Pam Jenoff - Die Frauen von Paris / The Lost Girls of Paris

  • Die Agentinnen der Section F

    1946 New York. Grace Healey ist seit einiger Zeit Witwe und arbeitet für einen Anwalt, der sich um Waisenkinder sowie um Kriegsopfer kümmert. Bei einer Mittagspause verschlägt es sie in die Grand Central Station, wo sie unter einer Bank zufällig einen herrenlosen Koffer findet. Ihrer Neugier folgend öffnet sie den Koffer und findet dort in einem Umschlag Fotoaufnahmen von jungen Frauen in Uniform, die wahrscheinlich im gerade beendeten Zweiten Weltkrieg gedient haben. Grace nimmt die Fotos aus Reflex an sich und lässt den Koffer stehen, der einen Tag später aber verschwunden ist. Wie sich kurze Zeit später herausstellt, gehörte der Koffer einer Frau namens Eleanor Trigg, die bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam und der englischen SOE (Special Operations Executive) angehörte, die während des Krieges Agenten und Agentinnen anwarb, ausbildete und dann aufs europäische Festland entsandte, um dort als Funker oder auch als Sprengspezialisten die Invasion der Alliierten einzuleiten. Grace ist von den Fotos so fasziniert, dass sie unbedingt herausfinden will, wie es den jungen Frauen auf den Fotos ergangen ist. Ob eine von ihnen noch lebt?


    Pam Jenoff hat mit „Die Frauen von Paris“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der mit seinem flüssigen, farbenfrohen und gefühlvollen Erzählstil den Leser von der ersten Zeile an einfängt und ihn in die Handlung eintauchen lässt. Dort heftet er sich an die Fersen von Grace und erfährt so die Geschichte der Frauen, die in der Zeit von 1943 bis 1944 von der SOE ausgebildet und danach ins Kriegsgeschehen entlassen wurden. Die Handlung erstreckt sich nicht nur über zwei Zeitebenen (1946 sowie 1943/44), sondern auch auf unterschiedliche Perspektiven, denn neben Grace werden auch die Sichtweisen von Eleanor Trigg und der Agentin Marie Roux dem Leser offenbart. Die Autorin erläutert in ihrem Nachwort ihre Beweggründe für ihre Geschichte und macht deutlich, dass auch Frauen einen großen Beitrag unter Einsatz ihres Lebens für die Invasion geleistet haben. Während Grace noch um ihren verstorbenen Mann trauert und die Spurensuche zu ihrem Lebensinhalt macht, sind die Episoden von Eleanor geprägt von Verantwortungsbewusstsein für ihre Agentinnen, hatte sie doch die Idee, Frauen für die Spionage im Krieg einzusetzen. Doch Frauen wurden damals eher belächelt und nicht für geeignet gehalten. Dass sich dies nicht auch im Verlauf der Einsätze nicht geändert hat, muss Eleanor auf schmerzliche Weise erfahren. Die alleinerziehende Mutter Marie Roux ist eher zufällig in die Rolle der Agentin hineingerutscht, entpuppt sich dann aber als recht wagemutige Person, die in ihrem Einsatz so mancher Gefahr ausgesetzt ist.


    Die Charaktere sind sehr lebendig in Szene gesetzt und wirken mit ihren menschlichen Ecken und Kanten durchweg glaubwürdig und authentisch. Der Leser folgt ihnen gern durch die Geschichte, leidet mit Marie, aber zeitweilig auch mit Eleanor. Grace hat den Tod ihres Mannes noch nicht verkraftet. Sie ist einsam, wirkt aber entschlossen und ist durchaus clever. Die Fotos bringen sie auf andere Gedanken. Eleanor ist eine ehrgeizige und starke Frau, die oftmals hart und kühl wirkt, jedoch insgeheim ein Herz für ihre Agentinnen hat. Sie kämpft bei der SOE gegen Windmühlen und bekommt einmal mehr zu spüren, wie wenig Respekt man Frauen entgegenbringt. Marie wirkt zu Beginn noch ängstlich, doch wächst sie nach und nach über sich hinaus. Will und Julian sind zwei alte Haudegen, die sich der guten Sache verschrieben haben.


    „Die Frauen von Paris“ lässt den Leser in der Zeit zurückwandern und Anteil nehmen an dem Schicksal der Frauen, die unter Einsatz ihres Lebens die Invasion der Alliierten in Frankreich vorbereiteten und dann so sang und klanglos in der Versenkung verschwanden, ohne gewürdigt zu werden. Kurzweilige, interessante Lektüre; die den Leser an den Seiten kleben lässt! Verdiente Empfehlung!


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    Albert Einstein


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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Pam Jenoff - Die Frauen von Paris“ zu „Pam Jenoff - Die Frauen von Paris / The Lost Girls of Paris“ geändert.
  • Für diesen Roman habe ich mich aufgrund der Kurzbeschreibung interessiert, und auch die Vita der Autorin lässt vermuten, dass sie sich in diesen Bereich auskennt. Titel und Cover hätten mich eher abgeschreckt, denn sie passen nur zu genau in diese Sparte, die sich gerade großer Beliebtheit erfreut, starke und/oder berühmte Frauen in einem historischen Kontext. Prinzipiell tolle Themen und Figuren, die aber ganz oft seicht und oberflächlich daherkommen.


    Tatsächlich war es hier dann ein bisschen von beidem. Die Autorin hat einen kleinen Spagat hingelegt, um auf der einen Seite einem ernsten und berührenden Thema einigermaßen gerecht zu werden und auf der anderen diejenigen Leserinnen zu bedienen, die eben durch Cover und Titel bestimmte Erwartungen an die Geschichte und deren Erzählstil hegen. Für mich ist das mal mehr, mal weniger gelungen… Ein bisschen schade, mit anderen Schwerpunkten hätte das ein großartiger Roman werden können.


    Es gibt drei verschiedene Handlungsebenen, die zeitlich gesehen nicht allzu weit auseinander liegen. Im Jahr 1946 findet die junge Witwe Grace einen ein Koffer mit Fotos einiger Frauen, die sie nicht mehr aus dem Kopf bekommt und deren Geheimnis sie lüften will. Hilfe bekommt sie dabei von Mark, einem Freund ihres verstorbenen Mannes.


    Eleanor arbeitet für den britischen Geheimdienst, offiziell als Sekretärin, aber aufgrund ihrer Fähigkeiten inzwischen im Status einer Ratgeberin des Direktors. Als gegen Ende des 2. Weltkrieges, kurz vor der Invasion, zu Problemen mit den Agenten auf dem Kontinent kommt, ist sie es, die den Vorschlag unterbreitet, weibliche Agenten einzusetzen – und letztlich den Auftrag erhält, dieses Projekt zu leiten und geeignete Frauen zu rekrutieren.


    Marie, die dritte Hauptfigur, ist eine dieser Frauen. Mit ihr beginnt mein Unverständnis, denn sie ist eine Frau, deren Beweggründe für eine solche Mission in meinen Augen viel zu dünn sind. Sie ist nett und sympathisch, doch für diese Rolle hätte es sicher glaubhaftere Frauenfiguren gegeben.


    Erst im letzten Drittel war ich dann wirklich gefesselt und gespannt auf die Auflösung. Ich fand die Geschichte gut und stimmig zu Ende geführt, aber auch hier war ein bisschen der vorerwähnte Spagat zu spüren.


    Insgesamt war ich schon etwas enttäuscht. Sprachlich war es für mich ok, gut zu lesen, doch in Satzbau und Wortwahl eher einfach gehalten, unkompliziert, wenn man es positiv formulieren möchte ;). Die erwartete Spannung wollte lange nicht aufkommen, zu viel schien mir einfach nicht schlüssig. Ich hatte den Eindruck, als hätte die Autorin akribisch eine Fülle von Fakten zu dem Thema recherchiert, und anschließend um dieses Gerippe herum eine Geschichte konstruiert, die zwar mit authentischen Einzelheiten aufwartet, jedoch in der Ausarbeitung oberflächlich geblieben ist. Auch konnte sie mir kaum Emotionen fühlbar machen, „show, don`t tell“ habe ich bei vielen Szenen gedacht, die mir hölzern und wenig plausibel vorkamen. Aber es gab auch Momente und Szenen, deren schonungslose Direktheit mich verblüfft hat.

  • Über die Autorin (Amazon)

    Pam Jenoff hat jahrelang in Krakau als Vizekonsul der amerikanischen Botschaft gelebt. Als Expertin für den Holocaust in Polen war sie im Pentagon tätig und wurde für ihre Arbeit von verschiedenen Menschenrechtsorganisationen ausgezeichnet. Ihre Romane sind internationale Bestseller. Heute arbeitet sie als Anwältin und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Philadelphia.

    Im Aufbau Taschenbuch liegt ihr Roman "Töchter der Lüfte" vor.


    Produktinformation (Amazon)

    Herausgeber ‏ : ‎ Aufbau Taschenbuch; 1. Edition (8. Dezember 2020

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Taschenbuch ‏ : ‎ 448 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3746636280

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3746636283

    Originaltitel ‏ : ‎ The Lost Girls of Paris


    Agentinnen in Frankreich

    1946. Grace Healey, eine junge Witwe, findet einen Koffer und darin Bilder von zwölf sehr attraktiven Frauen. Sie findet heraus, dass diese während des Krieges nach Frankreich geschickt worden waren um die Landung der Alliierten vorzubereiten, doch keine von ihnen ist zurückgekommen. Grace versucht das Rätsel zu lösen und stößt auf tragische Geschichten.

    1943. Marie bringt ihre Tochter von den Bombenangriffen in London auf das Land in Sicherheit. Um genug Geld zu verdienen nimmt sie die angebotene Stelle zum ersten Mal als weibliche Agentin mit noch anderen Frauen im besetzten Frankreich nach vielem Überlegen an. Der Plan scheint zunächst aufzugehen. Doch dann wird Marie klar, dass es einen Verräter in ihren Reihen geben muss.

    Dies ist ein bisher unbekanntes wahres Kapitel des Zweiten Weltkriegs über den bemerkenswerten Mut der Frauen, die im Verborgenen halfen, den Krieg zu gewinnen.


    Meine Meinung

    Dies ist das erste Buch das ich von dieser Autorin lese. Ich habe auch nicht bereut, es gelesen zu haben, denn dank des unkomplizierten Schreibstils der Autorin wurde mein Lesefluss durch unklare Worte im Text nicht unterbrochen. Das Buch heißt ‚Die Frauen von Paris‘ was mir nicht so ganz passend erscheint, auch wenn es von Frauen handelt, die in Frankreich eingesetzt worden waren. Allerdings handelt es nur sporadisch von Paris! Aber es geht in dem Buch ja nicht um den Titel, sondern um den Inhalt und ich war schnell in der Geschichte drinnen, konnte mich auch gut in die Protagonisten hineinversetzen. In Eleanor Trigg, die die Frauen rekrutiert hat, die beweisen wollte, dass Frauen im Krieg genauso viel erreichen konnten wie Männer. In Marie, die von ihr rekrutiert worden war, gerade weil sie so perfekt französisch sprach. Und die die schwere Ausbildung beinahe aufgegeben hätte. In Grace, die in einem Koffer Bilder fand und dem nachgehen wollte, wer die darauf abgebildeten waren. Das Buch ist spannend und fesselnd geschrieben. Und es beruht auf wahren Begebenheiten, auch wenn vieles darin fiktiv ist. Was mir jedoch darin fehlt, ist ein Personenverzeichnis bzw. ein Glossar. Mich hätte interessiert, welche dieser Personen vielleicht tatsächlich gelebt habe, und welche fiktiv sind. Zwar hat die Autorin in einer Anmerkung am Ende des Buches einiges erklärt, doch ich finde das reicht nicht ganz. Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen und mich auch gut unterhalten. Und ich empfehle es gerne weiter, vergebe jedoch nur vier von fünf Sternen bzw. acht von zehn Punkten.

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    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren