Charly Blood & Zoë Angel - Bei Vollmond bist dut tot

  • Endlich geht es mit der Morbus-Reihe weiter und wieder tauchen wir mit der Geheimorganisation BASILISK in das düstere Wien und seine Mythen ein.

    Wie im Vorgängerband "Blutschwur der Donauleichen" beinhaltet auch diese Ausgabe wieder zwei Kurzgeschichten, welche ich Euch mit Freuden näher vorstellen möchte.

    Verbrennt Eure Wiener Reiseführer, reist mit mir zurück in das Jahr 1984 und lernt das wahre Wien und seine Sagengestalten und Legenden kennen - am besten bei einer schönen heißen Tasse Melange.


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    1. "Bei Vollmond bist du tot"

    Wien 1984. Die Stadt versinkt in einem Strudel der Gewalt. In einer Vollmondnacht wird der grausam zugerichtete Leichnam von Liselotte K. aufgefunden. Als weitere Morde geschehen, übernehmen Privatdetektiv Bernd Waidmann und die Wiener Geheimorganisation BASILISK den Fall....(Klappentext)


    "Alles war voller Blut. Man hatte das Opfer aufgespießt. Die Tatwaffe war unterhalb des Unterkiefers in den Hals getrieben worden und ragte am Nacken heraus. Horak schüttelte es. Das Mordwerkzeug war nämlich ein Regenschirm."

    (S. 13)


    Dieser Teil schließt direkt an den Vorgängerband an. Tatsächlich sind erst zwei Stunden seit dem Horror-Clown-Intermezzo vergangen. Schon brodelt es wieder in den Katakomben unterhalb Wiens. Doch noch wissen der Privatdetektiv Bernd Waidmann und die Crew von Harry Teufel nichts von ihrem "Glück".

    Die 70-jährige Lisl aus dem Gemeindebau hat das Zeitliche gesegnet, jedoch auf sehr bestialische und blutige Weise. Beliebt war sie vor allem bei ihren Nachbarn nicht gewesen, doch ist das ein Grund eine alte Dame gleich mit dem Regenschirm aufzuspießen? Doch dieser Mord war erst der Anfang und es folgen weitere. Immer in der Gegend nahe des Schönbrunner Tierparks, immer erwischt es eine ältere Dame und immer wenn Vollmond ist.

    Kripobeamter Novak tritt an Bernd heran und bittet ihn sich etwas umzuhören. Da Bernd mit Harry bereits einen äußerst mysteriösen Fall bearbeitet hat, tritt dieser wiederum an Harry heran, damit sich dieser ebenfalls umhört. Somit ist die Zeit gekommen Bernd mal näher über so manche mysteriösen Begebenheiten zu informieren. Der Privatdetektiv hat nämlich, aufgrund seines Ausfalls beim letzten Fall und im Gegensatz zu dem 16-jährigen Gothic-Mädel Petra, noch keinen Schimmer von der Geheimorganisation BASILISK. Diese hat es sich schon seit jeher zur Aufgabe gemacht Wien vor ganz speziellen Kreaturen zu beschützen. Nämlich vor solchen, die man nur aus den Mythen und Sagen kennt, welche sehr real sind und schon seit Jahrhunderten unter uns weilen.

    Es gibt aber auch noch andere übernatürliche Bedrohungen und auch andere Dimensionen, durch deren Tore nicht nur freundlich Gesinnte den Weg nach Wien finden.

    Zum Glück ist Bernd durch nichts so schnell aus den Socken zu schmeißen, sofern ein Kaffee vor ihm steht und er dazu seine Marlboro rauchen kann.


    ">>Da stellt sich mir nun doch eine Frage<<, meinte Bernd.

    Alle lauschten gespannt den Worten, die nun folgen würden.

    >>Gibt's noch einen Kaffee?<<"

    (S. 61)


    Dieser Fall hat es wieder in sich und nicht nur Bernd und Petra lernen das dunkle und mystische Wien kennen, sondern auch wir LeserInnen. Habt Ihr z.B. gewusst, dass die Kleine Gloriette in Schönbrunn auf einem Kraftort erbaut wurde, an dem sich die Leylinien kreuzen? Das Gestaltenwandler durch Wien streifen oder sich die Geheimorganisation BASILISK unterhalb des Stephansdoms befindet?

    Dieser Fall führt uns in den Tierpark Schönbrunn, denn der Mörder scheint dort zu Hause zu sein und wir lernen einen geheimnisvollen Gegner der Geheimloge BASILISK kennen.


    2. "Im Bann der Mörderpuppen"

    Als der Zuhälter „Südbahn-Karli“ von einem Auftragskiller erschossen wird, kommt es zu einem blutigen Krieg im Rotlicht-Milieu. BASILISK versucht herauszufinden, wer die Fäden hinter dem Massaker zieht – und stößt schon bald auf die Spur der grausamen Mörderpuppe...(Klappentext)


    "Sie war eine gruselige Erscheinung. Das schmale Gesicht mit den dunklen Augenbrauen strahlte Strenge aus. Sie trug einen eleganten Hut, ein Kleid und feste Schuhe, alles in einem dunklen Rot gehalten. Perlen und Broschen zeigten, dass sie eine bessere Dame war. Außerdem konnte sie sich ohne fremde Hilfe bewegen und - was Adi noch gruseliger fand - sprechen."


    Dem Team der Geheimorganisation BASILISK bleibt nicht viel Zeit, um zu verschnaufen. Kurz nach dem Schönbrunn-Fall, wird die Wiener Rotlichtgröße "Südbahn-Karli" während eines Stell-Dich-Eins von einem Auftragkiller erschossen. Das führt zu mächtig Aufruhr im Rotlich-Mileu Wiens. Hat es jemand auf sie alle abgesehen? Steckt vielleicht gar einer der Ihren dahinter? Das klingt ja erstmal wie ein Fall für die Polizei, doch was viele nicht wissen ist, dass die Gangsterszene von Wien von einer Chefin der besonderen Art regiert wird - einer Bauchrednerpuppe namens Amanda. Sie ist die abgebrühteste und grausamste unter den Gangstern und nebenbei auch die Schwester von Maxi, den wir schon im 2. Teil der Reihe kennengelernt haben.

    Will hier etwa eine Puppe die Weltherrschaft an sich reißen, oder steckt noch etwas Grausameres dahinter?


    "Das Wort, das der Dämon daraufhin kreischte, war alt und erweckte das Tote im Raum. Einige der ausgestopften Tiere erhoben sich. Die Köpfe an der Wand knackten, Hirsche röhrten, und dandere Tierschädel sonderten eine schwarze, übelriechende Flüssigkeit ab, die fauligem Blut glich."

    (S. 191)


    Auch hier geht es wieder blutig zur Sache, denn die Gangster der Wiener Unterwelt fackeln nicht lange, wenn sie sich bedroht fühlen. Man begegnet hier jedoch nicht nur Schwarzmagiern und gruseligen Puppen, sondern macht auch mit einem Golem Bekanntschaft und auch das Skelett aus der Prater-Geisterbahn kreuzt wieder unseren Weg.

    Ein spannender Weg durch Puffs und einschlägige Lokale inklusive, gewürzt mit Magie und Lokalkolorit.


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    Man betritt hier eine Welt voller Magie, Legenden und Sagen, jedoch nicht auf die liebliche und märchenhafte Weise. Manchmal spritzt da schon ordentlich das Blut.

    Es erwarten einem hier überraschende Wendungen, Spannung und Dialoge im Wiener Dialekt, welche einen schmunzeln lassen. Es ist quasi ein humorvolles und düsteres Überraschungsei für Erwachsene.


    In diesem Band begegnen wir keinen Sagengestalten, sondern er ist gefüllt mit Magie und Dämonen aus uralter Zeit, wobei wir auf einen ebenso uralten Kult stoßen. Dieser bleibt zwar noch eher im Hintergrund und ist noch äußerst geheimnisvoll, aber die Weichen sind gestellt, sodass wir uns sicher sein können noch öfters auf diesen zu treffen. Immerhin ist dies ein alter Widersacher der Geheimorganisation BASILISK.


    Im gewohnt flüssigen und einfachen Schreibstil fegt man durch die Storys und lernt so die andere Seite Wiens kennen. Mit viel Lokalkolorit, inklusive trockenen und morbiden Wiener Schmäh, trifft man auf tolle Atmosphäre, welche vor allem Wiener und Wien-Kenner begeistern werden.

    Man begegnet auch bereits bekannten Figuren und lernt neue kennen. Jede davon vielschichtig gzeichnet, sodass so manche Figur einem mit Handlung und Wandlung zu überraschen weiß. Nicht jeder ist nur gut oder böse, manchmal sind die Guten das Böse schlechthin, aber manchmal steckt auch etwas Gutes im Bösen, denn auf eines ist Verlass - bei Werner Skibar und Co ist nicht immer alles so wie es scheint.

    Zudem erfährt man auch so manches über die Geschichte Wiens.


    "Die Virgilkapelle war voller Geheimnisse. Sie war von Beginn an unterirdisch gelegen - eine sogenannte 'Capella Subterranea' - und hatte wohl zuerst als Begräbniskapelle, später auch als Gruft gedient. Und so mancher munkelte, dasss sie der geheime Teffpunkt der Templer gewesen war."

    (S. 55)


    Im Anschluß kommt man noch in den Genuß von zwei Kurzgeschichten. Beide lassen uns einen näheren Blick auf die BASILISK-Mitglieder Walter Riegler, Bibliothekar und Kopf dieser Organisation, und Thomas Steinbrecher, junger Magier, werfen. Dabei erfährt man, dass Walter ein wahrer Methusalem ist und Thomas es nicht leicht in seiner Familie hat.

    Danach gibt es noch einen kleinen Beitrag aus dem Archiv von BASILISK, indem einem die Funktion eines magischen Kompass näher gebracht wird und der Dialektglossar zum besseren Verständnis darf natürlich auch nicht fehlen.


    Vereinzelt werden die Storys von Illustrationen bereichert, wobei sich Waltraud Lengyel, Bianca Haloun, Jörg Vogeltanz und Andreas Joska austobten. Ich hätte mir da gerne mehr davon gewünscht. Vor allem die düsteren Gemäldeadaptionen von Waltraud Lengyel haben es mir angetan.

    Obwohl ich durchaus eine Cover-Käuferin bin, äußere ich mich meist nur wenig bis gar nicht zu den Covers. Hier jedoch muss es sein.

    Das Cover von diesem Band ist nämlich absolut abgefahren. Dieses wurde vom vielversprechenden New-Comer-Autor und Illustrator Erik R. Andara gestaltet und man erkennt daran sehr gut seinen ganz speziellen Zeichenstil.

    Wenn ich dieses Buch im Buchladen entdeckt hätte, wäre es sofort und ohne auf den Klappentext zu achten, in meiner Tasche gewandert ... nach Bezahlung natürlich.


    Man sollte diese Reihe unbedingt von Anfang an lesen, denn die Storys verweben sich im Verlauf miteinander, die Charaktere entwickeln sich mit der Story und es gibt auch immer wieder Anspielungen auf die vorigen Bände und die Figuren darin.


    Fazit:

    Die Morbus-Reihe ist eine Mischung aus spannendem Mystery-Thriller, klassischen Schauerroman und Urban-Fantasy mit Wiener Lokalkolorit - auf düstere Weise und in der auch mal ordentlich das Blut spritzt.

    Ich bin nach wie vor begeistert davon, wie es der Autor schafft Mythologie und Legenden, die Zeit der 80er, Wiener Schmäh und Spannung zu kombinieren und daraus diese gelungene Melange entstehen zu lassen. Ich habe mich während des Lesens köstlich amüsiert, vor Spannung meinen Kaffee kalt werden lassen und bei so manch überraschender Wendung entschlüpfte mir auch hin und wieder ein "WTF!". Kurz - ich wurde bestens unterhalten. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone (auf dem Blog mit vielen Bildern, Leseprobe, Autoren- und Illustratoren-Info und es gibt ein Rezept zu einem Alt-Wiener-Wirtshausgulasch)