Charles Dickens - Harte Zeiten (ab 11.01.2021)

  • :huhu:Was haben die denn aus dem Namen gemacht? :shock:


    Der Satz im Original lautet:

    'Sissy Jupe, sir,' explained number twenty, blushing, standing up, and curtseying.


    Also curtseying ist eindeutig knicksen und nicht verbeugen - ein Mädchen hätte sich nie verbeugt.

    Allerdings wirkt der restliche Text sehr sperrig, als hätte man wortwörtlich vom Englischen ins Deutsche übertragen und es liest sich nicht wirklich flüssig.

    Ich hab jetzt mal die ersten Sätze des ersten Kapitels gelesen und würde die Finger von dieser Übersetzung lassen - das ist nicht mal wörtlich übersetzt. :pale: Für Dich zum Vergleich hier das Original:

    Zitat von Dickens

    'Now, what I want is, Facts. Teach these boys and girls nothing but Facts. Facts alone are wanted in life. Plant nothing else, and root out everything else. You can only form the minds of reasoning animals upon Facts: nothing else will ever be of any service to them. This is the principle on which I bring up my own children, and this is the principle on which I bring up these children. Stick to the Facts, sir.'

    The scene was a plain, bare, monotonous vault of a schoolroom, and the speaker's square forefinger emphasized his observations .....

    Viel Erfolg beim Aussuchen, immerhin hast Du hier ein paar Stellen zum Vergleich.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Der Übersetzer ist Paul Heichen. Ich bin gespannt für welches Buch du dich entscheiden wirst.

    Vielen lieben Dank für´s Nachschauen. :friends: Ich habe mich gerade für die Print-Version vom Insel-Verlag entschieden und diese bei meiner Buchhandlung um die Ecke bestellt. Lieferzeit wohl 3-8 Werktage, zur Not fange ich erst einmal mit der "Knix"-Version :pale:an, wenn es nicht rechtzeitig kommen sollte. Oder ich versuche es vielleicht sogar mal mit der englischen e-book-Variante, wobei ich da befürchte, dass mir einige sprachliche Feinheiten durchrutschen könnten. :-k

    Ich hab jetzt mal die ersten Sätze des ersten Kapitels gelesen und würde die Finger von dieser Übersetzung lassen - das ist nicht mal wörtlich übersetzt. :pale: Für Dich zum Vergleich hier das Original:

    :shock: Ich habe mir gerade mal den Spaß gemacht und mir die deutsche Übersetzung dazu angesehen und die ist ja wirklich so dermaßen daneben. :thumbdown: Der von dir aufgeführte Absatz beginnt dort mit...


    Das liest sich so, als wenn ein ganz schlechtes Übersetzungsprogramm drübergebügelt wurde. #-o Wie so eine fernöstliche Bedienungsanleitung :-# :totlach:

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Trude Teige - Als Großmutter im Regen tanzte

  • Das wird ja jetzt schon lustig - Übersetzungsprogramme und fernöstliche Bedienungsanleitungen eingeschlossen...:totlach:

    Wie man einen simplen Vornamen so verhunzen kann! Normalerweise lässt man Eigennamen doch einfach unübersetzt?? Was ist gegen "Sissy" zu sagen? (Na gut, vielleicht könnte man wissen, dass das auf Englisch umgangssprachlich auch so etwas wie "Heulsuse" oder "Angsthase" bedeutet...)


    Mein Reader hängt noch an der Steckdose, aber jetzt bin ich neugierig und werde gleich mal nachschauen...

    :huhu:

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • (Na gut, vielleicht könnte man wissen, dass das auf Englisch umgangssprachlich auch so etwas wie "Heulsuse" oder "Angsthase" bedeutet...)

    wobei die Frage bleibt, ob es vor knapp 200 Jahren auch schon diese Bedeutung hatte :-k

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Morgen beginnt ja unsere Lesesrunde, auf die ich mich schon sehr freue! Pro Woche ein Buch, das ists mir auch klar. Aber nun habe ich eine Frage: Wird sich hier nur am Wochenende getroffen und werden dann die eigenen Impressionen vorgestellt? Oder wie handhabt ihr die Leserunde. Es ist nämlich meine erste!

  • Wird sich hier nur am Wochenende getroffen und werden dann die eigenen Impressionen vorgestellt? Oder wie handhabt ihr die Leserunde.

    Nein, wir posten ganz nach Lust und Laune und nach Bedarf. Ich meistens täglich, und wenn es auch nur mal Reaktionen und Antworten auf Beiträge der anderen sind. Wichtig dabei ist nur, dass wir am Postanfang notieren, bis zu welchem Punkt / welcher Seite unsere Anmerkungen gehen. So kann jeder für sich einschätzen, ob er direkt alle Posts liest oder noch eine Weile wartet um sich nicht zu Spoilern. :wink:


    Wenn Du magst, hier der Link zu unserer letztjährigen Leserunde zum spicken :)

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Danke, liebe Squirrel ! Jetzt weiß ich , wie es geht. War ja eine interessante Leserunde im Vorjahr. Da habe ich mich noch nicht getrut.:pale: BIn immernoch am Überlegen,welche Ausgabe ich lese. Das ebook ist halt so bequem! Da habe ich gleich Licht. Mein Mann ist nicht begeistert, wenn ich im Bett mit Licht lese.:pale:Aber die Ausgabe desInselverlages ist sicher die bessere.

    MAn liest sich!

  • War ja eine interessante Leserunde im Vorjahr.

    alle Dickens-Runden bisher waren toll :) Ich jedenfalls möchte nicht eine missen. So zusammen liest sich das noch viel besser als alleine vor sich hin. :)

    Du kannst ja am Anfang mal wechseln zwischen deinen Ausgaben. Ich vermute, Du wirst schnell merken welche Dir mehr liegt.

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Ich freue mich auch schon auf morgen! :lechz:

    Die Frage von Sunniva1 hatte ich übrigens auch... insofern herzlichen Gruß, und Danke!

    Schön zu wissen, dass ich mich jederzeit äußern kann :wink:

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  • Bis Kapitel 3


    So ich mach dann mal den Anfang.


    Ich bin nicht gut rein gekommen. Ich finde die Sprache sehr gestelzt, die Sätze sind schachtelig geschrieben und die Charaktere nicht sehr sympatisch. :lol: Mimimimi

    Aber bei Dracula ging es mir an Anfang ähnlich und dann bin ich doch noch rein gekommen. Schauen wir mal....


    Thomas Gradgrind (was für ein Name), um den es hier erstmal geht, ist ja wirklich ein sehr sympatischer Mensch. :roll::loool: Nicht.....

    Er hat einen riiiiiiiiesen großen Stock im Popo. Darunter leiden die schulkinder, denen er von Tatsachen predigt, wahrscheinlich die Lehrer und leider auch seine eigenen Kinder.

    Ich möchte ihn wirklich nicht geschenkt haben.

    Meist hat es ja einen Grund wenn jemand so überkorrekt ist. Ich glaube er findet sich selbst aber auch sehr wichtig und sehr gebildet. Ich hatte aber teilweise auch das Gefühl, dass Dickens seine eigene Figur nicht so ernst nimmt und sich ein bisschen über ihn lustig macht.

    Krass fand ich vorallem, wie er dem Kind versucht zu erklären wie ihr Vater sie zu nennen hat. :scratch: ääähhh, ja.... :loool:


    Die Kinder wollen scheinbar auch eher ein bisschen Unterhaltung und werden direkt von ihrem Vater erwischt.


    Ich kann so Bücher ja nicht mehr lesen, ohne daran zu denken, was für psychische Probleme das bei den Kindern nach sich zieht. Geht mir grade bei Jane Eyre auch so. Kann das nicht abstellen. Tut mir immer so leid für die Kinder.


    So mal gucken vllt lese ich noch ein Kapitel. Hab mir jetzt für jeden Tag mind. 3 Kapitel aufgetragen. Die sind ja auch recht kurz. :)

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • Erstes Buch

    Kapitel 1 - 3
    Schön, dass unsere Leserunde nun startet. :winken:

    Ich bin nicht gut rein gekommen. Ich finde die Sprache sehr gestelzt, die Sätze sind schachtelig geschrieben und die Charaktere nicht sehr sympatisch.

    Ich hatte zu Beginn auch ein wenig Probleme mit dem Sprachstil, mittlerweile hat sich das aber gebessert. Es ist auch mein erstes Buch von Dickens. Ich musste das Wort "vierschrötig" nachschauen, weil das so oft vorkam, ich mir darunter aber nichts vorstellen konnte.

    vierschrötig = breite, kräftige, gedrungene Gestalt und dabei derb-ungehobelt wirkend.


    Sympatisch ist Mr. Gradgrind (über diesen Namen bin ich auch gestolpert), tatsächlich nicht. "Ein Mann der Wirklichkeiten. Ein Mann der Tatsachen und Berechnungen." Eine sehr anstrengende Einstellung. Zu allem Überfluss gehört ihm die Schule, die auch "Mädchen Nummer 20" besucht und er möchte eine Musterschule daraus machen. Er hat fünf Kinder, welche nie träumen durften, vielmehr alles analysieren mussten.


    "Cilchen Jupe" hingegen finde ich sehr niedlich und aufgeweckt. Und der Hintergrund ihrer Familie ist interessant. Ihr Vater ist also Kunstreiter. Das Mädchen wird viel mit Pferden zu tun haben, aber die "Tatsachen-Definition" kann sie nicht darbringen. Das ist ein schöner Hinweis, dass Erleben, fühlen und Tatsachen auseinanderfallen können und meiner Meinung nach auch dürfen.


    Pferdebilder aufhängen ist nicht gestattet, Teppiche - mit Blumen verziert - auslegen, ebenso wenig. Das Tatsächliche soll nicht abgegildet werden. Cilchen kann dies nicht verstehen, immerhin "liebt sie Blumen gar sehr." :love: Sie hat einen so uneschwerten Geist, dass sie einen schönen Kontrast zu Mr. Gradgrind darstellt. :)


    Ein "Tatsachen-Volk" soll entstehen...für mich ein seltsamer, beklemmender Gedanke. :|


    Gradgrinds Kinder Luise und Thomas wagen es, den Zirkus zu beobachten und werden sogleich nach Hause geschleift. Luise scheint eine gewisse Einbildungskraft oder gar Fantasie? zu besitzen, was ihrem Vater natürlich nicht in den Kram passt.


    Kapitel 4 - 5


    Wir lernen den "Busenfreund" von Mr. Gradgrind kennen....Mr. Bounderby.

    Und ich finde diesen Freund sogar noch schlimmer. Er ist reich und hat scheinbar unzählige Berufszweige durchlebt. Er trieft nur so vor Selbstmitleid und gibt sein Leben in armen Verhältnissen stets zum besten, ob nun angebracht oder nicht. [-( Seine Geschichten klingen sehr karikiert und überspitzt, so dass ihn glaube ich kaum jemand ernst nehmen kann.


    Schnell ist die Schuldige für den "Müßiggang" der Gradgrinds-Kinder gefunden: Cilchen Jupe.

    Sie soll der Schule verwiesen werden.


    Coketown an sich wird als eine sehr düstere und schmutzige Stadt beschrieben.

    Und es wird über die "arbeitende Bevölkerung" sinniert, welche - wenn ich das richtig verstanden habe - nicht in die Kirche geht. Deswegen soll es einen Parlamentsbeschluss geben, der diese Leute zur Religion zwingen soll. Aber man kommt zu dem Schluss, dass die "arbeitende Bevölkerung" ohnehin verloren ist, da diese mehr und mehr dem Alkohol verfällt, zu Opium greift oder sich in Kneipen herumtreibt. Ich hoffe, ich habe das richtig verstanden. Es ist laut dieser Menschen ein "schlimmes Pack". :|


    Die Bevölkerung Coketowns hingegen sehnst sich nach einem Feiertag, arbeitet hart und unerbittlich. Sie arbeiten "lange und eintönig". Das steht dann aber komplett im Widerspruch zu dem, was die ganzen "Ämter" über diese Menschen zu sagen haben.


    Mr. Gradgrind und Mr. Bounderby machen sich auf zu Cilchens Vater und treffen auf dem Weg auf das Mädchen. Ich finde es immer bemerkenswert wie liebreizend die Kleinen antworten, wo die Männer recht provokante Fragen stellen. :) Sie scheint in einem schäbigen Wirtshaus zu leben.

    "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich." (Dietrich Bonhoeffer) :love:


    "Don't look to the left or the right, look up to the throne of God."


    :study: "Die Bibel - AT und NT" + Kommentare von William MacDonald (Langzeitprojekt) :flower:

    :study: "Das Geisterhaus - Isabell Allende" (Minileserunde)



  • Eleonorah und Pinguinchen


    Ich habe auch mit der deutschen Fassung angefangen, und kann euch verstehen. Im Gegensatz zu "Dracula" finde ich die deutsche Fassung tatsächlich ein wenig "bemüht". Das zeigt sich in der Tat vor allem im Satzbau. Ich werde auf jeden Fall das Original parallel lesen!


    Ich finde auch, dass Mr. Gradgrind überspitzt dargestellt wird. Aber Dickens hatte sicherlich keine humoristischen Absichten. Wie in allen seinen Romanen, verarbeitet er hier die schlimmen Bedingungen seiner eigenen Kindheit, und prangert sie an. Das Ganze ist also als bitterböse (!) Satire gedacht.


    Und die Namen...! Bei "Gradgrind" denke ich an eine unerbittlich mahlende, stampfende Maschine. "to grind" = mahlen, stampfen. Ein lautmalerischer Name. Bei "Bounderby" ist das ähnlich. Erinnert an "boundary" = Grenze. Und die hat er vor allem in seinem Kopf!!

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • Also ich bin erst einmal auf das ebook umgestiegen. Der Stil gefällt mit besser, die Schrift ist auch größer.

    Kapitel 1-3

    Carles Dickens verstzte mich gleich in eine mir unwirkliche Welt. Der Protagonist Gradgrind möchte eine realistische Welt. Jegliche Phantasie ist ihm suspekt. Sein Heim, seine Kinder und die Schüler seiner Schule sollen realistisch erzogen werden. Am besten mit Lehrern, die nicht zu viel wissen.

    Was für eine Welt, in die uns Charles Dickens versetzt! Es graust mich. Und ich denke, er benutzt hier beißende Satire! Oder was meint ihr?

    Cilchen und ihre Familie scheint mir da als Gegenspieler schon eingeführt! Eine Künstlertruppe! Au weia, Herr Gradgrind.

  • Kapitel 1 - 3


    Nach längerer Dickens- Abstinenz fühlt sich die Rückkehr in die Welt des Herrn Dickens für

    mich wieder an wie "nach Hause kommen". Sprachstil, diese feine bis beißende Ironie, die

    recht skurril wirkenden Charaktere, all das habe ich schon vermisst, auch wenn mir die Übersetzung teils etwas holperig erscheint.

    Die wohl neu aufkeimende Pädagogik der Tatsachen, die jegliche Vorstellungskraft und

    Fantasie im Keime ersticken will, lässt den Leser schon etwas fassungslos zurück, obwohl

    wir ja wissen, dass wir uns hier im 19. Jahrhundert befinden. Da war Strenge und absolutes

    Gehorsam in der schulischen Ausbildung nicht nur akzeptiert sondern durchaus gefordert.


    Luise scheint eine gewisse Einbildungskraft oder gar Fantasie? zu besitzen, was ihrem Vater natürlich nicht in den Kram passt.

    Das Mädel ist schon ein kleiner Lichtblick und beweist auf jeden Fall, dass das Beharren

    auf Tatsachen vor allem bei aufgeweckten Kindern seine Grenzen hat. Am Ende von Kap.2

    schreibt Dickens dazu folgenden schönen Satz:

    Zitat

    Wenn du aus deinem brodelnden Vorrat einen jeglichen Krug nach und nach füllen

    wirst bis an den Rand, meinst du dann wirklich, daß du die innen wohnende Spitzbübin

    Einbildung immer maustot schlagen - oder nicht manchmal bloß verstümmeln und

    verkrüppeln wirst.

    Wie wahr..........

    Was für eine Welt, in die uns Charles Dickens versetzt! Es graust mich. Und ich denke, er benutzt hier beißende Satire! Oder was meint ihr?

    Ich glaube das Grausen wird noch größer wenn Dickens sich den Verhältnissen der arbeitenden Bevölkerung zuwendet. Kritik an den sozialen Verhältnissen übt Dickens

    ja oft mit den Mitteln der Satire. Das finden wir hier, zumindest in diesen ersten Kapiteln,

    wieder stark ausgeprägt.

    Schön fand ich auch die Beschreibung in der unser Tatsachenprediger seine beiden Kinder

    beim heimlichen schauen in das Zirkuszelt erwischt. "Seine eigene metallurgische Luise und

    sein eigener mathematischer Tobias"


    Herrlich formuliert. Für den Leser witzig, aber für den Vater eine Katastrophe, seine "irren

    Kinder" so sehen zu müssen.

    Soweit zu Kapitel 1 bis 3. Ich bin gespannt was uns da noch so alles erwartet.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Haruki Murakami - Die Stadt und ihre ungewisse Mauer

    :study: Joseph Roth - Hiob (MLR)

  • Kapitel 1 - 2

    Ich bin auch da :) Die Arbeit hat mich leider seit gestern wieder, daher komm ich erst jetzt dazu mich zu melden.


    Mir geht es wie taliesin : es fühlt sich an wie Heimkommen, endlich wieder eintauchen in Dickens Welt und seine genialen, skurrilen Charaktere, seinen Humor, seine böse Satire und seine Ironie. Ich hab zwar auch diese beiden Kapitel gebraucht, um mich wieder an seinen Stil zu gewöhnen, aber das geht mir tatsächlich immer so, jedes Jahr wieder. Doch ich genieße das auch.


    Aber Dickens hatte sicherlich keine humoristischen Absichten.

    Oh, manchmal kommt eine ganze Menge Humor bei ihm durch. Da sollte man Dickens nicht unterschätzen, denn auch das beherrscht er durchaus hervorragend. Das macht es auch so spannend, man weiß nie so ganz genau, mit was er im nächsten Kapitel um die Ecke kommt. 8)


    Die wohl neu aufkeimende Pädagogik der Tatsachen, die jegliche Vorstellungskraft und

    Fantasie im Keime ersticken will, lässt den Leser schon etwas fassungslos zurück, obwohl

    wir ja wissen, dass wir uns hier im 19. Jahrhundert befinden.

    Ich hab ja - wie immer - eine Ausgabe mit zusätzlichen Informationen, in denen ich bis zu einem gewissen Punkt bereits gestöbert habe. Ich denke, in diesem Werk müssen wir echt ein Auge auf Dickens Sprachstil und Wortwahl haben, schon auf den ersten Seiten setzt er das sehr gekonnt ein. Bei allen "Facts, Facts, Facts", denen er sich verschrieben hat, kommt Gradgrind selbst nämlich nicht umhin, seine Technik-basierte Philosophie mit Begriffen aus dem Bereich der Natur zu beschreiben:

    "Plant nothing else and root out everything else"

    Selbst die Titel der drei Bücher sind der Landwirtschaft - und der Bibel - entnommen. Ich bin froh, wieder mit Euch gemeinsam zu lesen, denn was der eine überliest, fällt dem anderen auf und umgekehrt, so wie immer in unseren Leserunden. :D


    So, jetzt sehe ich mal zu, dass ich heute noch ein bisschen zum Lesen komme. :study:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

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  • Squirrel

    Oh, die Einteilung in drei Bücher - geschweige denn Namen dafür - gibt es in meiner deutschen Ausgabe gar nicht! Da muss ich aufpassen.


    Ausserdem stimme ich Dir zu ... so ganz ohne Humor ist Dickens natürlich nicht! Aber wenn, dann bezieht sich das meist auf die kleinen, einfachen Leute. Bei denen ist er schon mal etwas nachsichtig :wink:

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  • Zu Kap. 1 - Kap. 5

    Hallo zusammen :huhu:,

    da bin ich nun auch und habe auch schon bis Kap. 5 lesen können. Bisher gefällt es mir ganz gut, wobei ich mich immer noch an der Rechtschreibung störe, v. a. wenn Cili Jupe knixt #-o oder einen Knix macht ](*,) - ich hoffe, meine Printausgabe vom Inselverlag kommt bald.

    Thomas Gradgrind (was für ein Name), um den es hier erstmal geht, ist ja wirklich ein sehr sympatischer Mensch.

    Oh ja, Mr. Gradgrind ist wirklich ein Fall für sich - fängt schon im ersten Absatz an, wo er die Bildung des Geistes vernunftbegabter Tiere mit der Bildung des menschlichen Geistes gleichsetzt. #-o Allerdings habe ich nach einigen Seiten eher das Gefühl, dass er gar nicht bösartig ist, sondern die Funktionen der linken Gehirnhälfte (Logig, Mathematik, Analyse usw.) bei ihm übermäßig ausgeprägt sind, während Phantasie, Kreativität, Emotionen usw. ziemlich zu kurz kommen und er das auch bei seinen Schutzbefohlenen austreiben möchte. Er ist aber nicht grundsätzlich böse. Sehr abwertend und unsympathisch fand ich allerdings, dass er Cecilie Jupe mit "Mädchen Nummer Zwanzig" anspricht, während er von den Jungen (Bitzer) den Namen kennt :thumbdown:, was aber vermutlich zur damaligen Zeit üblich war.

    Pferdebilder aufhängen ist nicht gestattet, Teppiche - mit Blumen verziert - auslegen, ebenso wenig. Das Tatsächliche soll nicht abgegildet werden.

    Das war schon ziemlich heftig, dieses regelrechte Ausmerzen-Wollen jeglicher Phantasie, Träume, Farben oder Kunst. :shock:

    Gradgrinds Kinder Luise und Thomas wagen es, den Zirkus zu beobachten und werden sogleich nach Hause geschleift. Luise scheint eine gewisse Einbildungskraft oder gar Fantasie? zu besitzen, was ihrem Vater natürlich nicht in den Kram passt.

    Die armen Kinder, von klein auf wurden sie "geschulhofmeistert" - kein Wunder, dass sich irgendwann die kindliche Neugier und Natur Bahn bricht. Obwohl ich bei Luise durchaus auch jugendliches (oder pubertäres) Aufbegehren gegen die elterlichen Prinzipien herauslese.:twisted: Die immerkranke dämliche Mutter ist ja wohl auch der Hammer#-o - von dieser Person ist keinerlei Unterstützung zu erwarten und da kann man eigentlich noch fast froh sein, wie aufgeweckt Luise und Thomas eigentlich wirken.

    Mr. Bounderby.

    Und ich finde diesen Freund sogar noch schlimmer.

    Bah, der ist ja so widerlich. :puker: Zum einen sein ständiges Herumprahlen - was hört der Kerl sich gerne selbst reden und stellt sich als den Aufsteiger aus der tiefsten Gosse dar. Ich bin gespannt, wie er wirklich aufgewachsten ist. Zum anderen finde ich aber viel schlimmer sein abartiges, lüsternes Interesse an Luise und sein Fordern eines Kusses von ihr - der Kerl ist so ekelhaft :puker:und ich hoffe inständig, dass Luise ihm irgendwie entkommen kann. Auch dass Bounderby einfach über das Schicksal der kleinen Cili Jupe bestimmen und sie aus der Schule werfen lassen will, ist so widerwärtig. Dickens hat da einen ziemlichen Bösewicht und Widerling gezeichnet und bin gespannt, was dieser noch anrichten wird.

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Trude Teige - Als Großmutter im Regen tanzte

  • Hier hab ich mal was Interessantes für euch, aus dem Vorwort zur englischen Ausgabe. Es handelt sich um ein E-Book aus der Reihe “Delphi Classics“.


    Dickens’ shortest novel, Hard Times was first published in 1854, at a time when sales of his weekly periodical, Household Words, were low and so he hoped the inclusion of the novel in instalments would increase sales. The novel explores the social and economic pressures of the times and was unusual in that it did not contain illustrations; nor was it set in or around London. Instead the story is set in the fictitious Victorian industrial Coketown, a generic Northern English mill-town, not unlike Manchester, partially based on nineteenth century Preston. The novel follows a classical tripartite (three part) structure, and the titles of each book are related to Galatians 6:7, “For whatsoever a man soweth, that shall he also reap.” Book I is entitled “Sowing”, Book II is titles “Reaping” and the third is “Garnering.”

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)