Yeonmi Park - Mut zur Freiheit: Meine Flucht aus Nordkorea / In Order To Live: A North Korean Girl's Journey to Freedom

  • Kurzmeinung

    SirPleasant
    Erstaunlicher Bericht vom Schmerz einer Frau in der jüngeren Zeit.
  • Kurzmeinung

    Sushan
    Bedrückend, beeindruckend und unfassbar mutig!
  • Inhalt:


    "Yeonmi Park träumte nicht von der Freiheit, als sie im Alter von erst 13 Jahren an der Seite ihrer Mutter aus Nordkorea floh. Sie wusste nicht einmal, was Freiheit ist. Alles, was sie wusste war, dass sie um ihr Leben lief. Hunger, Krankheit oder gar Exekution drohten im Land. Yeonmi Park erzählt vom Kampf ums Überleben in einem der dunkelsten und repressivsten Regime unserer Zeit. Sie erzählt von ihrer Flucht aus der Hölle, von Schmugglern und Menschenhändlern in China und von einer wahren Odyssee nach Südkorea, wo sie endlich Freiheit findet. Die gebundene Ausgabe erschien unter dem Titel »Mut zur Freiheit."


    Quelle: Amazon


    Die Autorin:


    Yeonmi Park (Park Yeon-mi) wurde am 4 Oktober 1993 in Hyesan, Ryanggang-do, Norkorea geboren.

    2007 flüchtete sie, zusammen mit ihrer Mutter, zunächst nach China, wo sie als illegale Flüchtlinge lebten arbeiteten und mehrfach von Menschenhändlern verkauft wurden.

    Sie wurde zeitweise sogar selbst gezwungen, diesen zuzuarbeiten, um das ihr eigenes Leben und das ihrer Mutter zu schützen.

    Später gelang ihr dann, mit Hilfe einer christlichen Organisation die Flucht in die Mongolei und von dort aus nach Südkorea.

    Dort holte sie zunächst, unter widrigsten Bedingungen, die Schule nach und begann sogar an einer Universität Polizeimanagement zu studieren, bevor die Medien auf sie aufmerksam wurden.

    Sie trat in mehreren südkoreanischen TV Shows auf und erlangte später weltweite Bekanntheit, als sie 2014 auf dem "One Young World 2014“-Gipfel ihr Heimatland Norkorea vertrat.

    Heute setzt sie sich für Menschenrechte ein und versucht, dem unterdrückten nordkoreanischen Volk eine Stimme zu geben.

    Für ihr Engagement wurde sie vom nordkoreanischen Regime mit einer Schmutz,- und Lügenkampagne überzogen und sogar mit dem Leben bedroht.

    Ehemalige Freunde und Verwandte wurden gezwungen, sie im Fernsehen zu denunzieren und das Staatsfernsehen bezeichnete sie u.a. als eine "auf dem Müll gewachsenen Giftpilz".

    Diese Verleumdungen motivierten sie aber erst recht, ihre Geschichte zu erzählen, und auch über den eigenen Verkauf und die Vergewaltigungen zu erzählen, die sie vorher aus Scham verschwiegen hatte.


    Persönliche Anmerkungen:


    Die Lebensgeschichte von Yeonmi Park hat mich wirklich tief bewegt und voller Bewunderung, für diese starke und mutige junge Frau, zurückgelassen.

    Anfangs war ich einfach nur fassungslos, ob der schlimmen sozialen und wirtschaftlichen Zustände in Nordkorea. Das ist ja nicht mal dritte Welt, sondern finsterstes Mittelalter.

    Es ist schrecklich, von halb verhungerten Familien zu lesen, deren Kindern Libellen essen und Grashüpfer rösten, Wurzeln und Gras, um nicht verhungern zu müssen... und wie sie es manchmal trotzdem tun.

    Von Eltern, die ihre Kinder nicht schützen können und mit den Nötigsten versorgen können, weil sie selbst nichts haben, außer die Kleidung am Leib.

    Kleine Kinder, die wochenlang allein gelassen werden, weil die Eltern versuchen, etwas zu Essen aufzutreiben, während die Kinder hungernd zu Hause sitzen, in klirrender Kälte, ohne Strom, ohne Schutz.

    Dazu eine menschenunwürdige medizinische Versorgung, die diesen Namen eigentlich gar nicht verdient :

    Krankenhäuser, in deren Höfen die gestapelten Leichen verwesen und die Patienten mit offenen Operationswunden entlassen, weil sie kein Material haben bzw. ohne Schmiergelder nicht arbeiten.

    Wobei man nie vergessen darf, dass auch diese Menschen Familien haben, die große Not leiden und darauf achten müssen, ihren sozialen Score nicht zu verlieren.

    Und über allem thront das Regime, der gottgleichen Kim Familie, deren Gehirnwäsche den Bürgern sogar weismacht, die Kims könnten mit ihren Gedanken das Wetter beeinflussen oder die rebellischen Gedanken ihres ums Überleben kämpfenden Volkes lesen.

    Trotzdem war ich auch voller Bewunderung, wie warmherzig und stolz diese einfachen Menschen sind, wie sie das Wenige noch teilen und trotz aller Widrigkeiten den Lebenswillen nicht verlieren.

    Sie sind Menschen geblieben, trotz all der Unmenschlichkeit um sie herum. Das nötigt mir Demut ab.


    Dann die Flucht, buchstäblich aus dem Mittelalter in die Moderne, eine Welt die die Nordkoreaner nicht verstehen, auf die sie nicht vorbereitet sind.

    Ohne Papiere, ohne Geld, Menschenhändlern und Verbrechern ausgeliefert, die sie vergewaltigen, ausbeuten und "nach Benutzung" einfach weiter verkaufen.

    Und immer wieder kam bei mir der Punkt, wo ich mir wieder in Erinnerung rufen musste, dass Yeonmi zu dem Zeitpunkt zwischen 13 und 15 Jahre alt gewesen ist.

    Doch wie stark diese junge Frau wirklich ist, habe ich erst nach der Ankunft in Südkorea gesehen, dass sie als "Land auf einem anderen Planeten" schildert. Sie hatte vorher noch nie eine Dusche gesehen, eine Toilette und schildert wie sie bei der Erstaufnahme keine Urinprobe "in den schönen Becher" abgeben wollte, den man doch sicher für andere Sachen besser nutzen könnte. Oder die Spritzen "nur für mich, die danach einfach weggeworfen wurden".

    China war ihr schon modern vorgekommen, doch Südkorea ist eines der reichsten und hochtechnisiertesten Länder der Erde, mit einem gnadenlosen Bildungssystem und einer Ellenbogengesellschaft, die sie so nicht kannte.

    Und nun stelle man sich eine junge Frau vor, die eine Schulbildung auf dem Niveau der südkoreanischen zweiten Klasse hat und nie gelernt hat, selbstständig oder gar kritisch zu denken.

    Das sie es dennoch geschafft hat, die Schule nachzuholen und sogar erfolgreich zu studieren, ist so bewundernswert, dass ich mich meiner eigenen kleinen Probleme regelrecht schäme.


    Im Nachhinein habe ich noch ein wenig recherchiert und tatsächlich findet man auf YouTube auch ihre Rede vor dem "One young world" Gipfel, die mich schon im Buch zu Tränen gerührt hat.

    Dort schildert sie, wie auf einmal alles was sie sagen wollte weg war und ihr auch die englischen Wörter auf einmal nicht mehr einfallen wollten, die sie so mühevoll gelernt hatte. Das war der Moment, wo sie das erste Mal beschlossen hat, sich alles von der Seele zu reden.

    Wer einmal reinschauen möchte, findet sie YouTube. Hier ging mir dann auch wieder auf, wer diese Geschichte eigentlich erzählt:
    Das ist ein Kind, ein Mädchen, dass eigentlich spielen sollte und lachen und die Welt entdecken. Das ist so berührend und auch erschütternd, dass ich wieder weinen musste.


    Fazit:


    Dieses Buch ist eine Ode an die Freiheit, die Selbstbestimmung und auch an die Emanzipation der Frauen - besonders in Asien.

    Ich bin selbst das Kind einer Geflüchteten und weiß daher wie gefährlich und traumatisierend eine solche Flucht ist.

    Ohne Geld, ohne Papiere, immer abhängig von unbekannten Menschen, teilweise von Gangstern und stets in Angst vor Entdeckung durch die Behörden, vor Auslieferung, Gefängnis und vielleicht Hinrichtung als Verräterin, im Heimatland.

    Bis heute kenne ich nicht alle Details dieser Flucht, meine Mommy kann oder möchte nicht darüber sprechen, was ich natürlich respektiere. Und auch der gesellschaftliche Status, bei uns social score genannt, ist mir nicht unbekannt. Meine Familie leidet bis heute unter den "Verbrechen", die sie nach Maos Auffassung begangen hatten.

    Umso wichtiger ist es das Menschen wie Yeonmi Park gibt, die uns vor Augen führen, wie wichtig und wertvoll die Demokratie ist und die Menschenrechte, die wir um jeden Preis verteidigen müssen.

    Gleichzeitig ist es auch ein starkes Statement gegen den auch in Asien weit verbreiteten Rassismus, gegen Menschenhandel, Ausbeutung und den niedrigen Wert von Frauen, der heute noch ein Thema ist. In Asien, besonders auch in China, werden heute noch Mädchen abgetrieben oder im Nachhinein getötet, weil die Familien lieber einen Erben haben wollen.

    Ich bin Yeonmi Park sehr dankbar für dieses Buch und verneige mich dafür vor ihr.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: (:bewertung1von5:)

    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor

  • Sushan

    Hat den Titel des Themas von „Yeonmi Park - Mut zur Freiheit“ zu „Yeonmi Park - Mut zur Freiheit/ In Order To Live: A North Korean Girl's Journey to Freedom“ geändert.
  • Danke für deine bewegende Rezension! :friends:


    Ich kenne als DDR-Kind nur einen winzigen Bruchteil dessen, was die Menschen in Nordkorea erdulden müssen - und wann immer ich darüber nachdenke, was in diesem Land geschieht, macht es mich fassungslos und ich möchte nur noch schreien. :cry:

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)

    :montag: Rumi - Die Musik, die wir sind





  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Yeonmi Park - Mut zur Freiheit/ In Order To Live: A North Korean Girl's Journey to Freedom“ zu „Yeonmi Park - Mut zur Freiheit: Meine Flucht aus Nordkorea / In Order To Live: A North Korean Girl's Journey to Freedom“ geändert.
  • Vielen lieben Dank Sushan für diese bewegende Rezension. Es tut einem in der Seele weh, die zu lesen.:cry: Vielen Dank, dass du auf die Zustände aufmerksam machst.

    Wer einmal reinschauen möchte, findet sie YouTube. Hier ging mir dann auch wieder auf, wer diese Geschichte eigentlich erzählt:
    Das ist ein Kind, ein Mädchen, dass eigentlich spielen sollte und lachen und die Welt entdecken. Das ist so berührend und auch erschütternd, dass ich wieder weinen musste.

    Die Rede kann ich leider nur bedingt verstehen, da ich nicht so gut im Englisch bin, aber was ich verstanden habe, reicht auch schon, um tief berührt zu sein.

    2024: Bücher: 91/Seiten: 40 202

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

    --------------------------------------------------

    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
    ------------------------------

    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

    ------------------------------

    Lese gerade:

    Saunter, Mick - Im Angesicht des Zorns

    Naam, Ramez - Nexus

  • Das Buch ist ein grossartiges Werk. Es liest sich hervorragend und ist sehr informativ.

    Ich bin in der DDR aufgewachsen und konnte einige Parallelen ziehen.

    Zum Beispiel habe ich mich wieder erkannt in der Aussage, die richtige Antwort ist was das gegenüber hören will.


    Ich bewundere den Mut und die Kraft von Yeonmi über das Erlebte zu schreiben.