Tim O’Brien – Was sie trugen/The things they carried

  • Original : Englisch/USA, 1990


    INHALT :

    In Was sie trugen erzählt Tim O'Brien von Vietnam: von Jimmy Cross, Norman Bowker, Rat Kiley, Mitchell Sanders, Henry Dobbins, Kiowa und den anderen Männern der Alpha Company, mit denen er einen Platoon bildete - Kindern im Grunde, die wie der Erzähler aus einem scheinbar vorgezeichneten Lebensweg gerissen wurden. Er erzählt ohne zu beschönigen und mit genauem Blick für Einzelheiten. In der Titelgeschichte etwa schildert er nicht direkt die Angst der Soldaten, sondern die Mühe des Marsches und des Schleppens. Und während nüchtern Pfund für Pfund aufgezählt wird, was die Männer trugen, wird deutlich, was jedes zusätzliche Gramm Gewicht für sie bedeutet und wie riesengroß die Angst ist, die sie vergeblich versuchen läßt, mit noch einem Patronengurt, einem weiteren Päckchen Beruhigungstabletten, der Bibel oder auch nur einer Dose Pfirsiche die Gefahr zu bannen. Die einzelnen Erzählungen stehen für sich selbst und bilden doch ein Ganzes. Es sind Geschichten über einzelne Menschen, über ihre ganz persönlichen Formen der Angst, ihre Beschwörungsrituale und Freundschaften, ihren Mut und ihre Grausamkeit. Und gerade durch die Beschränkung auf das Konkrete werden aus den Geschichten über den Vietnamkrieg zugleich Geschichten über die Begegnung des einzelnen mit den Abgründen in den anderen und in sich selbst. (Quelle : Produktbeschreibung)


    BEMERKUNGEN :

    Die 22 Stories, zwischen 2 und 28 Seiten lang, erschienen ab circa 1978 ; in dieser Zusammenstellung dann 1990. Die Widmung an Soldaten, die auch in den stories auftauchen, die gesamte beschriebene, sehr authentische Atmosphäre weisen auf eine Verwurzelung im Erlebten hin. Ob dann – wie der Autor selber angibt - dieses oder jenes zurechtgebogen wurde ist dann zweitrangig : die dahinter stehende Realität ist wahr. Also : nicht allein Tatsachenbericht, sondern Schilderung der inneren Realität. Hinter den harten Kerlen wird die Angst beschrieben, ja, die Weichheit, eine Sehnsucht. Nein, wir sind nicht die Helden, die wir gerne wären. Zur selben Zeit abstrahiert man sich von den Verlusten, macht seine derben Witze, weil es vielleicht die einzige Weise ist, sich in dieser Finsternis nicht zu verlieren. Denn das Gesehene übersteigt die Schmerzensgrenze, treibt manche nahezu in den Wahnsinn und unüberlegtes Handeln. Letztlich sind diese Erfahrungen kaum mitteilbar, es sei denn dem Kameraden. Dennoch denke ich, dass dieses Antikriegsbuch einfach unglaublich treffsicher geschrieben ist. Auf schmerzvoller Ebene gelingt es O’Brien auf sehr hohem literarischen Niveau zu schreiben. All das trifft den Leser mitten ins Herz !


    AUTOR :

    William Timothy O’Brien (* 1. Oktober 1946 in Austin, Minnesota) ist ein US-amerikanischer Autor, der dann in Worthington aufwuchs. Unter dem Kurznamen Tim O’Brien schrieb er besonders über seine (Februar 1969 bis März 1970) Erlebnisse im Vietnamkrieg und den Einfluss, den der Krieg auf die kämpfenden amerikanischen Soldaten hatte, schreibt. Er studierte in Harvard und arbeitete anschließend als Journalist für die Washington Post. O’Brien lehrt an der Texas State University-San Marcos für das Texas-State-University-MFA-Projekt, das kreatives Schreiben fördern soll. 1999 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt; 2013 erhielt er den Pritzker Literature Award for Lifetime Achievement in Military Writing. Er lebt heute in Boston.



    Herausgeber : Luchterhand Literaturverlag (17. Februar 1999)

    Sprache : Deutsch

    Gebundene Ausgabe : 256 Seiten

    ISBN-10 : 3630870252

    ISBN-13 : 978-3630870250

  • Verlinkung zu einer Ausgabe auf Englisch (ich las diese Version; es war ein Geschenk eines US-amerikanischen Bekannten)


    The things they carried


    ASIN : 0618706410

    Herausgeber : Mariner Books (13. Oktober 2009)

    Sprache : Englisch

    Taschenbuch : 256 Seiten

    ISBN-10 : 0544309766

    ISBN-13 : 978-0544309760

    Lesealter : 14 Jahre und älter

    Abmessungen : 13.46 x 1.52 x 20.32 cm

  • Auf weitere Eindrücke, Magdalena , wäre ich sehr gespannt. Ich bin nicht so der Fan von Kriegsstories und Schreckensszenarien, aber hier ist das verbunden mit einer "anderen", nahezu höheren, Form von Menschlichkeit, die mich umgehauen hat. Sehr empfehlenswert!

  • tom leo : ich finde es ganz interessant, über Menschen in Extremsituationen zu lesen - also Kriegsbücher nicht um des Krieges willen, sondern mich reizt daran auch das Menschliche. Da dürfte dieses Buch genau passen.