Ronya Othmann - Die Sommer

  • Inhaltsangabe:

    as Dorf liegt in Nordsyrien, nahe zur Türkei. Jeden Sommer verbringt Leyla dort. Sie riecht und schmeckt es. Sie kennt seine Geschichten. Sie weiß, wo die Koffer versteckt sind, wenn die Bewohner wieder fliehen müssen. Leyla ist Tochter einer Deutschen und eines jesidischen Kurden. Sie sitzt in ihrem Gymnasium bei München, und in allen Sommerferien auf dem Erdboden im jesidischen Dorf ihrer Großeltern. Im Internet sieht sie das von Assad vernichtete Aleppo, die Ermordung der Jesiden durch den IS, und gleich daneben die unbekümmerten Fotos ihrer deutschen Freunde. Leyla wird eine Entscheidung treffen müssen. Ronya Othmanns Debütroman ist voller Zärtlichkeit und Wut über eine zerrissene Welt. (Quelle: Verlagsseite)

    Die Autorin:

    Ronya Othmann wurde 1993 in München geboren und studiert am Literaturinstitut Leipzig. Sie erhielt unter anderem den MDR-Literaturpreis, den Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik, den Lyrik-Preis des Open Mike und den Publikumspreis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. 2018 war sie in der Jury des Internationalen Filmfestivals in Duhok in der Autonomen Region Kurdistan, Irak, und schreibt für die taz gemeinsam mit Cemile Sahin die Kolumne „OrientExpress“ über Nahost-Politik. 2020 erschien im Hanser Verlag ihr Debütroman "Die Sommer" (Quelle:Verlagsseite)


    Kurzer Eindruck:

    In ihrem Debütroman erzählt Ronya Othmann, die wie ihre Protagonistin Leyla kurdisch-jesidische Wurzeln hat, von der Zerrissenheit zwischen zwei Kulturen.

    Leyla ist Tochter eines jesidischen Kurden und einer Deutschen. Sie wohnen im Süden Deutschlands, jeden Sommer fahren sie in ein nordsyrisches Dorf nahe der türkischen Grenze, um dort ein paar Wochen bei der Verwandtschaft zu verbringen.

    Dort kommt sie in ungewohnte Lebensverhältnisse, es ist staubig, heiß und nicht sehr komfortabel. Gemeinsam schlafen sie in einem Bett. Wirklich alleine sein kann man hier nicht sein, immer ist jemand da. Dennoch, sie besucht gerne ihre Großeltern und ihre Cousins und Cousinen, auch wenn sie geneckt wird. Leyla empfindet ein Gemeinschaftsgefühl, dass sie nicht mehr missen möchte.

    Daheim in Deutschland erzählt sie von ihrem Urlaub in Kurdistan, worauf ihre türkischen Mitschüler gleich rufen, dass es Kurdistan nicht gibt.

    Wird im ersten Teil des Romans szenenhaft von den Urlauben erzählt, so wird es im zweiten Teil bedrohlicher. Ihr Vater ist Anhänger der KP, bekam Ärger mit dem syrischen Geheimdienst und verfolgt nun den Genozid an Jesiden im Fernsehen.

    Der Krieg in Syrien nimmt die Familie mit, sie fürchten um ihre Verwandtschaft und setzen sich dafür ein, dass sie nach Deutschland ausreisen können. Leyla mit ihrer inneren Zerissenheit findet keine Ruhe mehr und trifft eine Entscheidung.

    Die Geschichte ist anschaulich erzählt, die Charaktere lebhaft und eindringlich. Der Leser bekommt die Dringlichkeit und die Auswirkungen des Krieges unverhüllt erzählt. Überraschend ist das doch recht radikale Ende

    Ein lesenswertes Debüt mit einem aktuellen Thema, welches den Leser noch eine Weile beschäftigt.