Erfahrungen mit Ausflügen in ein anderes Genre

  • Für eine Anthologie durfte ich (als Fantasyautor, der sonst auf Romane setzt) jüngst eine Horror/Grusel - Kurzgeschichte verfassen. Das war eine erfrischende Erfahrung und auch das Ergebnis gefällt mir recht gut.

    Wie sehen eure Erfahrungen mit Ausflügen in für euch neue Genres oder Textformen aus? Seid ihr zurechtgekommen? Hat es euch Spass gemacht? Hat der Versuch euch für euren Stammbereich inspiriert oder denkt ihr gar über einen Richtungswechsel nach?


    Lasst doch mal hören!

  • Es freut mich, dass dir die Teilnahme an der Anthologie gefallen hat (es geht um das unten stehende Buch). Ich fand deine Geschichte jedenfalls hervorragend und man merkt, dass du Spaß an der Sache hattest.


    Als Anmerkung für Leser: Es ist ein Unterschied, ob man Romane schreibt oder Kurzgeschichten. Nicht jeder Romanautor bringt nämlich auch gute Kurzgeschichten zustande – ebenso wie nicht jeder Kurzgeschichtenschreiber einen guten Roman schreiben könnte. Das ist wie mit dem Verfassen von Klappentexten: Die Voraussetzungen sind andere, wenn man nur einen beschränkten Rahmen hat, in dem man (wichtige) Informationen unterbringen kann :wink:

    Wie sehen eure Erfahrungen mit Ausflügen in für euch neue Genres oder Textformen aus? Seid ihr zurechtgekommen? Hat es euch Spass gemacht? Hat der Versuch euch für euren Stammbereich inspiriert oder denkt ihr gar über einen Richtungswechsel nach?

    Ich mache ja nun schon länger Ausflüge in andere Genres, obwohl ich mich überwiegend auf das Hauptthema Erotik konzentriere. Im Rahmen von Schreibwettbewerben hatte ich allerdings auch schon ein Drama geschrieben, einen kurzen Psychothriller, Liebesgeschichten und sogar ein paar Kürzest-Geschichten, die von einer Wortvorgabe und einem Thema ausgehen – und das alles, bevor ich überhaupt an den Qindie-Gruselanthologien teilgenommen hatte. Meine Erfahrungen damit sind unterschiedlich. Zwar habe ich herausgefunden, dass ich wenig Probleme habe, Kurzgeschichten in anderen Genres zu verfassen, allerdings sind gerade solche Themen wie Dramen, Horror oder Psychothriller sehr anstrengend für mich und ich könnte mir keinesfalls vorstellen, damit einen ganzen Roman zu füllen. Bei Fantasy kann es schon eher funktionieren, aber da ich mich selbst als Erotikautorin sehe, würde ich auch da immer gewisse Szenen irgendwo mit unterbringen wollen :loool:


    Von dem erwähnten Kurzthriller einmal ausgehend, nur um mal eine Idee zu vermitteln, wie das für mich ist ... Die Geschichte ist bei einem Wettbewerb entstanden, der das Oberthema »Liebeskummer« behandeln sollte. Ich hatte deswegen die Idee, sie aus der Sicht eines Stalkers zu schreiben. Um das authentisch zu tun, muss man sich als Autor in diese Psyche hineinversetzen, sich Fragen stellen, wie so ein Mensch denkt, warum er so handelt, welche Motive er hat. Ich fand es nicht besonders schwierig, mich in die Rolle zu versetzen, obwohl es meinem eigenen Naturell widerspricht. Während des Schreibens war ich dieser Stalker, habe aber festgestellt, dass es mich krankmachen würde, wenn ich mich über längere Zeit in solch eine Psyche versetzen müsste. Für diese Kurzgeschichte hat es mir schon gereicht. Also Thriller-Romane schreibe ich schon mal nicht, obwohl ich mit dieser Geschichte beim Wettbewerb unter vielen Teilnehmern den dritten Platz gemacht hatte.

    Bei Dramen ist es ähnlich. Ich kann so etwas zwar schreiben, aber ich mag es lieber harmonisch und mit Happy End. Und viele andere Genres habe ich tatsächlich schon mit meinem Hauptgenre Erotik zusammengebracht, sogar Horror (das aber wieder nur in einer Kurzgeschichtensammlung).


    Tatsächlich sind diese Ausflüge in die »heftigeren Genres« für mich wichtig und inspirierend, denn auch für spannende Erotikromane brauche ich psychotische Antagonisten und dramatische, manchmal sogar gruselige Situationen. Wenn man gewisse Ansprüche hat, reicht es nicht, eine Friede-Freude-Eierkuchenwelt aufs Papier zu bringen, und es macht schon gar keinen Spaß ein Buch zu schreiben oder zu lesen, bei dem sich die Charaktere gleichen wie ein Ei dem anderen und allen alles gefällt. Bei mir gibt es Menschen mit Problemen, Gegenspieler und es sterben sogar manchmal lieb gewonnene Personen. Und das ist gewiss auch meinen Schreibübungen in anderen Genres geschuldet. Aber wechseln würde ich deswegen nicht 8)

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Ich fand deine Geschichte jedenfalls hervorragend und man merkt, dass du Spaß an der Sache hattest.

    Danke, das ist fein! :D


    Als Anmerkung für Leser: Es ist ein Unterschied, ob man Romane schreibt oder Kurzgeschichten. Nicht jeder Romanautor bringt nämlich auch gute Kurzgeschichten zustande – ebenso wie nicht jeder Kurzgeschichtenschreiber einen guten Roman schreiben könnte.

    In der Tat. Je nach betroffenem Genre würde ich den Unterschied im Schreibprozess zwischen Kurzgeschichte und Roman sogar als erheblicher einschätzen als die Differenzen zwischen zwei Romanen unterschiedlicher aber verwandter Genres. Struktur und Spannungsbogen sind bei diesen Literaturformen nicht vergleichbar.

    Tatsächlich sind diese Ausflüge in die »heftigeren Genres« für mich wichtig und inspirierend, denn auch für spannende Erotikromane brauche ich psychotische Antagonisten und dramatische, manchmal sogar gruselige Situationen. Wenn man gewisse Ansprüche hat, reicht es nicht, eine Friede-Freude-Eierkuchenwelt aufs Papier zu bringen, und es macht schon gar keinen Spaß ein Buch zu schreiben oder zu lesen, bei dem sich die Charaktere gleichen wie ein Ei dem anderen und allen alles gefällt. Bei mir gibt es Menschen mit Problemen, Gegenspieler und es sterben sogar manchmal lieb gewonnene Personen. Und das ist gewiss auch meinen Schreibübungen in anderen Genres geschuldet. Aber wechseln würde ich deswegen nicht

    Ob man als Autor unterschiedliche Genres selbst geschrieben haben muss, möchte ich mal dahingestellt lassen, fest steht für mich aber, dass Geschichten von Autoren, die überhaupt nur ihr eigenes Eckchen der Literatur kennen regelmäßig ziemlich flach und schal ausfallen. Eine Aneinanderreihung von fantastischen Elementen ergibt noch keine Fantasygeschichte, reine Abarbeitung von kriminalistischen Ereignissen erzeugt betrübliche Krimis, futuristische Ideen allein ergeben noch keine lesenswerte Science-Fiction. Auch ohne dass man es gleich als Crossover bezeichnen müsste, würde ich doch einmal die Hypothese aufstellen, dass in kaum einem Genre Besonderes geleistet werden kann, wenn ein Autor nicht auch einige Mittel und Elemente aus anderen Genres verstanden hat und einzuflechten weiß (wo es passt).