Inhalt:
Marinka dreams of a normal life, but her house has chicken legs and moves on without warning. For Marinka's grandmother is Baba Yaga, who guides spirits between this world and the next. Marinka longs to change her destiny and sets out to break free from her grandmother's footsteps, but her house has other ideas...
(Q Amazon)
Meinung:
Sophie Anderson - The house with chicken legs
Marinka ist 12 Jahre alt und lebt in einem kleinen, merkwürdigen Haus bei ihrer Großmutter. Es ist ein merkwürdiges Leben. Ein Leben, das ständig Überraschungen bereit hält und ein Leben, welches Marinka ständig mit dem Tod konfrontiert, oder besser gesagt mit toten Menschen. Ihre Oma ist nämlich eine Baba Yaga, sie begleitet die Toten jeden Abend auf ihre letzte Reise zu den Sternen. Außerdem ist ihr kleines, merkwürdige Häuschen lebendig und es hat große, kräftige Hühnerbeine und wenn dem Haus danach ist, dann macht es sich in der Nacht auf, um zu einem neuen Ort zu laufen, wo Baba und Marika sich aufs Neue bereit machen die Toten zu empfangen. Sie wissen nie wie lange das Haus an Ort und Stelle bleibt. Manchmal sind es nur ein paar Tage, manchmal auch ein paar Wochen.
Marinka sehnt sich aber nach einem anderen Leben, doch ist es ihr verboten die Grenzen des Hauses zu verlassen. Sie will doch aber einfach nur mit anderen lebenden Menschen zusammen sein. Sie hat es satt immer nur die Gesellschaft des Todes zu spüren, zumal sie die Toten nicht versteht, denn sie sprechen eine andere Sprache. Baba meint zwar immer sie wird es verstehen, wenn sie selbst der Wächter des Hauses und der Pforte zu den Sternen sei, doch auf diese Aufgabe hat Marinka noch viel weniger Lust. Sie will ihr Leben leben, abseits des Hauses und dem Tod. Sie wünscht sich nichts sehnlicher.
Eines Tages aber kommt sie einem Geheimnis auf die Spur, welches sie betrifft. Es trifft sie hart und stellt ihr ganzes bisheriges und auch zukünftiges Leben in Frage. Hinzu kommt, dass sie plötzlich die neue Yaga sein soll. …. Sie ist durcheinander, allein und voller Wut und auch Trauer.
Die Geschichte um Marinka, ihre Oma, das Haus, ihre Hausdohle Jack und all die anderen Darsteller fängt recht beschaulich an. Marinka stellt erst mal alles vor und das drückt direkt etwas auf die Stimmung. Durch die ständige Anwesenheit des Todes wird es etwas melancholisch. Trotzdem ist es aber auch irgendwie märchenhaft.
Man merkt aber direkt, dass Marinka betrübt ist. Sie liebt ihre Baba und auch das Haus sehr, doch fühlt sie sich auch gefangen und will ausbrechen, aber das ist ihr untersagt. Sie darf sich nicht mit den Lebenden abgeben, da das eine Gefahr für das Haus und das Tor zu den Sternen sein, durch das die Toten zu ihrer letzten Reise aufbrechen. Baba sagt das immer und immer wieder.
Marinka wünscht sich nicht anderes als einen lebendigen anderen Menschen in ihrer Nähe. Es kommt wie es kommen muss und sie missachtet verschiedenste Gebote und das aus reiner Selbstsucht und bringt so alles aus den Fugen. Das Gleichgewicht wird gestört und Baba muss es wohl oder übel richten. So steht Marinka nunmehr ganz allein da, gefangen in ihrer neuen Berufung, in die sie gezwungen wurde und auf die sie gar keinen Bock hat, alleingelassen mit ihrer Wut und Trauer.
Hier haben für mich dann leichte Probleme mit dem Buch begonnen. Marinka kam mir sehr selbstsüchtig und egoistisch vor.
Sie reitet immer wieder, wie ein kleines bockiges Mädchen, auf dem Thema rum, dass sie überhaupt keinen Lust auf den Job hat und einfach nur Baba zurück haben will, auf das alles so sei wie es war und sie ihren Weg gehen kann. Natürlich kann ich verstehen dass sie wütend und traurig ist. Immerhin hat sie einen wichtigen Menschen verloren. Mir kam es aber so vor, als ob es kein anderes Thema mehr gab. Sie log andere an, nur um ihr Ziel zu erreichen. Ganz ehrlich, mir ging das ganz schön auf den Keks.
Jetzt habe ich gleich mit dem mir negativ aufgestoßenen Teil des Buches angefangen, aber es gibt auch positives zu berichten.
Ich finde die Umsetzung der Geschichte, abgesehen von dem selbstsüchtigen Marinkateil, recht gelungen. Man sollte hier aber kein fröhliches Buch erwarten. Die Stimmung bleibt, bis zum Ende hin, recht gedrückt. Insbesondere der Mittelteil ist fest in der Hand von Marinkas Trauer, Wut und Egoismus. Dennoch strahlt die Geschichte, durch die märchenhafte Anlehnung, viel Wärme aus. Ich will nicht sagen, dass es niedlich ist, das würde in Zusammenhang mit dem allgegenwärtigem Todesthema wohl unpassend sein, aber es ist einfach angenehm. Es gibt sogar einige spannende Elemente und irgendwie sogar etwas zu lernen. Wobei das vielleicht auch an der Lust des Lesers liegt etwas in die Geschichte hineinzuinterpretieren. Zumindest lässt die Geschichte soviel Spiel, dass man dies machen kann.
Marinka darf, getrieben durch ihren Wunsch aus ihrer Bestimmung aus zu brechen, einiges an neuen Erfahrungen machen und lernen, dass nicht immer das was scheinbar unerreichbar hinter dem Zaun liegt ausnahmslos besser ist als das was auf der eigenen Seite des Zaunes liegt. Sie muss lernen, dass man auch hier differenzieren muss. Marinka muss ihre eigenen Erfahrungen machen, um zu Erkennen was ihr wirklich wichtig ist und wo sie hingehört.
Ich habe beim Lesen der letzten Seiten darüber nachgedacht, ob das Buch eine Art Unterstützung oder Hilfe für ein trauerndes Kind sein könnte. Immerhin ist es ja auch ein Kinder/Jugendbuch. Doch ich glaube dies eher weniger.
Ich sehe diese Geschichte eher als melancholisches Märchen, welches, zum Teil verträumt, zum Teil drückend aber auch optimistisch, den Leser unterhalten will.
Am Ende war ich von diesem Werk nicht so begeistert wie von 'The Girl who speaks bear'. Marinka hat mich nicht so mitgerissen und war mir nicht so sympathisch wie die Geschichte um Yanka (The Girl who speaks bear). Marinka war lange Zeit einfach nur von ihrem Egoismus getrieben und das ging mir etwas gegen den Strich. Hier hätte die Verpackung anders sein müssen, um mir nicht so negativ aufzustoßen.
Fazit:
Ich bin nicht begeistert von der Geschichte um Marinka, aber ich fand sie dennoch schön. Die drückende Stimmung und das märchenhafte Setting haben ein gutes Bild ergeben. Es lief nicht rund mit uns beiden, aber ich bin am Ende dennoch positiv aus der Geschichte herausgegangen. Zumal es ja auch irgendwie ein kleines Happy End gab.