Sif Sigmarsdóttir - Das dunkle Flüstern der Schneeflocken / The Sharp Edge of a Snowflake

  • Kurzmeinung

    drawe
    Gutes Thema, aber eine recht selbstbewusste Protagonistin, viel Fäkalsprache - nicht so meins.
  • Kurzmeinung

    Aleshanee
    Spannender Thriller mit aktuellen Themen zu social media
  • Verlagsinfo


    Island – schneebedeckt, düster, tödlich …


    Hannah Eiríksdottir freut sich überhaupt nicht, in den kalten Norden zu ziehen. Doch das Praktikum bei der Tageszeitung entpuppt sich als spannende Gelegenheit, die erfolgreiche Influencerin Imogen Collins kennenzulernen – und schnell ist Hannah sehr beeindruckt von ihr.

    Als kurze Zeit später eine Leiche in einem Lavafeld gefunden wird, sprechen alle Indizien gegen Imogen und sie wird verhaftet. Ist Imogen Collins wirklich eine Mörderin und ihr perfekter Instagram-Feed nur eine gut getarnte Fassade? Hannah beginnt, eigenmächtig zu ermitteln und gerät dabei an den Rand der Legalität …


    Vor einer atmosphärischen Kulisse in Island, voller Spannung und mit cleveren Social Media-Bezügen erzählt Sif Sigmarsdóttir einen topaktuellen Nordic Noir-Thriller über Wahrheit, Lügen, die Manipulation von Big Data und den schönen Schein der Instagram-Welt.


    Meine Meinung


    Ein Buch, das sehr passend ist für die angesprochene Generation, aber ich auch in "meinem Alter" wirklich spannend fand.

    Es ist sehr viel reingepackt worden an Themen, wie eine psychisch kranke Mutter, ein Elternteil der fehlt, Datenklau im Internet, gezielte Werbung und Manipulierung, die Spirale der Social Media Abhängigkeit grade durch Instagram, sexuelle Übergriffe, ein Mord und ein bisschen Liebe.

    Allerdings hat die Autorin das ganz gut unter einen Hut gebracht.


    Ich überfliege die Zahlen in den Blasen, die ewigen Gezeiten der Wertungen und Urteile, denen wir in Wirklichkeit so gleichgültig sind wie die Küste dem Meer: Wie sehr wirst du heute geschätzt? Wie stark geliebt, wie viele Menschen suchen deine Nähe? Mag dich denn überhaupt irgendwer? Hast du neue Freunde? Wie sieht´s mit Followern aus?

    Zitat Pos 69


    Die 16jährige Hannah steckt ihre Nase gerne in fremde Angelegenheiten, was nicht immer positive Auswirkungen hat: das verschlägt sie dann auch zu ihrem Vater nach Island, zu ihm und seiner "anderen" Familie und zu seiner Arbeit bei einer Tageszeitung. Das Praktikum, das sie beim ihm als "Strafe" ableisten muss, führt sie dann allerdings recht schnell mitten in einen riskanten Mordfall.


    Die 19jährige Imogen ist innerhalb von zwei Jahren zu einer berühmten Influencerin geworden, ein Traum von vielen, doch grade sie selbst weiß ganz genau, was hinter der Fassade der strahlenden Fotos auf Instagram und Co steckt. Auch ihr Weg führt nach Island, doch ihre Flucht vor der Vergangenheit stellt sie vor die harte Realität.

    Aus Sicht der beiden Protagonistinnen werden die Ereignisse abwechselnd beschrieben. Ein sehr cooler Kapiteleinstieg sind immer Beschreibungen eines Instagram Fotos mit den Optionen für die Bildunterschrift, die meist schon sehr tief blicken lassen und die Kapitel perfekt einleiten.


    Wie oben beschrieben gibt es sehr viele Konflikte und Spannungen, die die Handlung vorantreiben und man fliegt wirklich mit viel Tempo durch die Seiten. Auch wenn die vielen Themen nicht zu sehr in die Tiefe gehen, wird einem sehr klar bewusst gemacht, wie wichtig es ist, darüber nachzudenken und zu sich selbst ehrlich zu sein.

    Vor allem auch die Datensammlung über jede online Nutzung, über die wir ja kaum noch einen Überblick haben und die nur von Werbefachleuten ausgewertet wird.


    Alles, was man tat, egal ob on- oder offline, hinterließ eine Spur im Digitalen. Jeder Kauf mit EC- oder Kreditkarte, jede Suchanfrage auf Google, jede Bewegung mit dem Handy in der Tasche, jedes Like auf Facebook wurde abgespeichert.

    Zitat Pos 968


    Schön waren auch die Beschreibungen von Island, dem "Land und den Leuten" und ihrem eigenwilligen Charakter und vor allem auch kleine Besonderheiten, die den besonderen Charme des Inselstaates.

    Vieles war leider etwas vorhersehbar, erst gegen Ende gab es dann die ein oder andere Überraschung, die mir dann aber fast schon zu abgedreht war und zuviel des ganzen. Obwohl es sich angebahnt hatte, hätte mir weniger Dramatik besser gefallen, da kam ich mir überrumpelt vor, auch wenn es an sich schon stimmig war.


    Insgesamt aber definitiv eine lesenswerte Geschichte mit viel Input, der grade in der heutigen Zeit wichtigen Themen - abschließen möchte ich meine Rezension mit diesem tollen Zitat:


    Die "Norm" ist eben nicht eindeutig definiert. Das Normale umfasst ein ganzes Spektrum wie ein Regenbogen. Lauter verschiedene Farben ohne Richtig und Falsch. Das Normale hat immer auch Macken und Fehler. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Wie gut wir unseren Weg durch die Welt trotz dieses Päckchens oder Pakets finden, danach sollte man beurteilen, wie wir uns schlagen, und nicht danach, wie schnell wir unsere Last abschütteln können.

    Zitat Pos 4332

    Mein Fazit: 4 Sterne


    Weltenwanderer