Charlotte Brontë - Jane Eyre (ab 04.01.2021)

  • Ich fand die Szene mit Mrs. Reed sehr wichtig, zeigt diese doch, dass Menschen sich selten ändern.

    Vielleicht selten, aber es ist möglich, und jeder Mensch hat die Chance dazu. Es wäre traurig, wenn es nicht so wäre. Ich habe das am Beispiel meines Opas erlebt. Bei ihm hatte ich immer einen recht schweren Stand im Vergleich zu den anderen Enkeln. Mitunter bin ich sogar seelisch ziemlich verletzt worden. Kurz vor seinem Tod bat er mich, mit ihm zu sprechen, und er hat sich unter Tränen für alles entschuldigt, was er mir angetan hat, bewusst oder unbewusst, und mich um Verzeihung gebeten. Ich war schwer beeindruckt und hätte das nie von meinem Opa erwartet.


    Was kann denn das arme Kind für diese Eifersüchteleien? Gar nichts.

    Natürlich nicht. Und dennoch glaube ich, dass Jane die Parallelen zu Tante Reed und ihrer Mutter erkennt, wie sie die zu Adèle und sich selbst erkennt, als sie Rochester bittet, das Mädchen auf eine Schule zu schicken, bevor Miss Ingram antanzt.


    Ich glaube nicht, dass sie Mrs. Reeds Situation verstehen will, sondern dass hier noch einmal ihre Gottergebenheit untermalt wird.

    Janes Gottergebenheit ist für mich nicht so stark ausgeprägt wie z.B. Helens. Ihr Verstand und ihre Vernunft gewinnen immer die Oberhand, oder zumindest meistens. Klar, das eine schließt das andere nicht aus. Jane kommt mir dennoch mehr analytisch und pragmatisch vor. Sie nimmt Dinge nicht einfach hin, sondern ergründet sie. Aber selbst wenn sie Tante Reed nicht verstehen sollte, so ist es tröstlich, dass sie ihr trotzdem vergeben hat.

  • Vielleicht selten, aber es ist möglich, und jeder Mensch hat die Chance dazu. Es wäre traurig, wenn es nicht so wäre. Ich habe das am Beispiel meines Opas erlebt. Bei ihm hatte ich immer einen recht schweren Stand im Vergleich zu den anderen Enkeln. Mitunter bin ich sogar seelisch ziemlich verletzt worden. Kurz vor seinem Tod bat er mich, mit ihm zu sprechen, und er hat sich unter Tränen für alles entschuldigt, was er mir angetan hat, bewusst oder unbewusst, und mich um Verzeihung gebeten. Ich war schwer beeindruckt und hätte das nie von meinem Opa erwartet.

    Das klingt wirklich total schön. :flower:Freut mich sehr, dass du derartige Erfahrungen machen konntest. :friends:Ich habe leider nur Erfahrungen mit "Mrs. Reeds" in männlichr, sowie weiblicher Form gemacht. Aber wie du schon sagst, es ist selten, dass Menschen sich ändern - bei manchen aber nicht umöglich.


    Janes Gottergebenheit ist für mich nicht so stark ausgeprägt wie z.B. Helens. Ihr Verstand und ihre Vernunft gewinnen immer die Oberhand, oder zumindest meistens.

    Da hast du Recht, aber Helen Burns hat mit ihrem starken Glauben vermutlich doch auf Jane "abgefärbt". Und für mich schließen sich Glaube, Vernunft und Verstand nicht aus, sondern ganz im Gegenteil - sie gehören untrennbar zusammen. :) Für mich ist Jane schon sehr gläubig und gerade ihr Glaube macht es ihr möglich, sich nicht von Rochester "austricksen" zu lassen. Ihr reicht die Liebe zu Gott, wenn ihr Rochester nicht vergönnt sein sollte. Und das finde ich sehr schön.

    "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich." (Dietrich Bonhoeffer) :love:


    "Don't look to the left or the right, look up to the throne of God."


    :study: "Die Bibel - AT und NT" + Kommentare von William MacDonald (Langzeitprojekt) :flower:

    :study: "Das Geisterhaus - Isabell Allende" (Minileserunde)



  • Eleonorah Deinem letzten Beitrag hätte ich gerne zwei Herzen gegeben, denn genauso sehe ich das auch. Und was die "toxischen" Beziehungen betrifft, so kenne ich die ebenfalls nur zu gut. Es gibt Menschen, die aus Eigenwille / Sturheit oder aufgrund psychischer Probleme nicht die Notwendigkeit sehen, etwas anders zu machen, damit es ihnen selbst und den ihnen Nahestehenden besser geht. Manchmal ist es da schmerzhaft, einen Schluss-Strich zu ziehen, am Ende aber das Beste. Sei aber bitte nicht so streng mit Rochester; ich hege da noch Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet.

  • Deinem letzten Beitrag hätte ich gerne zwei Herzen gegeben, denn genauso sehe ich das auch. Und was die "toxischen" Beziehungen betrifft, so kenne ich die ebenfalls nur zu gut. Es gibt Menschen, die aus Eigenwille / Sturheit oder aufgrund psychischer Probleme nicht die Notwendigkeit sehen, etwas anders zu machen, damit es ihnen selbst und den ihnen Nahestehenden besser geht. Manchmal ist es da schmerzhaft, einen Schluss-Strich zu ziehen, am Ende aber das Beste. Sei aber bitte nicht so streng mit Rochester; ich hege da noch Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet.

    Das hast du toll gesagt! Genau so ist es (leider)! Unterschreibe ich. :wink: :friends:

    Und versprochen...ich gebe ihm noch eine kleine Chance...O:-)

    "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich." (Dietrich Bonhoeffer) :love:


    "Don't look to the left or the right, look up to the throne of God."


    :study: "Die Bibel - AT und NT" + Kommentare von William MacDonald (Langzeitprojekt) :flower:

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  • Deinem letzten Beitrag hätte ich gerne zwei Herzen gegeben, denn genauso sehe ich das auch. Und was die "toxischen" Beziehungen betrifft, so kenne ich die ebenfalls nur zu gut. Es gibt Menschen, die aus Eigenwille / Sturheit oder aufgrund psychischer Probleme nicht die Notwendigkeit sehen, etwas anders zu machen, damit es ihnen selbst und den ihnen Nahestehenden besser geht. Manchmal ist es da schmerzhaft, einen Schluss-Strich zu ziehen, am Ende aber das Beste. Sei aber bitte nicht so streng mit Rochester; ich hege da noch Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet.

    Das hast du toll gesagt! Genau so ist es (leider)! Unterschreibe ich. :wink: :friends:

    Und versprochen...ich gebe ihm noch eine kleine Chance...O:-)

    Ich sehe das genauso wie ihr :friends:

    Musste so etwas auch leider mit Teilen meiner Familie erleben (Großmutter & Tanten mütterlicher Seite) manchmal ist ein Schlussstrich einfach das Beste was man tun kann, es ist ja nicht so das man diese Menschen nicht mehr liebt aber man sollte nicht an Beziehungen fest halten die nicht gut für einen sind!


    Kurz vor seinem Tod bat er mich, mit ihm zu sprechen

    Das finde ich wunderbar, noch die Chance zuhaben sich auszusprechen. Schon diese Geste zeigt das Liebe da war (wenn sie auch vorher nicht gezeigt werden konnte)!

    We´re all Stories in the End. Just make it a good one. - The Doctor


    Glücklich sein bedeutet nicht das Beste von allem zu haben, sondern das Beste aus allem zu machen!



  • Schon diese Geste zeigt das Liebe da war (wenn sie auch vorher nicht gezeigt werden konnte)!

    Das klingt jetzt hart, aber die Liebe war zu meiner Kinder- und Jugendzeit nie da für mich. Dazu war ich zu wenig leistungsorientiert und hatte keinen akademischen Grad vorzuweisen. Zum Glück hat meine Oma das ausgeglichen. Mein Opa legte viel Wert auf Äußerlichkeiten. Außerdem verachtete er alles, was nicht seiner Meinung war. Erst spät, mit Mitte Achtzig, hat sich das geändert. Ich hatte dann noch eine schöne und oft auch lustige Zeit mit ihm.


    Genauso hätte sich ja auch Mrs. Reed ändern können. Immerhin bereut sie wohl aufrichtig, wie sie Jane damals behandelt hat, wenn sie auch meint, sie hätte keine andere Wahl gehabt (?).

  • Kapitel 20 - 22

    Das 20. Kapitel startete sehr spannend.

    Ich stimme dir zu, ein sehr spannendes, geheimnisvolles Kapitel.

    Rochesters Gemüt schlägt wieder urplötzlich um.

    Er ist sehr launenhaft. Ich frage mich, ob sich das noch bessert?

    Ich denke da spricht wieder sein "Kontrollwahn" aus ihm.

    Ganz so schlimm empfinde ich es nicht, ich denke, es zeigt eher seine Zerrissenheit und seine Unsicherheit. Und ein daraus resultierendes schlechtes Gewissen.

    Jane besucht Mrs. Reed und diese bleibt unverändert eine schreckliche, missgünstige Frau. Bei der Betrachtung der sterbenden Mrs. Reed denkt Jane noch einmal an Helen Burns. Das fand ich sehr rührend. :love: Die Kleine hat noch immer einen Platz in Janes Herzen und hat sie nachhaltig beeindruckt.

    Mich hat es nicht überrascht, dass es mit allen in der Familie so kommt. Man kann sagen, dass sie alle das erhalten, was sie verdienen.

    Die Erinnerung an Helen fand ich auch berührend.

    Schließlich rückt Mrs. Reed mit der Sprache heraus. Sie hat drei Jahre einen Brief von Mr. Eyre zurückgehalten. In diesem bot er an, Jane zu adoptieren und ihr später sein Vermögen zu vererben. :shock: Die missgünstige Frau hat den Brief aber nicht weitergeleitet, weil sie Jane kein Glück gönnt. Sie hat ihm geschrieben, Jane sei tot. :evil: Einfach unglaublich! Stark, dass Jane trotz allem ruhig bleibt und dieser Frau verzeihen kann.

    Ich dachte nicht, dass die Frau noch tiefer sinken kann, aber offensichtlich gelingt ihr das mit dieser Aktion mühelos. Wie kann man sich selbst nur nach so einer Tat in die Augen schauen?

    Ich bin jedoch gespannt, was Jane nun mit dieser Information macht? Bis jetzt gab es ja keinen Hinweis, wie sie darüber denkt und ob sie erwägt, mit ihrer Familie Kontakt aufzunehmen (oder habe ich das überlesen)?


    Interessant finde ich diese halbherzigen Bemühungen und Andeutungen über eine baldige Hochzeit. Ich könnte mir vorstellen, dass die Damen Ingram das Zepter ab dem Zeitpunkt der Verlobung doch sofort in die Hand nehmen und so rasch wie möglich die Hochzeit planen würden? Rochester hätte in diesem Fall dann wohl noch wenig zu melden. Sehr seltsam, dass sich an dieser "Front" nichts tut, finde ich.

  • Ganz so schlimm empfinde ich es nicht, ich denke, es zeigt eher seine Zerrissenheit und seine Unsicherheit. Und ein daraus resultierendes schlechtes Gewissen.

    Da ist sicher was dran. Ich glaube, er möchte gern Janes Aufenthaltsort wissen und ob sie dort gut aufgehoben ist. Für mich klingt es weniger nach Kontrollwahn als nach der Möglichkeit, Jane hin und wieder besuchen zu können.

  • Ganz so schlimm empfinde ich es nicht, ich denke, es zeigt eher seine Zerrissenheit und seine Unsicherheit. Und ein daraus resultierendes schlechtes Gewissen.

    Da ist sicher was dran. Ich glaube, er möchte gern Janes Aufenthaltsort wissen und ob sie dort gut aufgehoben ist. Für mich klingt es weniger nach Kontrollwahn als nach der Möglichkeit, Jane hin und wieder besuchen zu können.

    Ja, das ist auch eine gute Überlegung.

  • Ich dachte nicht, dass die Frau noch tiefer sinken kann, aber offensichtlich gelingt ihr das mit dieser Aktion mühelos. Wie kann man sich selbst nur nach so einer Tat in die Augen schauen?

    Das habe ich mir auch gedacht...[-( Wie kann man so missgünstig sein.

    Interessant finde ich diese halbherzigen Bemühungen und Andeutungen über eine baldige Hochzeit.

    Mhm...ich denke Miss Ingram hat was sie will. Die Hochzeit steht an. Ich glaube kaum, dass Rochester sie wirklich interessiert. Sie muss ihn nun nicht mehr umgarnen und ist am Ziel. Vielleicht liegt es daran.


    Ich bin jedoch gespannt, was Jane nun mit dieser Information macht? Bis jetzt gab es ja keinen Hinweis, wie sie darüber denkt und ob sie erwägt, mit ihrer Familie Kontakt aufzunehmen (oder habe ich das überlesen)?

    Ich würde Jane sehr wünschen, dass da noch ein Kontakt zustande kommt. Wobei...sich Mr. Eyre im Ausland aufhält. Ich weiß nicht ob Jane umsiedeln würde...:-k

    "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich." (Dietrich Bonhoeffer) :love:


    "Don't look to the left or the right, look up to the throne of God."


    :study: "Die Bibel - AT und NT" + Kommentare von William MacDonald (Langzeitprojekt) :flower:

    :study: "Das Geisterhaus - Isabell Allende" (Minileserunde)



  • Ich bin jedoch gespannt, was Jane nun mit dieser Information macht? Bis jetzt gab es ja keinen Hinweis, wie sie darüber denkt und ob sie erwägt, mit ihrer Familie Kontakt aufzunehmen (oder habe ich das überlesen)?

    Ich würde Jane sehr wünschen, dass da noch ein Kontakt zustande kommt. Wobei...sich Mr. Eyre im Ausland aufhält. Ich weiß nicht ob Jane umsiedeln würde...:-k

    Das fand ich auch merkwürdig. Ich denke, sie sehnt sich so sehr nach leiblicher Verwandtschaft? Umsiedeln wäre für Jane nicht das Problem, so wie wir sie bisher kennengelernt haben. Sie sagt in früheren Kapiteln selbst, dass sie ruhelos ist und gerne Abwechslung hätte "wie ein Mann". Und Madeira ist doch ein schönes Fleckchen Erde. Wollte sie nicht immer die weite Welt sehen, die ihr als Kind so verlockend schien, wenn sie in Büchern geblättert hat? Es sei denn, irgendetwas oder irgendwer hält sie auf Thornfield... immerhin wurde sie dort zum ersten Mal in ihrem Leben für voll genommen. Rochester mag manchmal roh und sprunghaft sein, aber er hat Jane seit ihrem ersten Gespräch als ebenbürtig und eine "kleine Freundin" betrachtet.

  • Bis Kapitel 22


    So jetzt hab ich auch gelesen. Ich hatte erst nicht so richtig Lust das Buch heute in die Hand zu nehmen, am Ende hätte ich es gern garnicht weg gelegt. :lol: Hab garnicht gemerkt das ich schon in Kapitel 22 war.


    Ich finde Rochester auch komisch, aber nicht so im negativen Sinn wie Eleonorah. :lol:

    Ich glaube, er ist eher unsicher was er tun soll. Das er Jane mag wenn nicht gar liebt, das denke ich schon. Und ich glaube das er mit der Waffe gegen seine schlechten Seiten eher Jane gemeint hat als die doofe Miss Ingram. :lol: Und deswegen nicht weiter gesprochen hat.

    An sich kann er ja nicht einfach eine Angestellte heiraten. Das wäre schon ein Abstieg für ihn. Aber ob das der alleinige Grund ist aus dem er jetzt noch zögert.... :-k

    Die 2 schleichen umeinander rum und ich find das echt herrlich. Das Gespräch vor Janes Abreise fand ich so super. Ich finde Charlotte Bronte kommt da echt an die Schlagfertigkeit von Jane Austen ran. :D Ich freu mich schon darauf Verfilmungen zu sehen... Werde mir bestimmt mehrere angucken, gibt ja einige.


    Mein Verdacht ist, dass tatsächlich eine Hochzeit vorbereitet ist, aber eher für Rochester und Jane. Und das er Jane vor vollendete Tatsachen stellt. Aber vielleicht ist das auch nur mein Wunschdenken. :lol:

    Das er so gute Laune hat am Ende von kapitel 22 spricht aber dafür, das er die olle Miss Ingram nicht heiraten muss. :lol:


    Ich möchte jetzt wirklich mal wissen, was es mit Grace auf sich hat. Ich denke sie hat eine psychische Erkrankung und Rochester versteckt sie. Vllt hat er was damit zu tun das sie krank ist? Aber wie passt Mason da rein? Liebt er Grace oder hat sie heiraten wollen?


    Ist wirklich spannend. Wenn das alles so super bleibt wird das eins der besten Bücher für mich sein die ich je gelesen habe. Find es gaaaaaaanz toll! :love:


    Achso, ich hoffe auch das Jane Kontakt zu ihrem Verwandten aufnimmt. Das wäre schön für sie und vllt erbt sie ja dann auch noch was. Das wäre doch toll. Dann ist sie unabhängig und kann vllt auch verreisen. Weiß nicht ob das zu der Zeit als alleinstehende Frau möglich war.


    Für besonders fromm halte ich Jane auch nicht. Ich denke, sie ist den Schlechtigkeiten der Familie Reed einfach entwachsen und kann da gut unterscheiden. :thumleft:

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • Für besonders fromm halte ich Jane auch nicht.

    Zumindest nicht frommer, als man zu dieser Zeit im Durchschnitt war :D


    Mit dem Wissen, wie das Buch ausgeht, finde ich die Diskussion sehr interessant, halte mich aber natürlich erst mal zurück, um nichts zu verraten :)

  • Für besonders fromm halte ich Jane auch nicht.

    Zumindest nicht frommer, als man zu dieser Zeit im Durchschnitt war :D

    Der Begriff "fromm" hat auch irgendwie ein G'schmäckle. Das klingt heuchlerisch und langweilig, schlimmstenfalls nach Mr. Brocklehurst und auch sehr keusch. Ich würde nicht einmal Helen Burns als fromm bezeichnen - sie hat die Wahrheit in ihrem Glauben erkannt, und dazu gehört Frömmigkeit nach dem Gesetz ganz bestimmt nicht.


    Jane ist eine sehr sinnliche Frau, wie ihre Beobachtung und ihre "Schwärmerei" betreffs Rochester beweisen. Da sie zugleich ihre Prinzipien hat und ein Gespür dafür, was richtig und falsch ist, hält sie es jetzt für das Beste, den Weg freizumachen, ohne verletzt zu werden.


    Mein Verdacht ist, dass tatsächlich eine Hochzeit vorbereitet ist, aber eher für Rochester und Jane. Und das er Jane vor vollendete Tatsachen stellt. Aber vielleicht ist das auch nur mein Wunschdenken.

    Ziemlich durch die Blume. Aber er schenkt ihr ja auch eine. :lol:

  • Der Begriff "fromm" hat auch irgendwie ein G'schmäckle.

    Für mich hat der Begriff "Frömmigkeit", also der tief verwurzelte Glauben und das entsprechende Leben nach der Bibel und den Glaubensgrundsätzen, etwas wunderschönes an sich. Der Begriff impliziert für mich etwas sehr liebreizendes und nahezu erfrischendes, gerade im Hinblick auf die heutige Zeit. Aus diesem Grunde lese ich so gerne von Frauen wie Jane Eyre oder Helen Burns. Es ist ein wahrer Genuss und Balsam für die Seele. :love: Aber so unterschiedlich sind eben die Meinungen darüber. :) Ich empfinde beide als sehr fromm und ich habe auch das Gefühl, dass Bronte gerade diese Kraft, welche man aus dem Glauben schöpfen kann, in ihren Roman einfließen lassen wollte.

    "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich." (Dietrich Bonhoeffer) :love:


    "Don't look to the left or the right, look up to the throne of God."


    :study: "Die Bibel - AT und NT" + Kommentare von William MacDonald (Langzeitprojekt) :flower:

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  • Eleonorah Es kommt darauf an, wie man den Begriff für sich verwendet. So, wie du ihn definierst, würde ich Helen und Jane auch so sehen. :friends: Für mich selbst hat der Begriff aus Erfahrung etwas Negatives, Altertümliches und Verkrustetes. "Fromme Leute" sind oft an von Menschen / der Kirche gemachte Gesetze gebunden, haben keinen Spaß im Leben und sind belehrend und verurteilend anderen gegenüber, die nicht ihre Grundsätze vertreten.


    Ich empfinde beide als sehr fromm und ich habe auch das Gefühl, dass Bronte gerade diese Kraft, welche man aus dem Glauben schöpfen kann, in ihren Roman einfließen lassen wollte.

    Das finde ich im Roman auch sehr schön. Und ich glaube auch, dass Jane sich auf diese Kraft verlässt, egal, wie die Geschichte ausgeht.

  • "Fromme Leute" sind oft an von Menschen / der Kirche gemachte Gesetze gebunden, haben keinen Spaß im Leben und sind belehrend und verurteilend anderen gegenüber, die nicht ihre Grundsätze vertreten.

    Das ist natürlich Auslegungssache und hängt davon ab, welche Erfahrungen man selbst gemacht hat. Und es kommt darauf an, wie man "Spaß am Leben" interpretiert. :) Diese Leute (zumindest die Gemeinschaft in der ich mich aufhalte) finden ihre Freuden im Glauben und der Nähe zu Gott und die Regeln, denen sie folgen, sind ihrer Ansicht nach göttlicher und nicht menschlicher Natur. Und auch der nicht religiöse Mensch ist zuweilen belehrend, spöttend gegenüber gläubigen Menschen und folgt Menschen-gemachten Gesetzen, unterwirft sich zuweilen der Geldmacht. Ich denke da gibt es immer schwarze Schafe, aber auch sehr vorbildliche Menschen auf "beiden Seiten". :) Aber das ist natürlich ein sehr weit umfassendes Thema und ich verstehe, wenn du das anders siehst. Wir alle machen andere Erfahrungen. :friends:

    "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich." (Dietrich Bonhoeffer) :love:


    "Don't look to the left or the right, look up to the throne of God."


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  • Bitte entschuldigt, wenn ich etwas schweigsam bin! Ich lese sehr interessiert mit und finde die verschiedenen Blickwinkel eine tolle Bereicherung, habe aber leider selbst wenig Zeit zum Schreiben :-? Mit dem Lesen bin ich aber gut im Zeitplan :)

    Kapitel 20-22 (Zweiter Band, 5-7)

    Ich frage mich, was es mit diesem Mr. Mason auf sich hat. Er scheint etwas zu wissen, das niemand erfahren soll. Aber er darf nicht wissen, dass es niemand erfahren soll. Wieso? Mr. Rochester ist doch angeblich sein Freund. Würde er trotzdem eine Gelegenheit nutzen, ihm zu schaden, wenn sie sich böte? :-k


    Ich finde Rochester auch komisch, aber nicht so im negativen Sinn wie Eleonorah. :lol:

    Ich glaube, er ist eher unsicher was er tun soll. Das er Jane mag wenn nicht gar liebt, das denke ich schon. Und ich glaube das er mit der Waffe gegen seine schlechten Seiten eher Jane gemeint hat als die doofe Miss Ingram. :lol: Und deswegen nicht weiter gesprochen hat.

    An sich kann er ja nicht einfach eine Angestellte heiraten. Das wäre schon ein Abstieg für ihn. Aber ob das der alleinige Grund ist aus dem er jetzt noch zögert.... :-k

    Das sehe ich ähnlich.
    Was den Grund für sein Zögern angeht, denke ich, dass immernoch irgendetwas sehr schwer auf ihm lastet. Er wirkt rastlos.

  • Ich freu mich schon darauf Verfilmungen zu sehen...

    Ich hab als Teenie die Verfilmung mit Samantha Morton / Ciarán Hinds gesehen und war sofort angefixt und wollte dann unbedingt das Buch lesen...:lechz:

    Habe dann später verschiedene Versionen gesehen, allerdings haben alle meist kleine Schönheitsfehler - Janes Kindheit fehlt, wichtige Ereignisse werden weggelassen...

    Die BBC Version mit Ruth Wilson /Toby Stephens soll gut sein - ich hab sie noch nicht gesehen weil ich mir Toby Stephens so gar nicht als Rochester vorstellen kann :-?

    Michael Fassbender ist in der 2011 Version zwar ein guter Rochester aber das Ende geht bei dem Film gar nicht...:wuetend:Dazu sag ich was wenn wir durch sind!

    Kann euch nur empfehlen egal welchen Film ihr sehen wollt das wirklich erst nach dem Buch zu tun.


    We´re all Stories in the End. Just make it a good one. - The Doctor


    Glücklich sein bedeutet nicht das Beste von allem zu haben, sondern das Beste aus allem zu machen!



  • Die BBC Version mit Ruth Wilson /Toby Stephens soll gut sein - ich hab sie noch nicht gesehen weil ich mir Toby Stephens so gar nicht als Rochester vorstellen kann

    Oh nein! Echt jetzt?! Ich finde Toby Stephens als Schauspieler toll und richtig sexy! :love:


    Kapitel 23 bis 25


    Endlich kommt es raus: Rochester liebt Jane auch. Die Szene im Garten nach Janes Rückkehr macht es mehr als deutlich. Er redet sich fast um Kopf und Kragen, um ihr all das zu erklären, was zuvor so undurchsichtig war und erstmal als Nicklichkeiten gegenüber Jane und auch Miss Ingram gedeutet werden könnte, die ohnehin nur hinter seinem Vermögen her war. Nein, er wollte sicher sein, dass Jane seine starken Gefühle ebenso stark erwidert. Und das tut sie. Sonst hätte sie sich angesichts des drohenden Abschieds von Rochester nicht so gehen lassen ("Glauben Sie denn, dass ich bleiben kann, um ein Nichts für Sie zu werden? Meinen Sie, dass ich ein Automat bin, eine Maschine ohne Gefühl?"). Bisher die stärkste Szene für mich, weil Jane es zum ersten Mal wagt, sich schwach zu zeigen. Und ihre Schwachheit wird belohnt, wenn Rochester auch die Stärke in ihr schätzt.


    Und der ist nach Janes Zustimmung, seine "kleine Frau" zu werden, im siebten Himmel. Fast macht er sich zum Narren mit dem ausschweifenden Shopping-Trip, bei dem er sie mit Juwelen und Kostbarkeiten überschütten möchte. Doch Jane behält die Hosen an - auch, was Adèle angeht, die trotz Rochesters Veto mitfahren darf. Während des Einkaufes konnte ich mich gut mit Jane identifizieren. Ich bin auch eher der burschikose Typ, der mit Schmuck nichts anfangen kann. :lol:


    Mrs. Fairfax ist misstrauisch, findet die Gegensätze zwischen den Frischverlobten zu groß und verhilft Jane zur Idee, Rochesters Antrag auf die Probe zu stellen, was sie in Kapitel 24 in die Tat umsetzt, wenn er sie abends in den Salon ruft. Ich kann mir nicht helfen; ich musste ein bisschen lachen, obwohl es eigentlich sehr gut Janes Charakter unterstreicht. Rochester als grollender Löwe, der gern mit seiner Zukünftigen auf Tuchfühlung ginge und zurückgewiesen wird, war schon amüsant. Doch Jane ist zugleich ein wenig besorgt, da sie Rochester nicht nur liebt, sondern geradezu anbetet wie ein Götzenbild, seit er ihr seine Liebe gestanden hat.


    In Kapitel 25 wird ihr Glück tatsächlich zumindest vorübergehend erschüttert. Eine merkwürdig vernachlässigte Kreatur zerreißt in ihrer und Rochesters Abwesenheit ihren Brautschleier, und ich glaube, es ist nicht Grace Poole. Jane hat eine böse Ahnung, die ihr von einem Traum zuvor bestätigt wurde. Rochester beruhigt sie und erklärt es mit der Aufregung, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Doch als Jane konkreter wird, zeigt er sich beunruhigt. Vermutlich hat jemand etwas gegen die neue Verbindung. Oder Rochester hat eine Leiche im Keller bzw. in der Burg, von der nur er und Mr. Mason wissen.