Haruki Murakami – Erste Person Singular / 一人称単数 / Ichininshō Tansū

  • Klappentext/Verlagstext
    Frauen, die verschwinden, eine fiktive Bossa-Nova-Platte von Charlie Parker, ein sprechender Affe und ein Mann, der sich fragt, wie er wurde, was er ist: Die Rätsel um die Menschen, Dinge, Wesen und Momente, die uns für immer prägen, beschäftigen die Ich-Erzähler der acht Geschichten in ›Erste Person Singular‹. Es sind klassische Murakami-Erzähler, die uns in eine Welt aus nostalgischen Jugenderinnerungen, vergangenen Liebschaften, philosophischen Betrachtungen, Literatur, Musik und Baseball entführen. Melancholisch, bestechend intelligent und tragikomisch im allerbesten Wortsinn sind diese Geschichten, die wie beiläufig mit der Grenze zwischen Fiktion und Realität spielen und immer wieder den Verdacht nahelegen, dass Autor und Ich-Erzähler mehr als nur ein paar Gemeinsamkeiten haben.


    Der Autor
    Haruki Murakamis Karriere begann 1974 an einem warmen Frühlingstag: Während eines Baseballspiels kam ihm die Inspiration zu seinem ersten Roman. Es war der Start einer beeindruckenden literarischen Laufbahn des 1949 in Kyoto geborenen Autors. Nach seinem Abschluss an der Waseda-Universität in Tokio betrieb er zunächst eine kleine Jazzbar. Später verbrachte er mehrere Jahre als freier Schriftsteller und Dozent in Princeton, USA. Murakamis Leidenschaft für die Literatur kennt, im wahrsten Sinne des Wortes, keine Grenzen – übersetzt er doch auch berühmte Kollegen wie John Irving ins Japanische.


    Inhalt
    In neun Kurzgeschichten erinnert sich ein heute rund 70-jähriger Mann hauptsächlich an seine Begegnung mit Frauen in jüngeren Jahren und setzt sich dabei mit der Unzuverlässigkeit seiner Erinnerungen auseinander. Der Icherzähler teilt mit dem Autor seine Zugehörigkeit zur Generation der Babyboomer und dessen Interesse an Musik und Baseball. Die Erzählungen sind zeitlich exakt historischen Ereignissen, Pop-Musik-Titeln und Markennamen zuzuordnen. Markennamen-Dropping lässt sich aus meiner Sicht schwer mit Erzählkunst vereinbaren und funktioniert leider nicht kulturübergreifend.


    Das Thema Erinnern wird aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, Murakamis Figuren zeigen dabei sehr spezielle Eigenheiten. Seine Blicke auf die Mitschülerinnen und Freundinnen seines Lebens haben mich nicht angesprochen. Das Projizieren des eigenen Alterns darauf, dass ein männlicher Erzähler gleichaltrige Frauen als gealtert wahrnimmt, wirkt für eine um 1950 geborene Figur auf mich klischeehaft bis sexistisch. Empfehlen kann ich allein die Geschichte „Bekenntnisse des Affen von Shinagawa“, die zwischen Realität und Fiktion balanciert. Der Erzähler ist in einem Ryoakan abgestiegen, einer traditionellen Herberge in der Nähe heißer Quellen. Zu ihm ins Thermalbecken steigt ein Affe, der sich als Mitarbeiter des Hotels vorstellt und später gemeinsam mit dem Gast Bier trinkt. Er berichtet, dass er Frauen, die er liebte, ihren Namen stahl und sie damit in unerwartete Schwierigkeiten brachte. Am anderen Morgen ist der Affe verschwunden und es gibt keinen Hinweis darauf, dass das Gespräch stattgefunden haben kann.


    Fazit

    Lückenhaftes Erinnern des Erzählers setzt bei Murakamis Lesern einige Geduld voraus und empfiehlt sich eher für hartnäckige Fan.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Das Original

    一人称単数
    ISBN 4163912398 (ISBN13: 9784163912394)

    Edition Language: Japanese

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Da ich zurzeit sämtliche Murakami-Bücher lese, konnte ich einen guten Vergleich zu seinen älteren Kurzgeschichtensammlungen ziehen und bei „Erste Person Singular“ hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, meine Lebenszeit zu verschwenden. Zudem assoziierte ich das erste (und bisher einzige) Mal die Bezeichnung „öde“ mit Murakami. Am besten hat mir „Carnaval“ gefallen, diese Geschichte war so wie die typischen Kurzgeschichten von ihm. Die erste Geschichte der Sammlung fand ich auch gut, aber der Rest waren höchstens mäßig. Insgesamt wurden es deswegen :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: