Martin Maurer - Die Krieger

  • Klappentext/Verlagstext
    Das Jahr 1984 hat gerade begonnen, die Proteste gegen die Stationierung der Pershing-II-Raketen hören nicht auf, im Radio läuft Joy Division. Nick Marzek, 43, gebürtiger Berliner, ist seit Kurzem Kriminalkommissar bei der Münchner Polizei. Nach dem Tod seiner Frau versucht er sich im Reich von Franz Josef Strauß und dessen CSU ein neues Leben aufzubauen. Mit bescheidenem Erfolg.
    Da ereignet sich ein verheerender Brandanschlag auf die Diskothek Liverpool im Bahnhofsviertel. Es gibt zahlreiche Verletzte, und der Druck auf die ermittelnden Beamten ist groß. Alles deutet auf Revierkämpfe im Rotlichtmilieu hin. Doch der Fall nimmt eine unerwartete Wendung: Von der italienischen Polizei wird den Ermittlern ein Bekennerschreiben zugeschickt, und Nick bleibt nichts anderes übrig, als dem Hinweis nachzugehen. Er muss nach Italien. Hilfe bekommt er dabei von Graziella Altieri, die bei der Mordkommission eigentlich als Reinigungskraft arbeitet, nun aber als Übersetzerin einspringt. Nick und Graziella beginnen in Mailand mit ihren Nachforschungen – und müssen erkennen, dass der Fall eine politische Dimension hat …


    Der Autor
    Martin Maurer wurde 1968 in Konstanz am Bodensee geboren. Das Gymnasium brach er ab, arbeitete auf diversen Baustellen und reiste durch Europa, Australien und Indonesien. Während des Zivildienstes, der damals noch zwei Jahre dauerte, arbeitete er im Bereich Obdachlosenhilfe in Stuttgart, was er so interessant fand, dass er gleich noch ein Praktikum hinten dran hängte. Das Abitur holte er 1993 auf dem Abendgymnasium in Bremen nach und begann mit dem Schreiben von Kurzgeschichten. Ab 1997 studirte er an der damaligen Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg Dramaturgie und Drehbuch und arbeitet seither als Drehbuchautor. Insgesamt hat er weit über hundert TV-Drehbücher geschrieben. 2011 erschien sein erster Roman "Terror". Martin Maurer lebt, nach längeren Aufenthalten in Frankreich und Italien, mit seiner Familie in Berlin.


    Inhalt

    Vor 40 Jahren muss es im Münchener Rotlichtmilieu noch recht beschaulich zugegangen sein. Als es zwischen rivalisierenden Zuhälterbanden auf dem Straßenstrich offenbar zu einem Brandanschlag kommt und eine Diskothek im Bahnhofsviertel in Flammen aufgeht, scheinen diese idyllischen Zeiten vorbei zu sein. Kriminalkommissar Nick Marzek ist frisch aus Berlin nach München „zugereist“ und bayerische Lebensweise ist für ihn noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Als er zum Anschlag auf das „Liverpool“ ermittelt, muss er sich von seiner Zeugin unverblümt sagen lassen, dass er über Interna des Rotlichtmilieus und Verbindungen zwischen Milieu und Polizei völlig ahnungslos ist. Ein Bekennerschreiben an eine italienische Nachrichtenagentur legt schließlich eine Schwäche der Münchener Kripo bloß – in der europäischen Zusammenarbeit bei Ermittlungen gibt es offenbar noch keine Routine. So reist Marzek gemeinsam mit Graziella Altieri nach Mailand, der Reinigungskraft des Polizeipräsidiums, die noch nicht einmal als Dolmetscherin vereidigt ist. Über Italien weiß Nick noch weniger als über München, so dass er dringend Graziellas Betreuung braucht, um in italienischen Amtsstuben nicht in ein Fettnäpfchen nach dem anderen zu treten. Nach und nach erfährt er von Graziella, wie sie sich als Alleinerziehende mit Baby anfangs in Deutschland durchschlug, aber auch, warum in bestimmten Kreisen in Italien Nazi-Symbole hoch angesehen zu sein scheinen.


    Das ungewöhnliche Team aus München stößt auf eine Serie von Anschlägen in Norditalien seit den 70er Jahren, bei deren Aufklärung die italienischen Ermittler nicht gerade vor Ehrgeiz glänzten. Die Ähnlichkeiten zum Brand in der Münchener Diskothek sind für die italienischen Kollegen neu, allerdings zeigen die Taten in Italien zusätzlich die Handschrift rechtsextremer Kreise. Die Sache um die Gruppe „Ludwig“ wird so heiß, dass Nick bereits Kontakt zu einem vereidigten Italienisch-Übersetzer aufnimmt. Was der Mann jedoch nicht zu bieten hat, ist Graziellas Raffinesse in Alltagsfragen und ihr Talent, Fakten knapp zusammenzufassen. Ohne beides wäre Nick aufgeschmissen. Schließlich kommt es zur Kooperation mit einem pensionierten Polizisten, dem die vielen Opfer der Anschläge keine Ruhe gelassen haben.


    Fazit

    Martin Maurer siedelt seinen komplexen Krimi um Nick Marzek und seine ungewöhnliche Kollegin Graziella hauptsächlich in Norditalien an im Jahrzehnt des Papst-Attentats und des Anschlags in Bologna. Weil Nick als Neuer über München und auch über die Arbeitsweise der italienischen Polizei noch viel zu lernen hat, verpackt der Autor seine Infos geschickt in Graziellas interkulturelle Fortbildung über ihre Heimat. Manches fragt oder erwartet man in Italien eben besser nicht. Wie in einer Zeitreise führt Maurer seine Leser zu geheimen Logen und Verschwörungstheorien, aber auch in ein Jahrzehnt, in dem im Beruf hemmungslos gequalmt wurde und in dem man eine Telefonzelle brauchte, um von unterwegs anzurufen. Insgesamt erfordert die Handlung einige Geduld bis zur Auflösung der Zusammenhänge. Wie er einen authentischen Fall mit weitgehend fiktiven Figuren kombiniert hat, erläutert Maurer im Nachwort.



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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Weber - Bannmeilen (Paris)

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Rechtsextremismus in den 80er Jahren

    Der Berliner Kommissar Nick Marzek ist nach dem Tod seiner Frau am Boden zerstört. Sein Freund Aki, Kommissar in München, bietet ihm an, nach München in die Mordkommission zu wechseln. Nick nimmt das Angebot an. Schon bald findet im Rotlichtbezirk Münchens ein schrecklicher Brandanschlag statt. Was zunächst wie ein Bandenkrieg um die Vorherrschaft im Rotlichtmilieu aussieht, bekommt eine politische Dimension, als ein mit Hakenkreuzen und Runen versehenes italienisches Bekennerschreiben einer Gruppe Ludwig eintrifft, einer Gruppe, die sich schon zu verschiedenen Anschlägen in Europa, vornehmlich in Italien, bekannt hat. Ein Ermittler soll vor Ort in Italien recherchieren und die Wahl fällt auf Nick. Da dieser jedoch der italienischen Sprache nicht mächtig ist, wird ihm aus Mangel an Alternativen die italienische Putzfrau der Mordkommission, Graziella, zur Seite gestellt, die für ihn übersetzen soll. In Italien angekommen, stellt Nick fest, dass Graziella sich mit dem Lesen schwer tut, was aus dem Durchforsten der Aktenberge eine Mammutaufgabe macht. Trotzdem ist Graziellas Hilfe Gold wert, denn sie versteht die Mentalität der italienischen Kommissare und schafft es sogar, Nick ein Stück weit mit ihrer Lebensfreude anzustecken.


    Das ungewöhnliche Duo besucht die Orte in Italien, an denen die Anschläge der Gruppe Ludwig stattgefunden haben und erhalten Amtshilfe der italienischen Polizei und eines mittlerweile pensionierten Ermittlers, den die ungelösten Fälle jedoch nie losgelassen haben.


    Die Geschichte, die auf wahren Tatsachen beruht, spielt im Jahr 1984. Der Anschlag auf die Diskothek Liverpool in München hat tatsächlich stattgefunden und auch die Gruppe Ludwig ist real. Die Ermittler und die abenteuerliche Reise nach Italien sind jedoch fiktiv. Martin Maurer ist es gelungen, aus dem nach wie vor in Teilen ungelösten Fall einen spannenden Roman mit zeitgeschichtlichem Hintergrund zu machen. Das Ende habe ich als ein wenig unbefriedigend empfunden, da nicht alle Fragen geklärt werden, aber dass ein oder mehrere Mittäter der Gruppe Ludwig nie gefasst wurden, entspricht nun einmal den Tatsachen, an die sich der Autor gehalten hat. Ein gut recherchierter, spannender und gleichzeitig unterhaltsamer Krimi!

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  • Klappentext

    Nick Marzek, 43, gebürtiger Berliner, ist seit Kurzem Kriminalkommissar bei der Münchner Polizei. Da ereignet sich ein verheerender Brandanschlag auf die Diskothek Liverpool im Bahnhofsviertel. Es gibt zahlreiche Verletzte, und der Druck auf die ermittelnden Beamten ist groß. Alles deutet auf Revierkämpfe im Rotlichtmilieu hin. Doch der Fall nimmt eine unerwartete Wendung: Von der italienischen Polizei wird den Ermittlern ein o zugeschickt, und Nick bleibt nichts anderes übrig, als dem Hinweis nachzugehen. Er muss nach Italien. Hilfe bekommt er dabei von Graziella Altieri, die bei der Mordkommission eigentlich als Reinigungskraft arbeitet, nun aber als Übersetzerin einspringt.

    Meinung

    Ein Zuhälterkrieg, oder ein rechtsextremer Anschlag, beides ist möglich. Die Indizien sind dürftig. Vor allem aber spielt der Krimi in den 90er Jahren da gab es noch nicht die Möglichkeiten alles am Computer zu erledigen. In dieser Zeit wird alles persönlich erledigt. Zeugen befragen, Akten lesen und mit den Kollegen vor Ort sprechen.

    Das ist das eine, welches dieses Buch spannend macht. Dazu die eigenartige Beziehung zwischen Nick und Graziella. Denn erstmal ist sie keine große Hilfe, erst als Nick sich auf sie einlässt und sie auch mal machen lässt, wird das Arbeitsverhältnis besser.

    Ein Krimi, dessen Fall am Ende nicht ganz gelöst ist. Man hat als Leser das Gefühl jetzt die echten Beamten zu verstehen wenn sie sagen das Ergebnis ist befriedigend aber nicht gut.

    Im Nachwort erklärt der Autor das es sich um einen echten Fall handelt.

    Nun bekommt das Buch im nachhinein eine neue Dimension. Die Mischung aus Fiktion und Tatsachen ist sehr gut gelungen. Durch Querverweise kann man sich anschließend in den authentischen Fall reinlesen.

  • Fakt und Fiktion über Grenzen hinweg


    Nick Marzek ist fast schon ein “fiktiver klassischer, moderner deutscher Ermittler”. Er hat so seine Problemstellen, die ihn verfolgen und hält sich durch seine Arbeit aufrecht. Er hat einen Sohn der gerade erwachsen wird und ansonsten nicht viele Freunde oder Kontakte. Seine intensivsten Gespräche führt der Berliner, der nach München zog, wohl am ehesten mit Zeugen und Verdächtigen.


    Hätte der Krimi eine stärkere humoristische Ader, hätte man aus dem Berlin-München-Gegensatz noch mehr rausholen können. Aber der Ton ist grundsätzlich eher sachlich und ernst, daher wird dieser Aspekt nicht zu sehr ausgereizt.


    Über Zeitungsartikel, Filme und Musik wird die Atmosphäre und die zeitliche Einordnung (Achtzigerjahre) dafür gut dargestellt, ohne zu viel Raum einzunehmen.


    Wichtiger sind im Krimi natürlich auch die Verbrechen. Und diese sind teilweise tatsächlich passiert. Der Autor hat in der jüngeren deutsch-italienischen Geschichte recherchiert und Fälle gefunden wo bis heute einiges unklar geblieben ist. Er verarbeitet zwei reale Personen in einem unterhaltsamen und realitätsnahen Kriminalroman.


    Realitätsnah auch deshalb weil es immer wieder Kapitel gibt, die die mühselige Ermittlungsarbeit (noch dazu im Ausland und 1984) gut wiedergeben. Das macht aus “Die Krieger” nicht direkt einen bedingungslosen Pageturner. Wer sich darauf einlassen kann wird hier aber gut unterhalten. Zudem gibts einen kleinen Italienisch-Kurs und ein ausführliches Nachwort von Martin Maurer. Hier wird angedeutet, dass Nick weitere Auftritte bekommen soll. Das lässt hoffen und verzeiht so manchen losen Faden am Ende.


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  • Der Tod seiner Frau hat Kriminalkommissar Nick Marzek aus der Bahn geworfen. Als ihm ein Job in München angeboten wird, nimmt Nick an und zieht nach München. Als es einen Brandanschlag mit vielen Verletzten auf die Diskothek „Liverpool“ im Münchener Bahnhofsviertel gibt, übernimmt Nick die Ermittlungen. Alles deutet darauf hin, dass es sich um Kämpfe im Rotlichtmilieu handelt. Doch dann gibt es ein Bekennerschreiben, das bei einer Mailänder Zeitung eingegangen ist. Also macht sich Nick auf den Weg nach Mailand, begleitet von der italienischen Putzfrau Graziella Altieri, die dolmetschen soll.


    Der Autor Martin Maurer hat wahre Begebenheiten in einem spannenden Kriminalroman verarbeitet. Was sich zunächst als Bandenkrieg darstellt, entwickelt sich zu einem komplexen und sehr brisanten Fall. Man stellt fest, dass sich bis heute nicht viel geändert hat. Die rechten Organisationen sind aktiver und gefährlicher denn je.


    Nach dem Tod seiner Frau braucht Nick eine Veränderung, um weitermachen zu können. In München ist alles ziemlich fremd für ihn und die Verständigung auch nicht einfach, aber die Arbeit lenkt ihn ab. Als er zu diesem Brandanschlag ermittelt, ahnt er nicht, welche politische Dimensionen der Fall bekommen würde. Mit Graziella hat er anfangs seine Schwierigkeiten, doch sie raufen sich mehr und mehr zusammen. Für Graziella ist das alles nicht einfach, sie hat eine Schreib-/Leseschwäche. Dennoch ist sie hilfreich, denn sie hat einen Blick für die Menschen in ihrem Umfeld. Aber auch Aki hat mir gut gefallen, er ist Nick ein guter Freund.


    Einige Passagen hätten meiner Meinung nach ruhig ein wenig gestrafft werden können. Trotzdem hat mir dieser komplexe Krimi gut gefallen.

  • Unterhaltsam und spannend


    Nick, ein Berliner Polizeikommissar, ermittelt in München und das in den achtziger Jahren. Keine Smartphones, kein Navi im Auto. Es wird nach Stadtplan gefahren. Die moderne Kommunikation besteht aus Telefon und Telefax. Am besten ist es jedoch, man fährt persönlich hin.


    So machen sich Nick und Graziella, die eigentlich die Putzfrau bei der Mordkommission ist, auf den Weg nach Italien, um in einem länderübergreifenden Kriminalfall zu ermitteln. Ein anderer Übersetzer war auf die Schnelle nicht zu finden.


    Naja, dachte ich mir, das ist etwas an den Haaren herbei gezogen, aber letzten Endes wird die Geschichte dadurch sehr unterhaltsam und außergewöhnlich – und so etwas liebe ich. Es ist mir ehrlich gesagt egal, ob realistisch oder nicht, sofern es mir beim Lesen Spaß macht.


    Unterhaltsam ist dieses Buch auf jeden Fall. Gleich von Anfang an, als die Münchener Mordkommission beschrieben wird, ist das klar. Ein vergessenes Loch im Fußboden als ungewöhnlicher Kommunikationskanal zum darunter liegenden türkischen Imbiss! Super praktisch für Essensbestellungen, die nur nach unten gerufen werden müssen.


    Trotzdem werden sehr erschütternde Mordfälle behandelt und das Ganze ist sehr spannend und mitreißend geschrieben. Die handelnden Personen kann man sich sehr gut vorstellen. Graziella mag ich besonders, denn die ist immer wieder für eine Überraschung gut.


    Außerdem sind historische Fakten aus der Zeit in passendem Maße eingestreut, so dass man sich sagt: Ach ja, das war ja damals.


    Mein Fazit: Unterhaltsam und spannend – Lesespaß eben!


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