Ich fand die Szene mit Mrs. Reed sehr wichtig, zeigt diese doch, dass Menschen sich selten ändern.
Vielleicht selten, aber es ist möglich, und jeder Mensch hat die Chance dazu. Es wäre traurig, wenn es nicht so wäre. Ich habe das am Beispiel meines Opas erlebt. Bei ihm hatte ich immer einen recht schweren Stand im Vergleich zu den anderen Enkeln. Mitunter bin ich sogar seelisch ziemlich verletzt worden. Kurz vor seinem Tod bat er mich, mit ihm zu sprechen, und er hat sich unter Tränen für alles entschuldigt, was er mir angetan hat, bewusst oder unbewusst, und mich um Verzeihung gebeten. Ich war schwer beeindruckt und hätte das nie von meinem Opa erwartet.
Was kann denn das arme Kind für diese Eifersüchteleien? Gar nichts.
Natürlich nicht. Und dennoch glaube ich, dass Jane die Parallelen zu Tante Reed und ihrer Mutter erkennt, wie sie die zu Adèle und sich selbst erkennt, als sie Rochester bittet, das Mädchen auf eine Schule zu schicken, bevor Miss Ingram antanzt.
Ich glaube nicht, dass sie Mrs. Reeds Situation verstehen will, sondern dass hier noch einmal ihre Gottergebenheit untermalt wird.
Janes Gottergebenheit ist für mich nicht so stark ausgeprägt wie z.B. Helens. Ihr Verstand und ihre Vernunft gewinnen immer die Oberhand, oder zumindest meistens. Klar, das eine schließt das andere nicht aus. Jane kommt mir dennoch mehr analytisch und pragmatisch vor. Sie nimmt Dinge nicht einfach hin, sondern ergründet sie. Aber selbst wenn sie Tante Reed nicht verstehen sollte, so ist es tröstlich, dass sie ihr trotzdem vergeben hat.