Bas Kast - Das Buch eines Sommers: Werde, der du bist

  • Kurzmeinung

    Cordi
    Eine locker, leichte Lektüre die zum Nachdenken anregt, ganz ohne belehrend zu wirken.
  • Das Buch eines Sommers ist weniger ein Roman und mehr der Versuch, die Essenz des Lebens philosophisch aufzuzeigen, aber ganz von vorn:

    Es geht um Nicolas, der sich aus Pflichtgefühl seinem Vater gegenüber irgendwie in seiner beruflichen Laufbahn verrannt hat und eine Firma leitet, für die er seine ganze Zeit und Energie verbraucht. Als junger Mann wollte er eigentlich Schriftsteller werden wie sein Onkel Valentin. Der Onkel Valentin ist in dieser Geschichte der mit Abstand interessanteste Charakter und ich hätte mir gewünscht, die Geschichte würde sich eher um ihn drehen, und nicht lediglich um die Erkenntnis, die er bei Nicolas angestoßen hat. Im Laufe der Geschichte wird Nicolas immer wieder mit Fragen konfrontiert, was er sich denn eigentlich vom Leben erhofft, warum er daran forscht, das Altern aufzuhalten und wieso er nicht doch noch einen neuen Schreibversuch wagt.

    Die Geschichte lässt sich angenehm und zügig durchlesen, die 240 Seiten fühlen sich nicht sonderlich lang an. Das Buch reicht höchstens für ein Wochenende.

    Ein Spannungsaufbau ist im Grunde genommen kaum vorhanden. Es gibt einige Stellen, an denen man als Leser kurz stutzt und etwas "Größeres" erwartet, aber es kommt letztlich immer wie es kommen muss: Die Geschichte ist extrem vorhersehbar; man weiß schon sehr früh, worauf sie hinausläuft, man wundert sich lediglich, dass Nicolas so viele doch sehr eindeutige Hinweise braucht, um "sich selbst zu finden".

    Was ich als störend empfand, sind die vielen Parallelen, die beinahe penetrant vor die Augen des Lesers geführt werden. Ein oder zwei Parallelen machen eine Geschichte rund, fünf oder sechs Parallelen bauschen sie allerdings auf, ohne sie voranzubringen.

    Meine Empfehlung für das Buch mache ich davon abhängig, wie viel sich der Leser mit der Thematik der Selbstfindung bereits auseinandergesetzt hat. Wer schon hin und wieder über seine Lebensziele kritisch nachgedacht hat, wird vermutlich nichts erfahren, was ihm noch nicht bewusst ist. Wer allerdings das Hinterfragen seines Werdegangs stets unterlässt, weil er oder sie das Ergebnis fürchtet, sollte sich das Buch unbedingt durchlesen. Leider wird in dem Buch nie darauf eingegangen, wie es sich auf unsere Gesellschaft auswirken würde, wenn alle "werden, was sie sind". Für den Einzelnen ist es vermutlich immer fantastisch. Für die Gesellschaft wäre es eventuell schwierig, wenn die meisten nur noch Künstler, Schriftsteller oder Weinhersteller werden wollen würden. Diese Beleuchtung fehlt mir.

    Insgesamt ist das Buch dank seiner sympathischen Charaktere und der sehr sommerlichen, leichten Beschreibung der Villa Mystica eine nette Lektüre. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Das Buch eines Sommers: Werde, der du bist“ zu „Bas Kast - Das Buch eines Sommers: Werde, der du bist“ geändert.
  • Eine lebensverändernde Begegnung


    Inhalt: Eigentlich wollte Nicolas nach dem Abitur Schriftsteller werden. Doch aufgrund des Pflichtgefühls seinem Vater gegenüber beginnt er ein naturwissenschaftliches Studium und führt nun, nach dem Tod seines Vaters, dessen Pharmaunternehmen weiter. Doch so richtig zufrieden ist Nicolas nicht. Er hat kaum Zeit für sich und seine Familie; seine Träume werden hintangestellt. Als plötzlich sein Onkel Valentin stirbt, kommt Nicolas ins Grübeln, inwiefern er etwas in seinem Leben ändern muss.


    Persönliche Meinung: „Das Buch eines Sommers“ wird von Nicolas, der als Ich-Erzähler auftritt, erzählt. Inhaltlich werden einige philosophische Gedanken zur Endlichkeit und Sinn des Lebens und zur Frage, wie man aus dem Alltagstrott herauskommt, diskutiert. So behandelt „Das Buch eines Sommers“ indirekt auch Themen der Achtsamkeit oder Selbstsensibilität. Der Trott oder die Verpflichtungen, die einen immer wieder von den eigenen Wünschen zurückhalten, sind dabei sehr schön und bildhaft gezeichnet: Nicolas verrennt sich in eine Arbeit, die er eigentlich nur aus Pflichtbewusstsein angetreten hat, und vergisst dabei zu häufig, im Augenblick zu leben. In lichten Momenten fällt ihm dies auf, doch diese werden jäh von Gedanken an die Arbeit verdrängt, sodass der Alltag ihn wieder einfängt. Eingestreut werden dabei kluge Überlegungen zur Selbstbestimmtheit im eigenen Leben (Wie sehr haben wir Glaubenssätze von anderen unreflektiert übernommen?). Diese Thematiken werden allerdings nicht komplex geschildert, sondern sind ansprechend formuliert, sodass sich der Roman flüssig lesen lässt. „Das Buch des Sommer“ ist aber kein Ratgeber oder Selbsthilfebuch, das einem vorgefertigte Überlegungen vermitteln möchte, sondern ein Stück Gegenwartsliteratur, das Literatur auch auf der Metaebene diskutiert, weshalb sich viele verweise auf die „Literatur“ an sich finden: Nicolas möchte Schriftsteller werden, sein Onkel war selbst ein Schriftsteller, Nicolas trifft auf eine literarische Figur aus dem Werk seines Onkels, mehrmals erzählt Nicolas kleinere Binnengeschichten und der Roman endet mit einem literarischen Kniff, den ich jetzt nicht vorweg nehmen möchte. Es dreht sich somit viel um das Erzählen selbst. Insgesamt ist „Das Buch eines Sommers“ ein Roman, der einerseits wichtige und aktuelle Themen (Sinn des Lebens, das Glücklichsein) bespricht, andererseits aber auch literarisch schön geformt ist.

  • Dieses Buch beschäftigt sich mit dxer zentralen Frage, was wirklich zählt im Leben: Karriere, Geld, materieller Erfolg, den Ansprüchen anderer genügen? Oder aber den eigenen Träumen folgen, authentisch zu bleiben und auf die Stimme des Herzens zu hören?

    Vor genau diesen Weichenstellungen steht Nicolas, der Hauptcharakter dieses Buches, als er bei der Beerdigung seines Onkels Valentin erkennen muss, wie sehr er sich von seinen eigenen Träumen entfernt und den Kontakt zu seinen Sohn und seiner Frau verloren hat. Welche Richtung wird er einschlagen?

    Das Buch ist zwar locker geschrieben, kann aber trotzdem die Leser_innen in eine Tiefe führen, die auf den ersten Blick nicht erwartbar scheint. Es ist eine Einladung an jede_n, das eigene Leben darauf zu überprüfen, wo es noch der Stimme des eigenen Herzens folgt und wo eventuell nicht mehr. Und es kann dazu motivieren Veränderungen zu beginnen, wenn es nicht mehr komplett stimmig ist.
    Deswegen kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen und hoffe, das viele ihr Leben damit positiv verändern können.