Teresa Simon - Glückskinder

  • Kurzmeinung

    hennie
    Ich verbrachte trotz kleiner Einschränkungen schöne Stunden mit den Glückskindern.
  • Kurzmeinung

    claudi-1963
    Ein berührender, unterhaltsamer Roman über zwei Frauenschicksale in der Münchner Nachkriegszeit
  • Über die Autorin (Amazon)

    Teresa Simon ist das Pseudonym der promovierten Historikerin und Autorin Brigitte Riebe. Sie ist neugierig auf ungewöhnliche Schicksale und lässt sich immer wieder von historischen Ereignissen und stimmungsvollen Schauplätzen inspirieren. Die SPIEGEL-Bestsellerautorin ist bekannt für ihre intensiv recherchierten und spannenden Romane, die tiefe Emotionen wecken. Ihre Romane Die Frauen der Rosenvilla, Die Holunderschwestern und Die Oleanderfrauen wurden alle zu Bestsellern.


    Produktinformation (Amazon)

    Herausgeber : Heyne Verlag; Originalausgabe Edition (8. Februar 2021)

    Sprache : Deutsch

    Taschenbuch : 512 Seiten

    ISBN-10 : 3453424069

    ISBN-13 : 978-3453424067


    Berührend und spannend

    1945 in München. Auf dem Schwarzmarkt in der Möhlstraße ist viel los. Es gibt viel für horrende Preise zu kaufen und Kaffee, Schokolade etc. wechseln den Besitzer. Ton hat ihr Zuhause Verloren und wohnt jetzt bei ihrer Tante Vev. Auch sie versucht, für die Familie auf dem Schwarzmarkt das Nötige zu organisieren. Als sie die Holländerin Griet trifft, kann sie sie zunächst überhaupt nicht leiden. Doch Griet hat eine schwere Zeit hinter sich, was Toni nicht weiß. Griet will auch nicht darüber sprechen. Doch die beiden könnten einander helfen, aber das geht nur wenn sie ehrlich zueinander sind und vor allem auch die Vorurteile überwinden…


    Meine Meinung

    Ich habe schon viele Bücher der Autorin gelesen und auch bei diesem Buch haben sich meine Erwartungen voll erfüllt. Es ließ sich durch den angenehm unkomplizierten Schreibstil der Autorin wieder leicht und flüssig lesen, keine Unklarheiten im Text. Schon der Prolog machte mich extrem neugierig. Das eigentliche Buch fängt dann erst etwa drei Jahre später an. Griet, eine junge Holländerin, die im KZ gelandet ist, muss einen Gewaltmarsch hinter sich bringen und ist bemüht, ihren Leidensgenossinnen zu helfen. Tonis Cousin Benno ist kriegsversehrt und hat entsprechend schlechte Laune, weil er keinen Arbeitsplatz findet. Als dann die Amis kann Griet in München arbeiten und lernt Toni kennen. Dann gibt es da noch Louis den Windhund der alle Mädchen verrückt macht und Dan Walker, einen Captain der amerikanischen Armee. Außerdem sind noch der Bruder von Toni, Max, und ihr Vater Ferdinand vermisst. Es ist spannen und auch sehr berührend beschrieben, wie Griet, sowie Toni und ihre Verwandten die erste Zeit nach dem Krieg überstanden. Das Buch hat mich regelrecht in seinen Bann gezogen, ich litt mit den beiden jungen Frauen und ich freute mich mit ihnen, und über den Windhund Louis schüttelte ich den Kopf. Ich konnte ihn nicht wirklich einordnen: War er jetzt gut und eben nur ein Windhund, oder gehörte er ungesetzlichen bzw. verbrecherischen Kreisen an? Eine Person hat mich sehr überrascht, aber wer und weshalb werde ich hier nicht verraten, das muss der geneigte Leser selbst herausfinden. Wenn er das Buch liest, wird er es wissen. Es war auf jeden Fall spannend von Anfang an und ich habe wieder einiges erfahren, was ich so nicht wusste. Außerdem hat es mich auch sehr gut unterhalten, ich konnte alles um mich herum vergessen. Daher von mir eine Leseempfehlung sowie die volle Bewertungszahl.

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    Liebe Grüße
    Lerchie



    _______________________
    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • "Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich." (Hermann Hesse)

    1945. Mit dem Einmarsch der Amerikaner erlebt München nicht nur seine Stunde Null und damit das Ende des Zweiten Weltkrieges, auch Toni Brandl und die jüdische Holländerin Griet van Mook begegnen sich in diesen Tagen zum ersten Mal. Toni lebt mit ihrer Mutter Rosa und der kleinen Schwester Bibi beengt in der vom Kriegsgeschehen unversehrt gebliebenen Wohnung ihrer Großtante Vev, wo auch Tante Annie mit ihrem kriegsversehrten Sohn Benno Unterschlupf gefunden hat. Und in die Enge muss nun auch Platz für Griet geschaffen werden, die von den Amerikanern dort einquartiert wird und damit sofort sämtliche Familienmitglieder gegen sich hat. Während Griet versucht, sich so unsichtbar wie möglich zu machen, zumal sich Benno als einer ihrer ehemaligen Peiniger entpuppt, und ihren Lebensunterhalt im amerikanischen Casino verdient, wird Toni zur Expertin, was das Beschaffen von Lebensmitteln und anderen notwendigen Dingen auf dem blühenden Schwarzmarkt an der Möhlstraße angeht. Erst Griets Beziehungen zu den Amerikanern und ein windiger Zigeuner verändert das kühle Verhältnis zwischen den beiden jungen Frauen, die jede für sich so einiges an Geheimnissen mit sich herumtragen…


    Teresa Simon hat mit ihrem historischen Roman „Glückskinder“ wieder einmal einen Pageturner der Extraklasse vorgelegt, der nicht nur mit einer sehr authentischen Beschreibung der letzten Kriegstage und darauf folgenden Geschehnisse überzeugt, sondern dem Leser auch eine lebensnahe Geschichte präsentiert, die so oder ähnlich durchaus stattgefunden haben kann. Mit flüssigem, farbenprächtigem und gefühlvollem Erzählstil führt sie den Leser hinein in die Vergangenheit, präsentiert ihm neben einem bis fast zur Unkenntlichkeit zerbombtes Deutschland nebst seiner Bewohner auch die andere Seite der Medaille, nämlich die Opfer des Hitler-Regimes und deren Befreier. Als Leser findet man sich mit Griet und anderen Gefangenen auf einem Gewaltmarsch voller Angst und schikaniert von braunem Wachpersonal, dann wieder gemeinsam mit Toni und deren Familie in der beengten Wohnung, wo die Lebensmittel knapp sind wie Heizgut. Simon spielt mit ihren eindringlich heraufprojizierten Bildern auf der Gefühlklaviatur des Lesers, der sich dem Sog der Handlung nicht entziehen kann. Immer wieder wechselt die Hintergrundkulisse und somit auch das Erleben bzw. Überleben der beiden Frauen in dieser harten und entbehrungsreichen Zeit, wobei vor allem das Schicksal von Griet einen mitten ins Herz trifft, ist sie doch eine einsame Seele auf der Suche nach dem Vergessen und einem sicheren Hafen. Aber auch der Zusammenhalt der Menschen sowie Neid und die wachsende Hoffnung auf bessere Zeiten sind so umwerfend in Szene gesetzt, dass die Geschichte wie ein abendfüllenden Kinofilm vor dem inneren Auge des Lesers vorbeizieht, der Schwarzmarkt lebendig wird, die Einführung der D-Mark miterlebbar und die Hoffnung der gebeutelten Menschen hautnah spürbar wird.


    Wunderbar charakterisierte Protagonisten mit menschlichen Eigenschaften tun ihr Übriges dazu, die Handlung für den Leser glaubwürdig und miterlebbar zu machen. Ob es Toni ist, die sich für die Versorgung der Familie ein Bein ausreist oder Tante Vev, die sich für die Ernährung ihrer Lieben von ihrem Schmuck trennt. Griet, die nicht nur Höllenqualen erleiden musste, sondern auch an ihrem Geheimnis fast erstickt, Filou Louis, der sich wie ein Aal winden kann oder Benno, der lange braucht, bis er die braune Gesinnung abstreift. Aber auch Dan mit dem großen Herzen oder Max, der Gesetzeshüter – sie alle brennen sich auf die eine oder andere Art in des Lesers Seele.


    „Glückskinder“ ist nicht einfach nur irgendein Roman, sondern eine Herzensgeschichte, die einen mit Haut und Haaren vereinnahmt und nicht mehr loslässt, so sehr wird man ein Teil von ihr. Absolute Leseempfehlung für dieses Highlight. Chapeau – besser geht es nicht!!!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Beeindruckend und emotional


    München 1945:


    Der zweite Weltkrieg ist fast vorbei und München ist eine der Städte, die es am härtesten getroffen hat. Überall stehen zerbombte Häuser oder man sieht nur noch die Grundmauern derer. Brauchbaren Wohnraum ist Mangelware, aber Tonis Familie hat Glück im Unglück. Die Villa ihrer Tante Vev ist verschont geblieben und so kann die Familie Brandl vorübergehend dort Unterschlupf finden. Jetzt haben Toni zwar ein Dach über dem Kopf, aber der Magen bleibt leer. Um zu überleben, fährt Toni regelmäßig zum Schwarzmarkt, um das Nötigste an Lebensmittel zu besorgen. Eines Tages steht Griet van Mook vor Vevs Tür, mit der Option bei ihr einzuziehen. Die Freude über ihren Einzug hält sich bei Familie Brandl in Grenzen und bei Toni löst es nicht nur den Unmut aus, sondern auch Skepsis. Doch ein Ereignis lässt die zwei jungen Frauen zu Freundinnen werden.



    Nach ihren Bestsellern „Die Holunderschwestern“ oder „Die Oleanderfrauen“ hat die Autorin Teresa Simon nun ihren neusten Roman „Glückskinder“ vorgelegt. Viele Leser werden ihre Bücher bereits kennen und deren Geschichten lieben. Zwar habe ich einiges über Teresa Simons Romane gehört, aber noch keins davon gelesen. Dennoch ist die Autorin keine Unbekannte für mich, denn wie der Heyne Verlag jetzt enthüllte, ist Teresa Simon Brigitte Riebe und diese hat vor ein paar Jahren ihre Bestseller-Trilogie „Die Schwestern vom Ku´damm“ herausgebracht. Dank einer Leserunde durfte ich mich auch unter die Glückskinder mischen und mein Lesedebüt feiern.



    Von Anfang an konnte mich, wie einst bei der Ku´damm-Trilogie, der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin überzeugen. Erneut bewies Teresa Simon, dass sie ihr Handwerk versteht und sie weiß, wie sie ihre Leserschaft in ihren Bann ziehen kann. Ab der ersten Seite tauchte ich ein und ab in die Schicksalsjahre der beiden jungen Frauen. Von da an wusste ich, dass dies „meine Geschichte“ werden würde, denn ich konnte und vor allen Dingen wollte ich dieses Buch kaum noch aus den Händen legen. Was natürlich auch an den authentischen und facettenreichen Charakteren lag. Egal, ob Hauptfigur oder Nebendarsteller, jeder hatte seinen Platzt und bereicherte die Geschichte. Die Kulisse befand sich in München. In einer der Städte, die im zweiten Weltkrieg die meisten Zerstörungen hatte. Ausgebombt und fast völlig zerstört und genau diese Bilder hat die Autorin durch ihre ausdrucksstarke und detaillierte Erzählweise mir vor Augen geführt. Auch wenn ich kein Zeitzeuge bin, konnte ich dieses Inferno spüren und sehen, wie fassungslos die Einwohner in ihrer Stadt standen. Ruinen, Schutt und Asche prägten für lange Zeit ihr Bild. Die Handlung ist eine fiktive Geschichte zweier jungen Frauen, deren Schicksale nicht unterschiedlicher hätte sein können. Wie so viele Menschen im Krieg haben auch Toni Brandl und ihre Familie einige Schicksalsschläge erleiden müssen, aber zum Glück hatten sie sich und konnten bei der Tante Unterschlupf finden. Griet van Mook hingegen hat es viel schlimmer erwischt, denn sie hat alles verloren. Zudem war sie als Jüdin den Gräueltaten der Nazis schutzlos ausgesetzt. 1945 haben die Amis München befreit und somit auch vielen Menschen das Leben gerettet, wie auch Griet van Mook. Teresa Simon erzählt nicht nur eine bewegende Geschichte, ich durfte sie hautnah miterleben. Die Gewaltmärsche, denen Menschen bis zur Erschöpfung oder gar bis zum Tod ausgesetzt worden waren, den Hunger der überall herrschte, die Angst vor noch mehr Gewalt, die Hoffnung das der Krieg bald endet oder gar die Freude über die Befreiung der Amis. Wieder ein Leben in Freiheit und ohne Angst führen zu können. Trotz der neu gewonnenen Freiheit blieb die Lebensmittelknappheit und der damit verbundene Hunger. Auch dieses Thema hat die Autorin emotional eingefangen und wieder gespiegelt. Es muss furchtbar gewesen sein, wenn die Speisekammer nahe zu leer blieb. Was da blieb, war der Schwarzmarkt und der boomte. Wer konnte, der tauschte. Brillant eingefangene Bilder, wie Schwarzhändler ihre Waren anpriesen und in Deckung gingen, wenn Gefahr von der Polizei drohte. Während des ganzen Buches lief ein emotionaler und spannender Film ab, der nicht besser hätte sein können. Auch die eingestreuten Liebesgeschichten einiger Charaktere passten sich perfekt in die Geschichte ein. Authentisch und realistisch zugleich.



    Die Authentizität dieser emotionalen Geschichte wird durch das angehängte historische Nachwort und den Rezeptteil „Gute Kost in mageren Zeiten“ perfekt unterstrichen.



    Wer dieses Buch beendet, wird auch den Titel „Glückskinder“ mehr als nur verstehen.



    Zwei bewegende Frauenschicksale, die mich auf eine spannende Zeitreise in die Nachkriegszeit Münchens entführten. Ich kann und muss dieses Buch einfach weiterempfehlen und oben drauf noch die volle Punktzahl. Danke für dieses Leseerlebnis!

    "Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie." (James Daniel) :study:

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    Eddas Aufbruch - Beate Rösler :study:

  • "Wir wissen, dass ein Glück, das wir der Lüge verdanken, kein wahres Glück ist." (Heinrich Heine)

    München 1945: Der Krieg ist zu Ende, die alliierten Mächte haben ihre Zonen eingenommen. München wird derweil von den Amerikanern besetzt und der Schwarzmarkt boomt, da man für viele Nahrungsmittel anstehen muss. Nylonstrümpfe, Zigaretten, Schokolade und Schmuck werden zu den beliebtesten Handelswaren. Auch Familie Brandl, die inzwischen bei Tante Vev wohnen, müssen sich mit ihrem Schmuck über Wasser halten. Dabei lernt Antonia (Toni) den sonderbaren Louis kennen, der immer wieder Waren beschaffen kann und Tonis Herz erobert. Als eines Tages der Holländerin Griet van Mook in der Wohnung ein Zimmer zugewiesen wird, reagiert Toni mit starker Abneigung. Sie kann ja nicht ahnen, das Griet eine schwere Zeit hinter sich hat, von der sie sich zu erholen versucht. Griet möchte diese Zeit nur noch vergessen und spricht mit niemandem darüber.


    Meine Meinung:

    In Teresa Simons neustem Roman geht es um zwei junge Frauen, die unterschiedlicher kaum sein können, und trotzdem verbindet sie das Schicksal des Kriegs miteinander. Der Schreibstil ist unterhaltsam, fesselnd, emotional und bewegend in kurzen Kapiteln mit verschiedenen Handlungssträngen dargestellt. München ist nach dem Krieg größtenteils zerstört, der Wohnraum und das wenige, was die Menschen haben, ist knapp. Besonders an Lebensmittel, Kohle und Holz fehlt es an allen Enden. Währenddessen quartieren die Amerikaner zwangsweise Flüchtlinge und ehemalige KZ-Häftlinge in den Häusern und Wohnungen ein, ob es den Bewohnern passt oder nicht. Nachdem die Wohnung der Brandls beim Bombenangriff zerstört wurde, sind sie in Tante Vevs kleiner Wohnung untergekommen. Trotzdem müssen sie eines Tages die Holländerin Griet bei sich aufnehmen, die 1942 im Widerstand gekämpft hat, verhaftet wurde und ins KZ kam. Doch Griets Leben umgibt ein Geheimnis, das sie niemandem anvertrauen kann, zu sehr ist ihre Angst vor den Konsequenzen. Die Ablehnung der Familie Brandl, besonders aber Tonis bekommt sie jeden Tag zu spüren, weshalb sie versucht, den Kontakt zu meiden. Jedoch die Faszination zu dem sonderbaren Louis scheint die beiden Frauen zu verbinden. Werden die beiden je den richtigen Wegen für sich finden, damit sie glücklich werden? Teresa Simon zeigt hier durch ihre gute und reichliche Recherchearbeit, wie schwer die Zeiten in der Nachkriegszeit waren. Nicht nur die ehemaligen Gefangenen und Flüchtlinge mussten leiden und hungern, sondern auch viele Deutsche, die nichts mehr hatten. Die Geschichte von Toni und Griet den beiden Hauptcharakteren, zeigt beide Seiten auf. Ich erlebe den Todesmarsch, bei dem viele Menschen ihr Leben lassen mussten. So bangt auch Griet lange um das Leben ihrer Freundin Leni, die schwer krank ist. Viele der Gefangenen möchten so schnell es geht nach Hause, doch Griet hat kein zu Hause mehr, weshalb sie nach München möchte. Die Autorin greift in dieser Geschichte alles an historischen Gegebenheiten auf, sei es die Besatzungsmächte, Entnazifizierung, die Nürnberger Prozesse, Schwarzmarkt und die Währungsreform der D-Mark. Ich erlebe das Leid, die Armut und den Hunger der Menschen die eigentlich nur eines wollen den Frieden. Ebenso zeigt es das Bangen um die Männer, die noch inhaftiert oder gar im Krieg gefallen sind. Dabei konnte mich besonders die quirlige, natürliche und unkomplizierte Toni überzeugen, ebenso wie die traumatisierte, verschlossenen und distanzierte Griet. Gut gefallen hat mir auch der sympathische, fürsorgliche Captain Walker und der selbstbewusste, motivierte Max. Jedoch der verwegene, unnahbare Louis dagegen blieb für mich weitestgehend rätselhaft. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, da es einen guten Einblick in die deutsche Nachkriegszeit vermittelt und gebe 5 von 5 Sterne. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :applause: :thumleft:

  • Inhalt: Zitat amazon.de:

    "München 1945. Auf dem Schwarzmarkt in der Möhlstraße treffen sich alle, die nach Glück und ein wenig Leben suchen. Nylons, Kaffee, Schokolade und Schmuck wechseln hier die Besitzer. Auch Toni, die ihr Zuhause verloren hat und nun bei ihrer Tante Vev wohnt, versucht, auf dem Schwarzmarkt das Nötigste für die Familie zu organisieren. Als sie die Holländerin Griet kennenlernt, spürt Toni zunächst eine tiefe Abneigung. Sie ahnt nicht, dass Griet eine schwere Zeit hinter sich hat, über die sie nie wieder sprechen möchte. Sie könnten einander helfen. Doch das geht nur, wenn sie ehrlich zueinander sind und ihre Vorurteile überwinden ..."





    Das Cover ist super passend gewählt. Da sind zum einen die Farben, die vielleicht auf den ersten Blick an Kitsch denken lassen, dann aber bei näherer Betrachtung auf die Zeit hinweisen.


    Auch die Abbildung der beiden Frauen, die zeitnah gekonnt gekleidet und dargestellt sind, passen hervorragend. Der gemeinsame Weg, den diese beiden Frauen ins Ungewisse gehen, macht neugierig.

    Der Schreibstil hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ich bin nur so durch die Zeilen geflogen und konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen.

    Die Geschehnisse werden authentisch und drastisch erläutert, so dass ich die Historie gut nachvollziehen konnte.

    Allgemein wird klar, welche Kraftanstrengungen in solch grausamen Zeiten nötig sind, um mehr schlecht als recht überleben zu können. Das Verhältnis zwischen Gut und Böse wird ebenfalls hervorragend rübergebracht. Da ist es sicher nicht immer einfach, den Drahtseilakt zu bewerkstelligen, um sich selbst einigermaßen treu bleiben zu können.

    Die unterschiedlichen Charaktere sind total klasse geschildert. Da kommt so richtig gut zum Vorschein, wer was weshalb.....macht.


    Puh, in Windeseile bin ich durch die Seiten gewutscht. Das Buch konnte ich kaum mehr aus der Hand legen, weil es mir einerseits die Historie sehr eindrücklich näher gebracht hat. Die Authentizität dabei hat mir super gefallen.


    Die Nebengeschichten finden alle ohne Kitsch ein passendes Ende.


    Mein Fazit: äußerst eindrucksvoller Blick auf die damalige Zeit

  • Eine bewegende Geschichte aus bewegenden Zeiten


    Der Zweite Weltkrieg ist gerade vorbei und das Leben im Jahre 1945 in München ein einziger Kampf ums Überleben. Die Familie von Toni muss zusammenrücken. Sie leben jetzt alle bei ihrer Tante Vev. Täglich heißt es nun, woher das Essen für alle nehmen? Keine Arbeit, kein Geld und der Mut zu Leben fehlt auch. Doch schnell entsteht ein rasanter Schwarzmarkthandel. In der Möhlstraße gibt es bald alles, was das Herz begehrt, wenn auch zu Preisen, die sich keiner leisten kann, wären da nicht die Schmuckreserven von Tante Vev. Aber dann wird ihnen die Holländerin Griet in die Wohnung gesetzt und erschwert ihnen noch mehr das Leben. Auch Griet hat harte Zeiten hinter sich und nur noch den Wunsch, nach vorn zu schauen. Alle gemeinsam könnten sie es schaffen, aber werden sie auch einen Weg finden?


    Der neue Roman von Teresa Simon erzählt eine bewegende Geschichte aus der Zeit nach 1945. Handlungsschauplatz ist das von Bomben zerstörte München. Die Geschichte erzählt von dem schweren Leben der Bevölkerung, von dem täglichen Kampf um Nahrungsmittel und vor allem von der Angst, was ihnen allen die Zukunft bringt. Jeder versucht für sich, dass beste aus der Lage zu machen, aber nicht immer will das auch auf Anhieb gelingen.


    Toni ist eine junge Frau, die ihr Leben noch vor sich hat. Als sie auf Louis trifft und er ihr Komplimente macht, ist es schnell um sie geschehen. Liebe ist so wichtig in dieser Zeit. Ihre Beziehung zu diesem Mann schildert die Autorin gekonnt. Toni weiß im Grunde, dass Louis nicht zu trauen ist, fehlt irgendetwas, er kann es besorgen. Toni lässt sich ziemlich schnell auf diese Beziehung ein, fast schon naiv wären da nicht die furchtbaren Zeiten, die hinter ihnen liegen. Der Hunger nach Leben und Liebe ist deutlich zu spüren.


    Auch für Griet heißt es nach schweren und harten Jahren nach vorn sehen. Griet hat mir von Anfang an gut gefallen. Sie nimmt ihr Schicksal auf gewisse Weise selbst in die Hand und versucht sich ein neues Leben aufzubauen. Sie steckt irgendwie immer noch fest zwischen der Lagerhaft und der jetzigen Freiheit. Es hat mir gut gefallen, wie sie so nach und nach zu einem gewissen Maß an Normalität zurückfinden.


    Nicht immer ist das Handeln gerade der Frauen auch nachvollziehbar, aber dann doch auch wieder verständlich. Der Krieg hat ihnen alles aber verlangt und der Hunger nach Leben und Beständigkeit war durchaus nachvollziehbar. Dies gilt aber auch für die männlichen Protagonisten.


    Teresa Simon hat es gut verstanden, eine Geschichte zu erzählen, die sowohl berührt und von traurigen Schicksalen erzählt als auch von Hoffnung und Frieden. Gleichzeitig hat sie historische Ereignisse und Taten geschickt mit ihrer fiktiven Geschichte verwoben. Das, was die Menschen während der Nazizeit aushalten mussten, wurde genauso geschildert wie die Ereignisse in München, die zur amerikanischen Besatzungszone wurde. Gerade diese Mischung hat mir gut gefallen.


    Fazit:

    „Glückskinder“ ist ein schöner Roman, der in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg spielt. Berührend, liebevoll, mit Dramatik und immer mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Ich habe die Geschichte von Toni, Griet und ihren Freunden und Familien gern gelesen. Die Autorin Teresa Simon hat es wieder wunderbar verstanden, mich zu unterhalten.


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  • MIT VIEL OPTIMISMUS DURCH DIE NACHKRIEGSJAHRE


    „Glückskinder“ erzählt von der dramatischen, bewegten Zeit der letzten Kriegstage, berichtet über den Einmarsch der Amerikaner in die bayrische Hauptstadt München und dessen Umfeld und läßt uns teilhaben an dem schwierigen Leben und Überleben der Nachkriegsjahre bis 1948.

    Die Handlungsstränge, die sich recht bald miteinander verbinden, werden im wesentlichen durch zwei junge Frauen bestimmt. Da ist zum einen die Niederländerin Griet van Mook. Sie befindet sich mit anderen Gefangenen in den letzten Kriegstagen auf einem qualvollen Marsch. Für die ausgemergelten, entkräfteten Zwangsarbeiterinnen aus dem KZ-Außenlager Giesing ist das Ziel ungewiß. Es ist nicht wie sonst die Agfa, die Munitionsfabrik im Südosten Münchens. Zum Glück können sie von den Amerikanern befreit und nach und nach in die Freiheit entlassen werden.
    Zum anderen führt uns die Autorin mit ihrer Figur der Antonia Brandl (genannt Toni) in die Ruinenlandschaft des zerstörten Münchens. Auf dem Schwarzmarkt in der Möhlstraße und auch anderswo, versucht Toni für sich und die Familie das Nötigste zu organisieren. Der Waren- und Tauschhandel blühen. Alles andere liegt im argen. Griet und Toni treffen aufeinander, als die Niederländerin von den Amerikanern in die Wohnung einquartiert wird, die schon von Tonis sechsköpfiger Familie belegt ist.


    Mir gefällt von Beginn an die anschauliche, einfühlsame Erzählweise von Teresa Simon (Pseudonym von Brigitte Riebe). Ich fühlte mich direkt angesprochen und verfolgte das Geschehen, ohne zu merken, wie ich durch die Seiten flog. Griet und Toni sind wie die vielen anderen Protagonisten fiktive Figuren, denen aber reale Personen zugrunde liegen. Wie im richtigen Leben lassen sich die Verhaltensweisen der Menschen nicht immer nachvollziehen. Das ist hier bei Griet und besonders bei Benno der Fall. Als Leser*in muss man sich selbst ein Bild davon machen, inwieweit man mit den Figuren in ihrer Entwicklung, in ihren Handlungsweisen mitgehen kann. Für alle ist es eine schwierige Zeit. Als erstes musste ein Dach über den Kopf organisiert werden, danach folgte die tägliche Existenzsicherung. Die zugeteilten Rationen sind zum Leben zu wenig, zum Sterben zuviel. Im Umschlag des Buches wird aus dem „Münchner Merkur" zitiert:


    „Den Schmuck hat man als Butter aufgegessen. Die Meissner Tassen trägt man jetzt als Schuh. So wächst dem Eigner, was er einst besessen, von Grund auf umgewandelt wieder zu...“


    Ich spürte in den Zeilen den Kampf um etwas Normalität in diesen schweren Zeiten. Die Atmosphäre wurde differenziert aufgenommen. Es gab den Hunger, den Mangel an allem, die eisigen Temperaturen in dem Jahrhundertwinter, den darauffolgenden heißen Sommer, die dementsprechenden miesen Ernteerträge, Krankheiten und die fehlenden Medikamente. Aber es gab auch die Wünsche nach Nähe, nach Liebe und Geborgenheit, nach Musik, Tanz und Zerstreuung. Mir wurde mit den Glückskindern Zuversicht und optimistische Stimmung vermittelt, obwohl mir die Verwicklungen in ihren Liebesgeschichten ein wenig zuviel und speziell bei Benno und Leni nicht ganz nachvollziehbar waren.


    Fazit:
    Ich verbrachte trotz kleiner Einschränkungen schöne Stunden mit den Glückskindern. Es ist eine greifbare Story mit Menschen, die ich mir lebhaft vorstellen kann in ihrer Authenzität, in ihrem Hunger nach Leben.


    Im Anhang gibt es durch die Autorin nähere historische Erklärungen zum Buch und etwas ganz Besonderes, wie ich finde: einen Rezeptteil mit Originalrezepten aus dem Jahre 1946!

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