Giovanni Boccaccio - Das Dekameron / Il Decamerone

  • ### Inhalt ###

    Das Dekameron von Giovanni Boccaccio ist eine Novellensammlung, die in den Jahren von 1349 bis 1353 entstand, eine Textsammlung die fast 700 Jahre alt ist! Es werden im Dekameron 100 Geschichten an zehn Tagen erzählt. Die Erzähler sind junge Leute, drei Männer und sieben Frauen aus reichem Hause. Diese fliehen aus Florenz in ein umliegendes Landgut vor der wütenden Pest, um sich dort mit ihrem Gefolge niederzulassen und in einer edlen und vornehmen Umgebung mit Gärten, Springbrunnen, schöner Natur und fürstlicher Bedienung Ruhe zu finden und den Rahmen für die folgenden Erzählungen zu schaffen. Dabei haben sie sich ein System ausgedacht, bei dem alle Teilnehmer im Wechsel einen Tag lang die Rolle des Königs oder der Königin einnehmen, die dann durch ihre Weisungen den Tagesablauf gestalten. Unter anderm bestimmen sie auch das Thema, an denen sich die von den Teilnehmern erzählten Geschichten orientieren sollen. Die Themen des Tages liste ich im einzelnen weiter unten auf. Am Ende der Erzählungen kehren die Teilnehmer wieder zurück in ihre Stadt.


    Die Themen der zehn Tage:

    Erster Tag: Es steht jedem frei zu erzählen, was ihm gefällt

    Zweiter Tag: Von Menschen, die von mancherlei Ungemach bedroht entgegen ihrer eigenen Hoffnung doch noch zu einem guten Ende finden

    Dritter Tag : Jemand bekommt durch geschicktes Betragen doch noch das, was er wollte

    Vierter Tag: Liebe, die ein unglückliches Ende nahm

    Fünfter Tag: Von Liebenden, die nach Schwierigkeiten doch zusammen kommen

    Sechster Tag: Ein geistreicher Einfall lässt eine Herausforderung überstehen, eine prompte Erwiderung einen Verlust oder eine Gefahr

    Siebenter Tag: Schabernack, den Frauen an ihren Ehemännern verübten aus Liebe oder zu ihrer eigenen Rettung

    Achter Tag: Von Streichen, die Frauen den Männern oder Männer den Frauen oder ein Mensch dem anderen spielt

    Neunter Tag : Jeder erzählt, was ihm beliebt

    Zehnter Tag: Von Menschen, die edel und großmütig in Liebesangelegenheiten oder anderen Dingen verfuhren.



    ### Meinung ###

    Boccaccio bedient sich einer tollen lebendigen Sprache. Es macht allein schon der Sprache wegen Spaß die Geschichten zu lesen. Es ist wohl die Sprache, die man sich klassisch unter einer mittelalterlichen Sprache vorstellt. Dinge sind „erquicklich", "wohl erzogen", „reinlich", „ehrbar" und "fürwahr von prächtigster Beschaffenheit“.

    Die Geschichten haben einen starken Fokus auf der Liebe zwischen Mann und Frau. Über das 14. Jahrhundert erfahren wir in den Geschichten vieles über die Bedeutung der Ehe, die Treue zu Gott oder den Ehepartnern, den Klerus. Die Geschichten sind wahrscheinlich größtenteils erfunden, spiegeln im Kern aber das menschliche Miteinander der Zeit. Besonders bemerkenswert fand ich die schlechte Meinung der Protagonisten den Priestern gegenüber, die wohl alle nur Heuchler und Halsabschneider sind, was durch entsprechende Geschichten belegt wird. Und natürlich auch die tausenden von Arten wie Männer und Frauen sich selbst über die Bande der Ehe hinweg miteinander vergnügen, um einem geprellten Dritten die Hörner aufzusetzen, was schon fast wie eine Art belustigender Sport rüberkommt, obwohl der Sexakt vor der Ehe als unfassbare Schande angesehen wird, für die der Tod der beiden Liebhaber keine übertriebene Strafe ist. Ja sogar das Rauben einer Ehefrau und der Mord des Ehemanns durch einen liebenden Verehrer ist nach anfänglicher Aufregung und nachdem sich die ersten Wogen geglättet haben, dann doch irgendwann ok und ehrenhaft, da es ja aus Liebe geschah. Die Frau an sich ist Eigentum des Mannes und es steht ihr gut zu Gesicht nicht geschwätzig zu sein. Wenn der Ehemann sein Eigentum verprügelt, sagt niemand etwas. „Die Frau muss sich dem Manne Untertan machen“ sagt einer der sieben Frauen in ihrer Einleitung als neue Königin des Tages. Alles in allem sind die Geschichten aber geprägt von menschlicher Wärme und liebevollem Umgang so wie es halt im Rahmen des Menschseins, der gepeinigt ist von Gefühlen und Leidenschaften, möglich ist. Die ganze Bandbreite menschlicher Lebensäußerungen finden sich in den Geschichten: Gemeinheit, Güte, Weisheit, Sturheit, Großzügigkeit und Hinterhältigkeit. Boccaccio schreibt, dass er das Buch für die Frauen geschrieben hat, da sie ja viel Zeit hätten, solange sie nicht mit der Liebe beschäftigt wären, da sie ja von ihren Männern weggesperrt werden und auch nicht die Möglichkeit hätten zu studieren. Die Geschichten haben ein starkes Gewicht auf der Liebe zwischen Mann und Frau in allen möglichen Variationen. Das fand ich etwas einseitig.


    ### Fazit ###

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Aus meiner Sicht eine tolle Geschichtensammlung, die ich gerne gelesen habe. Ich war erstaunt, dass ein so alter Text immer noch interessant sein kann.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Das Dekameron - Giovanni Boccaccio“ zu „Giovanni Boccaccio - Das Dekameron / Il Decamerone“ geändert.
  • Danke für Deine Vorstellung!!!

    Das Decamerone ist ein Zaubertrank,ein Vademecum,es sind die Novellen des Lebens,der Liebe ,des Menschseins.Und das alles in Boccaccios wunderbarer Sprache.Dieses Buch begeistert und überrascht mich seit vierzig Jahren immer wieder aufs Neue.:pray: