Verlagstext:
Calpurnia liebt die Natur und die Tiere und träumt davon, Forscherin zu werden. Von ihrem Großvater hat sie gelernt, Pflanzen zu bestimmen und wissenschaftliche Instrumente einzusetzen. Gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Travis versorgt sie hilfsbedürftige Tiere. Ein Gürteltier, ein Waschbär und ein Hundewelpe finden bei ihr ein Zuhause auf Zeit. Callie füttert, beobachtet und untersucht die Tiere, liest bei Darwin nach und vertieft ihre naturkundlichen Kenntnisse. Als ein Tierarzt in den Ort zieht, wird klar, dass sie genau die richtige Assistentin für ihn ist. Doch Veterinär ist ein Beruf für Jungen, und Callie ist das einzige Mädchen unter sechs Geschwistern.Quelle: amazon.de
Meine Meinung:
Auch der 2. Band um die junge Naturforscherin Calpurnia Tate hat mich insgesamt begeistert. Es wurde sogar mein Wunsch beim Lesen des 1. Bandes, nämlich dass das Buch ab und zu ein wenig spannender wäre, erfüllt - ich bin nur so durch die Seiten geflogen und hatte selten so viel Freude mit einem Kinderbuch.
Callie findet einen Verbündeten: ihren lieben und sensiblen jüngeren Bruder Travis, der Tiere über alles liebt, aber beim Anblick von Blut und Innereien in Ohnmacht fällt. Dennoch möchte er Tierarzt werden...
Gleichzeitig reißen tiefe Gräben zwischen ihr und manchen anderen Familienmitgliedern auf. Die Reibungspunkte mit ihren Eltern, die von den Interessen ihrer einzigen Tochter wenig begeistert sind und sie lieber nur strickend und klavierspielend sähen, spitzen sich in diesem Band dramatisch zu. Es werden jedoch auch versöhnende Momente angelegt, wenn ein Teil der Familie allmählich beginnt, Callies Fähigkeiten wahrzunehmen und zu respektieren. Die Rolle des Großvater, Callies Mentor und Lehrer, wird hier ein wenig zurückgenommen, was m.E. gut zu seinem insgesamt grummeligen Wesen passt: Callie ist mit ihren Interessen und Bedürfnissen weitgehend auf sich selbst gestellt - und sie macht etwas daraus!
Ich bin gespannt, ob die Autorin noch einen 3. Band vorlegt, denn - anders als beim 1. Band - habe ich hier die Geschichte am Ende trotz allen Wohlgefallens nicht als "rund" empfunden. Der Schluss ließ im Gegensatz zum 1. Band mit seinem wirklich bewegenden Abschluss nunmehr keine konkreten Perspektiven für Calpurnia aufschimmern, und ich hoffe wirklich, dass die Autorin noch einen Abschlussband für diese Reihe vorlegt. (Es gibt auch kürzere, illustrierte Kinderbücher über Calpurnia; aber die scheinen mir für jüngere Kinder geschrieben zu sein und bilden weitere Episoden von Callie als Tierarztgehilfin ab. Leider konnte ich dazu keine deutschen Übersetzungen finden. Weiter unten werde ich eins davon verlinken.)
Auch dieses Buch zieren faszinierende Insektenzeichnungen von Maria Sibylle Merian, und jedem Kapitel ist eine Passage aus Darwins "Fahrt der Beagle" vorangestellt.
Einige Fragezeichen hinterlässt der Umstand, dass die Autorin offenbar unreflektiert das N-Wort benutzt, eine Figur den Tierarzt einen "dreckigen Juden" schimpfen lässt, ohne dass dies weiter kommentiert wird, und den Großvater, der auf Seiten der Südstaaten gekämpft hat, auf fragwürdige Weise von seinen Kämpfen gegen die Komantschen berichten lässt. Dies wird für die lesenden Kinder leider nicht eingeordnet und ich hoffe, dass ich noch daran denken werde, wenn ich meinen Kindern irgendwann diese Bücher schenke. Es sind nur kleine Momente, die bei allem Lesevergnügen jedoch ein Geschmäcklein hinterließen.
Dennoch: