Charles Dickens - Harte Zeiten (ab 11.01.2021)

  • Hallo ihr Lieben, ich hab das Wochenpensum jetzt auch geschafft.... Die letzten Kapitel waren wieder schwieriger für mich. Ich finde da was Dickens schreibt echt teilweise schwer zu verstehen und diese Schachtelsätze.... :roll: Besser kann ich der wörtlichen Rede folgen.


    Bis Kapitel 10


    Ich hätte mir für Cilchen wohl auch eher gewünscht das sie bei den Zirkusleuten bleibt. Ich glaube da würde es ihr Ingesamt besser gehen. Aber Mal davon abgesehen, dass ihr Vater sich für sie Bildung gewünscht hat wünscht sie sich das glaube ich auch selbst für sich....

    Sie ist wirklich ein Lichtblick in diesem Buch. Auch wenn das drum herum bei ihr trostlos und schwierig ist. Ich hoffe es schafft niemand ihr ihr liebes Wesen auszutreiben.


    Ich glaube Louise war eher neugierig, dennoch glaube ich auch das sie es dann doch getroffen hat das alles zu hören und als ihr Vater sagte es wäre kein Brief gekommen schien sie ja auch betroffen zu sein....


    Toms Gedanken finde ich ganz schlimm. Irgendwie ist dieses ganze Buch ziemlich depressiv..... Aber er bekommt es zb von seiner Mutter ja so vorgelebt und auch die Gefühlsabwesenheit seines Vaters wird ja seine Gründe haben. Mrs. Gradgrind tut mir sehr leid ich glaube sie ist sehr sehr unzufrieden und unglücklich. Das sie zu ihren Kindern sagt sie wünscht sich keine zu haben ist wirklich schrecklich und ich denke sie meint das auch ernst. Sie verkümmert total und es interessiert keinen.... mich erinnert das ein ganz bisschen an das Leben meiner Omas und das macht mich echt wütend sowas....


    Das letzte Kapitel hat mir jetzt echt Rätsel aufgegeben. Müsste das meiste nochmal lesen da ich es nicht verstanden habe und jetzt die Konzentration nicht mehr so gut war. Mal schauen wie das nun in die Geschichte passt....


    Squirrel witzig das du wegen dem Haus fragst denn in einem der letzten Kapiteln Stand plötzlich der englische Name für das Haus im Buch. Bis dahin hieß es immer einfach Steinhütte....

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • ich denke, das ist ein Mittel, um Aufmerksamkeit zu erhalten und eine bequeme Ausrede, um sich vor allem Unbequemen zu drücken.

    seh ich auch so

    Sie zeigt eine gewisse Neugier auf das Leben und die Umstände außerhalb des Elternhauses, ich bin nur gespannt, wohin sie das Schicksal führen wird.

    Naja, da hegen wir ja alle so unsere Befürchtungen 8-[

    Hallo ihr Lieben, ich hab das Wochenpensum jetzt auch geschafft.... Die letzten Kapitel waren wieder schwieriger für mich.

    :friends:

    Sie ist wirklich ein Lichtblick in diesem Buch. Auch wenn das drum herum bei ihr trostlos und schwierig ist. Ich hoffe es schafft niemand ihr ihr liebes Wesen auszutreiben.

    Das hoffe ich auch. Sie ist der Lichtblick momentan im Buch

    Ich glaube Louise war eher neugierig, dennoch glaube ich auch das sie es dann doch getroffen hat das alles zu hören und als ihr Vater sagte es wäre kein Brief gekommen schien sie ja auch betroffen zu sein....

    Ja, so wie Du hab ich das auch empfunden

    auch die Gefühlsabwesenheit seines Vaters wird ja seine Gründe haben.

    Naja, das ist klar: Gefühle passen nicht zu seiner Überzeugung, dass nur Fakten im Leben und der Bildung zählen. Somit wird er sicherlich nie Gefühle zeigen. Und seiner Frau hat er das auch ausgetrieben, was für die Kinder natürlich eine Katastrophe ist.

    Wobei mir grad auffällt: von den jüngeren Kindern liest man nie etwas :scratch:

    Das letzte Kapitel hat mir jetzt echt Rätsel aufgegeben. Müsste das meiste nochmal lesen da ich es nicht verstanden habe und jetzt die Konzentration nicht mehr so gut war. Mal schauen wie das nun in die Geschichte passt....

    Das erklärt sich beim weiterlesen, wie dieses Kapitel in die Geschichte passt :wink:

    witzig das du wegen dem Haus fragst denn in einem der letzten Kapiteln Stand plötzlich der englische Name für das Haus im Buch. Bis dahin hieß es immer einfach Steinhütte....

    puh, Steinhütte 8-[ Wie gut, dass es nicht weiter übersetzt wird

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Ja aber warum ist das so. Überzeugungen entstehen ja meist aus irgendwelchen Erlebnissen...

    Gute Frage. Ich denke, dass Gradgrind hier als Beispiel für die Reform der Lehrerausbildung in England steht, die damals genau in diese Richtung ging. Sie war schon damals umstritten, galt aber eben als modern, wohl als Folge der Aufklärung. Vermutlich hat es nicht mit privaten Hintergründen zu tun. :wink:

    warum?

    Das hört sich für mich gruselig an. Im Englischen ist "Stone Lodge" einfach der Name des Anwesens. Das man einem Anwesen einen Namen gibt ist etwas, was wir hier in Deutschland nicht so kennen. Und wenn dann dieser Name einfach nur mit Steinhütte übersetzt wird, dann find ich das unpassend, denn es trifft es überhaupt nicht. Zum einen ist es einfach ein Name, der stehen bleiben darf, zum anderen ist eine Lodge eindeutig etwas anderes, wesentlich größeres, als eine Hütte.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Zitat von Squirrel

    galt aber eben als modern, wohl als Folge der Aufklärung.

    Die Aufklärung ist doch aber schon 100 Jahre her?


    Ich denke wohl eher als Ergebnis der Industrialisierung! Maschinen sind nicht emotional. Und Gewinn gibt es auch nur mit nackten Zahlen. Oder, was meint ihr?

  • Die Aufklärung ist doch aber schon 100 Jahre her?

    Aber Staatsapparate laufen nicht so schnell :loool:

    Diese Reform der Lehrerausbildung gab es ja wirklich, das hatte ich am Anfang schon mal geschrieben. Das dazugehörige Gesetz wurde 1846 verabschiedet. Eine Schulpflicht gab es damals nicht (gibt es auch heute nicht, Homeschooling ist erlaubt), allgemeine Schulen auch nur wenige und Privatschule war teuer. So gingen nur Kinder aus oberen Schichten überhaupt in Schulen, wenn sie nicht sogar privat unterrichtet wurden. Und aus den ärmeren Schichten mussten die Kinder oft früh arbeiten. Deshalb denke ich, dass es tatsächlich Nachwirkungen der Aufklärung sind und die Industrialisierung damit wenig zu tun hatte.

    Hier ist es gut erklärt, wie sich das englische Schulsystem entwickelte.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Ich denke wohl eher als Ergebnis der Industrialisierung! Maschinen sind nicht emotional. Und Gewinn gibt es auch nur mit nackten Zahlen. Oder, was meint ihr?

    Ja das kann ich mir auch gut vorstellen.....


    Trotzdem würde mich Mir.Gradgrinds Vergangenheit sehr interessieren.

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • Aber jede naturwissenschaftliche Forschung beruht auf diesem Wundern

    Wenn Ihr statt "Wundern" "Staunen" sagt, bin ich einverstanden :)!


    Aber zwischen der Bildungsungleichheit im 19. Jahrhundert und heute liegen Welten, auch wenn heute noch nicht alles ideal ist!

    Da hast Du ohne Zweifel recht. Und wenn Dinge nicht ideal sind, können wir etwas dagegen unternehmen mit den Kräften und Mitteln, die wir haben. Das ist meine sehr persönliche Meinung, die ich auch in die Tat umsetze.


    Sie verkümmert total und es interessiert keinen....

    Du siehst sie eher als Opfer, verstehe ich Dich richtig?

    Ich bin mir da noch nicht so sicher. Dieses ständige Einfordern von Aufmerksamkeit ... Ich empfinde sie nicht als unglücklich, aber ich blicke auch bei ihr noch nicht richtig durch.


    Zu Kapitel 10

    Ein rasanter Ortswechsel...

    Diese Arbeiter als Masse, als Hände, denen man keinerlei Individualität zugesteht.

    War "hands" damals tatsächlich ein Begriff die Arbeiter?

    ich fand es auch sehr beeindruckend, wie Dickens hier eine Masse beschreibt!


    Und wieder ein Gegensatz: Stephens reinliche Stube - und mitten drin die verkommene Ehefrau, die er ja fast wie ein Schreckgespenst beschreibt, ein Wesen aus einer anderen Welt.

    Es gibt also noch Steigerungen des Elends.


    Mir ist das Wort "Hokuspokus" noch aufgefallen, mit dem Stephen seine Lage umschreibt, die er als zutiefst ungerecht empfindet. Das Wort passt doch eher in den Zirkus und erinnert an das Gebot Mr Gradgrinds, sich nicht zu wundern - Stephen aber wundert sich sehr, seine Hilflosigkeit kann er sich nicht erklären (Kapitel 11). Er wird belehrt, dass die Möglichkeit, Recht zu bekommen, vom Geldbeutel abhängt. Damit schlägt Dickens ein vertrautes Thema an.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).


  • Wenn Ihr statt "Wundern" "Staunen" sagt, bin ich einverstanden :) !


    Gibt es da einen Unterschied? :-kHaben beide Wörter nicht die gleiche Bedeutung?

    Im Duden sind diese Wörter als Synonyme gelistet. (Musste ich jetzt gleich mal nachschauen, da ich die Gegenüberstellung beider Wörter gerade sehr spannend fand :) )


    Kapitel 9 und 10

    Sie ist wirklich ein Lichtblick in diesem Buch. Auch wenn das drum herum bei ihr trostlos und schwierig ist. Ich hoffe es schafft niemand ihr ihr liebes Wesen auszutreiben.

    Cilchen ist wirklich ein Lichtblick. Sie ist ein tolles Mädchen. :love: Mittlerweile bemerkt sie mehr und mehr in welche Richtung Gradgrinds Erziehung geht und denkt sogar darüber nach fortzulaufen. Ich kann es ihr nicht verdenken.


    Außerdem hat Cilchen sehr "gesunde" und kluge Ansichten, die natürlich aber in Gradgrinds Augen vollkommen falsch sind. Es wird deutlich, wie sehr die "Menschlichkeit" als falsch und bloße Berechnungen und Mechaniken/Wissenschaften als richtig umgedeutet werden.


    Zitat

    "Was ist das erste Grundgesetz dieser Wissenschaft? Cilchen: "Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu." :love:

    Zitat

    Cilchen:
    "...das es für diejenigen Menschen, welche Hungers gestorben wären, ganz ebenso hart wäre, ob nun die anderen Menschen, die nicht verhungert wären, eine Million oder eine Million mal Million gewesen wären." :love:

    Das Gespräch zwischen Luise und Cilchen fand ich sehr interessant. Luise zählt der Kleinen sogar ein paar ihrer Stärken auf. Cilchen kann wohl gut im Haushalt helfen und ist damit für Luises Mutter eine wahre Stütze. Niedlich fand ich ihre permanenten Versprecher. :lol: "Stotteristik", statt "Statistik".


    Auch die Beziehung zu ihrem Vater finde ich sehr rührend. Ich denke Luise hat so sehr nachgehakt, da sie diese Verbindung zu Gradgrind nicht hat. Cilchens Vater schien wirklich am Boden gewesen zu sein...:cry::cry: und vielleicht liegt sie gar nicht so falsch damit, dass er nur zu ihrem Besten, gegangen ist? Vielleicht hat er sich auch vor seiner Tochter geschämt? Die beiden scheinen ja wirklich eine wunderbare Beziehung zueinander gehabt zu haben. Ich hoffe, dass sie irgendwann den ersehnten Brief erhält. :pray:


    Cilchens "phantastische Hoffnung" auf die Rückkehr ihres Vaters steht im kompletten Widerspruch zu den Tatsachen. Und doch gibt uns Dickens den Hinweis, dass "Hoffnung, die in der Einbildung wurzelt, ganz ebenso kräftige Wurzeln zu schlagen vermag, wie handgreifliche Tatsächlichkeiten." :thumleft:


    Steffen Blackpool ist der nächste, den wir kennenlernen. Zu ihm habe ich mir noch keine richtige Meinung bilden können. Warum spielt Rahel eine so große Rolle in seinem Leben? Ist sie eine Art "Vertraute", bei der er sich geborgen fühlt? Seine Stube wirkt tatsächlich sehr heimelig. Bei der verwahrlosten Frau dachte ich im ersten Moment, es könnte seine Mutter sein. Aber wenn sie tatsächlich seine Ehefrau ist, dann wird es schwer sie einfach aus seinem Leben zu verbannen. Er scheint in einer sehr ausweglosen Situation gefangen zu sein.

    "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich." (Dietrich Bonhoeffer) :love:


    "Don't look to the left or the right, look up to the throne of God."


    :study: "Die Bibel - AT und NT" + Kommentare von William MacDonald (Langzeitprojekt) :flower:

    :study: "Das Geisterhaus - Isabell Allende" (Minileserunde)



  • Zuerst mag ich rumble-bee nachträglich zum Geburtstag gratulieren :anstossen: Ich wünsche dir für dein neues Lebensjahr alles Gute :flower:


    Gestern abend konnte ich unser Wochenpensum gemütlich beenden :drunken: Der Einfachheit willen angele ich mich an euren Beiträgen durch :) Sollte ich mich dabei wiederholen, seht es mir schlicht nach. :ergeben:



    Erstes Buch

    Bis einschließlich Kapitel 10


    Ist einem von Euch noch etwas an Paarungen bzw Gegensätzen aufgefallen?

    Ich weiß nicht, ob es noch eine größere Rolle spielen wird, aber mir fiel der Gegensatz so krass auf.


    Rahel vs Ehefrau (?) von Steffen Blackpool


    Rahel wirkt so adrett, fleißig, sauber und anständig und Dickens hatte ja mehr als eindrücklich die Ehefrau von Steffen Blackpool beschrieben. Hier wurde irgendwo erwähnt, dass es seine Frau wäre. Aber ich bin mir nicht sicher ob es dem wirklich ist oder ich habe es schlicht im 10. Kapitel überlesen.

    Diese bunte Truppe bildet ja auch einen Gegensatz, aber eigentlich zu allem anderen; ist doch das fahrende Volk immer in der Außenseiterposition. Aber ich mag sie auch und ihre Art, wie sie sich um Sissy kümmern.

    Ich fand diese Truppe auch herzerwärmend dargestellt. Mir hatte auch unglaublich gut gefallen, wie Herr Childers, Meister Kidderminster und Herr Sleary Bounderby zurechtgewiesen haben in seiner Überlegenheit.

    Gefallen hatte mir auch, dass sie es Cilchen freigestellt haben bei ihnen zu bleiben oder zu Gradgrind zu gehen. Sie konnten ja nicht ahnen, wie seine Vorstellung von Bildung ist und nur aus Fakten, Fakten, Fakten besteht :(


    Ich sag Dir, sein Lispeln ist im Original echt schwierig zu lesen :totlach:

    Bei der Übersetzung kam es leider nicht so gut meiner Meinung nach raus. Der Übersetzer hatte es so gelöst:


    Zitat von S. 57 Insel Ausgabe

    Um das Anstoßen mit der Zunge beim S-Laut zu kennzeichnen, wodurch Dickens die Redeweise dieses Kunstreiters kennzeichnet und das im Englischen sich durch das th sehr gut geben läßt, habe ich ein s vor das Anlaut-s, ebenso ein z vor das Anlaut-z gesetzt - man wird trotzdem, um die komische Wirkung zu erzielen, welche hier die Lesung des Englischen hervorbringt, den deutschen s-Laut und z-Laut nur sehr schwach sprechen dürfen.

    Das sieht dann beispielsweise so aus:

    "S-sähr erfreut, s-solche Reden z-zu hören, S-squire ..."


    Ich habe es nicht als lispeln gelesen, sondern eher als eine Art Stottern. Mal neugierig nachgefragt, wie ging es denn euch beim lesen, die auch die Insel Taschenbuchausgabe haben?



    Dickens fächert ja immer eine breite Menge an Charakteren auf bis man sich als Leser irgendwann fragt, wie er all diese Fäden wieder zusammenführt. Und er tut eigentlich nie

    etwas ohne Grund. Daher glaube ich auch fest daran, dass wir diesen beiden speziellen Menschen auch wieder begegnen werden. O:-)

    Aus diesem Grund mache ich immer meine Namensliste bei Dickens :drunken: Es macht mir sehr viel Freude zu beobachten, wie er dann gegen Schluss die Fäden verknüpft.


    Er nimmt das ihm verhasste Kind in seinen eigenen Haushalt auf, auf eigene Kosten - da frag ich mich tatsächlich, welches Ziel er damit verfolgt oder ob tatsächlich ein menschlicher Zug in ihm aufleuchtet.

    Irgendwie kann ich noch nicht einen menschlichen Zug in ihn erkennen, zumindest bis einschließlich Kapitel 10 noch nicht. Ich denke eher er will damit Luise auf Kosten von Cilchen ein Exempel statuieren um ihr zu zeigen, wie wichtig es ist keine Einbildung zu haben, sich ja nicht zu wundern und sich nur auf Fakten zu verlassen.


    die Einfalt der Mrs Gradgrind auf der einen Seite


    Der Erzähler gibt ihr aber auch komische Züge. So sagt sie ganz am Ende des Kapitels:


    Logik scheint nicht ihre Stärke zu sein!

    Leider wird das Zitat nicht ganz übernommen, aber man kann das ja durch einfaches klicken nachlesen. Bei Frau Gradgrind bin ich mir noch nicht ganz im klaren. Sie kommt mir vor, als hätte sie sich ein gutes Stück aufgegeben, was mir bei diesem so "liebenswerten" Ehemann kein Wunder wäre. Zum anderen ist sie schon recht einfältig und dann versprüht sie wiederum in dieser Szene so viel Gift über ihre Kinder und wünscht sich gar niemals eine Familie gehabt zu haben. Mal abwarten was da noch kommt.



    Luise liebt das Feuer, und mit diesem Motiv komme ich noch nicht so klar. Auch in den folgenden Kapiteln blickt sie immer wieder ins Feuer und beobachtet die verglühenden Kohlestücke. Das ist eine Parallele zu Bounderbys "Feenpalästen", bei denen auch das Feuer beschrieben wird, aber wieso Luise dort immer so hineinschaut und sinniert...? Vielleicht erfahren wir es noch.

    Diese Szene ist so eindrücklich beschrieben und wie ja auch erwähnt wurde, Dickens beschreibt niemals etwas ohne Grund.

    Wenn ich spekulieren dürfte, dann würde sie am liebsten das ganze System und die reinen Fakten niederbrennen, um vielleicht aus der Asche etwas neues und menschlicheres aufzubauen. Es könnte auch auf anderes hinweisen. Ich bin mir mir sicher, dass wir es noch erfahren werden und bin total gespannt was da noch kommen wird.



    Wer außer mir denkt noch, dass sie auf Bounderby herabblickt?

    Aber sowas von :lol: Ich fand das herrlich beschrieben.



    Und bei Bounderby hab ich den Eindruck, dass sie für ihn eine Trophäe darstellt: seht her, ich aus der Gosse Aufgestiegener habe es geschafft, dass jemand aus den höheren Kreisen bei mir als Hausdame fungiert. :puker:

    Wie er sich immer wieder damit brüstet :puker: Ein echtes Selbstbewusstsein hat er auf jeden Fall nicht, sonst hätte er diese Art von Selbstbeweihräucherung nicht nötig.




    Übersetzungen sind ja immer so eine Sache und prinzipiell ist gedrillt und geschliffen ja schon okay. Aber im Original spricht Bounderby von "educational cramming" und das trifft es für mich nochmal auf eine viel genauere Art und Weise: die Kinder werden vollgestopft mit Fakten, sonst nichts.

    Das ist interessant, vielen Dank dafür. Darüber bin ich auch immer wieder gestolpert. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn sich irgendwann mal jemand dafür finden würde, der sich dieser Übersetzung annehmen würde, um sie zu überarbeiten.


    Ja, die Kleine kann es im Grunde nicht besser wissen, da hast du Recht. Und sie macht diesen Schritt wohl auch für ihren Vater. Aber ich glaube nicht, dass sie dort glücklicher ist, als bei den Zirkusleuten. :cry:

    Das war wirklich herzzerreißend, aus welchen Gründen sie sich für Gradgrind entschieden hatte.



    Bei mir drängt sich eher der Eindruck auf, dass er Cilchen vorführen will. Er will Luise "heilen", indem er ihr das schlechte Vorbild des anderen Mädchens vorführt. Ein abschreckendes Beispiel sozusagen.

    So ging es mir auch.



    Ich habe es so rausgelesen, dass Tom seinen Aufenthalt bei Bounderby nicht wirklich möchte, aber er diesen als einzige Möglichkeit sieht, seinem ungeliebten Zuhause zu entkommen.

    So habe ich es auch gelesen. Wobei ich es bis jetzt nicht glauben kann, dass er Bounderby tatsächlich durch seine Schwester Luise kontrollieren könnte.


    Da habe ich eine Frage an die MLR-Runde :huhu:

    Wie alt ist eigentlich Luise? Wurde das erwähnt?



    Puh, die fand ich nur grauenhaft. :pale: Die ganze soziale Struktur dieser Stadt ist grauenhaft, da ist nichts annähernd positives zu finden, nur Elend, Kampf, Arbeit, Druck und niemand sieht hinter den Fabrikarbeitern in ihrem Elend menschliche Wesen. Dickens zieht hier alle Register seiner Kunst, um diese bedrückenden Zustände in sämtlichen Facetten aufzuzeigen und die Hoffnungslosigkeit zu verdeutlichen.

    Ich bin da absolut bei dir. Da ist nichts positives zu finden. Äußerst beeindruckend wie eindrücklich Dickens das schildert.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Meine Antwort war zu lang, ich musste sie teilen. Leider sind dabei die Zitate verloren gegangen, ich muss sie jetzt erst mal wieder suchen :wuetend:

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  • Gibt es da einen Unterschied?

    Nein, im Sprachgebrauch nicht, wohl aber von der Herkunft.

    Ich habe mich nur auf meinen vorherigen Post bezogen. "Wundern" hängt mit "Wunder" zusammen, und die betrachtete die Aufklärung eben, wie gesagt, sehr reserviert. Sie war der Meinung, dass die Dinge meistens eine natürliche Erklärung hätten und dass z. B. durch die schnelle Beurteilung als "Wunder" eine außerordentliche Tat eines Menschen nicht als solche gewürdigt würde.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


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  • Wie alt ist eigentlich Luise? Wurde das erwähnt?

    In Kapitel 16 oder 17 wird erwähnt, dass sie mittlerweile 20 Jahre alt ist.

    Ich erinnere mich an kein weiteres konkretes Datum. In der Szene, als Gradgrind seine Kinder beim heimlichen Beobachten des Zirkus' erwischt, heißt es, dass er nachdenklich wird, weil Luise eine "Jungfrau" ist - oder demnächst sein wird. Sie dürfte also ca. 14 oder 15 sein, vermute ich.

    ?(

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


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  • Teil II meiner Antwort:



    Ich finde es verwunderlich, dass Menschen nach 15 Stunden härtester körperlicher Arbeit überhaupt noch in der Lage sind zu lesen. Aber mit der Tatsache, dass Fakten in der Bildung angesagt sind, ist unnützes Lesen verpönt.

    Das hatte mich auch gewundert, wie man da noch in der Lage sein soll zu lesen. Aber da es ja nur Einbildung ist und keine Fakten wäre das Problem ja sozusagen gelöst :roll:

    Herrlich wie Dickens da fordert, dass wer hart arbeitet, auch das Recht zum Ausgleich dafür hat.


    Übrigens war Goldsmith einer der Lieblingsautoren von Dickens. Als Kontrast dagegen stellt er den Mathematiker Cocker, der sogar in die Alltagssprache einging: "according to Cocker" wird in der Bedeutung "it's a fact" verwendet.


    Danke für die Info! Bei meiner Übersetzung kam nur diese Anmerkung:

    Zitat

    Defoe, der Dichter des "Robinson", Goldsmith der Dichter des "Landpredigers", Cocker ein Verfasser von Rechenknechten* (etwa unser "Adam Riese"); Euklid ein Mathematiker des griechischen Altertums.

    Man beachte das Wort Rechenknechte :lol:




    Ich hatte beim Lesen den starken Eindruck, dass Louisa sich stark ihrer Defizite bewusst ist: sie weiß absolut gar nichts von den Dingen, die von einer Frau erwartet wird. Sie ist völlig ahnungslos in Sachen Musik, Kunst, Malerei, Smalltalk, Haushaltsführung und was sonst noch dazu gehört. Das macht sie tatsächlich zu einer schlechten Partie, auch wenn das in dieser Familie niemand wahrhaben will. 8-[


    Das zum einen. Mir kam da noch der Gedanke, dass sie auch bemerkt haben muss, dass ihr ein großes Stück Menschlichkeit fehlt. Deshalb fand ich es beeindruckend, dass sie sehr empathisch mit Cilchen mitgelitten hatte, wenn wieder kein Brief von ihrem Vater kam. Für Luise muss es überhaupt etwas sehr neues gewesen sein, dass sich Menschen lieben können, sich gegenseitigen Respekt erweisen und sich (zumindest) versuchen zu unterstützen. All das fehlt ja in ihrer Familie. Andererseits, je länger ich darüber nachdenke, vielleicht ist es auch nur reine Neugierde, wie eine Art nüchterne Betrachtung.


    Dafür fand ich Tom im 8. Kapitel überraschend kalt. Wie er da hineinkommt und am liebsten sofort seine Schwester zu seinem Vorteil bei Bounderby vereinnahmen möchte.


    Mir ist der Satz im Kopf herum gegangen: warum soll man sich nicht wundern? Dahinter steckt wohl die Auffassung der Aufklärung, die sich gegen den christlichen Wunderglauben stemmte und der Meinung war, dass alle "Wunder" auf natürliche Ursachen zurückzuführen seien. Also auf Tatsachen.


    Mir ging das auch nicht aus dem Kopf heraus. Warum soll man sich nicht wundern. Aber das wäre eine Erklärung. Sich ja nichts einbilden, sondern nur Tatsachen zählen.



    Ja, den Eindruck hatte ich auch, ansatzweise! In Kapitel 11 ist eine Stelle, wo sie den großen Altersunterschied zwischen den Ehepartnern als Ursache für eine unglückliche Ehe ansieht. Das würde Deine Vermutung stützen!

    Es könnte ihr ja auch nichts Besseres passieren, als ihre Vornehmheit mit seinem Geld zu verheiraten!


    Das käme ihr wohl recht. Bounderby sieht das wohl vermutlich anders. :lol: Die "Hexe", wie er Luise mal für sich genannt hätte, würde er doch bestimmt allzu gerne für seine Zwecke heranziehen. Und so eine junge Frau neben sich, macht doch etwas mehr her. Aber wer weiß, was Dickens noch so alles plant.


    Ich werde aus Mrs Gradgrind nicht so wirklich schlau, muss ich zugeben. Auf der einen Seite betet sie alles nach, aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie davon überzeugt ist. Eher, dass sie kapituliert hat und keine Lust, sich von ihrem Mann stundenlange Monologe über Facts anzuhören. Das sagt sie ja auch deutlich ihren Kindern gegenüber. Am Ende von Kapitel 9 auch wieder. Aber ich halte sie auch immer noch nicht für einfältig, eher auf eine unangenehme Art gerissen. Ach, ich weiß auch nicht so recht.... :-?


    Mir geht das ja auch so. Da fehlen noch ein paar Puzzleteilchen. Auf jeden Fall hat sie sich in sich zurückgezogen. Wer hätte auch schon Lust sich ständig derartige Vorträge über Fakten anzuhören. Ein Albtraum :roll: Mit dem Wort einfältig hadere ich tatsächlich noch. Gerissen passt auch nicht so recht.



    Ich spekuliere mal in die Richtung, dass Gradgrind am ehesten der Charakter ist, der eine Wendung durchlebt und zwar weg von seinen Überzeugungen hin zu einem menschlicheren und emotionaleren Umgang mit Menschen. 8)


    Von dem was ich von ihm gelesen habe, kann ich mir das noch nicht vorstellen. Das wäre ja ein Twist :shock:


    Ich hab mal überlegt und tatsächlich ist sparse ein Adjektiv, das Mrs Sparsits Äußeres genau beschreibt: spärlich, dürftig, wenig :loool:



    Danke, ich liebe ja diese "sprechenden Namen". :D



    Wir leben in einer sehr rationalen Welt beherrscht vom Kapitalismus ohne Emotionen, denke ich. Aber selbst ich mit meinem naturwissenschaftlichen Beruf habe das Staunen und Wundern nicht verlernt, doch das mag daran liegen, dass ich in der Biologie verhaftet bin. Und menschliche und tierische Körper sind einfach staunenswert :lechz:



    :drunken: Das hast du schön geschrieben. Es gibt positiv gesehen noch so vieles auf dieser Welt über das man sich wundern darf und kann.



    die Erwartung eines Happy

    Ends. Ich wäre mit dieser Hoffnung vorsichtig, denn bisher deutet nicht viel darauf hin.



    Höchstens ein ganz kleines Happy "Endchen". Aber so ein richtiges Happy End sehe ich auch noch nicht.


    Diese Rechenaufgaben sind zum Gänsehaut-Kriegen... aber sie zeigen deutlich, dass Cilly sich weniger für die arithmetische Seite interessiert als für die emotionale und die praktische Seite. Sie sieht die Aufgabe nicht isoliert, sondern immer in einem größeren Zusammenhang. Wir würden heute wohl sagen: ihre kognitive Intelligenz ist weniger stark ausgeprägt als ihre emotionale und soziale.


    Mir wurde Cilchen da noch mehr sympathisch, als sie es vorher ohnehin schon war. Was für eine tolle und kluge Person. Ein sehr empathisches Kind, das hoffentlich nicht von all den Fakten gedrückt wird. Für sie hoffe ich ja auf ein Happy End, in Form eines Wiedersehens mit ihrem geliebten Vater.


    Kapitel 11

    Hier zeigt sich auch diese Ungleichheit, nämlich vor dem Gesetz. Stephen möchte die Scheidung von seiner alkoholkranken Frau, damit er etwas "leben" kann.


    Ich muss da nachhaken. Steht da wirklich das dieses "betrunkene Weib" seine Frau ist? Bis jetzt glaubte ich nämlich, dass er Rahel nicht heiraten konnte, weil sie vermutlich (Rückschluss wegen ihres Namens) Jüdin wäre.


    Im Englischen ist "Stone Lodge" einfach der Name des Anwesens. Das man einem Anwesen einen Namen gibt ist etwas, was wir hier in Deutschland nicht so kennen. Und wenn dann dieser Name einfach nur mit Steinhütte übersetzt wird, dann find ich das unpassend, denn es trifft es überhaupt nicht. Zum einen ist es einfach ein Name, der stehen bleiben darf, zum anderen ist eine Lodge eindeutig etwas anderes, wesentlich größeres, als eine Hütte.



    Steinhütte ist als direkte Übersetzung wirklich völlig daneben. Auch wieder ein Punkt, bei dem es schöner gewesen wäre, wenn der Übersetzer es einfach mal bei dem Namen belassen hätte können.

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  • Kapitel 10

    Bei der verwahrlosten Frau dachte ich im ersten Moment, es könnte seine Mutter sein.

    So ähnlich ging es mir auch, mir war Mutter oder Schwester in den Sinn gekommen.

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  • Wie alt ist eigentlich Luise? Wurde das erwähnt?

    In Kapitel 16 oder 17 wird erwähnt, dass sie mittlerweile 20 Jahre alt ist.

    Ich erinnere mich an kein weiteres konkretes Datum. In der Szene, als Gradgrind seine Kinder beim heimlichen Beobachten des Zirkus' erwischt, heißt es, dass er nachdenklich wird, weil Luise eine "Jungfrau" ist - oder demnächst sein wird. Sie dürfte also ca. 14 oder 15 sein, vermute ich.

    ?(

    Ich hatte schon befürchtet, dass ich es überlesen hätte. Danke für deine Antwort :)

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  • Im Original heißt Cilchen Sissy ne?

    Ja :wink: Ich Versuch immer dran zu denken, euren Namen zu schreiben, und vergesse es dann immer wieder. :uups:


    Und irgendwo am Anfang des Buches wurde Louisas Alter mal mit 15-16 erwähnt. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Ja :wink: Ich Versuch immer dran zu denken, euren Namen zu schreiben, und vergesse es dann immer wieder.

    Ich find das nicht schlimm. Ich frage, weil ich wissen möchte ob Sissy auch der Spitzname ist im Original Text. Weil Cilchen ja die Koseform von Cäcilia ist.

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.