich zu fesseln und mich in seinen Bann zu ziehen. Ich habe das Buch erst gestern begonnen und die 600 Seiten quasi in einem Rutsch gelesen.

    Denn wann immer er mit seinen Geschichten vor Gericht geht und beginnt das Rechtssystem der USA zu sezieren, ist er unheimlich gut. Man kann das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, so viel Substanz steckt dahinter.

    Die Geschichte ist dabei fast egal, denn ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Zirkus und Show dort veranstaltet wird, welchen Einfluss Geld hat und wie wachsweich diese Paragraphen gestaltet sind.


    Die Geschichte um den jungen Anwalt, Rudy Baylor, hat mir gut gefallen, auch wenn ich sie für ziemlich konstruiert halte.

    Umso mehr Spaß hatte ich an den Einblicken in die Mauscheleien der Versicherungsunternehmen, des fragwürdigen Gesundheitssystems und dem kleinen Ausflug in das Erbrecht.

    John Grisham ist ein guter Erzähler und seine juristische Substanz überstrahlt alles - sogar den Aufbau seiner Geschichten, den ich für katastrophal halte. Mich erinnert das immer ein wenig an Stephen Kings "ES". Eigentlich eine Anleitung, wie man einen Plot nicht aufziehen sollte und trotzdem ein grandios gutes Buch.


    Ich vergebe vier Sterne, ich wurde bestens unterhalten.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor