Carmen Korn - Und die Welt war jung

  • Klappentext

    1. Januar 1950: In Hamburg, Köln und San Remo begrüßt man das neue Jahrzehnt. Das letzte hat tiefe Wunden hinterlassen: in den Städten, in den Köpfen und in den Herzen. Gerda und Heinrich Aldenhovens Haus in Köln platzt aus allen Nähten. Heinrichs Kunstgalerie wirft längst nicht genug ab, um all die hungrigen Mäuler zu stopfen. In Hamburg bei Gerdas Freundin Elisabeth und deren Mann Kurt macht man sich dagegen weniger Sorgen um Geld. Als Werbeleiter einer Sparkasse kann Kurt seiner Familie eine bescheidene Existenz sichern. Nach mehr Leichtigkeit im Leben sehnt man sich aber auch hier. Schwiegersohn Joachim ist noch immer nicht aus dem Krieg zurückgekehrt. Margarethe, geborene Aldenhoven, hat es von Köln nach San Remo verschlagen. Das Leben an der Seite ihres italienischen Mannes scheint sorgenfrei, doch die Abhängigkeit von der Schwiegermutter quält Magarethe.


    So unterschiedlich man die Silvesternacht verbracht hat - auf Jöck in Köln, still daheim in Hamburg, mondän in San Remo -, die Fragen am Neujahrsmorgen sind die gleichen: Werden die Wunden endlich heilen? Was bringt die Zukunft?


    Über die Autorin

    Carmen Korn wurde 1952 in Düsseldorf geboren. Nach ihrer Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule arbeitete sie als Redakteurin für den „Stern“. Köln, Hamburg, San Remo – in Carmen Korns Leben spielen diese drei Orte eine große Rolle. In Köln wuchs sie auf, Hamburg ist seit Jahrzehnten ihre Heimat, und auch San Remo ist ihr ein vertrauter Ort. Carmen Korn ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.


    Mein persönliches Fazit

    Ich habe riesig gefreut, einen neuen Roman von Carmen Korn lesen zu können. Schon ihre letzte Trilogie hat mich vollends begeistert und zum Fan gemacht. Und auch dieses Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen. Wie in einer Art Tagebuch wird die Geschichte erzählt. Die Kapitel sind oft kurz gehalten, so dass man sich abends auch mal „eben schnell“ noch ein paar Seiten genehmigen kann. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und so hatte ich nie Probleme wieder reinzukommen.


    In „Und die Welt war jung“ erzählt Korn über die ersten zehn Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Sie erzählt die Geschichte dreier Familien, die durch Freundschaft und Verwandtschaft miteinander verbunden sind. Und sie tut dies gewohnt mit sehr viel Feingefühl und Liebe zum Detail, ohne sich in Kleinigkeiten zu verlieren. Ich finde, man merkt hier einfach, dass der Autorin die beschriebenen Städte vertraut sind. Es war einfach sehr schön den Wiederaufbau von Hamburg und Köln durch die Augen ihrer Figuren mitzuerleben. Jedes kleine Detail, jedes Gebäude und Straße birgt Erinnerungen an eine glückliche und friedliche Zeit vor dem Krieg.


    Es geht langsam wieder aufwärts nach dem Krieg. Nach dem reinen Überleben der Hungerjahre rückt jetzt das Leben selbst wieder mehr in den Vordergrund. Natürlich sind die Spuren des Krieges nicht zu übersehen – weder die an den zerstörten Gebäuden noch die seelischen, die viele Menschen täglich im Vorgenen mit sich tragen. Es ist ein bescheidener Wohlstand, der dort langsam erwächst. Wieder eine gute Flasche Wein zu trinken, genug zu Essen auf dem Tisch zu haben, Einkäufe in einem Feinkostladen – ein wenig mehr Leichtigkeit im Leben. Wieder Träume zulassen.


    Auch bei ihren Figuren hat Carmen Korn für mich wieder beweisen, wie wunderbar sie diese zum Leben erwecken kann. Die Sorgen und Nöte erscheinen manchmal alltäglich und nichtig auf den ersten Blick. Aber sie schafft es mühelos mich als Leser einzufangen und mitzunehmen, zu diesen Familien und deren Leben. Es fühlte sich an, als würde ich diese schon seit vielen Jahren persönlich kennen. Ich habe Anteil genommen am Schicksal jeder einzelnen Figur, habe mich mit ihnen gefreut und mit ihnen gelitten.

    Und dann hört das Buch mit einem fiesen Cliffhanger auf – ich muss wohl nicht erwähnen, wer da den Buchladen stürmen wird wenn der nächste Band erscheint, oder?


    Von mir ganz klar eine dicke fette Leseempfehlung und :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:!

  • "Das ganze Leben ist ein ewiges Wiederanfangen." (Hugo von Hofmannsthal)

    1950-1959, Hamburg, Köln, San Remo. Die ersten Nachkriegsjahre sind an niemandem spurlos vorübergegangen und auch, wenn es noch an allen Ecken und Enden an vielem fehlt, beginnen doch alle auf eine bessere Zukunft zu hoffen. In Köln versuchen Heinrich und Gerda Aldenhoven, mit wenigen Mitteln all ihre Lieben satt zu kriegen, denn die Kunstgalerie von Heinrich findet wenig Zulauf, die Menschen benötigen ihr Geld für dringlichere Dinge. Bei ihren Hamburger Freunden Kurt Borgfeldt, Elisabeth und Nina in Hamburg läuft es finanziell zwar besser aufgrund von Kurts Tätigkeit bei der Sparkasse, doch die Sorgen um Ninas Ehemann Joachim sind groß, der immer noch nicht aus dem Krieg heimgekehrt ist. Derweil lebt Heinrich Aldenhovens Schwester Margarethe Canna in San Remo, wo sie gemeinsam mit Ehemann Bruno und Familie den Intrigen und Boshaftigkeiten von Schwiegermutter Agnese ausgesetzt sind. Wie werden sie alle das neu eingeläutete Jahrzehnt erleben?


    Carmen Korn hat mit „Und die Welt war jung“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, in dem sie das Schicksal eng verbundener Familien ein Jahrzehnt lang an drei verschiedenen Orten beleuchtet und aufzeigt, wie die Nachkriegszeit diese vor große Herausforderungen stellt und wie die Protagonisten mit ihnen umgehen. Schon die Wahl des Buchtitels ist exzellent gewählt, denn die Jahre nach dem Krieg bedeuten nicht nur Wiederaufbau unter schwierigsten Bedingungen, sondern alle müssen ihr Leben neu ausrichten, Verluste verarbeiten, ihre Ängste überwinden und Weichen für die Zukunft stellen. Mit flüssig-leichtem, bildhaftem und empathischem Erzählstil lässt die Autorin den Leser abwechselnd von Köln nach Hamburg und San Remo reisen, um die Entwicklungen innerhalb der jeweils dort ansässigen Familien genau mitzuverfolgen, wobei sie die unterschiedlichen Sichtweisen sehr gut herauszustellen weiß. Nicht nur die zwischenmenschlichen Verbindungen unter den einzelnen Familien stellt Korn wunderbar heraus, aber auch den historischen Hintergrund hat sie sehr gut mit ihrer Handlung verwoben. Der Leser erlebt nicht nur den Wiederaufbau von Köln und Hamburg mit, sondern nimmt auch Anteil an der Entwicklung der einzelnen Protagonisten, die vereinzelt noch sehr lange an den hinter ihnen liegenden Kriegsjahren zu knabbern haben.


    Die Charaktere sind sehr liebevoll und detailgenau in Szene gesetzt, wirken wie aus dem Leben gegriffen und untermalen mit individuellen menschlichen Eigenschaften ihre Glaubwürdigkeit. Der Leser findet sich schnell in ihrer Mitte wieder, um Anteil an ihren persönlichen Schicksalen zu nehmen und mit ihnen zu fiebern. Heinrich und Gerda bestechen mit ihrer freundlichen, offenen Art, obwohl ihnen Sohn Ulrich und Tochter Ursula so manches Mal das Leben schwer machen, während die Cousinen Billa und Lucy sich trotz der angespannten finanziellen Situation ziemlich extravagant geben. Margarete, Bruno und Gianni geht es finanziell zwar gut, doch stehen sie unter der Knute von Schwiegermutter Agnese, die alle drangsaliert und mit ihren Intrigen aufzubringen versteht, während ihr Liebling Bixio die Frauenwelt aufmischt und mit allem durchkommt. Elisabeth leidet unter Depressionen, seit ihr Schwiegersohn als vermisst gilt. Während Nina der Rückkehr ihres Mannes kaum noch Chancen einräumt und sich der Zukunft zuwendet, hält Elisabeth eisern an der Hoffnung fest. Aber auch Protagonisten wie Vinton oder der kleine Jan tragen mit ihren Auftritten zum Unterhaltungswert der Geschichte bei.


    „Und die Welt war jung“ ist ein sehr unterhaltsamer Roman über drei miteinander verbundene Familien, deren Schicksal eng mit der dem historischen Hintergrund verbunden ist und aufzeigt, mit welch unterschiedlichen Problemen und Herausforderungen die Menschen damals zu kämpfen hatten. Wunderbar erzählt und mit einer absolut verdienten Leseempfehlung ausgestattet!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Dieser Roman entführt uns in die fünfziger Jahre. Der Krieg ist vorbei und nach schwierigen Zeiten geht es langsam bergauf. Bei den Aldenhovens in Köln gilt es, viele Mäuler zu stopfen, denn neben Gerda und Heinrich mit ihren Kindern leben auch noch Cousinen mit ihm Haus. Dabei bringt Heinrichs Kunstgalerie nicht genug ein, denn wer hat schon das Geld, um Bilder zu kaufen. Ihren Freunden Elisabeth und Kurt Borgfeldt in Hamburg geht es finanziell etwas besser. Aber ihr Schwiegersohn Joachim ist noch nicht aus Russland zurückgekehrt und Nina Sohn hat seinen Vater nie kennengelernt. Darf Nina ein neues Glück finden? Heinrichs Schwester Margarethe lebt mit ihrem Sohn und ihrem Mann Bruno Canna, der aus vermögenden Verhältnissen stammt, in San Remo. Ihr Leben könnte so glücklich sein, wenn da nicht ihre Schwiegermutter Agnese wäre, die sehr bestimmend ist.


    Der Schreibstil von Carmen Korn lässt sich sehr angenehm lesen. Sie führt uns zurück in die Nachkriegsjahre, in denen zwar Hoffnung auf ein glücklicheres Leben da ist, aber es gilt immer noch große Herausforderungen zu bewältigen und die Auswirkungen des Krieges sind allerorts noch sichtbar. Abwechselnd dürfen wir die Menschen in Köln, Hamburg und San Remo erleben.


    Ich habe diese Zeit teilweise schon bewusst miterlebt und finde, dass aller sehr authentisch beschrieben ist. Die Personen sind individuell und glaubhaft dargestellt. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Allerdings finde ich, dass einige der Personen ruhig etwas mehr Tiefe hätten haben können. Auch die politischen Verhältnisse jener Zeit hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht. Dennoch ist es schön, die Personen durch ihren Alltag mit ihren kleinen und großen Sorgen zu begleiten und zu erleben, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickeln.


    Mir hat dieser Roman gut gefallen und ich bin schon gespannt, wie es weitergeht.

  • "Und die Welt war jung" habe ich bereits vor einiger Zeit beendet. Allerdings ist es mir dieses Mal sehr schwer gefallen, meine Meinung in Worte zu fassen. Das Buch hat eine lange Anlaufzeit, es werden direkt zu Beginn viele Personen, Orte, Handlungen eingebracht, die im ersten Augenblick alle weit hergeholt wirken. Erst bei der weiteren Lektüre des Buches wird klar, dass alle Personen irgendwie miteinander verbunden sind. Ihre Schicksale gehen Hand in Hand, aber um das heraus zu finden, muss man wirklich "bei der Stange" bleiben.


    Ich als Leserin war eins ums andere Mal leider wirklich am Überlegen, ob ich es abbrechen soll. Der Schreibstil war einerseits emotional und gleichzeitig sehr nüchtern. Es wurde eine Intimität mit den Figuren aufgebaut, und dennoch fühlte man sich aussen vor, als betrachte man das Geschehen von Oben herab.


    Gleichzeitig bekommt man einen guten Einblick in die damalige Zeit, ihre Probleme, man spürt den Wandel und den Umbruch, der bevorsteht.


    Carmen Korn hat kein einfaches Buch geschrieben, es weist einige Längen in den Passagen auf, und hier muss man wirklich dran bleiben. Zum Schluss bekommt man ein Generationenbild gezeichnet, was wahrscheinlich einfach "nur" der Realität entspricht.4

    Gelesen April: 9 Bücher, 2 Comicreihen, 4157 Seiten
    Gelesen Mai: 13 Bücher, 2 Zeitschriften (Stern Crime Serie), 1 Comicreihe, 5065 Seiten
    Juni aktuell: 9 Bücher, 4 Comicreihen, 1 Zeitschrift (Stern Crime )

  • Da ich mich nicht so gut ausdrücken kann, schließe ich mich dieser Rezi. an. Sie drückt alles aus was ich auch so empfunden habe. Ich besitze auch die erste Trilogie von Carmen Korn und fand sie wunderbar. Mit diesem Buch komme ich nicht klar.

    Schade !

  • Lebensecht, mitreißend und spannend


    Als ich das Buch in den Händen hielt, fiel mir als erstes der Aufkleber „SPIEGEL Bestseller-Autorin“ auf und ich dachte: „Da ist die Latte ja hoch gelegt. Ob sie mit diesem Buch wohl darüber kommt?“ Ich sage es gleich vorweg: „Ja, und zwar mit Bravour.“


    Carmen Korn nimmt uns mit in die fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts und lässt uns diese zehn Jahre aus der Sicht von drei Familien durchleben – in Köln, in Hamburg und in San Remo. Sie schreibt ausgesprochen lebendig und dabei so einfühlsam, dass man sich schon nach kurzer Zeit nicht mehr nur als Beobachter, sondern fast schon als Familienmitglied empfindet – von allen drei Familien. Mir ging es jedenfalls so. Ich erlebte alles mit ihnen zusammen, saß mit ihnen beim Essen – und es gab ständig etwas zu essen. Immer, wenn ich das Buch zur Hand nahm, um weiterzulesen, sagte ich mir: „Mal sehen, was heute so auf den Tisch kommt.“


    Aber das Essen ist nicht der Hauptinhalt, obwohl es mir sehr gut gefällt, wie es sich in die Handlung einfügt. Die Autorin errichtet immer wieder neue Spannungsbögen, denn irgendein Geheimnis gibt es immer zu lüften. Kaum sind die Hintergründe zu einer Sache aufgeklärt, beginnt schon eine neue. Es ist einfach nicht möglich, mal zwischendurch nur ein kleines Stückchen in diesem Buch zu lesen. Mir ging es jedenfalls so, dass ich immer so gefesselt war, dass ich beim Lesen alles um mich herum vergessen habe.


    Fazit: Ein Buch, das mich begeistert hat – lebensecht, mitreißend und spannend.


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