Charles Dickens - Harte Zeiten (ab 11.01.2021)

  • Zitat von Squirrel

    Spannend, wie unterschiedlich unser Kopfkino läuft. Für mich sind Feen und Wichtel total unterschiedliche Wesen und von daher hätte ich das nie so interpretiert. Aber andererseits kann ich die Faszination des effektive Arbeiten wie Du es beschreibst nachvollziehen.

    Und das ist so schön, dass eigentlich jeder etwas anderes aus diesem Text liest.

  • Zitat von Squirrel

    Spannend, wie unterschiedlich unser Kopfkino läuft. Für mich sind Feen und Wichtel total unterschiedliche Wesen und von daher hätte ich das nie so interpretiert. Aber andererseits kann ich die Faszination des effektive Arbeiten wie Du es beschreibst nachvollziehen.

    Und das ist so schön, dass eigentlich jeder etwas anderes aus diesem Text liest.

    deswegen liebe ich Leserunden :D

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Bis Kapitel 16

    Meine Güte ihr habt aber viel geschrieben. :lol: Habe jetzt alles nachgelesen.


    Mir tut Luise so leid. Ich fand sie auch unheimlich emotionslos und irgendwie auch hoffnungslos als sie der Ehe zugestimmt hat. :cry:

    Der Vater wirft wieder nur mit Zahlen, Begrifflichkeiten und Statistiken um sich.

    Wenigstens körperlich wendet er sich ihr mal zu. Aber das ist sicher auch emotionslos.

    Finde das Ganze sehr traurig.

    Ich hoffe Luise findet einen Weg mit dem Ganzen klar zu kommen und es bei ihren Kindern anders zu machen. Wobei sie da vllt keine großen Chancen hat, bei dem Ehemann.... :(


    Und bei der Hochzeit wird wieder der Gossenjunge erwähnt. :roll: Meine güte der Mann ist so aufgeblasen, den müsste man fest binden damit er nicht weg fliegt. Ein Glück ist er so dick. :lol:


    Den Teil mit Cilchen und Herrn Gradgrind fand ich irgendwie ganz süß, aber irgendwie auch seltsam, weil das nicht zu Herrn Gradgrind passt. :-k

    Mich irritiert übrigens das Herr und Frau. Kenne es meist aus den Büchern das Mr. Mrs. und Miss behalten wird. Finde ich eh auch viel schöner.


    Von der Geschichte her bin ich nun auch besser im Buch angekommen. :)

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • und es bei ihren Kindern anders zu machen. Wobei sie da vllt keine großen Chancen hat, bei dem Ehemann....

    Ich gehe davon aus, dass sie ihre emotionslose Art beibehält und die "Fakten" über sich ergehen lässt...

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Bis einschließlich Kapitel 18


    Das meiste habt ihr ja bereits angesprochen. :)

    Bei Harthouse gehen einem doch alle möglichen Alarmanlagen los. Was für eine Person. Er weiß mehr über Bounderby, Thomas und Luise wie gedacht. Beobachtet sehr genau. Ich empfinde ihn als äußerst berechnend und gefährlich.

    Ich fand ihn eigentlich ganz erfrischend. O:-) Zumal er sich scheinbar für Luise interessiert und darüber nachdenkt, wie man ihr etwas mehr "Leben" entlocken könne. Vielleicht erweist er sich auch als eine Art "Rettung" für ihr Seelenleben? Befremdlich war hingegen, dass er ganz freimütig vor Luise zugibt, keine Meinung zu besitzen.


    Kapitel 19

    Luises Bruder finde ich ganz furchtbar. [-( Bezeichnend, dass er Bounderby so sehr verachtet, aber von seiner Schwester verlangt - ihm zuliebe - dessen Ehefrau zu spielen.

    "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich." (Dietrich Bonhoeffer) :love:


    "Don't look to the left or the right, look up to the throne of God."


    :study: "Die Bibel - AT und NT" + Kommentare von William MacDonald (Langzeitprojekt) :flower:

    :study: "Das Geisterhaus - Isabell Allende" (Minileserunde)



  • Buch II, Kapitel 2

    oder

    Kapitel 18

    Was wohl Harthouse beabsichtigt als er Thomas so beeinflusst, dass er ihn zum Gasthof zu begleitet. Mit Sicherheit nichts gutes.

    Das glaube ich auch nicht. Wieso interessiert er sich so für Luise? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er, wie Eleonorah meint, als ihr Seelenretter auftritt, auch wenn wir ihr das wünschen. Schon sein Bruder wird derart negativ gezeichnet! Sein spezieller "Humor", wie der Erzähler das nennt, ist an Menschenverachtung nicht zu überbieten (Eisenbahnunglück), und auch die Art und Weise, wie er seinem Bruder ein Pöstchen zuschachern will, gefällt mir nicht.

    Er hat keinerlei persönliche Überzeugung, hängt sein Fähnchen nach dem Wind und gibt das auch offen zu:

    Zitat

    "dass ich keiner Ansicht, welche es auch je sein mag, die geringste Bedeutung beimesse."

    Aber er ist nicht dumm: Er erkennt die Gefühle Luises für ihren Bruder und will an Luise über ihren Bruder herankommen. Daher - denke ich - der gemeinsame Weg zum Gasthaus.


    Wieso er aber so verrückt nach Luise ist, weiß ich nicht. Vielleicht nur als Abwechslung in seiner Langeweile? Moralische Grundsätze sind ihm ja offensichtlich fremd.

    Die Karikatur eines Utilitaristen!

    Ich liebe deine Spekulationen

    :friends:

    Stutzig gemacht hat mich ihre Zusage zur Heirat, die ihr Vater ihm wortwörtlich mitteilen sollte. Mal sehen, was dahintersteckt und was für Pläne sie verfolgt.

    Ich habe das für eine Art Ehevertrag gehalten. Sie empfindet keinerlei Gefühle für ihren Zukünftigen und erfährt von ihrem Vater, dass das auch nicht nötig sei. Aber sie will etwas vollbringen, für das sie geschaffen sei (Kapitel 15). Das sind quasi ihre Bedingungen für diese Ehe.

    Was mag das sein? Wofür ist Luise geschaffen? :scratch::scratch::scratch: Außer dafür, ins Feuer zu schauen...?

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Kapitel 17


    Hier übt Charles Dickens knallharte Kritik an den Unternehmern der Stadt, die sogar die Regierung erpressen. Wenn die Arbeiter, Hände, Verbesserungen wollen, werden sie ihr Kapital abziehen und in den Atlantik kippen.

    Bitzer begegnet uns erneut, Als Faktotum in der Bank, gleichzeitig als SPitzel. Er will nach oben, koste, was es wolle. Er will auf die Famiie verzichten und die Geschenke zum Sparen nutzen. Ist das so verwerflich? Ich bin mir unsicher, da ich nicht weiß, ob er gegen die Angetellten spitzelt. Auf alle Fälle warnt er vor Thomas. Und wir waren uns ja einig, dass er keinen guten CHarakter hat.:uups:

    Mal sehen, was der Gast möchte. Ich lese weiter.:study: Eure Beiträge zu den folgenden Kapiteln habe ich noch nicht gelesen.

  • Meine Güte ihr habt aber viel geschrieben.

    Das ist immer so in unseren Leserunden :loool:


    Kapitel 17 = Buch 2 Reaper, Kapitel 1

    Was war ich glücklich, dass dieser Abschnitt wenigstens mit einem sonnenhellen Hochsommertag beginnt. Und schlagartig ernüchtert war ich, dass das Städtchen Coketown dann doch eingehüllt blieb in "einen aus ihm selbst emporsteigenden Nebel".

    Tja, so schnell holt einen Dickens wieder auf den Boden der Tatsachen. In diesem Buch hab ich den Eindruck, dass Dickens besonders oft Kapitel mit diesen Betrachtungen eröffnet. Selbst in Tale of Two Cities hab ich das nicht so empfunden. Geht Euch das auch so?

    Ich habe alle ironischen Spitzen und Seitenhiebe schlicht nicht immer mitbekommen.

    Der Spott ging hauptsächlich gegen die Fabrikbesitzer, die hier als "feinste zerbrechliche Porzellanware" dargestellt werden, die zerbricht wenn auch nur die kleinste Forderung an sie gestellt wird wie z.B. die Schulpflicht für Kinder bis 10 Jahre, die sie billige Arbeitskräfte kostet, oder die Inspektoren, die für mehr Sicherheit in den Fabriken sorgen sollen oder gegen die Luftverschmutzung, gegen die tatsächlich 1853 ein Gesetz verabschiedet wurde. Nur wie Sunniva im Zitat hier deutlich schreibt: die Fabrikanten haben sich zu wehren gewusst und so änderte sich nichts an den Bedingungen in den Fabriken. :wuetend:

    Hier übt Charles Dickens knallharte Kritik an den Unternehmern der Stadt, die sogar die Regierung erpressen. Wenn die Arbeiter, Hände, Verbesserungen wollen, werden sie ihr Kapital abziehen und in den Atlantik kippen.

    Tja, heute ist es irgendwie auch nicht anders... hier heißt es auch oft genug: wir gehen ins Ausland, da können wir billiger produzieren (die schlechteren Arbeitsbedingungen werden dabei stets dezent verschwiegen). :-#


    Ich musste so grinsen wie sich die Dame Sparsit sieht, nämlich als Fee des Bankhauses, während die Stadtleute eher an einen Drachen denken.

    Tja - manchmal bestehen große Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung!

    Ich hab das mit einem fetten Grinsen im Gesicht gelesen :totlach:


    Interessant, dass keine Namen genannt werden dürfen und vor allem nicht in Zusammenhang mit Bounderby.

    Nun, so kann die Intrigantin (und vermutlich Erpresserin, wie wir hier ja alle spekulieren) immer behaupten, sie habe ja von nichts gewusst und Bounderby deshalb unmöglich vor irgendeiner Entwicklung warnen können :-,


    Bitzer, den wir ja schon unangenehm von Anfang an kennen lernen durfte und der sich streng an Fakten hielt, bekleidet jetzt das "ehrenvolle Amt eines Generalspions und General-Meldemeister". Es wundert mich auch nicht, dass er seine Mutter ins Armenhaus gebracht hatte. Er bleibt so unsympathisch wie damals mit Cilchen.

    Ein Kotzbrocken :-# Na, der hat sich genau so entwickelt wie er als Kind angelegt war. Die Mutter im Armenhaus passt dazu völlig.

    Bitzer erinnert mich in seiner schleimigen Art und auch von seinem Aussehen her sehr an Uriah!

    Und die Scheinheiligkeit, mit der Mrs Sparsit mit diesem Angestellten lästert und direkt gierig auf Lästereien wartet - das passt auch zu der Annahme, dass sie Bounderby in der Hand hat.

    Du hast recht :shock: Igitt, an den erinnere ich mich echt ungern, aber Bitzer ist wie ein Abbild so wie Rachael ein Abbild von Agnes ist. Nur ganz so schleimig wirkt er (noch) nicht auf mich, dazu ist er zu faktenorientiert dargestellt. Uriah hat dagegen der armen Agnes ja fürchterlich hinterhergesabbert :puker:

    In Bezug auf die Erpressung sind wir uns dann wohl alle einig.

    Er will auf die Famiie verzichten und die Geschenke zum Sparen nutzen. Ist das so verwerflich? I

    Als alleiniger Fakt betrachtet ist das überhaupt nicht verwerflich. Das aber als Ziel für alle Menschen darzustellen im Sinne von "ich kann das, dann kann das doch auch jeder andere" geht dagegen zu weit. Nicht jeder möchte alleine leben und als Gesellschaft kämen wir auch nicht mehr sehr weit, wenn jeder diesem "hehren" Ziel Bitzers nacheifern würde.

    Und im Gesamtpaket Bitzer macht es ihn nicht wirklich sympathischer für mich.


    Erst dachte ich, Mrs Sparsit meint Bounderby: er sei der Narr, weil er eine so junge Frau geheiratet habe, und nun kommt ein attraktiver junger Mann und versucht ihm seine Frau auszuspannen.

    Jetzt am Ende des Kapitels glaube ich, sie meint sich selbst. Sie sitzt ja nach diesem seltsamen Besuch stundenlang da und sinniert vor sich hin. Und irgendwas muss ihr dann schließlich aufgefallen sein, was sie vorher vielleicht gespürt hatte, aber noch nicht den Fehler entdecken konnte.


    So, weiter bin ich leider doch noch nicht, aber es ist ja erst Samstag Abend. Heut hab ich zunächst meine Wohnung in Ordnung bringen müssen und danach hab ich 2,5 Stunden mit meinem Adoptivneffen telefoniert :love: Tja, da war der Tag schnell rum :ergeben:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • zu Kapitel 17


    Tja, so schnell holt einen Dickens wieder auf den Boden der Tatsachen. In diesem Buch hab ich den Eindruck, dass Dickens besonders oft Kapitel mit diesen Betrachtungen eröffnet.

    ja, der Eindruck wir immer stärker. Die Stimmung wird zunehmend dunkler und jeder

    scheinbar erhellende Strahl Licht wird durch diese Betrachtungen wider ins Dunkle

    katapultiert. Dazu fallen mir diese Zeilen aus einem Song von Leonard Cohen ein.

    "There is a crack in everything - that is where the light gets in."

    Mitnichten so bei Herrn Dickens. Er kleistert diesen Riss sofort wieder zu.

    Nun, so kann die Intrigantin (und vermutlich Erpresserin, wie wir hier ja alle spekulieren) immer behaupten, sie habe ja von nichts gewusst und Bounderby deshalb unmöglich vor irgendeiner Entwicklung warnen können :-,

    Da sind wir uns wohl einig. Aber ich denke, dass sie abseits dieser Erpressung noch so

    einiges vorhat. Mit Hilfe von Bitzer, den sie sehr geschickt benutzt, wird sie ihre weiteren

    Pläne (ich bin sicher, dass sie die hat) vorantreiben. Der Roman mag düster und zynisch

    wirken, aber es ist auch ungeheuer spannend und interessant Dickens brillant gewebten

    Handlungsfäden zu folgen.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

  • Kapitel 17 = Buch 2 Reaper, Kapitel 1

    Puh, ein neuer Charakter, aber was für einer. Wirkte er bei seinem Besuch in der Bank noch recht harmlos, so lässt sich jetzt erkennen, wes Geistes Kind er ist :roll:

    Und aus den Reihen dieser Partei kommt James Harthouse also empor. Hier wird sowas von ironisch dargestellt, dass man durch pures Tatsachen-Theorie lernen an einen Posten kommen kann, ohne überhaupt etwas von der Materie verstehen zu müssen. Was für eine Vetternwirtschaft, damals wie .... ähm ja.

    Vetternwirtschaft pur und ein intelligentes Bürschchen, dass sich einfach immer langweilt. Ich vermute mal, ihn langweilte stets die evtl. anstehenden Tätigkeiten und weniger sein Privatleben. Wird ja auch gleich im Kapitel angedeutet als es sinngemäß heißt, dass er schon kurz davor war, sich wieder Jerusalem zuzuwenden.

    Bei Harthouse gehen einem doch alle möglichen Alarmanlagen los. Was für eine Person. Er weiß mehr über Bounderby, Thomas und Luise wie gedacht. Beobachtet sehr genau. Ich empfinde ihn als äußerst berechnend und gefährlich.

    Bei mir schrillen auch alle Alarmglocken. Und das, was er weiß, weiß er jedenfalls von Gradgrind, was immer der auch erzählt haben mag. Vermutlich hat er von der Rationalität Louisas geschwärmt

    Schon sein Bruder wird derart negativ gezeichnet! Sein spezieller "Humor", wie der Erzähler das nennt, ist an Menschenverachtung nicht zu überbieten (Eisenbahnunglück), und auch die Art und Weise, wie er seinem Bruder ein Pöstchen zuschachern will, gefällt mir nicht.

    Fürchterlich :wuetend: Im ersten Moment dachte ich, dass Dickens hier auf sein selbst erlebtes Bahnunglück anspielt, aber das war erst 10 Jahre später. Da muss man fast prophetische Fähigkeiten annehmen 8-[

    Ich fand ihn eigentlich ganz erfrischend. O:-) Zumal er sich scheinbar für Luise interessiert und darüber nachdenkt, wie man ihr etwas mehr "Leben" entlocken könne. Vielleicht erweist er sich auch als eine Art "Rettung" für ihr Seelenleben? Befremdlich war hingegen, dass er ganz freimütig vor Luise zugibt, keine Meinung zu besitzen.

    Schon dieses Zugeben, keine Meinung zu besitzen, zeigt ihn als Menschen der einfach sein Fähnchen nach dem Wind hängt und sonst nichts. Ein Schmarotzer, der einfach nur den Weg des geringsten Widerstands geht und hinwirft, sobald es ihm evtl. mal etwas abverlangt.

    Interessant, dass Du ihn als erfrischend empfindest während wir anderen uns schütteln. Sein Interesse an Louisa seh ich echt mit Befremden: angefangen damit, dass er sich für eine verheiratete Frau interessiert, die für ihn tabu ist. Und ich unterstelle ihm kein freundschaftliches Interesse. Vielmehr glaube ich, dass Gradgrind sie in höchsten Tönen als Erfolgsmodell seiner Erziehung gelobt hat und Harthouse nun dieses rationale Erfolgsmodell knacken möchte. Und dann lässt er sie fallen, denn eine Ehebrecherin wäre unter seiner Familienehre. Ja, ich spekuliere hier, aber ich hab kein gutes Gefühl bei diesem Mann. [-(


    Übrigens ist die Familie mit dem italienischen Motto die des zweimaligen Prime Minister der Königin Viktoria, Lord John Russell, mit dem Dickens befreundet war. 8)


    Ich habe es ja schon befürchtet, aber Luise geht es wirklich gar nicht gut in dieser Umgebung. Und ausgerechnet Thomas ist ihr Lichtblick. Thomas, der sich flegelhaft benimmt und als Lümmel bezeichnet wird.

    Nein, sie leidet schlimm. Besonders deutlich wird es daran, dass sie regelrecht zusammenzuckt bei jedem Rumproleten ihres Mannes.

    Was mag das sein? Wofür ist Luise geschaffen? :scratch::scratch::scratch: Außer dafür, ins Feuer zu schauen...?

    Das frag ich mich auch immer noch und hab keinerlei Ahnung, so dass ich nicht mal spekulieren kann ?(



    ja, der Eindruck wir immer stärker.

    Also keine Einbildung von mir, das beruhigt mich. Immerhin liegt der letzte ernste Roman von Dickens zwei Jahre zurück und da kann die Erinnerung auch trügen.

    Dazu fallen mir diese Zeilen aus einem Song von Leonard Cohen ein.

    "There is a crack in everything - that is where the light gets in."

    Mitnichten so bei Herrn Dickens. Er kleistert diesen Riss sofort wieder zu.

    Eine sehr schöne Zeile, die Hoffnung macht - nur wie Du sagst, Dickens kleistert die Lichtblicke wirklich immer sofort wieder zu. Ich mach mir echt Gedanken, wie düster das noch wird, denn wir haben erst die Hälfte gelesen.

    Und dennoch zieht es mich wie Dich in seinen Bann und ich wollt, ich hätte Urlaub und könnte das Buch in einem Rutsch durchlesen :study:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Zu Kap 17 (Buch 2, Kap 1) - Kap 19 (Buch 2 Kap. 3)

    Ich musste so grinsen wie sich die Dame Sparsit sieht, nämlich als Fee des Bankhauses, während die Stadtleute eher an einen Drachen denken.

    :lol: Da musste ich auch lachen, was für eine verdrehte Selbstwahrnehmung. :totlach:

    "ehrenvolle Amt eines Generalspions und General-Meldemeister". Es wundert mich auch nicht, dass er seine Mutter ins Armenhaus gebracht hatte. Er bleibt so unsympathisch wie damals mit Cilchen.

    Bitzer war mir seinerzeit mit Cili nicht so präsent unangenehm, aber er hat sich ja echt zu einem waschechten Ekel gemausert. Wobei er nicht so grässlich wie Tom daherkommt, er weiß nur ganz gut, das Beste für sich herauszuschlagen. Und als er über Tom herzieht, ist er ziemlich sicher sehr nah an der Wahrheit dran.

    Und aus den Reihen dieser Partei kommt James Harthouse also empor. Hier wird sowas von ironisch dargestellt, dass man durch pures Tatsachen-Theorie lernen an einen Posten kommen kann, ohne überhaupt etwas von der Materie verstehen zu müssen. Was für eine Vetternwirtschaft, damals wie .... ähm ja.

    :totlach::totlach::totlach: Ja, manche Fakten sind einfach zeitlos. :twisted:


    Bei Harthouse gehen einem doch alle möglichen Alarmanlagen los. Was für eine Person. Er weiß mehr über Bounderby, Thomas und Luise wie gedacht. Beobachtet sehr genau. Ich empfinde ihn als äußerst berechnend und gefährlich.

    Aber wirklich. :shock: Er wirkt zu glatt, zu geschniegelt, zu perfekt in seinen Manieren. Fängt schon damit an, wie er Mrs. Sparsit äußerst gekonnt um den Finger wickelt und ihr Honig ums aristokratische Maul schmiert. :-# Zuerst dachte ich, er plant einen Bankraub, dann lag meine Vermutung, dass er sich in Schürzenjägermanier zum Ziel gesetzt hat, das versteinerte Herz von Luise zu erweichen und dann zu brechen, denn er scheint äußerst manipulativ, ein Lebemann und Opportunist durch und durch zu sein. Selbst Luise weiß er im ersten gemeinsamen Gespräch so halbwegs zu nehmen. :-k

    Sie sitzt ja nach diesem seltsamen Besuch stundenlang da und sinniert vor sich hin. Und irgendwas muss ihr dann schließlich aufgefallen sein, was sie vorher vielleicht gespürt hatte, aber noch nicht den Fehler entdecken konnte.

    :thumleft: Sehr guter Gedanke. Ihr ist aufgegangen, dass sie ihm auf den Leim gegangen ist.


    Ich habe es ja schon befürchtet, aber Luise geht es wirklich gar nicht gut in dieser Umgebung. Und ausgerechnet Thomas ist ihr Lichtblick. Thomas, der sich flegelhaft benimmt und als Lümmel bezeichnet wird.

    Ich fand den Abschnitt mit der Beschreibung ihrer Person so unendlich traurig :cry: und umso schlimmer, dass sie alle ihre Emotionen an ihren grässlichen Bruder hängt. Bei mir wird er als Bengel beschrieben. :lol:


    zu Kap. 19 (Buch 2, Kap. 3)

    Luises Bruder finde ich ganz furchtbar. [-( Bezeichnend, dass er Bounderby so sehr verachtet, aber von seiner Schwester verlangt - ihm zuliebe - dessen Ehefrau zu spielen.

    Oh ja, das Kapitel beschreibt sehr gut, was für eine grässliche Person Thomas geworden ist. Heuchler, unbeherrscht und lasterhaft, und so benimmt er sich auch. Völlig rücksichtslos und verächtlich gegenüber seiner Schwester, absolut egoistisch, respektlos gegenüber seinem Brotherrn Bounderby und einfach nur aufgeblasen. Es gibt ja so einige negativ behaftete Figuren im Buch, aber vom Charakter her halte ich Tom für den gefährlichsten und übelsten von allen. Die anderen agieren mit Verstand, aber Tom wirkt unberechenbar.

    Faszinierend fand ich auch hier, wie gekonnt Harthouse ihn über Luise aushorcht - was beabsichtigt der Kerl wohl? :scratch: Auf jeden Fall nichts Gutes, wenn man vom Schlusssatz des Kapitels ausgeht, in dem Dickens andeutet, dass Tom mit seinen Enthüllungen (seiner Schwester?) einen ganz üblen Dienst erwiesen hat. :shock:


    Aber Du meinst das kindle-Lesen?

    Ich glaube, das mache ich bei einem Leserunden-Buch nie wieder. Jetzt habe ich so eine Art Begleitheft daneben liegen für Notizen, aber es geht nichts über das Unterringeln, das Anstreichen, Pfeile und Klammern setzen und so fort. Nur so kann ich ein Buch so richtig in Besitz nehmen.

    Und ich lese MLR-Bücher am liebsten als ebook, weil ich dann die Notizfunktion (die kindle auch hat) immer an den entsprechenden Stellen zum Einsatz bringe und mir meine Zettelwirtschaft erspart bleibt. :uups: Auf die Idee, in ein Buch zu schreiben, bin ich aber noch nie gekommen :-k , aber ich hab auch echt eine Sauklaue, wenn ich mir keine Mühe gebe, von daher sind meine getickerten Notizen gar nicht so schlecht. :lol:

    Meine vor 3 Wochen bestellte Printausgabe vom Insel-Verlag ist immer noch nicht da, aber mittlerweile habe ich mich mit meinem ebook ganz gut arrangiert und werde da auch weiterlesen. Ich finde es gut, dass bei mir die Namen nicht zu sehr ins Deutsche übertragen wurden (Stephen heißt weiterhin Stephen und nicht Steffen :loool: und Mr. und Mrs. heißen auch weiterhin so, und nicht Herr oder Frau). Ich muss nur damit leben, dass Cili Jupe gelegentlich knixt und Knixe macht, aber das ist meine ganz persönliche Bürde (und kam ja schon länger nicht mehr vor). :totlach:

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Im Original wird Thomas übrigens als Welpe bezeichnet :twisted:

    denn er scheint äußerst manipulativ, ein Lebemann und Opportunist

    Eine sehr passende Beschreibung :thumleft:

    Ihr ist aufgegangen, dass sie ihm auf den Leim gegangen ist.

    Stimmt, sogar so einfach was ihr dann aufgegangen ist - denn er hat sie wirklich um den Finger gewickelt. Sie weiß ja noch nicht mal mit wem sie geredet hat.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Bis Kapitel 4, Teil 2


    Man solls nicht glauben, aber ich hab den Leseabschnitt der Woche geschafft. :lol:

    Das Buch übt in seiner komischen Art eine Faszination auf mich aus. :lol:


    Frau Sparsit hat doch auch irgendwie nen Dachschaden. :lol: Auch wenn ich sie ebenfalls für berechnend halte, sie hegt irgendwelche Absichten.

    Und sie will auch genau wissen was vor sich geht.


    Thomas finde ich echt.... Ich glaube er ist nicht die hellste Kerze auf der Torte und das macht ihn wohl so gefährlich. Er redet dummes Zeug, vorallem mit Menschen die er garnicht kennt über Dinge, die man nicht so herumposaunen sollte.... Und nun reitet er seine Schwester damit ins Unglück wie angedeutet wurde.


    Ich glaube James ist ein typischer Playboy. Luise reizt ihn, weil sie nicht sofort auf ihn anspringt. Er langweilt sich schnell und das ist eine Herausforderung für ihn. Ich denke auch er wird versuchen sie für sich zu gewinnen.... Ich denke da hat er sich einiges vorgenommen.... :roll::lol: Luise ist ja auch nicht doof.


    Dem letzten Kapitel konnte ich jetzt (bin auch schon bissl müde) nicht so ganz folgen. Was hat Steffen denn getan?

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • Zu Kapitel 17

    Buch II, 2

    Jetzt am Ende des Kapitels glaube ich, sie meint sich selbst.

    Du meinst, sie hat langfristige Pläne und erkennt nun, dass sie sich irgendwo verrechnet hat?


    Die Idee gefällt mir gut. Dann hätte sie irgendwo einen Denkfehler entdeckt, was ihre Erpressung angeht.

    Spannend!

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Zu Kapitel 17/18

    Buch II, 1 und 2

    halte ich Tom für den gefährlichsten und übelsten von allen.

    Ja, ich auch, und zwar weil er im Trüben agiert. Was er übrigens mit Mrs Sparsit gemeinsam hat.

    Ich denke, dass Thomas mit Mr. Harthouse eine üble Sache aushecken wird - oder aber Mr- Harthouse eine üble Sache aushecken wird und Thomas dafür einspannt - irgendwas in der Richtung jedenfalls, und dass Stephen dafür bezahlen wird. Es könnte Richtung Unterschlagung gehen, Thomas macht eine entsprechende Äußerung (finde ich nicht mehr).


    Wobei er nicht so grässlich wie Tom daherkommt, er weiß nur ganz gut, das Beste für sich herauszuschlagen.

    Bitzer. Mir geht es bei dieser Figur wie bei Uriah: irgendwo tut er mir leid. Er versucht den sozialen Aufstieg, er will einen klitzekleinen Anteil am Wohlstandskuchen. Kann man ihm das verdenken?

    Er (bzw. der Erzähler) hat erkannt, dass das allein mit anständiger Arbeit und Gesetzestreue nicht möglich ist, da mag der dicke Bounderby so viel herumtönen wie er will.

    Also probiert Bitzer es auf seine Tour.

    dann die Notizfunktion

    :pale:Oh. Die habe ich noch nie genutzt. Danke für den Hinweis! Da muss ich gleich ausprobieren, wie das geht. Bislang nutze ich nur das Markieren, aber das reicht mir nicht.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


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  • zu Kapitel 17


    Ich denke, dass Thomas mit Mr. Harthouse eine üble Sache aushecken wird - oder aber Mr- Harthouse eine üble Sache aushecken wird und Thomas dafür einspannt

    Die zweite Vermutung halte ich für realistischer. Du wirst eine Menge Spass am Kapitel 18

    haben.

    Was für ein nettes Paar! Der großmäulige, rotzfreche Lümmel, Tom. der allerdings nicht

    übermäßig mit Verstand ausgestattet ist und der adelige Schwätzer, der aber, im Gegensatz

    zu Tom, intelligent und manipulativ ist. Da findet wohl jemand seinen Meister.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

  • Die zweite Vermutung halte ich für realistischer.

    Oder Thomas eine üble Sache anstellt (ich tippe nach wie vor auf Unterschlagung) und Mr. Harthouse ihm aus der Klemme hilft und dafür Luises Zuwendung erkauft - - -


    Kapitel 19

    Buch II, 3

    Was für ein nettes Paar!

    Stimmt! Wobei Mr Harthouse der Überlegenere ist, das zeigt sich schon an seiner Position: er steht und schaut auf Thomas herab, während der sich in vermeintlich großmännischer Pose auf dem Sofa herumfläzt. Wie weltmännisch und elegant muss er sich wohl vorkommen, wenn er zigarrerauchend seine Stiefel auf das Sofa legt!

    Und wie er freiwillig eine Information nach der anderen preisgibt über Bounderby und seine Schwester. Und Harthouse erkennt, wie er an Luise herankommt.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


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  • Wie weltmännisch und elegant muss er sich wohl vorkommen, wenn er zigarrerauchend seine Stiefel auf das Sofa legt!

    Eine Sache ist mir hier noch rätselhaft. Tom wird ja immer entspannter. Er trinkt Alkohol

    und raucht diese Rarität von Tabak. Hat ihn das so umgeworfen, dass er später gar nicht

    mehr weiß wie er nach Hause gekommen ist und was er getan hat?

    Hat Harthouse da ein wenig nachgeholfen? Ein wenig Laudanum im Kraut?

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

  • Oder wie Studentine meint, ist ihr in dem Moment aufgegangen, dass sie Harthouse auf den Leim gegangen ist. Wir werden es erfahren 8)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • dass sie Harthouse auf den Leim gegangen ist. Wir werden es erfahren 8)

    Indem sie ihm Informationen über Luise gegeben hat.


    Zu Kapitel 19

    Buch II, 3

    Hat Harthouse da ein wenig nachgeholfen? Ein wenig Laudanum im Kraut?

    Er ist offensichtlich berauscht, ich habe mir das nicht richtig erklären können - vermutlich stimmt Deine Annahme. Als weitgereister Lebemann, dem ständig langweilig ist, kennt er sich bestimmt mit Drogen aus - und seine beobachtende Haltung am Kaminsims passt auch dazu.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


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