Ruben Laurin - Die Jüdin von Magdeburg

  • Inhalt:

    Magdeburg, 1275: Eine festliche Prozession gerät zur Katastrophe. Viele Menschen sterben, beinahe auch die junge Jüdin Esther, doch der Knappe Wolfram rettet sie. Eine zarte Liebe entsteht, doch der Geldverleiher Amos will seine Tochter keinem Christen zur Frau geben. Wolfram verlässt die Stadt und wird zu einem berühmten Ritter im Dienste des Markgrafen von Brandenburg. Zwei Jahre später kreuzen sich die Wege der Jüdin und des Christen erneut. Nun ist es Esther, die Wolfram retten kann ...



    Rezi: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Stark fesselnd, keine künstlichen Längen

    Reibereien zwischen Juden und Christen gab es wohl schon immer. Doch das sind hier nicht die einzigen Schwierigkeiten. „Die Jüdin von Magdeburg“ und Wolfram, ein Christ, sind zwei der Hauptprotagonisten. Beide kämpfen gegen die Widrigkeit der Umstände damaliger Zeit. Die Obrigkeit spielt ihre Macht aus und lässt die Kleinen wie Marionetten tanzen. Glaube und Geschlechterrolle bieten weitere Konfliktpunkte. Auch die Kriegslust und Machtbesessenheit der Grafen, Fürsten und Domherren bringen Leid und Verzweiflung unter die Menschen. Dazu noch ein paar persönliche Fehltritte der kleinen Leute und schon haben wir ein Feuerwerk an Gefühlen, Verwirrungen, Verstrickungen, Wendungen.


    Ruben Laurin schafft vor dem historischen Magdeburg eine Geschichte, die vom kleinen Schmid über die Geistlichkeit bis hinauf zum Marktgrafen alle Schichten der Bevölkerung einschließt und miteinander verwebt. Seine Erzählung bleibt in jedem Punkt spannend, bietet dem Leser verschiedene Denkansätze an und wählt dann eventuell einen anderen Weg.


    Die geschichtliche Aufarbeitung scheint belegbar und wird im Nachwort auch teilweise erklärt. Die menschlichen Handlungen der Figuren sind großteils nachvollziehbar und ihre Entwicklung im Laufe des Buches deutlich erkennbar.


    Personenliste, Zeittafel und historischer Stadtplan zu Beginn des Buches erleichtern dem Leser ein schnelles Einsteigen in die Geschichte. Ein Glossar am Ende erklärt historische Begriffe, sodass ein unbekanntes Wort schnell nachgeschlagen werden kann. Die einzelnen Kapitel tragen eine kleine Überschrift und handeln meistens von einer der Figuren, zumindest bis zum Zeitpunkt, da sich die verschiedenen Stränge kreuzen teilweise gemeinsam weiterlaufen, oder sich wieder trennen.


    Das Buch handelt von viel Gewalt, wohl der damaligen Zeit geschuldet, aber nicht nur, auch Liebe Vertrauen, Freundschaft und Hoffnung will einen Platz finden. Ich hatte eine wunderbare Zeit mit Esther, Wolfram und all den anderen. Der Spannungsbogen blieb bis zu den letzten Seiten erhalten ohne, dass ich je das Gefühl hatte, etwas wird künstlich in die Länge gezogen. Einfach empfehlenswert.

    2024 - bis Ende März :study: : 22

    2023 - 100 gelesene Bücher :applause:

    2022 - 84 gelesene Bücher

    2021 - 88 gelesene Bücher

    2020 - 64 gelesene Bücher

    2019 - 65 gelesene Bücher

    2018 - 61 gelesene Bücher


  • Der schwarze Ritter


    Die Jüdin von Magdeburg, Historienroman von Ruben Laurin, 552 Seiten, erschienen im Lübbe-Verlag

    Ein Ritter auf der Jagd nach Erfolg und Ruhm, eine unbeugsame Frau die ihren Weg geht, und eine aussichtslose Liebe.

    Magdeburg 1275, die junge Jüdin Ester wird bei einer Katastrophe beinahe getötet, doch der Knappe Wolfram rettet ihr Leben. Die beiden verlieben sich ineinander doch die verschiedenen Konfessionen der beiden machen eine Heirat unmöglich. Deshalb verlässt Wolfram die Stadt und wird ein berühmt-berüchtigter Ritter. Jedoch kreuzen sich die Wege der beiden noch einmal und wieder steht zuviel Trennendes zwischen den beiden. Gibt es eine gemeinsame Zukunft für sie?
    Zuerst einmal kann ich dem Autor nur einen bildhaften und flüssigen Schreibstil bestätigen, schon der Prolog war so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte, Lesefluss hat sich sofort eingestellt. Das Buch ist in zwei Bücher und insgesamt 18 Kapitel aufgeteilt, jedes Kapitel trägt eine zum Inhalt passende Überschrift. Der Lesende kann zu jeder Zeit erkennen wo und in welcher Zeit die Handlung spielt, denn am Kapitelanfang sind kursiv Ort und Datum vermerkt. Eine angenehme Buchstabengröße macht die Lektüre zum Vergnügen. Lebhafte, zum Teil äußerst deftige Dialoge und Schimpftiraden und eine in die Zeit passende Sprache sorgen für einen lebendigen Lesegenuss. Besonders hilfreich am Buchanfang die Personenliste historische Persönlichkeiten sind mit einem * gekennzeichnet, eine Zeittafel die bis zu Karl dem Großen zurückreicht und wichtige historische Begebenheiten markiert und nicht zuletzt die Karte auf der Magdeburg Anno 1250 n. Chr. darstellt ist, jederzeit konnte ich mich hiermit, mit den Personen in der Stadt Magdeburg zurechtfinden. Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar immer wieder habe ich dort besondere Begriffe nachgeschlagen.
    Die Lektüre dieses historischen Romans habe ich sehr genossen, der Schreibstil Laurins kommt mir sehr entgegen, ich kann dem Autor nur eine äußerst gewissenhafte Recherche bestätigen, die Handlung und auch die handelnden Figuren sind glaubhaft und authentisch. Die Figuren wirken echt, genau so könnte es gewesen sein. Die Spannung, z.B. während der Kämpfe ließen mich immer wieder die Luft anhalten, die waren so echt erzählt, dass direkt Bilder vor meinem Auge abgelaufen sind. Viele liebenswerte Figuren kann ich nun, nur schwer gehen lassen, z.B den Dostl und seine Genoveva. Ungeahnte Wendungen haben die Erzählung belebt. Nur eine Kleinigkeit hat mir nicht gefallen, das Ende war mir ein wenig zu turbulent, auf den letzten Seiten noch zwei Plottwist, wer hätte es gedacht? Von mir trotzdem und verdient 5 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon