Marie-Hélène Lafon – Geschichte des Sohnes / Histoire du fils

  • Original : Französisch, 2020


    INHALT :

    André ist der Sohn, Gabrielle die Mutter. Vater unbekannt. André wächst bei Hélène, der Schwester Gabrielles, ihrem Mann und seinen drei Cousinen (« Schwestern ») auf. Gabrielle kommt jeden Winter für eine, jeden Sommer für drei Wochen heim aus Paris, wo sie ein eher nicht weiter bekanntes Leben führt. Der Roman spielt zwischen den ruralen (ländlichen) Departements der Ursprünge und Paris, erzählt die Geschichte einer Familie mit ihren Glücksmomenten und auch Tälern...


    Le fils, c'est André. La mère, c'est Gabrielle. Le père est inconnu. André est élevé par Hélène, la soeur de Gabrielle, et son mari. Il grandit au milieu de ses cousines. Chaque été, il retrouve Gabrielle qui vient passer ses vacances en famille. Entre Figeac, dans le Lot, Chanterelle ou Aurillac, dans le Cantal, et Paris, Histoire du fils sonde le coeur d'une famille, ses bonheurs ordinaires et ses vertiges les plus profonds, ceux qui creusent des galeries dans les vies, sous les silences.

    (franz. Klappentext)


    BEMERKUNGEN :

    Zwölf Kapitel nach einschneidenden Tagen aus den Leben der Protagonisten betitelt. Diese aber folgen nicht einander chronologisch, sondern springen zwischen 1908 bis 2008 : Hundert Jahre, drei Generationen. Und immer wieder die Frage der Ursprünge, der Väter und Mütter, und der Kindschaft, der Generationsfolge trotz aller Verweigerung oder Verneinung, bzw Ignoranz. « Geschichte des Sohnes ». Denn die Mutter von André ging als Krankenschwester mit einem soviel jüngeren, aber energischen Macho, Paul, eine Beziehung ein, der André entstammt. Er wird bei der Schwester von Gabrielle und ihrem Mann mit den drei Cousinen aufwachsen. Das ist sein Daheim. Fast in Ablehnung gegen die zweimal im Jahr auftauchende Mutter, den Vater lange nicht kennend. Denn diese waren inzwischen schon in Paris wohnhaft. Und André ist irgendwie nicht interessiert, und… doch – später auf der Suche nach diesen Ursprüngen. Aber so ganz wagt er nicht und niemals die Annäherung. Wielange aber werden diese Fragen von Identität und Ursprung mit sich rumgeschleppt ? « Wer einen unbekannten Vater hat ist auch ein unbekannter Sohn. » Auch noch in die weitere Kindergeneration hinein werden Fragen und Löcher weitergetragen…


    Das Hauptaugenmerk liegt wohl auf diese verwickelten Familienbande. Doch anscheinend so ganz nebenbei kommt auch – wie so oft bei Lafon – das Gefälle, der Spagat zwischen dem städtischen Paris und den so anderen ländlichen Departements Frankreichs zur Sprache. Ebenso – beiläufig – die « verschiedenen » Schicksale und Entscheidungen angesichts des zweiten Weltkrieges, zwischen Résistance und Kollaboration, Schein und Sein.


    Dies alles wird aber fast sprunghaft und nach und nach uns klarer. Lafon, bzw die Erzählerwarte, richtet das Augenmerk mal auf diese, mal auf jene Person in diesem Kreis. Manchmal erhellt ein viel später gegebenes Element ein vorhergehendes Kapitel und die dortige Situation. In den ersten Kapiteln nämlich ist zunächst mal garnichts klar…, und so verlangt das Buch auch, wie immer bei Lafon, ein aufmerksames Lesen. Manchmal spielt sie mit Reihungen und Variationen eines Ausdruckes, eines Wortes ! Das ist schon ziseliert und fein ! Innerhalb der Kapitel schreibt sie quasi abschnittslos und ohne direkte Rede in einem durch.


    Das ist schon was ganz Besonderes und verdiente Übersetzung und Aufmerksamkeit ! Siehe auch meine anderen Rezis : https://www.buechertreff.de/se…hlight=marie+helene+lafon .


    AUTORIN:

    Marie-Hélène Lafon wurde 1962 in Aurillac (Cantal) in einer Bauernfamilie geboren.Sie lebte dort bis zu ihrem 18. Lebensjahr, und war Pensionärin in einem von Ordensschwestern geleiteten Internat. Dann ging sie zum Studium nach Paris. Sie ist eine französische Schriftstellerin und unterrichtet derzeit Klassische Literatur (Französisch, Latein und Griechisch) in einem Pariser Vorort, wo sie auch lebt.


    Inzwischen hat sich diese Autorin schon ein schönes Werk erschrieben und ist in Frankreich recht anerkannt (natürlich nicht ungeteilt). Sie erhielt bereits verschiedene Preise und sollte mal so langsam den Weg in die deutsche Verlegerlandschaft finden. Sie « gehört zu den interessantensten literarischen Stimmen im heutigen Frankreich. Die meisten ihrer rund fünfzehn Bücher, die in mehrere Sprachen übersetzt vorliegen, spielen im Cantal in der Auvergne, in der abgeschiedenen, von Landwirtschaft geprägten Bergwelt, wo Lafon aufgewachsen ist » (amaz. Autorenvorstellung).


    (Weitere Infos auch auf der Autorenseite ihres französischen Verlages : http://www.buchetchastel.fr/fiche-auteur146 )



    Poids de l'article : 160 g

    Broché : 170 pages

    ISBN-10 : 2283032806

    ISBN-13 : 978-2283032800

  • verdiente Übersetzung

    Ja - schade - Deine Rezension macht einen auf das Buch neugierig, aber bitte auf deutsch!

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • verdiente Übersetzung

    Ja - schade - Deine Rezension macht einen auf das Buch neugierig, aber bitte auf deutsch!

    Inzwischen auf Deutsch erschienen, drawe ! Siehe obige Verlinkung, die ich selbst nicht mitbekommen habe...

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Marie-Hélène Lafon – Histoire du fils“ zu „Marie-Hélène Lafon – Geschichte des Sohnes / Histoire du fils“ geändert.