Sara Mesa - Quasi / Cara de pan

  • Klappentext


    Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. Alles beginnt im Spätsommer, in einem Park. Als er plötzlich vor ihr steht, fühlt sie sich überrumpelt. Quasi ist "quasi vierzehn" und schwänzt nicht zum ersten Mal die Schule. Der Alte ist freundlich, schüchtern fast, gar nicht wie die anderen Männer, denen sie schon begegnet ist. Am nächsten Tag kommt er wieder. Der Alte liebt nichts mehr als Vögel und die Musik von Nina Simone, arbeiten will er nicht. Quasi glaubt, allein zu sein in der Welt, die Gleichaltrigen sind ihr fern und fremd. Sie findet sich uninteressant, wäre gern abenteuerlustiger, vielleicht verführerischer. Den Alten scheint das nicht zu kümmern. Aber was steckt dann hinter den "falschen Verdächtigungen", von denen er erzählt? Tage und Wochen vergehen so: redend und schweigend im Gebüsch, und zugleich wächst die Gefahr, entdeckt zu werden - von den Eltern, der Schulbehörde oder anderen Parkbesuchern. Quasi weiß, dass etwas passieren muss...

    Reduziert und mit beunruhigender Unterströmung erzählt dieser Roman von zwei Außenseitern - und nähert sich langsam dem Tabu einer Beziehung, an der alles verdächtig zu sein scheint.


    Beobachtungen


    Ein Roman wie die Pubertät selber: Verwirren, versuchen, verlieben, verlieren, verführen, versagen, versprechen - alles ist dabei. Weglaufen und Bleiben. Der Körper und nicht der Körper. Ein Mädchen und auch nicht mehr ein Mädchen. Ein Mann und doch gar nicht ein richtiger Mann. Ein Wahrheits-Tagebuch und Lügen-Tagebuch. Das alles kommt auf 140 Seite vor. Das meiste passiert geschützt durch eine Hecke, aber es kommt kein Prinz, sondern ein alter Mann, ein Sonderling. Es ist liebevoll und behutsam, was zwischen den beiden stattfindet, "körperfrei" bis auf zwei kurze harmlose Passagen. Weil es aber keine Prinz ist, wird es auch keine Befreiung, sondern alles bleibt eine Episode, in der sich viel ereignet, aber am Schluss geht jeder mit hängendem Kopf in seine vorbestimmte Richtung. Niemand im Umfeld der beiden wurden die Augen aufgetan zu einer anderen Sicht der Dinge. Auf diesen befreienden Kuss darf Quasi also noch warten. Zu einem "Zornröschen" ist sie trotzdem nicht geworden, sondern sie reiht sich wieder ein. Das Leben ist ein verwirrendes Spiel.


    Bewertung


    Es gefällt mir die märchenhafte Form, in der Sara Mesa aus dem Leben ihrere Protagonistin erzählt. Ebenso schätze ich die Konzentration auf die Hauptpersonen, beiläufig geradezu erfahren wir etwas von anderen Schauplätzen des Lebens der beiden. Wobei die Beiläufigkeit sich bald als sehr gewichtig darstellt für den Plot. Und dann eben: Im Roman geht es zu wie in der Pubertät selber, siehe oben. Ja, ich würde das Buch meinen Töchtern im Alter von Quasi gerne in die Hand geben. Und mit ihnen darüber reden.

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Sara Mesa - Quasi“ zu „Sara Mesa - Quasi / Cara de pan“ geändert.