Männer und Frauen - lesen wir anders?

  • Eine Unterscheidung finde ich nur dann sinnvoll, wenn man fragt, warum liest jemand und in welchem Genre ist man zu Hause.

    Ich kann wegen der Unterhaltung lesen oder um Wissen zu erwerben, die Zeit zu überbrücken oder um Erlebtes/Erfahrung zu verarbeiten.

    Gründe gibt es da sicher viele, und je nachdem, unterscheiden sich innerhalb der Gründe sicher nicht die Geschlechter.

    Tempo ist dabei zweitrangig. Irgendwann kommt auch der letzte Läufer ans Ziel (nachdem man ihn zuvor von der Rennbahn gekratzt hat).


    Dann, die Unterteilung nach Genre. Fantasy lese ich langsamer als Sachbücher zu geschichtlichen Themen, einfach da ich letztere zu lesen gewohnt und im Fantasy-Bereich nicht wirklich zu Hause bin. Dann kommt es auf den Schreibstil an. Fitzek liest sich nun man schneller als Knausgard und auf die Stimmung.


    Das kann man, glaube ich, auf alle Geschlechter beziehen und auf alle Altersklassen.

    Anders kann ich mir diese bonbonfarbenen Frauenromane und Young Adult nicht erklären, was aber wieder ein anderes Thema sein dürfte.

  • findo Ich bin da ganz deiner Meinung - ich lese so unterschiedlich allein schon durchs Genre bedingt, dann auch noch abhängig davon wie fit oder müde ich bin, wie anstrengend grad der Alltag ist. So unterscheidet sich schon beim gleichen Genre die Art, wie ich lese - ob ich durchfliege, ob ich langsam und aufmerksam lese oder ob ich einfach durch Müdigkeit etliches überlese. Damit fällt für mich jeglicher Vergleich generell weg, denn es fehlt die gemeinsame Basis für einen Vergleich :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Ich habe meistens immer mehrere Bücher parallel "in Arbeit" und es stört mich nicht im Geringsten


    Das ist etwas, dass ich hier immer wieder und mit großem Interesse verfolge und selbst nicht kann.

    Ich habe es in letzter Zeit einige Male ausprobiert, weil ich mich nicht so richtig entscheiden konnte, was ich als nächstes lesen soll.

    Auf meinen Readern stapeln sich so viele Bücher, dass ich mal einen Monat keine neuen kaufen und erstmal die alten nachholen wollte.

    Deswegen hatte ich mir dann überlegt, mehrere Bücher anzulesen und dann bei dem zu bleiben, das mich am meisten interessiert. Das klappt bei mir aber überhaupt nicht, denn ich muss mich wirklich komplett auf eine Geschichte konzentrieren.


    Ausnahmen gibt es natürlich, zum Beispiel wenn ich darauf aus bin zu ergründen, wie die Autoren handwerklich vorgehen, woraus ich oftmals genauso großen Spaß ziehe, wie aus der Geschichte.

    Vorhin habe ich Stephen Kings "Finderlohn" gelesen und dann zum Vergleich mal 50/60 Seiten von M. Atwoods "Report der Magd".

    An King fasziniert mich stets wie mühelos er runter erzählt, sodass ich durch die Seiten fliege, bevor er wieder einen krassen Stolperstein einbaut - etwa wenn er wie nebenbei von Vergewaltigungen im Gefängnis erzählt - der mich komplett aus dieser launigen Stimmung herausreißt.

    Ganz anders Margaret Atwood, die ihre Finsternis in gewaltige und irgendwie poetische Melancholie gießt, die mich wirklich frösteln lässt.

    Ich finde, dass macht gute Bücher aus : Sie sind mehr als eine Geschichte, weil sie eine Art Grundton haben, eine Melodie, die mich als Leserin mitreißt und alles um mich herum vergessen lässt.

    Die Bücher mit den besten Melodien- die sind selten genug - bleiben mir auf ewig im Herzen.

    Und weil ich Angst habe sie zu verpassen, lese ich immer nur ein Buch auf einmal. Ich finde es trotzdem immer wieder sehr spannend, wie unterschiedlich gelesen wird. Das macht ja auch den Reiz aus.



    Anders kann ich mir diese bonbonfarbenen Frauenromane und Young Adult nicht erklären, was aber wieder ein anderes Thema sein dürfte.


    Mit klassischen Frauenromanen habe ich auch so meine Probleme und war letztens richtig glücklich als hier eine Userin schrieb, so etwas ginge für sie gar nicht.

    Ich finde einfach keinen Zugang zu diesen Herzschmerz Geschichten, obwohl ich mitunter auch davon Gebrauch mache und eine ordentliche Portion in meine Kleinmädchen Lyrik gieße. Lesen mag ich das aber auch nicht, vielleicht sollte mir das ja zu denken geben.

    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor

  • Autoren/Autorinnen wie Atwood spielen auch in einer anderen Klasse. Atwood hat ein gewaltiges historisches und naturwissenschaftliches Wissen, mit dem sie mit leichter Hand beklemmendste Szenarien baut. Zum Report der Magd wissen wir inzwischen aus Interviews, dass "sie nichts geschrieben hat, das nicht irgendwo auf der Welt so passiert". Ich finde, auch ohne das zu wissen, lässt einen das Szenario frösteln. Dazu kommt eine augenzwinkernde, elegante Ironie, mit der sie die Herrschenden demaskiert. Für diese unterschiedlichen Ebenen brauche ich auch länger als für eine linear erzählte Sommergeschichte.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Ich kann wegen der Unterhaltung lesen oder um Wissen zu erwerben,

    Das versuche ich immer gern zu verbinden, z.B. bei "seriösen" historischen Romanen wie denen von Sabine Weigand oder C.J.Sansom, die fesselnde Unterhaltung mit integrierter Wisensvermittlung liefern. Umgekehrt geht es auch mit lebendig geschriebenen Sachbüchern wie z.B. "Schnitt" (Arnold van de Laar), die Wissensvermittlung mit Unterhaltungswert anbieten.

    Auch gute Krimis, in denen es nicht nur um abartige Mordmethoden geht, können durchaus Wissen über den neuesten Stand der Kriminaltechnik, psychologische Ermittlungsmethoden (Profiling) etc. vermitteln.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Autoren/Autorinnen wie Atwood spielen auch in einer anderen Klasse.


    Das es Autoren gibt, die sprachlich und technisch eine ganz andere Liga sind, würde ich so unterschreiben.

    Ich finde aber, man darf auch die Kunst nicht unterschätzen, "nur eine kleine Geschichte zu erzählen". Vor allem wenn man sieht, wie viele Autoren dasselbe versuchen und trotzdem nicht die Klasse eines King erreichen. Oftmals obwohl sie vielleicht erzählerisch oder technisch besser sind.

    Mir ging es eigentlich auch nur darum, dass beide Autoren unterschiedliche Methoden haben, mich in ihre Welten zu ziehen.

    Vielleicht geht das aber schon zu weit vom Topic weg.

    "Ich bin eitel, hochmütig, tyrannisch, blasphemisch, stolz, undankbar, herablassend - bewahre aber das Aussehen einer Rose" Pita Amor

  • findo So geht es mir auch. Bei Sachbücher, Biographien und Klassiker brauche ich wesentlich länger als bei Krimi und Thriller.


    Daher denke ich kann man es nicht vergleichen. Für mich hat jedes Genre eine andere Lesegeschwindigkeit.

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



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