Martin Cruz Smith - Polar Star / Polar Star

  • Inhalt

    Der ehemalige Chef der Moskauer Kriminalpolizei, Arkadi Renko, ist aus dem Exil in sein Heimatland zurückgekehrt. Doch wegen mangelnder Linientreue und Fluchthilfe für einen Dissidenten wird er nicht nur vom Dienst suspendiert und von der Partei ausgeschlossen, sondern in eine psychiatrische Klinik gesteckt. Nach gelungener Flucht nach Sibirien, wo er sich von Job zu Job hangelt, heuert er schließlich auf einem sowjetischen Fabrikschiff in der Fischverarbeitung an. Die 'Polar Star' ist Teil eines ungewöhnlichen Joint Venture: Monatelang folgt sie nun schon amerikanischen Fangbooten in Gewässern zwischen Alaska und Sibirien, der Beringstraße und den Aleuten. Dabei liefern die Sowjets die Verarbeitungsschiffe und übernehmen den Fang, die Amerikaner stellen die Trawler und kassieren ab. Das Geld fließt nach Seattle, zu einer amerikanisch-russischen Firma. Doch eines Tages wird die tägliche Routine jäh unterbrochen: Auf dem Schiffsdeck wird zusammen mit dem Fisch auch die Leiche einer Frau aus dem Netz geschüttet. Auf Wunsch des Käptens und nicht zuletzt angetrieben von seinem eigenen Ehrgeiz beginnt Renko, diesen 'Unfall' genauer zu untersuchen. Doch überall auf dem in der Eiswüste driftenden Schiff begegnet er nur Misstrauen und Lügen. Nur in der Kollegin vom Fließband, der liebenswerten Natascha, findet er eine Verbündete. Als sich herausstellt, dass jemand an Bord ist, den Renko vor langer Zeit ins Gefängnis gebracht hatte, ist klar, dass er es nicht nur mit sowjetischer Bürokratie und dunklen Machenschaften zwischen Amerikanern und Russen aufzunehmen hat, sondern, dass sein eigenes Leben in Gefahr ist.


    Bewertung

    Das Buch baut chronologisch auf dem Vorgänger "Gorki Park" auf, es empfiehlt sich, dieses erst zu lesen.
    Ich fand das Setting gut und spannend gewählt: ein Fabrikschiff mitten in der Beringsee. Die schwere Arbeit, die Kälte und mittendrin Kommissar Renko, der typische Antiheld ohne Zukunft, aber mit jeder Menge Vergangenheit. Renko ist ein Zyniker, der mit todernstem Selbstspott und Sowjetzynismus durchs Leben geht. Darum mag ich ihn auch so gern.

    Das Schiff ist eine abgeschlossene Welt für sich und die Handlung erscheint teilweise wie ein antikes griechisches Theaterdrama. Auftritt: der tragische Held, der den seltsamen Selbstmord nicht akzeptieren kann und weiter schnüffelt; Auftritt: der Geheimagent, der auf einmal aus dem Nichts auftaucht; der ehemalige geläuterte Sträfling und die sibirische Stoßarbeiterin. Dazu Amerikaner und Russen, die einander in scheinbarer Zusammenarbeit umkreisen wie ein Rudel Wölfe. Was führen die anderen im Schilde und was machen wir hier eigentlich, mitten im Niemandsland zwischen den beiden Weltmächten? Fischen?

    Die Geschichte bleibt spannend bis zum Schluß, bis sich dem Leser die ganze Tragweite der Situation erschließt. Man weiß irgendwann nicht mehr, wer ist Freund und wer Feind. Wo ist oben und unten, hinten und vorne, so wie auf einem Schiff, das durch Nebel und Schneeregen in der Beringsee pflügt.

    Ein insgesamt empfehlenswerter Krimi aus der späten Phase des Kalten Krieges.

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    Anyone who stops learning is old, whether at twenty or eighty. Anyone who keeps learning stays young. The greatest thing in life is to keep your mind young.

    - Henry Ford-

  • Isabella1978

    Hat den Titel des Themas von „Martin Cruz-Smith - Polar Star / Polar Star“ zu „Martin Cruz Smith - Polar Star / Polar Star“ geändert.
  • Danke für die aussagekräftige Rezension,bin Arcadi Renko-Fan seit "Gorki Park" und "Polar Star" steht jetzt ganz oben auf meiner Agenda,Grüsse H.:)