Cicely Veronica Wedgewood - Der dreissigjährige Krieg / The Thirty Years War

  • Zitat:

    "... Ob nun Deutschland drei Viertel oder einen kleineren Teil seiner Bevölkerung verlor, sicher ist, dass nie vorher in der deutschen Geschichte der Schrecken eines durchlebten Zeitabschnittes so allgemein empfunden wurde...". Zitatende (s.S.473 ff.)


    Wedgewood geht mit fast mathematischer Genauigkeit und höchster wissenschaftlicher Präzision an ihr schweres Thema heran:

    Einen Konflikt zu fassen, der multinational war ohne Nationen, grenzübergreifend ohne genaue Grenzen, völkerübergreifend ohne genaue Differenzierung der Völker, zeitübergreifend in Richtung Neuzeit ohne das dieser Übergang bewusst wurde.

    Ein Krieg der aus über siebzehn Einzelkonflikten bestand, der zwischenstaatlichen, ethnischen, territorialen, religiösen und schlicht räuberischen Motiven geschuldet war.

    Bekannt sind die grossen Feldherren der Zeit, Gustav Adolf Wasa von Schweden und Christian von Braunschweig (Der tolle Christian) auf Seiten der protestantischen, antihabsburgischen Union, Piccolomini, Tserclaes Tilly und Wallenstein auf kaiserlicher Ligaseite, Bethlen Gabor ( Ungarn, Habsburg ), Maximilian II. von Bayern und viele andere Protagonisten. Bekannt auch die Habsburger Kaiser Matthias I. und Ferdinand II..

    Unbekannt blieben die ungezählten Toten, die genaue Zahl der verbrannten Dörfer und Städte, die geplünderten Höfe und Weiler und die umherirrenden entwurzelten und flüchtenden Bevölkerungsgruppen. Auf der Flucht vor einem Krieg, der sie schon im nächsten Dorf wieder einholen konnte, der einfach überall war, allgegenwärtig und für immer, wie es den Menschen erscheinen musste. Flüchtling konnte zu dieser Zeit jeder werden, jederzeit!

    Zusätzlich errichteten Frankreich und England ihre mächtigen Nationalstaaten in dieser Zeit, in dem sie diesen Konflikt auf fremdem Boden direkt oder indirekt eingreifend am brennen hielten.

    Die einflussreichste Figur dort war wohl Kardinal Armand Jean du Plessis, genannt Richelieu und Kardinal Mazarin, beide Kanzler Frankreichs.

    Diese übergreifenden Konfliktgründe stellt Wedgewood immer aufs Neue heraus um zu verdeutlichen: Hier gab es den ersten wirklich europäischen Krieg, der gleichzeitig die blutige Geburtsstunde eines Europas der Nationen war.



    Fazit:


    Abgeklärt ist das Wort, dass sich einem nach Ende des Buches zunächst aufdrängt. Eine nüchterne und genau abgewogene Einschätzung ohne Schuldzuweisungen und vorschnelle Beurteilungen, ohne Anflüge von nationalem Pathos. So, wie Geschichtsschreibung eben zu sein hat, im Rankeschen Sinne sagen, "wie etwas denn wirklich gewesen ist".

    Nur so kann man sich einem solch komplexen Thema nähern. Somit stützt sich

    Wedgewood auch immer wieder auf ihre Vorbilder Runciman und Ranke. Es ist wohl die dichteste, kühlste und beste Darstellung des Kriegskomplexes, der später der "Dreissigjährige" genannt wurde.

    Die Quellendarstellung zeigt von der Qualität dieser Arbeit, kaum eine wichtige bekannte Quelle in der kaum noch überschaubaren Flut von Urkunden, Verträgen, Einzelabkommen, Heereslisten, Bestandsaufnahmen und Bestellungen, Bestattungs- und Verlustlisten fehlt hier. Historisch redlich und international anerkannt ist dieses Werk beste Geschichtsforschungsrarbeit. Ich bin nicht allzuleicht zu beeindrucken, aber diesem Werk gelang das mühelos.

    Das all dies auch noch lesbar wie ein Roman daherkommt, ist eine besonders verdienstvolle Tatsache.


    Dame Cicely Veronica Wedgewood (1910 - 1997) war eine britische Historikerin.

    Sie promovierte in Oxford über die Zeit Cromwells im siebzehnten Jahrhundert und blieb dieser Zeit auch in ihren späteren Publikationen treu. " Der dreissigjährige Krieg " (1938) wurde ihre erfolgreichste Arbeit und begründete ihren Weltruhm.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Cicely Veronica Wedgewood - Der dreissigjährige Krieg“ zu „Cicely Veronica Wedgewood - Der dreissigjährige Krieg / The Thirty Years War“ geändert.