Michael Gerwien - Alpengrollen

  • Mein Lesetip für Liebhaber regionaler Krimis


    Mein erster Blick gilt natürlich dem COVER:

    Der Sessellift im Nebel verbreitet schon eine etwas düstere, aber auch spannende Stimmung. Der potentielle Leser kann erahnen, dass der Krimi etwas mit Winter zu tun hat.

    Die Rückseite gestaltet sich wie bei den Gmeiner Krimis üblich, in geteilter Ansicht.

    „Vorsicht, da vorn! Der Raintaler kommt! (Seite 61)


    Aber kommen wir zunächst zur HANDLUNG:

    Der Münchner Exkommissar Max Raintaler, dem nichts weniger besagt als verlogene Verbrecher und schlecht eingeschränktes Bier freut sich auf seinen Skiurlaub und darauf, das berühmte Hahnenkammrennen endlich mal live zu erleben.

    Aber es wäre nicht Raintaler, wenn alles glatt laufen würde. Die Anreise gestaltet sich sehr schwierig, das Hotelzimmer wurde an einen anderen Gast vergeben. Außerdem ist da noch die verschwundene Sabine, die er auch noch suchen soll.

    Doch dann kommen noch weitere Schwierigkeiten auf ihn zu und Raintaler ermittelt.

    Doch mehr möchte ich nun wirklich nicht verraten.


    MEINE BEWERTUNG:

    Dem Autor, Michael Gerwien, ist mit dem Kommissar Raintaler eine ganz besondere Figur gelungen. Oft etwas schrullig, kautzig, miesepetrig, dann aber auch wieder Westerngitarre spielend und einfühlsam. Eine Person, die man sofort ins Herz schließt.

    Obwohl die eigentliche Geschichte erst ab Mitte des Buches so richtig los geht, hatte ich keine Sekunde der Langeweile. Ganz im Gegenteil. Ich habe die Seiten nur so verschlungen, weil ich mehr von „diesem Kautz“ wissen wollte.

    Ein Krimi, bei dem kein Auge trocken bleibt.

    Vielen Dank dafür!

  • Skiurlaub mit Hindernissen ...


    Dieser Krimi, der in Österreichs bekanntesten Skiort, nämlich Kitzbühel spielt, ist das Debüt des Autors Michael Gerwien aus dem Jahr 2011.


    Der Münchener Kommissar in (Un)Ruhe Max Raintaler freut sich, in seiner neuen Freiheit endlich Winterurlaub in Kitzbühel machen zu können. Dazu gehört das weltberühmte Hahnenkammrennen, das er endlich live sehen will. Max, der einst davon träumte, selbst Skirennläufer werden, erwartet nach einer pannenreichen Anreise aus München, eine böse weitere Überraschung: sein Hotelzimmer in der Luxusherberge wurde anderweitig vergeben und so bleibt ihm als Ausweichquartier nur eine Billig-Absteige im benachbarten St. Johann, da die Hotels in Kitzbühel heillos ausgebucht sind.


    Doch kein Schaden, der nicht einen Nutzen hätte: Er soll ja nach Sabine, der Tochter einer Freundin sehen. Das Mädel, das sich seit mehreren Tagen nicht mehr bei der Mutter gemeldet hat, ist just in dieser Pension abgestiegen.


    Zwischen weißen Pistentraum und holländischen Skihaserln sowie jeder Menge Alkohol entwickelt sich der Urlaub statt zur Erholung mit Wellness zu einer stressigen „Mordsgaudi“. Denn neben der verschwundenen Studentin Sabine, gibt es ein Rätsel um eine tote Russin beim Skilift. Doch einmal Bulle, immer Bulle: Max pfeift auf den Urlaub und beginnt - als Deutscher in Österreich - zu recherchieren.


    Meine Meinung:


    Nun ja, so stellt man sich wohl Kitzbühel während der Hahnkammrennen, die natürlich in den Fasching fallen, vor: Voll mit Reichen und Schönen oder solchen die weder das eine noch das andere sind. Daneben die Eingeborenen, die entweder übereifrig trottelig oder versoffen daher kommen.


    Der Krimi spielt zu einer Zeit, als in Österreich Polizei und Gendarmerie getrennt waren, also vor 2005. Daher kommen so manche Sitten und Gepflogenheiten vor, die es nun nicht mehr gibt: So darf in Lokalen geraucht werden bis die Rauchmelder anspringen und auch die Ordnungshüter kippen sich mehr Schnaps hinter die Binde als ihr eigentliches Klientel und das promilleträchtige Autofahren gilt noch als Kavaliersdelikt. So nach dem Motto, wer mehr säuft, der fährt.


    Max Raintaler wirkt nicht sehr souverän. Auf mich macht er einen leicht pubertären Eindruck. Er bandelt mit holländischen Urlauberinnen an, carved und wedelt die Pisten hinunter, trinkt mehr Alkohol als beim Autofahren (damals 0,8 Promille) erlaubt ist und fährt dann noch. Also Vorbild ist er keines.


    Die Handlung selbst bedient sich zahlreicher Klischees siehe oben. Der Schreibstil ist eher einfach gehalten. Irgendwie alles nicht so meins.


    So richtiges Lokalkolorit kommt auch nicht auf. Ich kenne Kitzbühel ein wenig. Das Verwirrspiel mit Ober- und Unterstadt hätte da ein reizvoller Aspekt sein können, wurde aber nicht genutzt.


    Ehrlich, hier habe ich deutlich mehr erwartet, da der Autor zwischen 2011 und 2019 mehr als ein Dutzend Krimis im Gmeiner-Verlag herausgebracht hat. Aber, vielleicht verstehe ich auch den bayrisch-zünftigen Humor nur nicht.


    Fazit:


    Ich denke, das war’s für mich mit diesem Autor. Gut, dass das Buch nur geliehen war. Leider reicht es nur für 2 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)