Erster Roman: gerne feedback

  • Guten Abend an die Runde,

    ich habe einen Link zu einigen Seiten meines ersten Romanes. https://docdro.id/RJnkJg5

    Freue mich sehr auf Rückmeldungen, konstruktive Kritik und Ratschläge.

    Besonders wichtig wäre mir eine Rückmeldung bzgl. der Zeitformen. Ich befürchte, dass ich zu sehr zwischen Gegenwart und Vergangenheit swiche- wobei dies auch so gewollt ist- ob das gut oder schlecht ist... da bin ich mir noch nicht so sicher:-?

    Ich habe versucht eine gewisse Spannung zu erzeugen und zugleich Informationen über den Hintergrund zu liefern.


    Gerne einfach mal lesen.


    Vielen Dank im Voraus!


    BG T.R.

  • >Es war wieder einer dieser Nächte.

    – Ein wirklich schlechter Anfang für einen Roman. Warum? Weil er mit einem Hilfsverb beginnt und lediglich eine Phrase ohne informativen Inhalt darstellt. Nächte schließen sich an jeden Tag an, sind an sich also schon mal nichts Besonderes. »Diese« Nächte vielleicht schon, aber hier wird dem Leser so eine Nacht vor die Füße geschmissen und er kann nichts damit anfangen. Die einzige Info, die er dazu bekommt, ist im nächsten Satz, nämlich, dass sie sie hasste (warum auch immer). Gerne darf der erste Satz eines Romans etwas länger sein, wenn er dafür neugierig macht. Hier tut er es nicht.

    >Der einzigen Trost, so ihr fataler Irrglaube, würde darin liegen, es ganz anders zu machen. Es blieb ihr bisweilen aber verwehrt. Sie weiß wusste, dass es ihr immer verwehrt bleiben wird würde.

    – Der einzige Trost. -> Auch eine Leseprobe sollte so weit korrigiert sein, dass der Leser nicht über Fehler stolpert. Findet sich so etwas gleich am Anfang, verdirbt es die Lust darauf, sich weiter mit dem Text zu befassen.

    – »bisweilen« widerspricht der folgenden Aussage »immer«.

    – Zeitfehler. Bitte in einer Zeit bleiben.

    >Ihr ganzes Leben lang.

    Ein Satz besteht aus Subjekt, Prädikat, Objekt. Das hier ist kein Satz und damit hat er keine Aussage. Wenn sich so eine Phrase auf den vorhergehenden Satz bezieht, dann darf er nicht durch einen Punkt getrennt werden. Ja, es gibt Szenen, in denen das eine Möglichkeit des besonderen Ausdrucks darstellt, aber um das so zu nutzen, muss man es auch können und wissen, wann es angebracht ist, sich so auszudrücken. Hier ist der Nichtsatz allein gestellt fehl am Platz.

    – In den darauf folgenden Sätzen wechselst du immer zwischen Präsens und Präteritum hin und her. Das geht nicht! Entscheide dich für eine Zeit und bleibe dabei.

    – Gliederung: Ein Text ohne Absätze geht gar nicht! Das Auge verliert schnell den Anschluss, Szenen gehen ohne Einteilung ineinander über und verwirren nur.


    Weiter gehe ich jetzt nicht darauf ein, weil einfach noch zu viele Mängel im Text sind, die nicht mal eben so zu beheben sind, sondern richtig Arbeit erfordern. Wenn du weißt, wo du Defizite hast (wie z.B. Tempus), dann beschäftige dich intensiv damit und korrigiere das zunächst selbst, bevor du den Text anderen zur Beurteilung und möglicherweise zur Korrektur/dem Lektorat vorlegst. Es kommt dir selbst zugute, wenn du dich mit den Regelungen auseinandersetzt – und damit auch deinem Roman.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Hallo Divina,

    vielen Dank für deine Rückmeldungen.

    Das Thema "Zeit" ist einer meiner Fragen gewesen.

    Da ich keinerlei Erfahrungen habe, ist dein Feedback sehr hilfreich!

    Ich bleibe dran!

  • "Es war wieder einer dieser Nächte." Bereits im ersten Satz ein Grammatikfehler ist kein guter Anfang.

    "größter Feind". Wenn man mit einem Superlativ startet, kann man nicht mehr dahinter zurück.


    Du hast recht, die Zeiten gehen in Deinem Text drunter und drüber. Um das zu ändern, musst Du Dich mit der Grammatik beschäftigen.


    "Zu oft hatte sie diesen Gang des Nächtens beschritten." Hier passt die Sprachebene nicht: Ungebräuchliche altertümlich anmutende Hochsprache, dabei geht die Frau nur auf die Toilette.


    Den Rest des Textes habe ich nur überflogen. Leider muss ich Dir sagen, dass er meine Neugier nicht wecken kann, dazu enthält er einfach zu viele Fehler.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Hast du eigentlich schon den Plot skizziert, Charakter-Bögen der Figuren und Fakten zur Epoche zusammengestellt, in der deine Handlung spielt? Werden Frauen, die Marion heißen, "von einem Mann geheiratet" - in unserem Jahrhundert? (Der Gutsherr heiratet das Dienstmädchen) Vermitteln Krankenhäuser Adoptionen? Warum nicht? Wenn du Cliffhanger aufbaust, kannst du im folgenden Kaptel die vom Leser erwartete Sensation liefern?

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Moin zusammen,

    zunächst Danke für eure Rückmeldungen.

    Ich hätte euch wahrscheinlich zunächst meinen Plot und dann doch den Anfang meines Romanes zeigen sollen und nicht ein Zwischenkaptiel. Mein Fehler.

    Die Zeitform ist ein großes Thema- da muss ich ran.

    Mein Plot:

    Bachelorstudent der Buddhistischen und Südasiatischen Kultur,- und Geistesgeschichte sucht nach Orientierung und Begegnungen.

    Hierbei lernt er zwei Menschen kennen, die sehr wichtig für ihn sind und ihn akzeptieren und ihn vor sich selbst beschützen wollen.

    Bei seiner Suche nach Begegnung, geht es ihm auch um körperliche Nähe, die er nur schwer erträgt und sich dadurch immer wieder in riskante Situationen begibt.

    Im Laufe der Zeit wird ihm bewusst, wie abhängig er von seinen Begegnungen und wenigen Menschen in seinem Leben ist. Dies wird ihm gnadenlos zum Verhängnis, als er Begegnungen auf teils tragische Weise verliert.

    Die Suche endet nie und wenn doch, geht sie von vorne los und dann kommt es doch immer wieder ganz anders.


    Zudem beginnt mein Roman mit folgenden Sätzen...

    „Wann hast du es eigentlich das letzte Mal getan?“ Mit skeptischem Blick und zugleich einer Woge der Entrüstung die sich in mir hochschlich, sah ich sie an. Diese Frage kam so überraschend, wie ein plötzlicher Wintereinbruch im August- und wir hatten gerade März....


    Ich habe bereits gelernt: Grammatik, Zeitform und vor einem feedback Korrektur lesen [-X

    Es kann nur besser werden- ich bleibe dran.


    BG T.R.




  • Denk bitte dran, dass der "Gedankenstrich" ein Halbgeviertstrich ist und jeweils ein Leerzeichen davor und danach kommt.

  • Zudem beginnt mein Roman mit folgenden Sätzen...

    „Wann hast du es eigentlich das letzte Mal getan?“ Mit skeptischem Blick und zugleich einer Woge der Entrüstung die sich in mir hochschlich, sah ich sie an. Diese Frage kam so überraschend, wie ein plötzlicher Wintereinbruch im August- und wir hatten gerade März....

    Jupp - und selbst darin hast du Fehler. Neben dem Problem mit den Zeiten solltest du dich ebenfalls mit Kommasetzung befassen:

    – Mit skeptischem Blick und zugleich einer Woge der Entrüstung die sich in mir hochschlich, sah ich sie an. -> Komma vor die, weil sich »die« auf die Woge der Entrüstung bezieht.

    – Diese Frage kam so überraschend, wie ein plötzlicher Wintereinbruch im August- und wir hatten gerade März.... -> kein Komma vor wie, da es sich um einen Vergleich handelt und in diesem Vergleich kein Verb folgt (leider ein sehr häufig gemachter Fehler). Die gesammelten Kommaregeln findest du auf duden.de.

    – im August- -> das hatte Soulprayer bereits angemerkt: im August


    Ob nun »hochschlich« eine passende Beschreibung für die Bewegung einer Woge ist, wage ich sowieso zu bezweifeln. Üblicherweise bauen sich Wogen auf, das heißt, du solltest ebenfalls darauf achten, dass du keine schiefen Bilder verwendest, wenn du Vergleiche ziehst, und dir der Bedeutung der Worte bewusst sein (ähnlich wie oben, als ich die Benutzung von »bisweilen« und »immer« für ein und dieselbe Handlung kritisiert habe).


    Im Plot sind auch Fehler vorhanden, aber das ist natürlich nur nebensächlich. Aber auch hier möchte ich auf einen (leider häufig gemachten) Fehler hinweisen, denn nach »Bei seiner Suche nach Begegnung« kommt kein Komma.

    Schreiben ist Arbeit. Zumindest wenn man als Autor ernst genommen werden möchte, muss man sich sehr, sehr viel mit der Sprache beschäftigen, und man lernt nie aus. Natürlich kannst du auch einfach drauflos schreiben, aber dann solltest du davon Abstand nehmen, deine Bücher verkaufen zu wollen.

    Es gibt im Übrigen einige kostenlose Plattformen (z.B. Bookrix oder Neobooks, um nur mal zwei zu nennen), auf denen du veröffentlichen und dir auch Tipps holen kannst, ohne dass du Geld dafür nimmst oder zahlen musst. Man muss also keine Bücher verkaufen, um sie zu veröffentlichen.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Aller Anfang ist schwer...

    Ich weiß. Auch ich habe mal angefangen :friends:

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Abgesehen von den bereits angemerkten groben Punkten gäbe es da noch einiges mehr zu feilen und zu klopfen:


    "Es war wieder einer dieser Nächte." --- "wieder" ist hier wahrscheinlich ein Füllwort und sollte gestrichen werden.

    "Sie hasste sie." --- Gut, eine Emotion! Warum hast du die nicht an den Anfang des Abschnitts gestellt? Das würde "eine dieser Nächte" schon viel interessanter machen.

    "In regelmäßigen Zeitabständen war die Nacht ihr größter Feind." --- Regelmäßige Zeitabstände? Welche? Wöchentlich? Monatlich? Alle 10 Tage? Die Aussage ist unkonkret und wirkt dadurch als leere Phrase. Abgesehen davon ist "regelmäßige Zeitabstände" ein ziemlich sperriger Begriff.

    "Der einzigen Trost, so ihr fataler Irrglaube, würde darin liegen, es ganz anders zu machen." --- Hier haben wir ein weiteres Beispiel für unpräzisen Sprachgebrauch. "Es ganz anders zu machen" ist kein Trost. Der Trost wäre der Glaube daran, es einmal ganz anders machen zu können.

    "Es blieb ihr bisweilen aber verwehrt." --- "es ganz anders zu machen" war eine Zukunftsvorstellung und setzt den Kontext hierfür. Daher kann es nur "noch" oder "bislang" oder "bisher" heißen. Abgesehen davon: Schau mal, wie viele Sätze du hier mit "es" einleitest. Immer gleicher Satzaufbau wirkt monoton. In diesem Fall ist das auch gänzlich unnötig, du hättest einfach "das" schreiben können.

    "Sie weiß, dass es ihr immer verwehrt bleiben wird." --- Die Aussage widerspricht der vorherigen Angabe, dass sie sich in dieser Hinsicht Illusionen macht. Es kann natürlich sein, dass sie es im Grunde ihres Herzens doch besser weiß. Aber dann muss das auch da stehen.


    An dieser Stelle walzt du dann über mehrere Sätze hinweg die Tatsache aus, dass die unbekannte Protagonistin ihr unbekanntes Problem nicht lösen kann und dass sich dabei nicht benannte Widersprüche mit der Realität ergeben. Es ist schon nicht verkehrt, Fragen offen zu lassen, um Interesse und Spannung zu erzeugen. Aber dafür sind schon greifbare Ansatzpunkte für die Leser nötig. Abgesehen davon ist das schlicht und ergreifend zu lang.


    Ein letzter und nicht unwichtiger Punkt:

    "Und sie hat vornichts mehr in ihrem Leben Angst, als genau dieses tatsächlich zu bekommen." --- Das ist nur eines der Beispiele dafür, dass du dir das Prinzip "show don´t tell" zu Gemüte ziehen solltest. Dass jemand Angst hat, kann man erlebbar machen. Vielleicht zittert jemand oder sieht sich gehetzt um oder dergleichen. Indem man dem Leser wesentliche Dinge "zeigt", die geschehen, statt es einfach zu sagen, nimmt man ihn in die Handlung mit. Da hilft es dann auch nicht, Banalitäten wie jeden Handgriff des Badezimmerbesuches auszuführen.


    Das wären die Punkte, derentwegen ich bei deinem Text nicht über die ersten paar Zeilen hinauskomme, auch wenn ich über die formalen Fehler kompett hinwegsehe. Es liegt also noch sehr viel Arbeit vor dir.

    Vielleicht schaust du dich auch noch mal hier im Autorenbereich um, denn es gibt hier mindestens zwei Beiträge zum Thema Manuskriptüberarbeitung.

  • Vielen Dank Martin für deine Anmerkungen.

    Wie bereits angedeutet, habe ich inzwischen viel gelernt. Ich habe mich zunächst an einen Ratgeber gehalten, alles aufzuschreiben, was mir einfällt. Ich stelle hier in das Forum erst wieder etwas online, nachdem ich es Korrektur gelesen habe.

    Vielleicht ist es auch ein Fehler gewesen, mich an einige Romane/Thriller, die ich selbst gelesenhabe, Formulierungen, Satzbau etc. auf meinen Roman zu übertragen.

    Lernen lernen.

    BG