Klappentext/Verlagstext
...und auch so bitterkalt.
Auf dem Weg zum Jugendschachturnier wird die 13-jährige Elissa entführt. Als sie erwacht, liegt sie in einem dunklen Keller. Ihre Situation scheint aussichtslos - bis Elijah ihr Verlies entdeckt und sie heimlich zu besuchen beginnt. Elijah ist ein Einzelgänger, der mit seinen Eltern in einer abgeschiedenen Hütte im Wald lebt. Er kennt keine Handys und kein Internet, aber er weiß, es ist nicht richtig, dass Elissa gefangen gehalten wird; er weiß, er sollte jemandem davon erzählen. Aber er weiß auch, dass sein Leben aus den Fugen geraten wird, wenn die Wahrheit ans Licht kommt. Denn Elissa ist nicht die erste, die in den Mädchenwald gebracht wurde. Während draußen die Polizistin DI MacCullagh alle Hebel in Bewegung setzt, um das Mädchen zu finden, erkennt Elissa, dass ihr nur mit Elijahs Hilfe die Flucht gelingen kann. Doch der Junge ist sehr viel cleverer, als er zu sein vorgibt. Und er hat längst begonnen, das Spiel nach seinen Regeln zu spielen...
Der Autor
Sam Lloyd wuchs im englischen Hampshire auf. Schon als kleiner Junge dachte er sich Geschichten aus und baute sich Verstecke in den umliegenden Wäldern. Heute lebt er mit seiner Frau und drei kleinen Söhnen in Surrey.
Inhalt
Die 13-jährige Elissa ist Turnierschachspielerin; sie wird direkt vor dem Veranstaltungsort ihres Turniers entführt. Das Mädchen wächst zuvor vielleicht etwas zu behütet bei seiner alleinerziehenden Mutter auf. Als konzentrierte Beobachterin erkennt Elissa genau die Schwächen ihrer Mitmenschen und als Schachspielerin ist sie gewohnt, mehrere Schritte im Voraus zu denken. Elissas Entführer hält sie auf dem Gelände eines morbide wirkenden herrschaftlichen Besitzes gefangen. Außer der ungenutzten Wildhüter-Hütte bröckeln weitere Gebäude vor sich hin. Ein Abstellplatz für schrottreife Trucks und Wohnwagen verstärkt den Eindruck eines Lost Place. Außer Entführungsopfer und Kerkermeister ist die Dritte im Bunde der handelnden Figuren die ermittelnde Kommissarin Mairéad. Sie steht in einer persönlichen Krise direkt vor dem Zusammenbruch, hält sich jedoch eisern aufrecht, weil sie den Entführungsfall um keinen Preis abgeben will. Die Ermittler sehen sich vor einer Sisyphos-Arbeit; denn zunächst ist jeder verdächtig, der sich am Ort der Entführung aufgehalten hat.
Elissa schätzt ihre Situation gleich zu Beginn realistisch ein: sie ist verletzt und wird ohne Hilfe von außen in diesem Keller sterben. Dass sie sich mit ihrem Bewacher Elijah verbünden und mit seiner Hilfe fliehen kann, schließt sie sofort aus; denn der jungen Mann wirkt zu sonderbar, evtl. ist er leicht behindert. Eine Wand in seinem Kopf verhindert offenbar, dass er die dramatische Situation seiner verletzten Gefangenen erkennen kann. Selbst wenn Elissa eine Nachricht nach draußen schaffen könnte, müsste ein möglicher Empfänger ihre Botschaft klug einordnen können. Wie soll das Mädchen das schaffen, während die Ermittler immer noch im Dunkeln tappen? Selbst die Verknüpfung des aktuellen Falls mit früheren Vermisstenfällen hat Mairéads Team nicht recht weitergebracht. Auf Elijas Seite zeigt sich als Stärke, dass er offenbar auf diesem Gelände aufgewachsen ist und gelernt hat, den Wald genau zu erspüren. Sam Lloyd schafft hier ein bedrohliches Setting, in dem ich den Wald zu hören und zu riechen glaubte.
Fazit
Die Handlung erstreckt sich über 7 Tage, springt anfangs wie im Zickzack zwischen Beginn und Ende der Zeitspanne hin und her, scheint in der Mitte länger zu verharren, bis schließlich am entscheidenden letzten Tag die Szenenwechsel förmlich am Leser vorbeirasen und sich eine schier atemlose Spannung aufbaut. Hochinteressant fand ich, wie Elissas Bild ihres Kerkermeisters allmählich Form annimmt und wie unterschiedlich sich ihre und meine Zweifel an dieser sonderbaren Person entwickelten. Im Dickicht von Lloyds „Märchenwald“ (engl. The Memory Wood) wird mit harten Bandagen gekämpft und Blut fließt reichlich. Als originelles Setting mit einer klugen Hauptfigur kann ich das Buch nur empfehlen.