Charles Dickens - Harte Zeiten (ab 11.01.2021)

  • Zweites Buch

    Zweites Kapitel

    James Harthouse


    Uiuiui, hier geht die Kritik von Dickens eindeutig weiter. Und die Partei der Gradgrind angehört scheint eine der schlimmsten sein. Und aus den Reihen dieser Partei kommt James Harthouse also empor. Hier wird sowas von ironisch dargestellt, dass man durch pures Tatsachen-Theorie lernen an einen Posten kommen kann, ohne überhaupt etwas von der Materie verstehen zu müssen. Was für eine Vetternwirtschaft, damals wie .... ähm ja.


    Bei Harthouse gehen einem doch alle möglichen Alarmanlagen los. Was für eine Person. Er weiß mehr über Bounderby, Thomas und Luise wie gedacht. Beobachtet sehr genau. Ich empfinde ihn als äußerst berechnend und gefährlich.


    Ich habe es ja schon befürchtet, aber Luise geht es wirklich gar nicht gut in dieser Umgebung. Und ausgerechnet Thomas ist ihr Lichtblick. Thomas, der sich flegelhaft benimmt und als Lümmel bezeichnet wird.


    Was wohl Harthouse beabsichtigt als er Thomas so beeinflusst, dass er ihn zum Gasthof zu begleitet. Mit Sicherheit nichts gutes.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Hoch die Hände, Wochenende :bounce:

    Zeit, um entspannt und in Ruhe zu lesen und mit Euch zu schreiben. :D Ich dank Dir nochmal drawe dass Du als erste ein entspannteres Lesepensum zur Sprache gebracht hast. Das war echt gut so :kiss:


    Gradgrind

    Aber er hat nun mal, wenn es um Gefühlsangelegenheiten geht, die gleiche Mauer um sich die auch Luise langsam um sich aufbaut.

    Menschlichkeit wiederzufinden wäre also ein Schritt diese Mauern einzureißen.

    Da bin ich ganz deiner Meinung. Immerhin hat sich diese Menschlichkeit schon angedeutet und es besteht Hoffnung. :wink:

    Ich bin gespannt, ob die Geschichte, zumindest in dem ein oder anderen Fall, noch den dunklen Schleier lüftet der bisher auf ihr lastet.

    Da vertraue ich voll auf Dickens, dass er uns alle Schleier anhebt und zeigt, was sich darunter verbirgt. :)

    Ich sehe Gradgrind als jemanden, der eine Entwicklung macht. Seine Beurteilung Cilis waren für mich ein erster Entwicklungsschritt: er erkennt, dass jemand zwar mit Tatsachen nichts am Hut hat, aber dennoch ein liebenswerter und "nützlicher" Mensch sein kann.

    Seh ich auch so. Allerdings machen bestimmt auch andere noch ihre Entwicklungen durch, es fragt sich nur in welche Richtung...

    Vielleicht habe ich mich auf eine meiner Spekulationen versteift, dass in Gradgrind etwas Tragisches angelegt ist: dass er eines Tages erkennt, dass er an der Fehlentwicklung seines Sohnes mitschuldig ist.


    Ich spekuliere mal fleißig weiter:

    Der Erzähler wird die beiden Figuren Thomas und Stephen miteinander verbinden. Thomas gerät auf die schiefe Bahn, und Stephen wird dafür verantwortlich gemacht.

    Ich liebe deine Spekulationen und beim oberen Punkt denke ich tatsächlich genauso. Dass Thomas das "Sorgenkind" werden wird, darüber sind wir uns wohl alle einig.

    Beim zweiten Punkt weiß ich nicht so recht - ausgerechnet Thomas und Stephen? :scratch: Andererseits wäre das eine Erklärung für diesen zweiten Handlungsstrang und umverknüpft lässt Dickens nichts stehen. Schauen wir mal, die Hälfte haben wir ja schon fast gelesen.

    Entweder er erkennt, dass seine Überzeugungen das Leben seiner Kinder zerstört hat oder er lebt seine Überzeugung weiter und versteht am Schluss des Buches die Welt nicht mehr.

    Hmm, das zweite wäre natürlich auch noch eine Möglichkeit. :-k

    Kapitel 16

    Puh, jetzt wird es ernst mit der Hochzeit und eine Hochzeit ist eine ernste Sache und kein Spaß. Aber vorher nochmal amüsant mit Bounderby und Mrs Sparsit :loool:

    Das klingt ja fast schon als wüsste sie etwas über ihn und er würde ihr "Schweigegeld" geben.

    Überhaupt findet er sie unglaublich großzügig ab. Dienstmädchen, Laufbursche, Kosten für Licht- und Kohle. Ich empfinde ihn nicht gerade als eine großzügige Persönlichkeit, was mich in dem Punkt misstrauisch werden lässt.

    Wie taliesin auch kann ich Dir bei diesem Gedankengang gut folgen. Denn welchen Grund gäbe es sonst, dass ausgerechnet Bounderby so großzügig ist. Und es wäre eine Erklärung dafür, warum er so hypernervös ist wegen der ganzen Angelegenheit. Nach einem normalen Angestelltenverhältnis klingt das alles gar nicht mehr.

    Was mir dabei nicht ganz klar ist: welche Funktion hat Mrs Sparsit jetzt in der Bank? Sind diese Apartments für höhere Angestellte und sie quasi eine Art Anstandsdame? ?(

    Ach ja und die Hochzeit, eine rein geschäftliche Angelegenheit.

    Puh, so traurig. Eine Hochzeit soll doch Freude bereiten, alle glücklich sein und die Vorbereitungen genießen. Und dann das. Ganz makaber fand ich folgenden Satz:

    Zitat von Dickens

    Love was made on these occasions in the form of bracelets; [ ... ]

    Das ist nur eine geschäftliche Angelegenheit, nichts weiter und so deprimierend. Ich bin nun wirklich kein Romantiker, aber neeee, das geht zu weit :pale:


    Irgendeinen Plan schmiedet Thomas ganz sicher und in diesem Plan spielt seine Schwester unbedingt eine wichtige Rolle. Ob dieser Plan auch zu ihrem Vorteil ist wage ich zu bezweifeln.

    Daran hege ich übergroße Zweifel. Je öfter Thomas wieder auftaucht, desto unsympathischer wird er mir. Aber bitte, erklärt mir mal den "Kartenjux" - im Original find ich nichts, was auch nur annähernd dazu passen würde ?(

    "In den Armen eines weit besseren Wesens"........... :-k Das spricht nicht für Thomas und wen meint er denn da?

    Darüber war ich auch gestolpert. Vielleicht meinte Dickens damit, dass sie einen netteren und besseren Mann verdient hätte. Im Moment würde ich in dem Buch allerdings keinen möglichen Kandidaten für sie sehen.

    Ja, ich denke auch, dass das eine generelle Aussage ist, nicht bezogen auf jemand speziellen von den Charakteren, die wir bisher kennen gelernt haben.


    Mir ist jetzt noch was aufgefallen, worauf Dickens gar nicht eingeht; vermutlich weil es damals das normalste der Welt war. Die Hochzeit ist kirchlich und ich denke, damals gab es schlicht noch nicht die Möglichkeit einer standesamtlichen Trauung. Aber einem Charakter wie Gradgrind muss das doch im tiefsten Inneren sauer aufstoßen. So wie er angelegt ist mit seiner Fixierung auf Fakten und berechenbare Größen kann er doch mit Religion und Glauben nichts anfangen und müsste es aus tiefster Seele heraus verabscheuen. :-k Auf der andren Seite ist Kirche und Kirchgang damals tief in der Gesellschaft verankert und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand zum MP wird ohne am grundlegenden gesellschaftlichen Teil - also der Kirche - nicht teilzunehmen. Das verwirrt mich grad etwas.

  • Die Hochzeit ist kirchlich und ich denke, damals gab es schlicht noch nicht die Möglichkeit einer standesamtlichen Trauung.

    Ich kann nur für Deutschland sprechen: da wurden die Zivilehe und die Registrierung im Standesamt erst unter Bismarck eingeführt. Bis dahin waren die kirchlichen Register entscheidend.

    Vielleicht war es in England ähnlich?

    Auf der andren Seite ist Kirche und Kirchgang damals tief in der Gesellschaft verankert und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand zum MP wird ohne am grundlegenden gesellschaftlichen Teil - also der Kirche - nicht teilzunehmen.

    Die Verbindung Kirche + Staat ist in England bis heute noch wesentlich enger; denk nur mal dran, dass die Queen zugleich Oberhaupt der anglikanischen Kirche ist.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Die Verbindung Kirche + Staat ist in England bis heute noch wesentlich enger; denk nur mal dran, dass die Queen zugleich Oberhaupt der anglikanischen Kirche ist.

    Eben - aber zu Gradgrind passt doch überhaupt nicht die Vorstellung, dass er eine Kirche betritt oder gar an Gott glaubt. Das beisst sich doch geradezu. Aber Dickens lässt das völlig offen. Ist vielleicht auch deshalb die eigentlich Hochzeit nur diese 6 Zeilen wert?

  • Eben - aber zu Gradgrind passt doch überhaupt nicht die Vorstellung, dass er eine Kirche betritt oder gar an Gott glaubt.

    Für uns heute schon - aber für Gradgrind nicht. So säkularisiert war die Welt noch nicht! Ich denke, dass die normierende Kraft der Kirche auch in England noch sehr groß ist. In Deutschland verlor sie diese Kraft erst allmählich im Zuge der Industrialisierung.

    Allerdings wundert es mich auch, dass die anglikanische Kirche nicht ihr Fett abkriegt. Aber vielleicht hätte Dickens damit seine Leserschaft gegen sich aufgebracht?


    P.S. Eigentlich kriegt sie ja ihr Fett ab. Sind in Coketown nicht 16 religiöse Sondergruppen ansässig? Und trotzdem ändert sich nichts am Elend?

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Eben - aber zu Gradgrind passt doch überhaupt nicht die Vorstellung, dass er eine Kirche betritt oder gar an Gott glaubt.

    Für uns heute schon - aber für Gradgrind nicht. So säkularisiert war die Welt noch nicht! Ich denke, dass die normierende Kraft der Kirche auch in England noch sehr groß ist. In Deutschland verlor sie diese Kraft erst allmählich im Zuge der Industrialisierung.

    Allerdings wundert es mich auch, dass die anglikanische Kirche nicht ihr Fett abkriegt. Aber vielleicht hätte Dickens damit seine Leserschaft gegen sich aufgebracht?


    P.S. Eigentlich kriegt sie ja ihr Fett ab. Sind in Coketown nicht 16 religiöse Sondergruppen ansässig? Und trotzdem ändert sich nichts am Elend?

    Ihr Fett bekommt sie weg durch diese Splittergruppen. Aber den Konflikt Gradgrind vs Kirche/Religion spart Dickens aus.

    Evtl. hat es wirklich mit der Leserschaft zu tun, da könntest du recht haben. Immerhin ist dieses Buch entstanden um einer Zeitung aus der wirtschaftlichen Misere zu helfen.

  • Immerhin ist dieses Buch entstanden um einer Zeitung aus der wirtschaftlichen Misere zu helfen.

    Das wusste ich nicht, dass das auch ein Fortsetzungsroman ist! Er wirkt so straff konstruiert, und vor allem: es ist so düster. Und da das Lesepublikum der Mittelschicht entstammt, darf er seinen Roman nicht überfrachten mit Schilderungen des sozialen Elends.


    Und damit der Leser wenigstens bisschen was Heiteres findet, ist wohl Mrs Sparsit geschaffen worden - eventuell auch Mrs Gradgrind. Mich erheitert allerdings keiner der beiden Figuren.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • 16. Kapitel


    Das klingt ja fast schon als wüsste sie etwas über ihn und er würde ihr "Schweigegeld" geben.

    Du hast recht, das passt!

    In Kapitel 17 heißt es nämlich:

    Zitat

    "... Geheimnisse, deren Enthüllung ungeahntes Verderben über ungeahnte Persönlichkeiten bringen konnte (doch gewöhnlich Leute, die sie nicht leiden konnte). Das waren die Hauptpartien in ihrem Idealkontobuch."

    Sie weiß also etwas über Bounderbys Vergangenheit.

    Und die Tatsache, dass er ihr ständig so schmeichelt, hat auch damit zu tun: er muss sie bei Laune halten.


    Vermutlich wird die geheimnisvolle Frau die Wahrheit ans Licht bringen...?


    Zu Kapitel 17

    Ich musste so grinsen wie sich die Dame Sparsit sieht, nämlich als Fee des Bankhauses, während die Stadtleute eher an einen Drachen denken.

    :lol:

    Tja - manchmal bestehen große Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung!


    Bitzer erinnert mich in seiner schleimigen Art und auch von seinem Aussehen her sehr an Uriah!

    Und die Scheinheiligkeit, mit der Mrs Sparsit mit diesem Angestellten lästert und direkt gierig auf Lästereien wartet - das passt auch zu der Annahme, dass sie Bounderby in der Hand hat. Sie sammelt Informationen.

    Wen meint Frau Sparsit am Schluss des Kapitel mit "O du Tropf!" ?

    In meinem Text sagt sie "Oh du Narr!"


    Ich habe mir das so zusammengereimt:

    Der junge Besucher, der in seiner Lässigkeit bisschen geckenhaft gezeichnet ist, interessiert sich auffallend für Luise. Erst dachte ich, Mrs Sparsit meint Bounderby: er sei der Narr, weil er eine so junge Frau geheiratet habe, und nun kommt ein attraktiver junger Mann und versucht ihm seine Frau auszuspannen.

    Aber ob Luise sich so leicht ausspannen lässt? Dann wäre der namenlose junge Mann der "Narr".

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Das wusste ich nicht, dass das auch ein Fortsetzungsroman ist!

    Dickens Magazin Household Worlds hatte 1853 starke Auflagenprobleme und seine Partner waren der Überzeugung, dass ein Roman von ihm die Auflagen steigern würden. Sie behielten auch recht. Hard Times wurde vom 1. April bis 12. August 1854 wöchentlich veröffentlicht, die Auflage stieg von durchschnittlich 60.000 auf 70.000-80.000 und der Text meiner Ausgabe ist der von der ersten Buchveröffentlichung am 07. August 1854.

    Dickens nutzte die Chance und koppelte oft kritische Themen der Zeitung mit dem Roman. So gibt es gleich zu Beginn im Kapitel 17 die Inspektoren in den Fabriken, wenige Wochen vorher erschien ein Artikel in der Zeitung, die von einem verheerenden Unfall eines Mädchens (also eines Kindes, keiner jungen Frau) in der Weberei berichtete, die in eine Maschine fiel. Sie überlebte zwar, aber verlor u.a. einen Arm dabei.


    Er wirkt so straff konstruiert

    Dickens beherrschte das total gut. Aber ich glaube, die extrem kurzen Kapitel spielen dabei auch eine entscheidende Rolle.


    "Oh du Narr!"

    Ich hab das Kapitel noch nicht gelesen, aber schnell nachgeschaut. Im Original sagt sie 'O you Fool' - also Narr.

  • Zu Kapitel 17

    :shock: What!!??? ich habe kein Kapitel 17. Bei mir ist es, denke ich, Kapitel 1 im zweiten Buch.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • ich habe kein Kapitel 17.

    Und ich habe keine Bücher.

    Meine Ausgabe zählt die Kapitel nacheinander auf, ohne Überschriften.

    Weil ich im kindle lese, kann ich mir auch nichts reinschreiben.

    Am besten gebe ich die Satzanfänge wieder, oder was schlägst du vor?

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Zu Kapitel 17

    :shock: What!!??? ich habe kein Kapitel 17. Bei mir ist es, denke ich, Kapitel 1 im zweiten Buch.

    Guck mal, deshalb hatte ich es so aufgeschlüsselt. Ich hab nämlich auch kein Kapitel 17 :wink:


    Kapitel 1 - 10 (Die Saat / Sowing, Kap 10) = Stephen Blackpool bis Seite 70 (60 Seiten)

    Kapitel 11 - 20 (Die Mahd / Reaping, Kap 4) = Men and Brothers bis Seite 143 (73 Seiten)

    Kapitel 21 - 28 (Die Mahd / Reaping, Kap 12) = Down bis Seite 214 (71 Seiten)

    Kapitel 29 - 37 (Die Ernte / Garnering, Kap 9) = Final bis Seite 288 (74 Seiten)

  • Dickens nutzte die Chance und koppelte oft kritische Themen der Zeitung mit dem Roman. So gibt es gleich zu Beginn im Kapitel 17 die Inspektoren in den Fabriken, wenige Wochen vorher erschien ein Artikel in der Zeitung, die von einem verheerenden Unfall eines Mädchens (also eines Kindes, keiner jungen Frau) in der Weberei berichtete, die in eine Maschine fiel. Sie überlebte zwar, aber verlor u.a. einen Arm dabei.

    Ach Gott...

    Dazu passt dann auch der menschenverachtende Umgang mit einem schweren Eisenbahnunglück, von dem in Kapitel 18 die Rede ist: keine Empathie, null Pietät, statt dessen Verharmlosung und Spott.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Am besten gebe ich die Satzanfänge wieder, oder was schlägst du vor?

    Das ist lieb, aber wohl nicht nötig. Ich rechne jetzt einfach um 17 = 1 / 18 =2 etc.

    Ich zitiere ja nur aus der deutschen Ausgabe und lese die Englische.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Ich rechne jetzt einfach um

    Danke! Ich bin offenbar die Einzige "mit ohne" Buch und Überschrift.

    Also rechne ich um. Das schaffe ich grad noch so :scratch::lol:!


    Ich habs schon aufnotiert.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Danke! Ich bin offenbar die Einzige "mit ohne" Buch und Überschrift.

    :) "mit ohne Buch" würde mich nervös machen. Ich hab halt so einen Papier-Fimmel.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • würde mich nervös machen.

    Die kindle-Ausgabe zählt die Kapitel der Reihe nach durch, ohne Unterteilung in die drei Bücher.


    Aber Du meinst das kindle-Lesen?

    Ich glaube, das mache ich bei einem Leserunden-Buch nie wieder. Jetzt habe ich so eine Art Begleitheft daneben liegen für Notizen, aber es geht nichts über das Unterringeln, das Anstreichen, Pfeile und Klammern setzen und so fort. Nur so kann ich ein Buch so richtig in Besitz nehmen.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • zu Kap. 13 - Kap. 16

    Sehr explizit wurden ja die beiden Flaschen am Bett der Ehefrau beschrieben und ich war schon die ganze Zeit über gespannt, wann sie Dickens punktgerecht einsetzen wird

    Ich hatte überlegt, was denn Gift am Bett einer Kranken zu suchen hat, tippe aber mal auf Arsen, das früher ja als Heilmittel verwendet wurde.:-k Nur etwas unverantwortlich, beide Flaschen in Reichweite der Kranken zu stellen. #-o


    Rachael wird in Kap. 13 wirklich als das personifizierte Gute dargestellt - verzeihend, barmherzig, aufopfernd. Mir kam der Gedanke, dass sie Stephen vielleicht auch aus Anstand gegenüber ihrer alten Freundin nicht näher an sich heranlässt. :-k

    Und über Stephen habe ich mir auch noch Gedanken gemacht: Er hat sich viele Jahre bemüht, seiner Ehefrau zu helfen und ihr ein guter Mann zu sein, was ihn ausgelaugt und zermürbt hat. Daher fand ich sein Hoffen auf ein wenig Glück mit Rachael verständlich und fast noch erstaunlich, dass er nach allem, was hinter ihm liegt überhaupt noch Glück und Hoffnung empfinden kann. Am Ende des Kapitels hatte ich aber das Gefühl, dass er Rachael freigibt, oder? :scratch:


    Gradgrind bemüht sich um Gerechtigkeit Cili gegenüber, er sieht ihre Grenzen und Fähigkeiten.

    Hm...ich fand ihn eher ziemlich selbstgerecht in diesem Gespräch mit Cili. Als sie ihm erklären wollte, wenn sie vielleicht etwas weniger Lernpensum gehabt hätte..., ließ er sie gar nicht ausreden und schulmeisterte wieder ordentlich. :wuetend: Aber in irgendeiner Ecke seines Faktenherzens scheint er sie trotz ihrer vielen Unzulänglichkeiten doch gern zu haben. :loool:

    Das Gespräch zwischen Vater und Tochter ist ein Paradebeispiel für eine nicht geglückte Kommunikation. Wie sie das Wort "Liebe" umschiffen, ist direkt grotesk.

    Aber wirklich. Das fing schon damit an, dass er ihre Leidenschaftslosigkeit und Vernunft lobt, ihr dann vom Heiratsantrag erzählt und sich wundert, wieso sie nicht in jauchzende Gefühlsstürme ausbricht. :wuetend: Als sie kurz von Liebe spricht, bringt ihn das etwas aus der Fassung, aber mit seinen statistischen Ausführungen zu Ehen, Lebenserwartungen usw. bringt er das Gespräch wieder in sichere Gewässer. Das hat mich wirklich böse gemacht und Luise tat mir einfach nur unendlich leid.


    Stutzig gemacht hat mich ihre Zusage zur Heirat, die ihr Vater ihm wortwörtlich mitteilen sollte. Mal sehen, was dahintersteckt und was für Pläne sie verfolgt. Vielleicht will sie sich ihrem Ehemann als ebenso kalten und verschlossenen Menschen präsentieren, als der sie in dem Gespräch auftrat.


    Das klingt ja fast schon als wüsste sie etwas über ihn und er würde ihr "Schweigegeld" geben.

    Überhaupt findet er sie unglaublich großzügig ab. Dienstmädchen, Laufbursche, Kosten für Licht- und Kohle. Ich empfinde ihn nicht gerade als eine großzügige Persönlichkeit, was mich in dem Punkt misstrauisch werden lässt.

    Ich dachte nur, er will sie weiterhin als Trophäe behalten, aber dein Gedanke ist viel einleuchtender. :thumleft: Herrlich war ja die durch und durch aristokratisch-hochnäsige Reaktion von Mrs. Sparsit auf seine Ehepläne. :twisted:


    Im Moment sind für mich zwei Entwicklungsmöglichkeiten für ihn offen. Entweder er erkennt, dass seine Überzeugungen das Leben seiner Kinder zerstört hat oder er lebt seine Überzeugung weiter und versteht am Schluss des Buches die Welt nicht mehr.

    Es könnten auch beide Varianten sein - erst versteht er die Welt nicht mehr und dann kommt die bittere Erkenntnis. :twisted:

    Die Verbindung Kirche + Staat ist in England bis heute noch wesentlich enger; denk nur mal dran, dass die Queen zugleich Oberhaupt der anglikanischen Kirche ist.

    Eben - aber zu Gradgrind passt doch überhaupt nicht die Vorstellung, dass er eine Kirche betritt oder gar an Gott glaubt. Das beisst sich doch geradezu. Aber Dickens lässt das völlig offen. Ist vielleicht auch deshalb die eigentlich Hochzeit nur diese 6 Zeilen wert?

    Ich könnte mir vorstellen, dass er ohne weiter zu hinterfragen in die Kirche gegangen ist, weil alle das so machen und es einfach dazugehört. Denn die Existenz Gottes zu hinterfragen, über den Ursprung der Menschheit zu philosophieren oder sich gegen vorherrschenden Glauben aufzulehnen bedarf doch eigentlich auch einer Form von Leidenschaft, Phantasie und Neugier, was seinem Fakten-Charakter ja wohl total widersprechen würde. :lol:


    So, jetzt mache ich mich mal schnell an Kap. 17 und 18. :study:

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Mir geht es noch einmal um den Begriff "Feenpalast". Mir kommt da kein Schloss in den Sinn, sondern eine Art Wichtelwerkstatt, wo eine Hand in die andere greift, also total effektiv gearbeitet wird. Und von Außen kann das faszinierend wirken, wie alles ineinander greift. Ich sehe da einen Weihnachtswichtelfilm in Gedanken vor mir. Die Fabrikgebäude waren ja auch sehr beeindruckend.

  • Daher fand ich sein Hoffen auf ein wenig Glück mit Rachael verständlich und fast noch erstaunlich, dass er nach allem, was hinter ihm liegt überhaupt noch Glück und Hoffnung empfinden kann. Am Ende des Kapitels hatte ich aber das Gefühl, dass er Rachael freigibt, oder? :scratch:

    Nein, das Gefühl hatte ich nicht, ganz im Gegenteil.

    Stutzig gemacht hat mich ihre Zusage zur Heirat, die ihr Vater ihm wortwörtlich mitteilen sollte. Mal sehen, was dahintersteckt und was für Pläne sie verfolgt. Vielleicht will sie sich ihrem Ehemann als ebenso kalten und verschlossenen Menschen präsentieren, als der sie in dem Gespräch auftrat.

    Ich hatte den Eindruck, dass sie damit die Abwesenheit von Liebe quasi in Stein meißeln wollte, um Bounderby von vornherein klarzumachen, dass es von ihrer Seite her eine reine Zweckehe ist.

    Mir geht es noch einmal um den Begriff "Feenpalast". Mir kommt da kein Schloss in den Sinn, sondern eine Art Wichtelwerkstatt, wo eine Hand in die andere greift, also total effektiv gearbeitet wird. Und von Außen kann das faszinierend wirken, wie alles ineinander greift. Ich sehe da einen Weihnachtswichtelfilm in Gedanken vor mir.

    Spannend, wie unterschiedlich unser Kopfkino läuft. Für mich sind Feen und Wichtel total unterschiedliche Wesen und von daher hätte ich das nie so interpretiert. Aber andererseits kann ich die Faszination des effektive Arbeiten wie Du es beschreibst nachvollziehen.